Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Inkas, Serienkiller und mehr - Hammerharte Horror Schocker 4

Hammerharte Horror SchockerInkas, Serienkiller und mehr
Hammerharte Horror Schocker 4

Komm, Sterblicher, zahle den Obulus für Charon, steige in meine Barke, und ich werde dir einige dieser Geschichten erzählen. Doch geht es in diesem Heft nicht nur um das Schicksal belangloser Kreaturen … sondern auch um meines … seht, was mir widerfuhr, und verzweifelt!

Ich bin es, Charon, der Fährmann!

Hammerharte Horror Schocker 4El Dorado
Der Conqistador Don Alfonso führt einen Trupp von 50 Söldnern durch den südamerikanischen Dschungel. Sie wollen die sagenumwobene Stadt mit den goldenen Dächern finden, die von dem König beherrscht wird, der sich in Goldstaub pudert. Die Widrigkeiten der Natur und die Angriffe vereinzelter Indios aus dem Hinterhalt können sie nicht stoppen.

Der Inkaprinz Xochipilli stößt auf die Gruppe und verspricht sie zu der Stadt zu führen. Das Misstrauen der Spanier ist groß. Nur Don Alfonso hat Sympathien für den Prinzen und untersagt seine Männern, die Hand gegen ihn zu erheben.

Nach einiger Zeit lichtet sich der Dschungel und sie finden eine befestigte Straße, auf denen ihnen ein bewaffneter Inkatrupp entgegentritt. Die Indios führen die Spanier auf Geheiß des Priesterkönigs in die Stadt Comaqualco.

Der Priesterkönig warnt die Spanier, Gewalt anzuwenden. Sie werden die Stadt mit den goldenen Dächern nicht betreten können, da diese nur Königen vorbehalten ist.

Die Unzufriedenheit bei den Söldnern steigt. Don Alfonso kann sie nur schwer zurückhalten. Am folgenden Tag versucht er, dem Priesterkönig Informationen über die goldene Stadt zu entlocken. Er erfährt, dass die Stadt nur dem goldenen Mann Untertan ist; und dieser goldene Mann wird von den Inkas ausgewählt.

Plötzlich greifen die Söldner die Inkas an. Don Alfonso entschließt sich kurzerhand für die Inkas Partei zu ergreifen und kämpft mit Ihnen gegen seine eigenen Männer. Nach dem siegreichen Kampf gewährt der Priester Don Alfonso einen Wunsch. Der muss nicht lange überlegen: Er möchte zum nächsten goldenen Mann gewählt werden.

Don Alfonso lässt sich in dem goldenen Staub einhüllen und wird zum goldenen Mann. Insgeheim plant er, nach Betreten der Stadt mit ein paar Schätzen zu fliehen. Er wird in einen See gestoßen, denn nach dem Bad kann er die goldene Stadt betreten.

Als er auf den Grund trifft und den schweren Goldstaub nicht abwaschen kann, erkennt er die bittere Wahrheit. Dort auf dem Grund des Sees liegen Menschenknochen und unermessliche Reichtümer. Die goldene Stadt ist ein Friedhof und die goldenen Männer sind die Opfer, die vor ihm durch das schwere Gold in die Tiefe des Sees gezogen worden sind.

El DoradoFazit
Spanische Konquistadoren sind auf der Suche nach Inkaschätzen. Wer die Gespenster Geschichten gelesen hat, kennt diese Ausgangslage. In den überwiegenden Fällen werden die Eroberer die Opfer ihrer eigenen Gier, was auch in der vorliegenden Geschichte nicht anders ist.

Zuerst führt Autor und Zeichner Levin Kurio den Leser auf eine falsche Fährte. Der Anführer der Spanier, Don Alfonso, hegt Sympathien für den Inkaprinzen. Er scheint ein kultivierter und integrer Mensch zu sein, ganz anders als seine raubeinigen Söldner. Zudem ist er, wie er selbst, von adeligem Rang. Der Priesterkönig verwehrt den Spaniern den Zutritt zur goldenen Stadt. Don Alfonso versucht seine Männer zu zügeln und versucht dem Priesterkönig Informationen über die Stadt zu entlocken.

Beim Angriff der Spanier auf die Inkas ergreift Don Alfonso Partei für die Inkas und kämpft mit ihnen. Bis dahin glaubt der Leser, dass der Anführer der Konquistadoren aus moralischen Gründen die Seite wechselt. Als ihm sein Wunsch erfüllt wird, als nächster gewählte goldene Mann die Stadt mit den Reichtümern zu betreten, erfahren wir allerdings seine wahren Gedanken. Sein vordergründiges Interesse gilt nach wie vor den Reichtümern der Stadt. Er nimmt sich vor, sich nach Betreten der Stadt, schnellstens mit so viel Gold wie möglich aus dem Staub zu machen.

Geblendet von dem anstehenden Reichtum, misst er der Frage des Priesterkönigs keine tiefergehende Bedeutung zu. Der fragt ihn noch, ob dies wirklich sein Wunsch sei. Hätte er sich die Zeit genommen, die näheren Umstände nach dem goldenen Mann und der Stadt mit den goldenen Dächern zu erfragen, würde er vielleicht noch leben. Und so wird auch er ein Opfer seiner eigenen Gier. Eine spannend erzählte Geschichte.

Gute Nacht GeschichteGute Nacht Geschichte
Ein Mann träumt jede Nacht denselben Traum. Er läuft in einer Villa umher und hat einen Auftrag. Er muss den Dachboden finden, den er allerdings nicht findet. Mit jedem Traum verzweigen sich die Gänge weiter und er irrt in dem Haus hin und her.

Diese Träume bewegen ihn derart, dass er sich auch tagsüber mit diesen beschäftigt. Er versucht in Ratgebern die Bedeutung der Träume zu entschlüsseln, kommt aber nicht weiter. Im Traum der nächsten Nacht erscheint ihm beim Herumstreunen in den Villagängen eine tickende Uhr. Als er erwacht, wird ihm klar, dass er nicht mehr viel Zeit hat, den Dachboden zu finden.

Bohrende Kopfschmerzen ereilen ihn tagsüber, die erst in den Träumen wieder verschwunden sind. Schließlich ist es soweit und er findet den Dachboden. Der Raum ist von vielen kleinen grünen rundlichen Monstern mit Reißzähnen bevölkert. Als er den Dachboden fluchtartig verlassen will, fällt die Tür zu. Er ist eingesperrt und die Monster stürzen sich auf ihn.

In der Realität ist der Mann bewusstlos geworden. Seine verzweifelte Freundin ruft den Notdienst. Im Krankenhaus wird ihr mitgeteilt, dass ihr Freund tot ist. Er hatte einen faustgroßen Tumor im Kopf, der sein Gehirn bereits größtenteils zerstört hatte.

Fazit
Diese Geschichte macht nachdenklich. Hätte der Mann vielleicht noch rechtzeitig gerettet werden können, wenn er sich rechtzeitig in Behandlung begeben hätte. Bohrende Kopfschmerzen über einen längeren Zeitraum sind immer eine Indikation, sich in ärztliche Behandlung zu geben. Das Thema Krebsvorsorge gerät dabei ebenfalls in den Blickpunkt.

Die Traumsequenzen werden in surrealen Bildern erzählt, die den Fortgang der Krebserkrankung schildern. In den letzten Träumen erscheint dem Mann eine tickende Uhr. Er bezeichnet es als Countdown, den Dachboden so schnell wie möglich zu finden. In einem der Ratgeber liest er, dass sich in Träumen das Unterbewusstsein des Träumers zu Wort meldet. Die tickende Uhr symbolisiert das Unterbewusstsein des Mannes, das den nahenden Tod kommen sieht.

Autor und Zeichner dieser Geschichte ist Till Lenecke. Lenecke arbeitet seit einigen Jahren als freiberuflicher Zeichner und Illustrator. Er fertigt Illustrationen für Bücher an und veröffentlicht auch einige Comics. In den Horrorschockern erwarte uns noch einige seiner Arbeiten.

Nur ein ObolusNur ein Obolus
Charon ist der Sohn von Nyx, der Nacht, und Erebos, dem Gott der Finsternis. In der Nacht befährt er mit einem Boot die Meere und reißt die Kreaturen Poseidons aus dem Schlaf. Tagsüber folgt er den Flüssen tief in die Erde hinab und trifft dort an einem Ufer einen alten Mann.

Er ist der erste Mensch der Verstorben ist. Er würde gern in das Totenreich wechseln, das sich am anderen Ufer befindet. Hades, der Herrscher über das Totenreich, hat einen Fluss zwischen der Welt der Sterblichen und der Toten errichtet, weil er keine Sterblichen in seinem Reich haben möchte. Nun kann er nicht hinüber.

Charon beschließt, Hades einen Streich zu spielen. Er nimmt den alten Mann an Bord und bringt ihn über den Fluss ans Ufer des Totenreiches. Dort erwartet sie der erzürnte Hades, der Charon dazu verdammt, als Fährmann tätig zu ein. Seine Aufgabe wird es fortan sein, die Toten über den Fluss Styx zu geleiten, bis dieser irgendwann ausgetrocknet ist. Hades gewährt ihm, für jede Überfahrt von den Toten eine Münze entgegen zu nehmen. Sein erster Fahrgast überreicht ihm eine Münze. Er empfiehlt ihm, von jedem Fahrgast eine zu nehmen, und dann wird Charon irgendwann frei sein.

Erst lange Zeit später versteht Charon den Hinweis seines ersten Fahrgastes. Er schmeißt fortan jede einzelne Münze nach einer Überfahrt in den Styx. Eines Tages werden die Münzen einen festen Weg zwischen den Ufern der Welten der Sterblichen und der Toten bilden. Die Sterblichen finden dann selbst in das Reich der Toten und Charon wird frei sein, weil er als Fährmann nicht mehr benötigt wird.

Fazit
Charon ist der Erzähler der Geschichten im Horrorschocker. Er führt den Leser durch das Heft und leitet einige Geschichten ein oder gibt eine abschließende Bemerkung. In der vorliegenden Geschichte erzählt er nun seine eigene Geschichte.

In der griechischen Mythologie wird Charon als alter Mann dargestellt, der die Toten mit seiner Fähre über den Styx geleitet. Als Lohn erhält er eine Münze, die den frisch Verstorbenen dafür eigens unter die Zunge gelegt wird.

Autor und Zeichner Levin Kurio stellt seinen Charon als Sohn von Nyx und Erebos vor. In der griechischen Mythologie gibt es hierfür allerdings keine klaren Quellenbelege. Kurio dichtet dem Fährmann ein schönes Origin an. Er erzählt, wie Charon auf seinen ersten Fahrgast trifft und von Hades schließlich zu seiner Aufgabe verdammt wird.

Der Clou der Geschichte ist, dass Charon all seine Münzen in den Styx wirft. Hades droht ihm an, dass er die Aufgabe als Fährmann solange erfüllen muss, bis der Styx ausgetrocknet ist. Inspiriert durch seinen ersten Fahrgast kommt ihm die Idee, die Münzen in das Wasser zu werfen. So wird sich nach und nach ein Weg bilden, der die beiden Ufer miteinander verbindet. Eine pfiffige Idee, die aber auch seine Zeit dauern wird.

HeimfahrtHeimfahrt
Ein Anhalter steht seit vier Stunden in der einsamen Landschaft und wartet darauf, dass ihn endlich jemand nach Boulder mitnimmt. Schließlich hält ein Wagen an. Der Fahrer will ebenfalls nach Boulder und bietet ihm an, ihn direkt vor seiner Haustür abzusetzen. Der Anhalter ist überwältigt vor Freude und steigt ein.

Der Fahrer möchte dem Anhalter dringend etwas erzählen. Er zeigt ihm ein Foto seiner Freundin und erzählt, dass er sie zwei Stunden zuvor erschossen habe. Der Fahre ist erleichtert, mit jemanden über das Thema zu sprechen. Allerdings kann er den Anhalter jetzt nicht einfach so laufen lassen. Er zieht eine Waffe und erschießt ihn.

Der Fahrer erreicht sein Haus. Dort erwartet ihn seine Frau, die gar nicht tot ist. Sie wundert sich, wo er denn solange geblieben ist. Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht, denn es war in diesem Monat schon das dritte Mal, dass er so spät nach Hause gekommen ist.

Fazit
In einem schönen dunklen Rot erzählen Autor Josef Rother und Zeichner Jon Proctor eine kleine Serienkillergeschichte.

Der Autofahrer berichtet mit einer Erleichterung von der vorgeblichen Ermordung seiner Frau. Der Anhalter ist über die Beichte geschockt und bekommt es mit der Angst zu tun. Der Fahrer scheint ziemlich erleichtert darüber zu sein, dass er jemanden hat, mit dem er über die Erschießung sprechen kann. Mit einer eiskalten Selbstverständlichkeit teilt er dem Anhalter mit, dass er die Fahrt nicht überleben wird. Die Erleichterung scheint augenscheinlich nicht über das Gespräch zustande gekommen zu sein, sondern eher in der Erwartung, dass er jetzt gleich jemanden töten kann.

Die Frau des Fahrers bemerkt, dass er sich in diesem Monat bereits das dritte Mal verspätet habe. Der Fahrer hat daher mindestens schon einmal zwei andere Anhalter auf diese Weise umgebracht und wird dieses wahrscheinlich auch weiter tun.

Diese Geschichte über sieben Seiten reduziert die Handlung auf das wesentliche. Der Leser erfährt nicht einmal die Namen der Protagonisten. Der überwiegende Handlungsanteil spielt sich im Wagen des Fahrers ab. In Kombination mit den Perspektiven der Zeichnungen fühlt sich die Geschichte wie ein kleines Roadmovie an.

Die realistischen Zeichnungen sind in einem düsteren, roten Ton gehalten, was den brutalen Gehalt der Geschichte wunderbar unterstreicht.

Josef Rother ist seit vielen Jahres als Übersetzer von Comics tätig. Zu seinen Arbeiten gehören u.a. Star Wars, Star Trek und viele Superheldengeschichten. Bei Weissblech erscheinen auch mehrere Comics, die er selbst als Autor verfasst hat. Zu seinen bekanntesten Arbeiten dürfte die Fantasyserie Argstein gehören. Jon Proctor ist ein amerikanischer Zeichner, der für Marvel und DC bereits an einigen bekannten Superheldenserien gearbeitet hat.

Hammerharte Horror Schocker 4Hammerharter Horror Schocker 4
Erscheinungsdatum: Dezember 2004

El Dorado
Text:        Levin Kurio
Artwork:   Levin Kurio

Gute Nacht Geschichte
Text:         Till Lenecke
Artwork:    Till Lenecke

Nur ein Obolus
Text:         Levin Kurio
Artwork:    Levin Kurio

Heimfahrt
Text:         Josef Rother
Artwork:    Jon Proctor

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles