Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die Insel der wandelnden Toten
Der Vampir-Horror-Roman
Die Insel der wandelnden Toten
Die Insel der wandelnden Toten
Mein Senf
Nachdem sich Dorian Hunter in den letzten Nummern der VHR- Unterserie fast ausschließlich um die Beseitigung seiner wenig geliebten Brüder gekümmert hat, geht es jetzt darum, den Endboss in die Knie zu zwingen. Kein geringerer als Asmodi, Oberhaupt der Schwarzen Familie und nebenberuflich Chef eines Verbrecher-Syndikats, gerät nun in den Fokus des Dämonen-Killers. Dabei fährt Ernst Vlcek, der nach drei Nummern in Folge von Luif/Davenport mal wieder ran durfte, einiges auf. Mit einem kleinen, schwer bewaffneten Elitekommando landet Hunter an der Küste der Teuelsinsel und erlebt dort ein spannungsgeladenes Abenteuer mit vielen dämonischen Überraschungen.
Hat der Höllenfürst Gefühle und ist er dadurch angreifbar? Ja, warum nicht! Seit dem Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ wissen wir schließlich auch, dass er eine Großmutter hat und er sich ab und an bei ihr ankuschelt. Darf nur keiner wissen, denn wer hätte dann noch Angst vor dem Gehörnten. Außerdem werden zu zart besaitete Dämonen im DK-Kosmos recht schnell entsorgt und in Freaks verwandelt. Asmodi hat wahrscheinlich deshalb seine Muse Valiora (nach eigener Aussage) immer recht kräftig beschimpft und mies behandelt. Man will ja nicht auffallen. Kein Wunder, dass sie keine Lust mehr auf ihn hatte und sich dem Dämonen-Killer in die Arme warf. Der raubeinige Womanizer kennt sich mit schrägen Frauentypen recht gut aus und hatte für die Abtrünnige natürlich ein offenes Ohr. So leicht kommt man nicht an Interna über seine ärgsten Gegner.
Bevor es aber ab ca. Seite 30 zur Teufelsinsel ging, musste Hunter noch ein wenig Kanonenfutter um sich scharen. Dabei bediente er sich bei den Leuten von Don Chiusa, wo es reichlich eingeölte Pomaden-Träger gab. Der Leser ahnte natürlich, dass von so Typen (bekannt aus diversen Italo-Klopperfilmen) wie Marcello mit dem schiefen Kiefer, Giovanni dem einarmigen Rabattmarkenfälscher und dem unheilbaren Krätzeluigi am Ende der Story nicht viel übrig bleiben wird. Kiefer-Marcello gab es im Roman übrigens wirklich. Langsam wurden die Mafiosis in die Welt des Übernatürlichen eingeführt, bevor sie auf der Insel „kurz“ ihren Mann stehen mussten. Normalerweise sind die Hauptautoren Luif und Vlcek dafür bekannt, den einen oder anderen magischen Bannspruch (gerne auch etwas komplizierter) im Storyverlauf unterzubringen. Heute ging es mit Flammenwerfern, Maschinenpistolen und Granaten etwas ruppiger zu. Vlcek fackelte auch nicht lange beim abdrücken und ein paar mafiöse Kollateralschäden wurden einfach ins Gebüsch gezogen.
Der Horror kam diesmal auch nicht zu kurz. Recht plastisch und vielfarbig beschrieb der Autor das verwesende Fleisch der Opfer von Valiora:
Was er vor sich sah, musste einmal ein Mann gewesen sein. Jetzt war das Gesicht wie von der Pest zerfressen. Die Haut – sofern noch vorhanden – war schwarz verfärbt; über die Augen hingen Muskelstränge, an denen noch die Haare der Brauen klebten. Da sie seine Sicht behinderten, riss das Wesen sich die Fleischfetzen einfach ab. Und als es zwinkerte, fiel ein Auge aus der Höhle. (Seite 7)
Neben Augen verteilten die infizierten Untoten auch reichlich andere Körperanhängsel und wer von ihnen berührt wurde, war blitzschnell einer von ihnen. Auslöser dieser unangenehmen Hautirritationen war Valensina... äh, Valoria und ihre Figuren, die auf der ganzen Insel verteilt waren. Wer ihren nackten Reizen folgte und von einem ihrer steinernen Ebenbilder umarmt wurde, war dran und brauchte sich ums Eincremen keine Gedanken mehr zu machen.
Asmodis Insel hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Irgendwo im Nirgendwo mit viel Nebel drumherum und von fliegenden Monstern bewacht. Stattdessen lebt er in einer Art Monaco des Bösen - Asmodi-Town. Der Teufel hat beim Dämonen-Killer seine olle Schwefelhöhle gegen einen Marmorpalast getauscht und empfängt Gäste aus aller Welt. Und da sind wir wieder bei einer der Stärken der Serie: Das Böse ist in der Gegenwart angekommen, ist moderner und irgendwie auch einen Ticken menschlicher (und nachvollziehbarer) dargestellt – siehe Asmodi. Selbst Valiora lebte in einer Villa. Einmal den Bann von Asmodi entronnen, kochte sie Hunter und Begleiter Kaffee und rührte ein paar Eier in die Pfanne. Ein paar Seiten vorher ist sie noch übers Wasser gelaufen und hat Pestflüche verteilt. Übrigens, die Karte, die sie ständig manipulierte und auf den neuesten Stand brachte, erinnerte stark an Harry Potters „Karte des Herumtreibers“. Wurde der Dämonen-Killer ins Englische übersetzt.
Wie schon erwähnt, wartete auf den Landungstrupp um Hunter jede Menge Vergnügliches zum fröhlichen Ableben. Zumindest für den Leser. Die Valoria-Statuen waren nicht die einzige Überraschung, denn da gab es auch noch das Dorf der Greise, dass von Stheno und Euryale neue Einwohner und gelegentliche Fleischrationen bekam. Die etwas weniger bekannten Schwestern der Ober-Gorgonin Medusa aus der griechischen Mythologie, führten eine Art Senioren-Residenz als Bollwerk gegen Eindringlinge. Wer durch den Dschungel zu Asmodi wollte, kam an dem Dorf nicht vorbei. Die Alten waren echt miese Gesellen, die ihre angefeilten Zähne gerne mal in noch lebende Schultern schlugen. Zudem schaffte es Vlcek noch, einen Werwolf in die Geschichte einzubauen, dessen Abgang (er hatte ein silbernes Kreuz verschluckt) auch recht plastisch beschrieben wurde. Irgendwie hat es der Wolf geschafft, sich selber aufzufressen. Rund um Asmodis Domizil waren allerdings Finsterlinge in Menschengestalt postiert, um die Gäste aus aller Welt nicht abzuschrecken. Jetzt ist die ganze Zeit von Asmodi die Rede, dabei spielt das Oberhaupt der Höllenbrut im Roman gar nicht mit. Wenn ich mich recht erinnere, taucht er irgendwo, in Badehose, an einem Swimmingpool in einem der nächsten DK-Bände wieder auf.
Die kulinarischen Ausflüge von Davenport gab es zwar nicht, aber man hat Hunter, dem eingefleischten Whisky-Trinker, zweimal Wein vorgesetzt.
Einer der Leibwächter brachte eine Flasche Malvasia die Lipari. Dorian nippte kurz an seinem Glas, um den Don nicht zu verärgern, erbat sich danach jedoch anstatt des süßlichen Dessertweines einen Bourbon. Er benötigte zwei Drinks pur, um den aufdringlichen Geschmack des Weines wegzuspülen. (Seite 12)
Mir geht es ähnlich mit Kölsch. Wie es bei den bisherigen Däki-Nummern üblich war, bediente sich Vlcek an reichlich Kartenmaterial und führte die Leser auf Boots-Sightseeing-Touren durch die sizilianischen Wasserstraßen. Da kam bei mir kurz Urlaubsatmosphäre hoch, aber ein Blick aus dem Fenster sagt mir ganz deutlich, dass es für süffige Longdrinks mit Cocktailschirmchen noch etwas zu früh ist.
Insgesamt gesehen war DIE INSEL DER WANDELNDEN TOTEN ein durchgehend runde und äußerst spannende Fortsetzungsgeschichte der Serie. Für Neueinsteiger vielleicht wenig zu speziell. Trotzdem, dank der Exposearbeit von Ernst Vlcek greift ein Roman in den nächsten. Obwohl die letzten drei/vier Nummern, wegen dem Bruder-Entsorgen, ein wenig auf der Stelle traten. Davenport hat das Beste daraus gemacht (seine Schreibe macht immer wieder Spaß), und die Dämonenbrüder mussten schließlich weg, aber mit DK 15 ging es nun endlich mal wieder ein Stückchen vorwärts. Wie gut es einer Serie doch tut, wenn jemand die Handlung nicht aus den Augen verliert, den Überblick behält und man sich abspricht. Das wird später, (man darf nicht vergessen dass Luif und Vlcek befreundet waren und sich des öfteren sahen bzw. zusammen wohnten) als weitere Autoren einstiegen, sicherlich nicht mehr so einfach gewesen sein. Ein wenig ließ die Qualität der DK-Romane im hinteren Drittel der Serie auch nach, aber da sind wir ja noch lange nicht. Ab jetzt geht die Handlung erst einmal weiter mit der Jagd auf Asmodi, der sich wahrscheinlich eher als Jäger von Dorian Hunter sieht. Es bleibt spannend...
Was gab es sonst noch?
Das Titelbild. Thole setzte mal wieder auf eins seiner Rührei-Gesichter. Der Mond von Wanne-Eickel ist es jedenfalls nicht, was da auf die Südsee-Schönheit heruntertropft. Die schrecklichen Gammelfratzen waren eine Spezialität des holländischen Malers und tauchten in verschiedenen Varianten ab und an mal auf ( Der Hexenmeister, Amoklauf usw.). Schön schaurig aber auch gewöhnungsbedürftig.
Bei VAMPIR INFORMIERT war, nach einer längeren Pause, mal wieder ein Leser an der Reihe. In einem sehr persönlichen und seltsam berührenden Brief an die Redaktion, ging es um die Thesen von Hans Holzer zu Spuk- und Geistererscheinung, um den Selbstmord der Frau des Lesers und verschwundene Fotos, die ihn in SA-Uniform zeigten. Man wurde kurz daran erinnert, dass der letzte große Krieg 1974 erst knappe 30 Jahre vorher beendet war.
Übrigens erschien (Werbung auf dem Backcover) Perry Rhodan 1974 auch in Japan. Seine internationale Gesamtauflage betrug zu dieser Zeit über 100 Millionen Exemplare. Wahnsinn...