Nicht nur für Lovecraft-Fans - »Die Alten waren, die Alten sind«
Nicht nur für Lovecraft-Fans
»Die Alten waren, die Alten sind«
„Das Grauen in den Bergen“ handelt von einem Mann, der sein Schicksal, welches seinem Leben gerade erst eine unerwartete und positive Wendung gegeben hat, auf die dümmste Weise herausfordert, welche man sich vorstellen kann – durch die Neugier auf das Unbekannte und Verbotene! Er ist nicht in der Lage der letzten testamentarischen bitte seines Vaters nachzukommen, und stürzt sich und sein Umfeld ins Verderben. In „Wurmstichig“ ist es erneut die Neugier, die einen Mann an den Rand seiner Existenz bringt und dessen was er in der Lage ist zu verkraften. „Der Untergang von Godly Gulch“ schildert die Geschichte eins Jungen, dem ebenfalls die Neugier zum Verhängnis wird.
Somit hatten alle drei Novellen für mich die Verbindung in der Neugier und der Schlussfolgerung das Unwissenheit teilweise besser sein kann, als dem Drang nachzugeben, alles bis ins kleineste Detail zu ergründen.
Die Geschichten steigern sich in allen Belangen. Ist die erste Novelle noch recht gesittet, was den Gore-Faktor und die Brutalität angeht, so sind die beiden darauffolgenden jeweils um ein gewisses Maß gesteigert zu ihrem jeweiligen Vorgänger. Das ist natürlich rein subjektives Empfinden und kann von anderen Lesern nicht so empfunden werden.
Fred Ink geht in der Charakterisierung seiner jeweiligen Protagonisten sehr in die Tiefe. Die Verwendung der Erzählweise welche Lovecraft benutzte, also aus der Ich -Perspektive in einer Erzählung, lässt viel Spielraum für den inneren Monolog des Hauptakteurs. So kann man, auch wenn ich wie von drei der Erzählenden nicht wirklich sympathisch fand, mitfiebern und versuchen zu verstehen, warum XYZ gerade so gehandelt hat, wie es denn geschehen ist.
Ink verstehe es hervorragend mit der Form der Sprache umzugehen, welche mich an Lovecraft so begeistert. Und auch wenn die zweite Geschichte in der relativen Gegenwart angesiedelt ist, so benutzt er auch hier keine konventionelle Umgangssprache in der Erzählung des Protagonisten, sondern lässt ihn bereits zu Beginn feststellen, das er Wert auf gehobene Aussprache legen und diese von ihm auch hierbei benutzt würde.
Inks dreifacher Ausflug in die literarische Welt des H.P. Lovecraft lässt einen am Ende des Buches mit genau dem Gefühl zurück, welches man vom Altmeister der Horrorliteratur gewohnt ist: Am Ende kommt man nicht wirklich dem Grauen davon, es ist immer und ewig vorhanden.
Sprachlich kann er sich ebenfalls mit Lovecraft messen und muss sich nicht verstecken. Dunkel, düster und bedrückend sind die Welten des Fred Ink hier und, wie gewollt, nicht wirklich dazu angetan eine gute und gar fröhliche Stimmung beim Leser zu erzeugen.
Nicht nur für Lovecraft-Fans möchte ich hier eine „Riskiert mal ein Auge“-Empfehlung aussprechen. Ich hatte meine Spaß, auch wenn man diesen eigentlich in Anführungsstriche setzen sollte.