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A Tempest of Tea - Ein Hauch von Tee und Blut

A Tempest of Tea - Ein Hauch von Tee und Blut

Arthie Casimir ist eine Waise, die sich in White Roaring, der Hauptstadt des Landes Ettenia durchschlägt. Sie ist gewitzt, mutig, eigentlich furchtlos und weiß sich zu helfen.

Mit großem Einsatz gelang es ihr, sich ihr Teehaus Spindrift zu erarbeiten, das sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Jin leitet. Tagsüber empfängt sie die kleinen und großen Mitglieder der Ettenischen Gesellschaft und verwöhnt sie mit edlem Tee und Gebäck - sobald die Sonne jedoch untergegangen ist, wird alles mit emsigen Handgriffen zu einem Salon ganz anderer Art.

Sie und ihre Mitarbeiter, alles Jugendliche und Kinder, die sie von der Straße geholt hat, bedienen dann die Vampire, die seit einiger Zeit nicht mehr im Verborgenen leben, sondern Teil der Ettenischen Gesellschaft geworden sind. Nicht jeder ist davon begeistert, aber es gibt sie nunmal, und für Arthie und Jin bedeutet das nächtliche, illegale Geschäft mit Blut statt Tee eine zusätzliche wichtige Einnahmequelle, um das Spindrift und damit die Herberge für die beiden und die anderen Kinder und Jugendlichen zu bewahren.

Ihr wahres Kapital sind jedoch die Geheimnisse anderer, die Arthie zum Erreichen ihrer Ziele benutzt, und die ihnen sehr dabei geholfen haben, das Spindrift erfolgreich werden zu lassen und ihnen eine gewisse Sicherheit zu geben.

Zitat: "Nur zu leicht drängte sich der Gedanke auf, das Spindrift gehöre eigentlich in einen besseren Teil der Hauptstadt. Die Teestube war hell und einladend, der Schmutz der Straße verborgen unter den vielen vornehmen Kutschen und aufgetakelten Herrschaften, glänzenden Zylindern und gewichtig bestickten Kleidern. Als wäre die das Anwesen eines Lords, der zu seinem repräsentativen Ball einlud.Als säße das Gebäude nicht eingezwängt zwischen Gießereien, Freudenhäusern und Behausung in gefährlicher Schrägtlage."

Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Arthie der Tatsache gewahr wird, dass ihr Spindrift bedroht wird. Der Widder, ein sich hinter einer Widdermaske verbergender Herrscher, will das Spindrift dem Boden gleich machen, und das kann Arthie auf keinen Fall zulassen.

Gemeinsam mit ihrem Freund Jin, der Fälscherin Flick, dem mysteriösen Laith und Matteo entsteht eine ziemlich ungleiche Crew, die es sich zum Ziel setzt, ein geheimes Buch aus dem Besitz des Widders zu stehlen, mit dem sie diesen zwingen wollen, seine Finger vom Spindrift zu lassen.

Doch dann beginnt alles schief zu gehen.

Ich habe das Buch wirklich genossen. Es ist ein wunderbar unterhaltsamer, tiefgründiger und hervorragend komponierter Roman. Die  Autorin Hafsah Faizal erzählt mit viel Liebe zu ihren einzelnen Protagonisten und wechselt mit jedem Kapitel den Blickwinkel. Mal wird aus der Perspektive von Arthie berichtet, dann geht sie über zu Jin oder Flick, und es gelingt ihr, bei jedem Wechsel auch tatsächlich in die jeweilige Person einzutauchen und einem das Gefühl zu vermitteln, man ist jetzt tatsächlich in einer anderen Perspektive.

Über Arthie schreibt sie zum Beispiel: "Es war aber auch schwer, Arthie Casimir nicht anzusehen. Wie sie arbeitete und Pläne schmiedete, mal unbewegt wie Stein, mal emsig wie eine Biene. Meistens verbarg Arthie ihre Weiblichkeit. Schließlich war sie eine Frau in einer Männerwelt, doch hin und wieder blitzte sie eben doch durch. Wenn sie sich auf eine gewisse Art umdrehte. Wenn sich ihr Gesicht bei Jins Worten aufhellte, wenn sie Matteos Provokationen abtat oder Laith einen flüchtigen Blick zuwarf. Wenn sich das Licht auf den Wellen ihrer Haare brach, das Kupfer ihrer Haut zum Strahlen brachte und der Schalk in ihrem Blick aufleuchtete."

Manche Passagen sind schon fast lyrisch komponiert, dann kommen die actionreichen Handlungsmomente, und man wird mitgerissen. Man merkt, dass es sich nicht nur einfach um eine Gruppe von Abenteurern handelt, die eine Route abarbeiten, sondern dass sie sich in einer Welt bewegen, in der jeder eigene Ambitionen und Ziele verfolgt, zur Not mit Lüge, Betrug oder Mord.

Hafsah Faizal lässt die an sich fantastische Geschichte in einer Welt der Kolonialisierung geschehen. Ettenia hat die Länder Ceylan und Jeevant Gar mit Gewalt unter seine Kontrolle gebracht, scheute nicht davor zurück, die Bewohner dieser Länder rücksichtslos niederzuschießen. Das Herrscherhaus und die Elite beuten die Kolonien zum Wohle Ettenias aus und finanzieren so ihren Wohlstand. Aber sie haben noch nicht genug und kämpfen weiter um die Ausweitung ihres Herrschaftsbereiches.

Allein schon die Bezeichnung der kolonialisierten Länder lässt einen unwillkürlich an tatsächlich existente Länder wie zum Beispiel Ceylon denken, dies ist sicher keine zufällige Ähnlichkeit. Die Welt, die Hafsah Faizal geschaffen hat, ist düster und bösartig, aber auch voller Möglichkeiten, Wegen und Chancen für Arthie und die anderen ... nun ja, bis zu dem Punkt, an dem, wie schon erwähnt, mit einem Mal alles schief geht.

Ebenso liebevoll wie die ganze Gescihchte gewoben ist, ist auch das Buch gestaltet. Das Motiv auf dem Schutzumschlag ist ausgesprochen gelungen, die setzt sich auch auf dem Einband mit silberfarbener Prägung, der Karte auf den ersten Seiten und die Illustration auf den verschiedenen "Akten" des Buches.

Zum Glück wird es einen zweiten Band dieser Geschichte geben, denn so darf das alles nicht enden. Ich hoffe sehr, den zweiten Band bald lesen zu können.

 

A Tempest of Tea - Ein Hauch von Tee und Blut
von Hafsah Faizal
Verlag: Knaur HC
Erscheinungstermin: 02.05.2024
384 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-426-44818-2 

 

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