Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.
Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?
von Earl Warren
Vampir Horror-Roman Nr. 76
Juli 1974 / DM 1,20
Pabel Verlag
Frederik Lord, Besitzer einer Firma die metallverarbeitende Maschinen herstellt, ist Sammler seltener Antiquitäten. Sein Spezialgebiet sind die Hinterlassenschaften primitiver Ur-Völker. Für besondere Stücke ist er bereit Unsummen auszugeben. Sein Suchen führt ihn in eine heruntergekommene Gegend, in der er normalerweise freiwillig keinen Fuß setzten würde. Ein kleiner Antiquitätenladen zieht ihn aber trotzdem an. Der Besitzer, ein gewisser Cazador, scheint ihm zunächst nichts außergewöhnliches bieten zu können, zeigt ihm dann aber seinen Spezialraum mit ausgesuchten Schätzen. Lord ist entzückt und interessiert sich sofort für ein Regal mit Schrumpfköpfen aus dem Amazonasgebiet. Ein Exemplar hat es ihm besonders angetan und Cazador hat auch sofort eine Geschichte zum dem Artefakt parat. Der Kopf hat magische Fähigkeiten und erfüllt seinem Besitzer drei Wünsche. Allerdings geht er dabei seine eigenen Wege. Der Preis für den Kopf namens Araquui beträgt 100.000 Mark. Dem Industriellen bleibt die Spucke weg, aber er muss das Ding haben. Er schlägt Cazador einen Deal vor und zahlt ihm zunächst 10.000 Mark - den Rest, wenn seine Wünsche wirklich erfüllt werden. Der Ladenbesitzer willigt ein und setzt ein diabolisches Grinsen auf, das später in höhnisches Gelächter übergeht. Frederik Lord hält ihn für einen Spinner und zieht glücklich von Dannen.
Auf der Heimfahrt holt er den Kopf aus seinem Karton und äußert, ohne ein Ergebnis zu erwarten, seinen ersten Wunsch: Er soll ihm die fehlenden 90.000 Mark für den Kaufpreis beschaffen. Lord meint ein Glimmen in den Augen des Schrumpfkopfes zu erkennen und kurzzeitig wird ihm etwas mulmig, aber ansonsten passiert zunächst nichts.
Zuhause angekommen erfährt er vom Tod seiner Frau, die im Swimmingpool ertrunken ist. Die Neuigkeit trifft Lord sehr hart. Als er später registriert, dass die Lebensversicherung bei einem Unfall genau 90.000 Mark ausmacht, hat er sofort Araquui unter Verdacht. Er kontaktiert Cazador und verlangt eine Erklärung sowie die Aufhebung des Vertrages. Der Antiquitätenhändler zeigt ihm die kalte Schulter und erklärt ihm, dass er aus der Nummer nicht rauskommt. Erst wenn er drei Wünsche geäußert hat und er bei Lebzeiten den magischen Kopf wieder veräußert, ist er frei von dem Fluch. Bei Vertragsbruch oder anderen Intrigen wird ihn Araquui hart bestrafen.
Frederik Lord kann das immer noch nicht recht glauben und versucht den Schrumpfkopf los zu werden. Zuerst wirft er ihn in eine Metallpresse seiner Firma, aber ein Arbeiter findet ihn unversehrt bei Reinigungsarbeiten. Dann schmeißt er ihn in einen Fischteich, aber ein Angler zieht ihn wieder an Land. Kurz, der Kopf kehrt immer wieder zu seinem Besitzer zurück. Schließlich versucht Lord ihn in den Kamin zu werfen, doch da hat er nicht mit Araquui gerechnet der sich als mächtiger Magier und Dämon der Nacht vorstellt und ihm schreckliche Schmerzen schickt. Der Kopf fängt an zu sprechen und droht Lord mit noch schrecklicheren Qualen, wenn er Cazador nicht den ausgemachten Preis zahlt. Um Zeit zu gewinnen, sperrt Lord den Schrumpfkopf zunächst in den Tresor. Er wird schon einen Weg finden, das Ding zu vernichten.
Dann kommt eine weitere schlimme Nachricht für Frederik Lord. Sein Sohn Dieter, der ein Internat in der Schweiz besucht, wurde bei einem Zugunglück schwer am Kopf verletzt. In der Klinik erfährt er, dass es schlecht um Dieter steht und er um sein Leben kämpft. In seiner Verzweiflung fällt ihm der Schrumpfkopf wieder ein und er holt ihn abermals aus dem Tresor. Sein zweiter Wunsch: Dieter muss überleben.
Ein Wunder, sagen die Ärzte, aber Lord weiß es besser: Araquui hat seine dämonischen Finger im Spiel. Dieter erholt sich körperlich, aber geistig ist er auf das Niveau eines Dreijährigen zurückgefallen. Trotz den Niederschlägen fordert der Kopf seinen Preis und schickt dem Industriellen schreckliche Schmerzen und Albträume. Am anderen Tag sucht Lord den Antiquitätenhändler auf und zahlt die restlichen 90.000 Mark.
Dieter kehrt in die Lord-Villa zurück, doch er ist sehr verändert. Die Tobsuchtsanfälle sind noch das geringste Übel, denn er entwickelt sich zu einem wahren Sadisten, der Tiere anlockt und quält. Mehrere Männer müssen auf ihn aufpassen und das Hauspersonal hat Angst vor ihm. Frederik Lord erstickt seinen Kummer im Alkohol und trinkt am Tag eine Flasche Wodka. Die Geschäfte überlässt er seinen Angestellten, doch die Konkurrenz steht schon bereit um seine Firma billig aufzukaufen. Seine Hausärztin, Dr. Gaby Thomas, versucht ihm ins Gewissen zu reden und aus seiner Lethargie wach zu rütteln. Leider wählt Lord den falschen Weg und äußert seinen letzten Wunsch an Araquui: „Ich möchte, dass mein Sohn wieder völlig gesund wird.“
Sein Wunsch geht in Erfüllung - aber nicht sofort. Dieter schlägt in der Nacht noch seinen Bewacher nieder und zündet in der Ortschaft ein altes Haus an. Drei Menschen kommen in den Flammen um. Frederik sucht seinen Sohn und findet ihn schließlich. Dieter ist wieder Herr seiner Sinne und weiß von nichts. Man steckt ihn in eine Anstalt und der junge Mann zerfällt sichtbar. Er wird niemals wieder frei sein. Araquui hat einen weiteren Menschen ins Unglück getrieben.
Frederik Lord lässt sich wieder hängen und trifft in einer Bar auf seine alte Bekannte Stella Jäger. Stella, immer auf der Suche nach einer guten Partie, bandelt mit Lord an und verbringt ein paar Tage in dessen Villa. Geld hat er noch genug und der Verkauf seiner Firma steht auch noch aus. Im Schlaf gibt Lord das Geheimnis über den Schrumpfkopf unfreiwillig preis und Stella spricht ihn daraufhin an. Er erzählt ihr alles. Die gerissene Frau schaltet sofort und kauft Lord den Kopf für eine Mark ab. Sie möchte ihm zeigen, wie unsinnig die Geschichte ist - und der Fabrikant geht auf den Deal ein. Als erstes wünscht sie sich einen Nerzmantel und zehn Flaschen Champagner und, als nichts passiert, dass sich der Kopf selber vernichtet. Araquui ist erbost, geht auf Stella los und treibt sie vor einen LKW. Der Fahrer wollte gerade ein Paket an sie liefern. Der Inhalt: Ein Nerzmantel und zehn Flaschen Champagner.
Lord will nun endgültig den Kopf von Araquui loswerden, denn nach dem Tod von Stella Jäger ist er wohl wieder in seinen Besitz übergegangen, und bietet seinem Betriebsleiter Otmar Röder die halbe Firma an. Bedingung ist, dass er ihm den Kopf abkauft. Nach kurzen Zögern willigt Otmar ein und zahlt symbolische 1000 Mark an Lord. Der Fabrikant ist erleichtert, verkauft noch ein paar Immobilien und setzt sich schließlich ab.
Otmar Röder bringt die Firma wieder auf Vordermann, an den Schrumpfkopf in seinem Safe denkt er nicht – zumal er auch nicht an den Fluch glaubt. Als er sich in Barbara Steinfelder verliebt, die bereits einen Freund mit einem Porsche hat, versucht er sie mit einem noch teureren Wagen zu beeindrucken. Er holt Araquui aus dem Safe und wünscht sich einen Lamborghini. Zufällig hat seine Mutter an einem Preisausschreiben teilgenommen und gewonnen. Der Hauptpreis: Ein Lambo mit 320 PS. Barbara ist beeindruckt.
Als sein Bruder Bernd ihn nach 50.000 Mark fragt, er ist in zwielichtigen LSD-Geschäften verstrickt, holt er den Schrumpfkopf abermals aus dem Tresor. Bis Mitternacht soll der ihm eine Millionen verschaffen. Allerdings versucht Bernd vorher sein Glück in einer Spielbank, gewinnt von seinem letzten Geld eine riesige Summe und bekommt einen Herzinfarkt. Otmar wird wohl Nutznießer der gewonnenen Millionen, aber so richtig freuen kann er sich nicht darüber. Araquui hat wieder sein böses Spiel gespielt.
Zu allem Unglück kommt noch, dass Barbara jetzt wohl doch diesen Aufschneider mit seinem Porsche heiratet. Um diese Ungeheuerlichkeit zu verhindern, holt Otmar erneut den Kopf von Araquui aus dem Safe und stellt seinen dritten Wunsch:“Mach, dass Barbara meine Frau wird statt die von Alfred Löw.“ Einen Tag später erwischt Barbara ihren Alfred mit einem anderen Mädchen und löst die Verbindung. Otmar bemüht sich um seine Angebetete und wird erhört. Zwei Monate später ist dann Hochzeit, aber Otmars Freude soll nicht lange halten. Kurz vor der Abfahrt in die Flitterwochen hat Barbara einen tödlichen Unfall mit dem Lamborghini...
Um etwas aus Otmar Röder herauszubekommen, setzt Dr. Gaby Thomas, die heimlich in Otmar verliebt ist, auf ein Wahrheitsserum das sie ihm heimlich injiziert. Sie erfährt die gesamte unheilvolle Geschichte des Schrumpfkopfes und Otmars Mutter, die hinter der Tür lauscht, ebenso. Sie schiebt ihrem Sohn anschließend ein paar angeblich „harmlose“ Papiere zum unterzeichnen rüber/unter und kauft Otmar somit listig den Kopf ab. Röder und Dr. Thomas suchen nochmals den Antiquitätenhändler Cazador auf, der allerdings vor drei Tagen verstorben ist. Araquui Opfer im Jenseits sinnen auf Rache und haben Cazador noch einmal mit einem Rezept zur Vernichtung des Kopfes zu den Lebenden geschickt. Ein magischer Sud aus dem Saft der Oaxaru-Orchidee soll dem Dämon den Rest geben. Danach löst sich Cazador auf und verschwindet für immer.
Wieder Daheim erfährt Otmar, dass er gar nicht mehr der Besitzer des Schrumpfkopfes ist sondern seine Mutter. Sie hat sich auch gleich einmal Barbara und Bernd zu den Lebenden zurückgewünscht. Als sie auftauchen ist die Freude allerdings nicht allzu groß. Die Verwesung hat ihre Körper doch schon arg mitgenommen. Das war dann auch Araquuis letzter böser Streich. Als Otmar den Krug mit dem Sud über ihn ausleert, manifestieren sich nochmals alle Opfer des Dämons um ihm einen schönen Höllenritt zu wünschen. Ein Donnerschlag und anschließende Finsternis leiten seinen Abgang ein. Als es wieder lichter wird, ist Araquui verschwunden.
Der Spuk ist endgültig vorbei, aber er hat über die Jahrhunderte zahlreiche Opfer gefordert. Einer von ihnen war Frederik Lord, der an einer seltenen Blutkrankheit in Nizza verstarb. Dr. Gaby Thomas und Otmar Röder allerdings schauen in eine hoffnungsvolle Zukunft.
Walter Appels Geschichten beim VHR gefallen mir immer besser. So langsam kommen sie mir so vor, als wenn der Autor einen Spagat zwischen deutscher Erzählkunst und den Übersetzungen aus Frankreich versucht. Da geht`s um Hexen, die noch eine Rechnung offen haben, um alte Schauplätze und Gemäuer, die von Schrecknissen vergangener Tage einiges aufgesogen haben, oder um unheilvolle Verträge mit dem Reich der Finsternis. Im heutige Roman holt er sogar verstorbene Verwandte aus dem Grab zurück. Nicht selten verpasste Appel seinen Storys dabei noch einen fundierten, geschichtlichen Hintergrund. Eigentlich alles, was einen gemütlichen Lesetrip in das Reich der Geister und Dämonen ausmacht. Dazu noch ein Tässchen Tee und etwas zu knabbern – damit die Fingernägel nicht so leiden...
Das Grauen in seinen Romanen schleicht jetzt nicht unbedingt an Hauswänden entlang oder nistet in dunklen Ecken, aber er wusste, wie man Atmosphäre schafft. Zumindest die, die ich aus zahlreich in meiner Jugend konsumierten Romanen der 60er/70er kenne. Er schafft es irgendwie für die ganze Familie zu schreiben und war dabei meistens Unisex. Dieses Talent machte ihn wahrscheinlich auch für die sogenannten „Frauengrusler“ in Heftform tauglich, von denen er später so einige geschrieben hat. Im Laufe der Jahrzehnte werden wohl etliche Leserinnen mit einem Walter Appel ins Bett gegangen sein und in einigen Fürstenhäusern dürfte mächtig das Gaslicht geflackert haben – vor Spannung. Der Ehemann auf der anderen Hälfte der Matratze, dürfte mit ihm dagegen eher nach Laramie geritten sein. Appel deckte fast alle Bereiche des Heftromans reichlich ab, was die Titelliste seiner Romane hier beim Zauberspiegel sehr deutlich zeigt.
DER MAGISCHE SCHRUMPFKOPF fängt seltsamerweise, wie sein Vorgänger DIE RACHE DES MAGIERS, in einem abgelegenen Vorort einer nicht genannten Stadt an, in die der Protagonist normalerweise keinen Fuß setzen würde. Auch die gesellschaftliche Stellung ist ähnlich – arme Schlucker sind Appels Figuren jedenfalls nicht. Dazu gibt es aber noch weitere recht auffällige Parallelen wie das Ableben der Gattin, der körperliche Verfall der Hauptfigur oder der Fluch, der schließlich in einem Fiasko endet. Auch dass die Handlung ab ca. Heftmitte auf einen anderen Akteur überspringt, hatten wir schon im Vorgänger. Diesmal klang und las sich das allerdings ein wenig runder und geschmeidiger als sonst. Nichts musste nacherklärt werden und Fragen blieben auch keine offen. Für alles hatte der Autor eine recht sinnvolle Erklärung parat. Zumindest ist mir jetzt nichts gravierendes aufgefallen bzw. aufgestoßen. Aber ich bin ja auch genügsam und wir sind immer noch bei einem trivialen Heftroman anno 1974.
Wie gesagt, kommt der Roman in zwei Teilen daher: Einen mit Frederik Lord und einen mit seinem ehemaligen Geschäftsführer Otmar Röder. Eigentlich schade, denn Lord gefiel mir, wie er naiv in die Fänge des Schrumpfkopfes geriet und anschließend im Suff landete (eine Flasche Wodka am Tag – da muss man sich erst einmal hinarbeiten), um einiges besser als Otmar Röder, der wissentlich die Magie von Araquui für seine Belange nutzte. Lord wollte den Fehler seines ersten Wunsches nur wieder ausbügeln, wohingegen sich Otmar selbst dreimal tüchtig in die Scheiße ritt. Am Ende strahlte er dennoch und bekam sogar unverhofft eine neue Braut. Die Alte stand eh nur auf dicke Karren, großspurigem Gehabe und spielte mit den Männern. Die Barfly Stella ging sogar noch einen ausgekochten Schritt weiter und wollte sich den unglücklichen Fabrikanten krallen. Das sie von dem LKW überrollt wurde der ihr die gewünschten Sachen brachte, war schon eine komische Nummer. Das Frauenbild rettete dann aber die Dorf- und Hausärztin Dr. Gaby Thomas mit ihrer Liebe zu Otmar. Nach ihrem Dazwischenfunken löste sich der Fall dann auch prompt auf. Appel fand sogar noch Zeit, die Vorgeschichte des Kopfes Araquui in groben Zügen zu schildern und sein Abgang war noch einmal eine große Parade all seiner Opfer die als Geistwesen um ihn herumstanden und ihm einen schönen Höllenritt wünschten. Ein richtig schöner Showdown mit Donner und Schwefeldampf, dafür ohne Eile und Hektik. Übrigens haben wir am Schluss noch eine weitere Ähnlichkeit zu VHR 72, denn in beiden Romanen wird der Dämon mit reichlich Flüssigkeit zur Strecke gebracht. Standesgemäß musste es bei dem Amazonasdämon Araquui natürlich ein Sud aus Orchideenbrühe sein.
Wenn man so will kann man den Roman als modernes, leicht angegrautes, Märchen verstehen. Verzauberte Gegenstände, die ihren Besitzer drei Wünsche erfüllen, gibt es bei Grimm und Co. zu genüge und nicht immer ging es für die Beteiligten glimpflich aus. Hier kam dann wieder Appels Talent zum tragen, dass er die Grundgerüste solcher Geschichten mit Gruselelementen garnieren und in die Neuzeit transportieren konnte. Mir hat der „Schrumpfkopf“ zumindest gefallen und ist von den erschienenen Earl Warren Vampiren bisher mein Favorit. Zugegeben wurde es bei den Besitzverhältnissen über den Kopf etwas unübersichtlich, denn eigentlich hatte ihn die getötete Stella (Nerz und Champagner) ja dem armen Frederik Lord abgekauft. Nun, Araquui ging eh seine eigenen Wege und schaltete ehemalige Besitzer auch nach Weitergabe aus und schickte z.B. dem Fabrikanten Lord nachträglich für die Weitergabe seines Wissens noch eine schlimme Krankheit.
Die Sache mit Otmars Bruder Bernd war eigentlich auch eine kleine Lachnummer, diesmal allerdings mit Krimi-Elementen. Der Gute hatte sich am Handel mit LSD beteiligt und brauchte dringend 50.000 Mark (dabei wird auf dem Video zum Woodstock-Festival immer vor dem „braunen Acid“ gewarnt). Der aufmerksame Leser hat sofort geschnallt, dass Bernd als Kanonenfutter dient und wohl recht bald entsorgt wird. Nun, es gibt Schlimmeres als einen Herztod vor Freude nach einem Riesengewinn, oder doch nicht. Zumindest zeigt uns der Verlauf der Geschichte, dass bescheidenere Wünsche einen länger leben lassen und Schrumpfköpfe unbedingt zu meiden sind. Finger weg – auch wenn sie nur lumpige 100.000 kosten sollten und noch so possierlich aussehen...
Schrumpfköpfe sind seit Harry Potter ja wieder angesagt. Man erinnere sich an den Copiloten des Busfahrers. Thole hat alles aus dem Thema herausgeholt und ein Prachtexemplar auf die Leinwand (Karton?) gebracht.
Bei VAMPIR INFORMIERT geht es heute um zwei gar schreckliche Fälle von „Vampirismus“ und seine Folgen für die nahe Verwandtschaft, die sich um das Jahr 1870 herum abspielten. Stirbt ein Familienmitglied, „zerrt“ er meist noch ein paar Verwandte mit ins Grab. Die Angst ging um. Irgendwie ist der Vampirglaube aus den Balkanländern auch in Preußen angekommen und schlug jetzt um sich. Kürzlich verstorbene wurden aus ihren Gräbern geholt und nachträglich geköpft, oder man rammte ihnen Holzpflöcke ins Herz. Selbst im illustrierten Wochenblatt „ Die Gartenlaube“ (Jahjrgang 1873) erschienen zwei Artikel („Der Vampyr-Schrecken im neunzehnten Jahrhundert“) zu diesem Thema. Bevor man den Text allerdings auf die Leser losließ, warnte der Verfasser, Carus Sterne, nochmals eindringlich vor Nebenwirkungen.
„Dem Jahre 1872 blieb es vorbehalten, den Beweis von der ungeschwächten Fortdauer der ohne Frage furchtbarsten Wahnvorstellung, welche jemals die überreizte Phantasie eines kranken Gehirns ausgesponnen hat, bis vor ein preußisches Obertribunal zu bringen. Denn furchtbar muss der Vampirglaube nicht bloß wegen seines starke Nerven erschütternden Inhalts genannt werden, sondern noch mehr wegen der Lebensgefahr, in welcher er, einer ansteckenden Seuche gleich, die von ihm befallenen stürzt. Ich bitte im voraus diejenigen meiner freundlichen Leser, die leicht von bösen Träumen heimgesucht werden, den nachfolgenden Bericht, welchen ich aus den zuverlässigsten Quellen schöpfen konnte, lieber am Vormittag oder bei hellem Tage, als Abends oder Nachts zu lesen, da ich mich außerstande sehe, das Gräßliche des Gegenstandes zu mildern, obwohl ich mich natürlich bestreben werde, es nicht durch Übertreibung zu verschlimmern.“
Bei aller Liebe und Fürsorge zu seinen Lesern: So funktioniert Eigenwerbung. Was die feine Gesellschaft damals noch in Ohnmacht fallen ließ, ist heute natürlich nur noch ein müdes Gähnen wert. Die Ängste sind andere geworden und Bilder von schrecklichen Ereignissen werden heute direkt ins Haus geliefert. Ohne Vorwarnung...
Mit dem nächsten Artikel sind wir dann „ZU GAST BEI MR. VAMPIR“ von Peter Randa. Der Roman (Original von 1956) hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber etwas Patina schadet ja bekanntlich nicht.
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