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MICHAEL MOORCOCK

Michael MoorcockMICHAEL MOORCOCK

Michael Moorcock wurde am 18. Dezember 1939 in Mitcham, Surrey, in der Nähe von London geboren.

Einer seiner frühesten Kindheitserinnerungen ist und bleibt das ausgebombte London des Zweiten Weltkrieges, das in der einen oder anderen Form immer wieder in seinen Werken auftauchte. Seit seinem dritten Lebensjahr war er eine Leseratte. Zu seinem Lieblingsautoren zählten u. a.  Henry Rider Haggard, George Bernard Shaw, H. G. Wells oder Charles Dickens.

„Ich habe früh mit dem Lesen angefangen. Vom Alter von drei Jahren an las ich Unmengen. Der erste vollständige Roman, den gelesen zu haben ich mich erinnern kann, war ein Buch namens Timothy Toners und handelte von der Landreform in Irland im vergangenen Jahrhundert. Am Ende dieses Buches begreift der Held Patsy seinen Irrtum, sich den Rebellen angeschlossen zu haben, wendet sich gegen sie und wird vom Vater der Mittelklassekinder, die ihn angenommen haben, belohnt, indem er eine Stelle als Stiefelputzer im Haus erhält. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern.
Danach kann ich mich am besten an Richmal Cromptons „William“--Serie erinnern - die Bücher bleiben eine wunderbar geschriebene und ungeheuer lustige Serie, die meiner Ansicht nach nur noch vom Werk P. G. Woodhouses übertroffen wird. Woodhouse gehörte zusammen mit H. Rider Haggard, George Bernard Shaw (von dem ich kaum ein Wort verstehen konnte) und Charles Dickens (der mich zu Tode geängstigt hat) zu meinen weiteren frühen Lieblingsautoren“  (1)

Doch Michael Moorcocks absoluter Favorit unter den Autoren war Edgar Rice Burroughs.

„Aber ich muss schon neun gewesen sein, als ich ein altes Buch meines Vaters fand einen zerfledderten Band von ‚The Son of Tarzan‘ von Edgar Rice Burroughs.
Mehrere Jahre lang blieb Edgar Rice Burroughs mein größter literarischer Held. Ich erfand Geschichten, in denen ich John Carter war, und fing - immer noch in der Schulzeit - mit der Herausgabe eines Edgar Rice Burroughs-Magazins an (es war nicht mein erstes, aber mein ehrgeizigstes Zeitschriftenprojekt), das Burroughsania hieß.
“ (2)

1957  verkaufte Moorcock im Alter von achtzehn Jahren mit „SOJAN THE SWORDSMAN“ seine erste Kurzgeschichte. 1958 folgten die SOJAN-Kurzgeschichten

Sojan and the Hunters of Norj (1958)
Sojan and the Plain of Mystery (1958)
Sojan and the Sons of the Snake-God (1958)
Sojan at Sea (1958)

„Als ich älter wurde, wuchs meine Begeisterung für populäre Fantasy. Die ernsteren Werke der Science Fiction haben mir zwar niemals gefallen, doch ich war eine Zeitlang ein leidenschaftlicher Sammler von Planet Stories und Startling Stories — und gleichermaßen hingerissen von Conan.
Parallel zu dieser Begeisterung entwickelte sich eine anhaltende Liebe zur Mythologie, insbesondere der skandinavischen und keltischen, wozu ein weiteres zerfled-dertes Familienbuch (das ich noch immer besitze) den Anstoß gab: Doctor Smith 's Smaller Classical Dictionary (das weitgehend von H. G. Wells' Outline of History angeregt wurde).
Allmählich ließ meine inbrünstige Burroughs-Verehrung nach, und andere Helden nahmen seinen Platz ein: Huxley, Powys, Peake, Conrad, Firbank. Witzigerweise fing ich just zu diesem Zeitpunkt an, für ein Magazin namens Tar-zan Adventures Artikel über die Charaktere Edgar Rice Burroughs' zu schreiben. Kurz darauf bat man mich, eine Reihe von Fantasy-Geschichten für das gleiche Magazin zu verfassen. Mein erster Serienheld erblickte also das Licht der Welt, als ich fünfzehn war: Sojan der Schwertkämpfer - dessen Abenteuer stark denen der typischen Burroughs-Helden auf einem anderen Planeten glichen.“ (3)

Von 1957 bis 1959 war Moorcock Redakteur des Magazins „TARZAN ADVENTURES“.

„Als ich später Redakteur von ‚Tarzan Adventures‘ wurde, fing ich an, die Zahl der Tarzan-Comicseiten einzuschränken und den Textteil auszuweiten, was gleichzeitig die Satzkosten erhöhte und damit ein größeres Budget und einen wütenden Verleger bedeutete, der schließlich begriff, was ich da machte (nämlich im Grunde den Versuch, eine Kinderzeitschrift zu produzieren, die im wesentlichen aus Geschichten und Artikeln bestand - von der Art, wie sie sich vor dem Kriege üppig entwickelt hatten und in dessen Verlauf aus irgendeinem Grund eingegangen waren.“ (4)

Nachdem er „TARZAN ADVENTURES“ verlassen hatte, wurde Moorcock Redakteur bei der „SEXTON BLAKE LIBRARY“.

„Ich verließ Tarzan Adventures im unguten, und meine nächste Stelle war die eines Redakteurs bei der Sexton Blake Library. Blake war der älteste Krimiheld der Populärliteratur. Es gab ihn seit 1880, und er lebt mit seinen Abenteuern immer noch in Filmen, Fernsehserien, Co-mics und Tausenden von buchlangen Pulps.
Meine Romanze mit den Pulps dauerte fort, ich wurde zum Comic-Autor und machte die Erfahrung, dass mir dies eine Menge Geld einbrachte.
Mit achtzehn war ich einer der wohlhabendsten Trunkenbolde der Fleet Street und gleichzeitig auf dem Weg zu der typischen Laufbahn mit ihrem kurzen Leben, als ich lernte, mit enormer Geschwindigkeit zu schreiben und das verdiente Geld noch schneller auszugeben (was mich dazu trieb, noch schneller zu schreiben und so fort).“ (5)

Im Herbst 1960, während Moorcock noch für die „Sexton Blake Library“ arbeitete und Science Fiction für das Magazin „SUSPENSE“ lektorierte, traf er den Herausgeber TED CARNELL, der auf der Suche nach Conan-ähnlichem Material für das Magazin „SCIENCE FANTASY“  war.

ElricCarnell gefiel Moorcocks Art zu schreiben und so erschienen im Juni 1961 mit „THE DREAMING CITY“ die erste ELRIC –Novelle im Magazin „SCIENCE FANTASY“. Im Oktober 1961 und im Februar 1962 folgten mit „WHILE THE GODS LAUGH“ und „THE STEALER OF SOULS“ weitere Abenteuer mit Elric.

„Ich bin fest überzeugt, dass es Ted Carnell war, der mich von diesem schrecklichen Leben errettete (und mit dem ich vorwiegend nebelhafte Erinnerungen an verschwommene Schreibmaschinen und viel zerbrochenes Glas verbinde). Carnell war zu jener Zeit Redakteur von drei SF-Magazinen: New Worlds, Science Fantasy und Science Fiction Adventures, das seine Lieblingszeitschrift war.
Für Ted Carnell ersann ich ELRIC. Ich versuchte, einen möglichst originellen Genrehelden zu schaffen, in dem sich viele Einflüsse vereinigten - vom Zoroastrianismus und der keltischen Mythologie über einige von Sexton Blakes Heldenschurken (insbesondere M. Zenith, der Albino) und über Bertolt Brechts Dreigroschenoper selbstverständlich hin zu den Werken Edgar Rice Burroughs'. Burroughs' größte Gabe war sein einfacher, aber wirkungsvoller Geschichtenaufbau, und ich glaube, dass ich mir bei ihm meine grundlegenden Kenntnisse im Geschichtenerzählen erwarb. Ich hatte stets seine Methoden bewundert und sie häufig in bewußter Verehrung imitiert.
“
(6)

ELRIC ist der letzte König von Melnibone’ und gegenüber seinen Landsleuten, die von vergangener Glorie ihres Landes träumen, intellektuell sehr aktiv. Neugierig auf die übrige Welt übergibt er seinem machthungrigen Cousin Yrkoon das Reich zum Regieren und zieht selbst aus, um Abenteuer zu erleben.
Diese folgenschwere Entscheidung führt zum Tod Yrkoons, nachdem dieser nach Elrics Rückkehr den Thron nicht mehr hergibt, zur Ermordung von Elrics Geliebten Cymoril sowie zum Untergang Melnibones, woran Elric nicht unwesentlich beteiligt ist.
Nach dem Fall Melnibones wird Elric zum Wanderer und Abenteurer ohne seinen inneren Frieden zu finden.
Zur Seite steht ihm das Schwert STURMBRINGER, ein durch die Götter in Form eines schwarzen Schwertes gebundener, höherer, intelligenter und bösartiger Dämon, der die Macht hat, seinen Opfern die Lebensenergie auszusaugen und sie zu speichern oder seinem jeweiligen Träger zur Verfügung zu stellen.
Der Melniboneer wird auf seiner langen Wanderschaft zu einer Schlüsselfigur im Kampf zwischen den Kräften des Chaos und der Ordnung und alle Versuche diesem Schicksal zu entgehen, machen alles nur noch schlimmer.
Elric wird zu einer Art Psychovampir, der die Lebensenergie der von ihm getöteten Feinde stiehlt, um so seine körperlichen Schwächen auszugleichen.
Auch gelingt es STURMBRINGER nach und nach alle Freunde Elrics zu morden und am Ende auch Elric selbst zu töten.
Zum Schluss der Saga stellt sich heraus, dass STURMBRINGER hinter allen Geschehnissen die treibende Kraft war, einschließlich des Kampfes zwischen Ordnung und Chaos, und Elric von ihm nur wie eine Schachfigur hin und her geschoben wurde.

Mit Erscheinen der ELRIC-Novellen war die Welt der Fantasy völlig auf dem Kopf gestellt, denn zum ersten Mal seit Robert E. Howard schrieb ein Autor Geschichten um eine andere Figur als einen schwertschwingenden Barbaren.
Mit dieser seiner Schöpfung kehrte Moorcock praktisch alle Klischees um, die zu diesem Zeitpunkt existierten, und stellte eine vollkommen neue Art der Fantasy dar.
Statt eines mächtigen Muskelmannes ist Elric ein Schwächling, der auf Drogen und sein seelentrinkendes Schwert STUMRBINGER angewiesen ist, um sich überhaupt bewegen zu können. Schließlich tat Moorcock dann noch etwas Unverzeihliches, er brachte seinen Helden um.

Nach dem Erscheinen von „STORMBRINGER“ (Sturmbringer), dem ersten ELRIC-Buch, folgte 1965 unter dem Pseudonym E. P. Bradbury mit „WARRIORS OF MARS“, „BLADES OF MARS“ und „BARBARIANS OF MARS“ seine Mars-Trilogie, die in den 1970er unter den Titeln „CITY OF THE BEAT“ (Die Stadt des Ungeheuers), „LORD OF THE SPIDERS“ (Der Herr der Spinnen) und „MASTERS OF THE PIT“ (Herrscher der Tiefe) in einer überarbeiteten Fassung erschienen.

„Nachdem 1964 das erste Elric-Buch erschienen war, bat mich der Verleger von ‚New Worlds‘, das ich zu jener Zeit herausgab, eine Fantasy-Serie zu schreiben.
Mir gefiel die Vorstellung, eine Serie ganz in der Burroughs-Tradition zu verfassen. Es erschien mir als gute Möglichkeit, mich bei Burroughs zu bedanken und gleichzeitig meinen Spaß zu haben, aber inzwischen gab ich eine völlig andere Art von Magazin heraus, das - wie ich mit Stolz sagen muss — eifrig darum bemüht war, die phantastische Belletristik von den genregebundenen Begrenzungen zu befreien, die mich daran hinderten, die besten Werke gewisser Autoren zu verlegen, und es erschien mir damals keine sonderlich gute Idee, vom Hinreißen der Gattungsschranken zu sprechen und derweil eine Romantrilogie zu schaffen, die sich an diese Konventionen hielt, ja, sie gar noch verherrlichte.
Ich hatte riesigen Spaß dabei. Es waren beinahe Ferien für mich, in denen ich meinem alten Helden Burroughs Tribut zollte und im letzten Band das zusätzliche Vergnügen hatte, sich meinen Protagonisten tatsächlich nach dem Kodex verhalten zu lassen, von dem John Carter zwar ständig redete, an dem er sich jedoch selten halten zu können schien.
Bei den meisten Neuauflagen meiner Bücher habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, sie (manchmal recht drastisch) zu redigieren: Aber bei der Mars-Trilogie habe ich irgendwie das Gefühl, dass die Bände so erscheinen sollten, wie sie verfaßt wurden - mit allen Makeln, Insidergags, Schwärmereien, der Wahrung der Gattungsgrenzen und allem anderen, so daß Sie feststellen werden, daß kaum ein Wort verändert wurde.
“
(7)

1964 wurde Moorcock Herausgeber von "NEW WORLDS“, das er bis 1971 zum Sprachrohr für die New Wave, die Neue Welle in der SF, machte. Das Magazin gab dem SF-Genre weitgehend neue Aspekte und wies ihm neue Wege, was darin gipfelte das „NEW WORLDS“ 1967 mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war Moorcock bereits mit Hilary Baily, einer Schriftstellerin, verheiratet. Sie haben zwei Mädchen und einen Jungen.

1964 erschien mit „MASTER OF CHAOS“ auch Moorcocks erste Geschichte in dem amerikanischen Magazin „FANTASTIC“.

1967 erhielt der Autor den “NEBULA AWARD” für seine Novelle „BEHOLD THE MAN“  (I.N.R.I.). Im selben Jahr erschien mit „JEWEL IN THE SKULL“ (Ritter des schwarzen Juwels) der erste Band des RUNENSTAB-Zyklus. Es folgten die RUNENSTAB-Romane „SORCERER’S AMULET“ (DER FEIND DES DUNKLEN IMPERIUMS“ sowie „THE SWORD OF THE DAWN“ (Legion der Morgenröte), den er 1969 mit „THE RUNESTAFF“ (Diener des Runenstabes) vorerst Abschluss. Vier Bände lang reitete DORIAN HAWKMOON, der Herzog von Köln, für den Runenstab und gegen die Mächte des Chaos.

Sein Ursprung liegt tief im Dunkel der Zeiten verborgen; denn er entstand, als die Erde noch jung war. Doch über Zeit und Raum hinweg wirkt der Runenstab auf Völker und Stämme sowie auf das Schicksal einzelner Menschen. Insbesondere auf Dorian Falkenmond, den Herzog von Köln.
Nur er verfügt über genügend Mut und Macht, sich den finstersten Kräften entgegenzustellen. Als die Dunklen Heere des Imperiums sich anschicken, die Welt zu erobern, zieht er mit seiner Legion der Morgenröte in den Kampf...

1968 erschien mit dem SF-Roman “THE FINAL PROGRAMME” (Miss Brunners letzes Programm) der erste Band seines JERRY CORNELIUS-Zyklus.

Drei Jahre später erblickte Moorcocks Fantasy-Held CORUM mit „THE KNIGHT OF THE SWORDS“ (Der scharlachrote Prinz) das Licht der Romanwelt, der 1972 als „BESTER ROMAN“ mit dem „AUGUST DERLETH FANTASY AWARD“ ausgezeichnet wurde.

Alles fängt damit an, das der Vater von Corum wieder Kontakt zu seinen Verwandten aufnehmen möchte und den Prinzen bittet, zu den benachbarten Burgen zu reiten um Informationen über die anderen Vadhagh zu bekommen. Der scharlachrote Prinz macht sich also auf den Weg. Auf dem Ritt zur ersten Burg seiner Reise begegnet er einer Horde Menschen genannt Mabden, eine recht junges, unzivilisierte Rasse. Diese werden von den Vadhagh für Tiere gehalten. Corum kann ihnen unbemerkt ausweichen und erreicht die erste Station seiner Reise. Doch er findet Burg Sarn bis auf die Grundmauern niedergebrannt vor.
Alle seine Verwandten wurden zu Tote gefoltert oder verbrannt. Auch auf den anderen Burgen sieht es nicht besser aus. Als er schließlich zu seiner eigenen Burg zurückkehrt, und diese ebenfalls zerstört und seine Familie ermordet vorfindet, stellt sich  Prinz Corum den Barbaren zum Kampf, wird von ihnen aber gefangen genommen, gefoltert und entstellt.
Corum kann jedoch fliehen und findet auf Burg Mordel und bei Markgräfin Rhalina Ruhe und Genesung. Doch sein Hass auf seine Folterer ist ungebremst und so zieht Prinz Corum im Auftrag der Götter der Ordnung gegen die Götter des Chaos und deren Anhänger zu Felde.

Mit “THE QUEEN OF THE SWORDS“  (Die Köngin des Chaos, 1971), “THE KING OF THE SWORDS“  (Das Ende der Götter, 1972), der 1973 ebenfalls als “BESTER ROMAN”  mit dem „AUGUST DERLETH FANTASY AWARD“ ausgezeichnet wurde, „THE BULL AND THE SPEER“   (Das kalte Reich, 1973)  sowie “THE OAK AND THE RAM“  (Der gefangene König, 1973) folgten weitere Abenteuer mit dem Prinzen bis der Corum-Zyklus 1974 mit „THE SWORD AND THE STALLION“ (Das gelbe Streitross) abgeschlossen wurde, der  1975 mit dem „AUGUST DERLETH FANTASY AWARD“ als „BESTER ROMAN“ ausgezeichnet wurde.

1971 erschien mit „THE WARLOD OF THE AIR“ (Herr der Lüfte) auch der erste Roman der OSWALD BASTABLE-Trilogie.

Es geschah im Jahr 1902. Ein englischer Kolonialoffizier leitet eine militärische »Befriedungs«-Expedition im nordindischen Grenzgebiet zu Nepal, Tibet und Bhutan, wo die fanatischen Bewohner der Klosterstadt Teku Benga den Engländern erbitterten Widerstand leisten. Unter den Eingeborenen kursiert das Gerücht, Teku Benga sei von einer Alten Rasse gegründet worden, bevor es Menschen in dieser Bergwildnis gab, und die Mächte des Bösen herrschten noch in der Stadt. Captain Oswald Bastable läßt sich vom Abt des Klosters zu Verhandlungen in die Tempelanlage locken, wo ihn und seine Begleiter ein Hinterhalt erwartet und sie mit Drogen übertölpelt werden. Als Bastable aus seinem Drogenrausch erwacht, findet er sich allein in den Ruinen der verlassenen Tempelstadt, und er stellt fest, daß Jahre vergangen sein müssen. Kurz darauf wird er von einem Luftschiff des Königlich-Indischen Luftdienstes gerettet und in die Zivilisation zurückgebracht. Doch in welche Zivilisation!
Manschreibt das Jahr 1973. Er ist in die Zukunft geraten. Doch es ist eine andere Zukunft, als wir sie kennen. Es hat keine Weltkriege gegeben, in Rußland herrscht der Zar, das Britische Empire erstrahlt noch in alter Pracht, in Deutschland regiert der Kaiser. Die Geschichte hat sich seit dem Beginn des Jahrhunderts ganz anders entwickelt. Und der Zeppelin ist das Haupttransportmittel der Neuzeit. Bastable tritt in den Dienst einer der großen Luftschifflinien, verdrischt einen sturen amerikanischen Pfadfinderführer namens Ronald Reagan, lernt den Star-Anarchisten Rudi von Dutschke kennen und den greisen Lenin, der den richtigen Zeitpunkt zur Oktoberrevolution im Bett einer Freundin verschlafen hat, und schließt sich am Ende dem »Herrn der Lüfte« an, dem berüchtigten chinesischen Piraten, der gegen die Kolonialmächte kämpft und mit Hilfe internationaler Wissenschaftler drauf und dran ist, sich zum »Herrn der Erde« aufzuschwingen.


Fantastic mit einer Elric-NovelleDurch die ansteigende Fangemeinde um ELRIC kehrte  Moorcock in den 1970er Jahren zu seinen Helden zurück. So erschien u. a. im Februar 1972 die neue Elric-Novelle THE SLEEPING SORCERESS“ im Magazin „FANTASTIC“. Moorcock erweiterte und überarbeitete die ELRIC-Saga bis sie 1977 ihre bekannte Länge erreichte


1. Elric of Melniboné  (Elric von Melniboné)
2. The Sailor on the Seas of Fate  (Die See des Schicksals)
3. The Weird of the White Wolf (Der Zauber des weißen Wolfes)
4. The Vanishing Tower  (Der verzauberte Turm)
5. The Bane of the Black Sword  (Im Banne des schwarzen Schwertes)
6. Stormbringer  (Sturmbringer)

1973 kehrte auch DORIAN HAWKMOON  mit den Romanen „COUNT BRASS“ (Rächer des Dunklen Imperiums) und „THE CHAMPION OF GARATHORM“ (Der Held von Garathorm). Die dreibändige Fortsetzung wurde 1975 mit „THE QUEST OF TANELORN“ (Der ewige Held) abgeschlossen.

Count Brass in FantasticEin Jahr zuvor  hatte Moorcock mit dem Roman “AN ALIEN HEART” (Ein unbekanntes Feuer) seinen “AM ENDE DER ZEIT”–Zyklus gestartet, dessen zweiter Roman „THE HOLLOW LANDS“ (Das Tiefenland) 1976 als „BESTER ROMAN“ mit dem „AUGUST DERLETH FANTASY AWARD“ ausgezeichnet wurde.

Ein Feuer unbekannter Art erfasst den Endzeit-Menschen Jhe-rek Carnelian, als Mrs. Amelia Underwood, eine äußerst puritanisch erzogene Dame aus dem Viktorianischen England sich auf unerklärliche Weise in seine Ära verirrt.
Der Weltmann Carnelian, ein leicht dekadenter Spross der Eisernen Orchidee, der ebenso wie seine nach dem Lustprinzip dahinlebenden Freunde stets geglaubt hat, er wisse alles über die irdische Vergangenheit, muss sich eines Besseren belehren lassen: Mrs. Underwoods Andersartigkeit fasziniert ihn ebenso wie ihre Unnahbarkeit und ehe er sich versieht, ist er in heißer Liebe zur ihr entflammt.
Als sie ins London des Jahres 1895 zurückkehrt, sieht Carnelian keine andere Möglichkeit, als ihr per Zeitmaschine in die Vergangenheit zu folgen. Und ehe er einen klaren Gedanken fassen kann, ist er in die ungeheuerlichsten Umtriebe verwickelt, und Scotland Yard ist ihm dem vermeintlichen russischen Anarchisten auf den Fersen.

1977 schloss Moorcock erst einmal seinen JERRY CORNELIUS-Zyklus mit dem Roman “THE CONDITION OF MUZAK” (Das Lächeln des Harlekin)  ab, doch weitere Cornelius-Romane folgten in den 1980er Jahren.

„Mit The Condition of Muzak, dem letzten Roman der Jerry-Cornelius-Tetralogie (ein Zyklus um einen Antihelden des 20. Jahrhunderts) habe ich endlich all die vielbändigen Projekte abgeschlossen, die ich in den letzten fünfzehn Jahren begann. Zwar habe ich vor, weitere Stories über einzelne Figuren der Tetralogie zu schreiben, aber der ganze komplizierte Zyklus des Ewigen Helden ist wenigstens vorerst zu einem Abschluß gebracht..." (8)

Glorianna bei HeyneEinen weiteren Erfolg konnte der Autor mit seinem Roman „GLORIANA“ einheimsen, der 1978 mit dem „JOHN W. CAMPBELL MEMORIAL AWARD“ und 1979 mit dem „WORLD FANTASY AWARD“ als „BESTER ROMAN“ ausgezeichnet wurde.

Seit 13 Jahren herrscht Königin Gloriana über das mächtige Albion, das vormals von ihrem gewalttätigen und wahnsinnigen Vater Hern beherrscht wurde. Alles scheint gut zu sein, aber hinter den Kulissen gärt es: Da ist die Königin, die keine sexuelle Befriedigung findet, der Lordkanzler Montfallcon, der heimlich Oppositionelle foltern und ermorden lässt von seinem Zögling Quire und die außenpolitisch fragile Lage - Polen und Arabien buhlen um die Gunst der Königin, sollte sie einer erhalten, wäre zu befürchten, dass die Tartaren sich mit dem anderen verbünden und Albion in einen Krieg hineinziehen. Doch Montfallcon weiß immer einen Weg die Situation nicht eskalieren zu lassen - bis es zu einem Zwist zwischen ihm und Quire kommt...

Doch Ende der 1970er Jahr war das Kapitel ELRIC noch lange nicht abgeschlossen. 1989 und 1991 erschienen die ELRIC-Romane  „THE FORTRESS OF THE PEARL“, 1989 (Die Festung der Perle) sowie „THE REVENGE OF THE ROSE“, 1991 (Die Rache der Rose) und 2001 wurde mit „THE DREAMTHIEF’S DAUGHTER“ (Tochter des Traumdiebes) das vorerst letzte ELRIC-Abenteuer veröffentlicht.

2000 wurde Moorcock für seine Lebenswerk mit dem “WORLD FANTASY AWARD” ausgezeichnet. Vier Jahre später erhielt er den “Prix Utopiales” und den „Bram Stoker Award“ ebenfalls für sein Lebenswerk.

2006 beendete Moorcock mit dem Roman “THE VENGEANCE OF ROME” auch seinen Colonel Pyat –Zyklus, den er 1981 mit „BYZANTIUM ENDURES“  begonnen und mit „THE LAUGHTER OF CARTHAGE“ (1984) und JERUSALEM COMMANDS“ (1992) fortgesetzt hatte.

„Bis etwa um die Zwanzig hatte ich großes Interesse an phantastischer Literatur, vor allem an Schwert-und-Magie-Erzählungen in der Art, wie sie Robert E. Howard, Clark Ashton Smith und dergleichen Leute schrieben. Aber dieses Interesse begann zu schwinden, je mehr ich mich für weniger abenteuerliche Arten der Literatur begeisterte, wie schon früher mein Interesse an den Erzählungen von Edgar Rice Burroughs geschwunden war. Natürlich gab es noch immer ein paar Schwert-und-Magie-Geschichten, die mich beeindruckten, Poul Andersons The Broken Sword vor allem und Fritz Leibers Fafhrd-und-Mausling-Stories..."  (9)

Zur Übersicht

BIBLIOGRAHIE

1962
The Eternal Champion  (Die ewige Schlacht)      DER EWIGE HELD
Breakfast in the Ruins

1964
Stormbringer (Sturmbringer)  ELRIC

1965
Warriors of Mars         MICHAEL KANE
Blades of Mars            MICHAEL KANE
Barbarians of Mars      MICHAEL KANE
The Fireclown
The Sundered Worlds

1966
The Deep Fix    (JAMES COLVIN)
Printer's Devil
Somewhere in the Night
The Twilight Man
The Shores of Death (Die Küsten des Todes)

1967
The Jewel in the Skull (Ritter des schwarzen Juwels)  RUNENSTAB
The Stealer of Souls   Elric
The Wrecks of Time

1968
Sorcerer's Amulet (Der Feind des dunklen Imperiums)      RUNENSTAB
The Sword of the Dawn  (Legion der Morgenröte)            RUNENSTAB
The Final Programme  (Miss Brunners letzter Programm)  JERRY CORNELIUS

1969
The Runestaff  ( Diener des Runenstabes)    RUNENSTAB
Behold the Man  (I.N.R.I.)
The Black Corridor
The Ice Schooner (Eiszeit 4000)
The Time Dweller

1970
Phoenix in Obsidian  (Der Phönix in Obsidian)    DER EWIGE HELD
The Singing Citadel                                         ELRIC
The Vanishing Tower  (Der verzauberte Turm)   ELRIC

1971
The Warlord of the Air (Herr der Lüfte)                     OSWALD BASTABLE
A Cure for Cancer  (Das Cornelius-Rezept )              JERRY CORNELIUS
The Knight of the Swords (Der scharlachrote Prinz)   CORUM
The Queen of the Swords  (Die Köngin des Chaos)    CORUM
The King of the Swords  (Das Ende der Götter)         CORUM

1972
Elric of Melniboné  (Elric von Melniboné)       ELRIC
The English Assassin (Mord für England)     JERRY CORNELIUS
A n Alien Heart (Ein unbekanntes Feuer)      AM ENDE DER ZEIT

1973
The Jade Man's Eyes                                                     ELRIC
Return to Melniboné                                                      ELRIC
The Bull and the Speer  (Das kalte Reich)                        CORUM
The Oak and the Ram  (Der gefangene König)                 CORUM
The Champion of Garathorm  (Der Held von Garathorm)   RUNENSTAB
Count Brass  (Rächer des Dunklen Imperiums)                RUNENSTAB

1974
The Land Leviathan (Der Landleviathan)                  OSWALD BASTABLE
The Sword and the Stallion  (Das gelbe Streitross)   CORUM

1975
The Quest for Tanelorn  (Der ewige Held)    RUNENSTAB
The Hollow Lands (Das Tiefenland)             AM ENDE DER ZEIT

1976
The Sailor on the Seas of Fate  (Die See des Schicksals)  ELRIC
The Adventures of Una                                                JERRY CORNELIUS
The Lives and Times of Jerry Cornelius                          JERRY CORNELIUS
Persson and Catherine                                                JERRY CORNELIUS
The End of all Songs   (Wo die Gesänge enden)             Am Ende der Zeit
Legends from the End of Time                                     Am Ende der Zeit
Dying for Tomorrow
The Time of the Hawklords

1977
The Weird of the White Wolf  (Der Zauber des weißen Wolfes)   ELRIC
The Bane of the Black Sword  (Im Banne des schwarzen Schwertes)  ELRIC
Stormbringer  (Sturmbringer)                                  ELRIC
The Condition of Muzak  (Das Lächeln des Harlekin)   JERRY CORNELIUS
The Transformation of Miss Mavis Ming                     AM ENDE DER ZEIT
City of the Beast  (Die Stadt des Ungeheuers)          MICHAEL KANE
The Golden Barge   (Die goldene Barke)

1978
The Swords of Heaven, the Flowers of Hell
A Messiah at the End of Time                                  AM ENDE DER ZEIT
Gloriana   (Gloriana)
The Last Enchantment (Die letzte Verzauberung, Kurzgeschichte)

 
1979
Earl Aubec
The Real Live of Mr. Newman

1980
The Great Rock and Roll Swindle
My Experiences in the Third World War     JERRY CORNELIUS

1981
The Steel Tsar  (Der Stahlzar)                  OSWALD BASTABLE
The Entropy Tange   (Entropie-Tango)     JERRY CORNELIUS
Byzantium Endures                                COLONEL PYAT
The Warhound and the World's Pain  (Die Kriegsmeute)  VON BEK – FAMILIE

1982
The Brothel in Rosenstrasse      VON BEK – FAMILIE

1984
The Opium General (Der Opium-General)    JERRY CORNELIUS

Elric at the End of Time            AM ENDE DER ZEIT
The Laughter of Carthage        COLONEL PYAT

1986
The Dragon in the Sword  (Das ewige Schwert)   DER EWIGE HELD
The City in the Autumn Stars                            VON BEK – FAMILIE
The Russian Intelligence

1988
Mother London

1989
The Fortress of the Pearl (Die Festung der Perle)   ELRIC

1991
The Revenge of the Rose  (Die Rache der Rose)    ELRIC

1992
Jerusalem Commands        COLONEL PYAT

1993
Sailing to Utopia 

1994
Lunching with the Antichrist       VON BEK – FAMILIE
Blood                                      Second Ether

1995
Fabulous Harbours                    Second Ether

1996
The War Amongst the Angels       Second Ether

1997
Tales from the Texas Woods  

2000
King of the City
Silverheart
  

2001
The Dreamthief's Daughter  (Tochter der Traumdiebe)   ELRIC

2002
Firing the Cathedral

2003
The Skrayling Tree        DER EWIGE HELD
Cities  (Moloch)
 

2005
The White Wolf's Son

2006
The Vengeance of Rome       COLONEL PRYAT

2009
Duke Elric                            ELRIC
Elric in the Dream Realms      ELRIC

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Kommentare  

#1 Torshavn 2009-10-27 07:59
Ein wunderbarer Artikel. Einfach so entstanden oder als Hommage zum baldigen 70. Geburtstag?
Woraus sind eigentlich die Zitate entnommen. Hat Moorcock eine Biographie geschrieben?
#2 Valerius 2009-10-27 12:20
Vielen Dank. Die Zitate stammen zum Teil aus dem Nachwort der Buchausgabe von "DER MARSKRIEGER" und aus eomogem Interviews mit Michael Moorcock.

Nein, der Artikel ist - genauso wie der über KARL EDWARD WAGNER '- spontan' entstanden, da ich gerade wieder die Werke um KANE, CORUM und ELRIC wiederentdeckt habe.

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