Das alte Rom und die Apokalypse - »Die Erben Abaddons 2 - Remedium«
Das alte Rom und die Apokalypse
»Die Erben Abaddons 2 - Remedium«
Alle Wege führen nach Rom, so auch scheinbar hier der Weg der drei Autoren der Serie. Wobei man sich jetzt aber fragen muss, ob es wirklich eine Serie ist, oder eher eine Anthologie postapokalyptischer Geschichten, denn in #2 gilt „Neues Spiel, neue Protagonisten“.
Das man sich hier beim alten Rom und dessen Gepflogenheiten bedient hat, wird von Anfang an klar und die Dreierbande macht auch keinen Hehl daraus. Wie so auch nicht? Spielt dies doch alles auf dem Planeten Erde und man sollte davon ausgehen, dass sich gewisse Herrschaftssysteme in einem apokalyptischen Umfeld wieder etablieren können. Nach dem Motto „Hatten wir schon einmal, hat halbwegs funktioniert, wieso also nicht kopieren?“, denn der Mensch ist bekanntlicherweise ein Gewohnheitstier.
Doch auch die Segnungen der Neuzeit, vor dem Untergang, sind nicht in Vergessenheit geraten und der Ausspruch eines Rauschmeisters – nein, nicht Rausschmeißer – bezüglich des Umstandes das sich zwar die Gegebenheiten verändert hätten, aber der Mensch an sich nicht, trifft den Nagel mitten auf den flachen Kopf. Und dieser Rauschmeister bedient sich ebenfalls Dingen wie Viagra, von der als rautenförmige blaue Pille gesprochen wird.
Zwei Handlungsebenen bestimmen den Verlauf der Geschichte, welche sich auf Neu-Babel, einer Pfeilerstadt hoch in den Wolken abspielt. Neu-Babel ist in zwei Abschnitte unterteilt: Braunbabel – der Teil in dem die Ärmsten der Armen ihr hartes und unwürdiges Leben fristen und Prachtbabel – der Teil, auf dem Völlerei, Überfluss und Dekadenz zuhause sind.
Einer der beiden Hauptprotagonisten ist Nele, eine junge Frau auf Braunbabel, welche ein schweres Schicksal aufzuweisen hat. Nicht nur das sie um ihr tägliches Überleben kämpfen muss, auch eine Krankheit macht ihr Leben zusätzlich zur Hölle.
Der zweite Hauptprotagonist ist der Superiat Lukures auf Prachtbabel, welcher innerlich bereits durch die ganzen Vergnügungen, welche sein Leben im Überfluss anzubieten hat, abgestorben ist. Er versucht dieser schwarzen Leere der Gleichgültigkeit zu entfliehen und begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Die Reise Lukures zeigt die Segnungen der Achtsamkeit nach Kabat Zinn und die Möglichkeiten, welche einem das Leben bieten kann, wenn man sie nur erkennt.
Doch sind die beiden nur Menschen, und auch wenn alles im Jahr 2306 spielt, so sind die Verhaltensweisen sofort erkennbar und können auf jede Epoche der Menschheitsgeschichte umgelegt werden. Immer nach der Maxime „Älter werden wir, aber wir lernen nichts dazu!“.
Auch der zweite Band bot mir kurzweilige Unterhaltung, welche auch den hin und wieder aufkommenden Seitenhieben auf die Jetztzeit geschuldet ist.
Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser und Thomas Karg bieten wieder eine Geschichte aus einem Guss an, was bei einem Autorenteam sicher schwer zu bewerkstelligen ist. Auch sollte das Lektorat von Torsten Low einmal lobend erwähnt werden, denn ich konnte auf 153 Seiten nur einen einzigen Fehler entdecken. Respekt!