Doctor Who – Time Lord Märchen
Doctor Who – Time Lord Märchen
Das Buch „Doctor Who – Time Lord Märchen“ bietet in insgesamt fünfzehn unterhaltsame Geschichten viele Neuinterpretationen altbekannter Märchen, wie die oben genannten, aber auch ganz neue Märchen, die sich - Time Lord sei Dank – hervorragend in diese Sammlung einfügen. Als würden sie zusammengehören, wie in einem Band der Gebrüder Grimm.
Schon mit der ersten Geschichte wird den Lesern eine wundervolle Mär erzählt von einer Gruppe Kindern, die in einem Garten spielen und stets von dem alten Paar, welches das dazugehörige Haus bewohnt, ein Tablett mit Süßigkeiten bekommt. Später steht das Haus leer, und die Kinder versuchen sich in einer Mutprobe, indem sie ihren Mut darin beweisen, den inzwischen verlotterten Garten zu betreten. Immerhin haben das schon andere Kinder gemacht, die aber niemals wieder gesehen wurden. Wer sich mit Doctor Who ein bisschen auskennt, kann hier schnell erraten, warum das Märchen den Namen „Der Statuengarten“ trägt und was es mit den engelsgleichen Statuen auf sich hat. Unabhängig davon, ob man das schon erahnen kann, ist die Geschichte auf jeden Fall spannend und märchengerecht kurz geschrieben.
Gleiches gilt dann auch für die weiteren Märchen. Allen gemein ist die Tatsache, dass hier oftmals bekannte Märchen auf neue, Doctor Who gerechte, Weise interpretiert wurden und sie in einem neuen Glanz erstrahlen lassen. Der namensgebende Doctor spielt dabei selten eine wirkliche Rolle und ist üblicherweise eher Statist statt Hauptcharakter. Diese Betrachtungsweise gibt jedem Märchen die Möglichkeit, sich auf durchaus bekannte Weise zu entfalten, aber dennoch neue Aspekte einzuflechten. Etwa bei „Der Cybermatsfänger von Hamlyn“, welches eine Analogie zu „Der Rattenfänger von Hameln“ ist. In dieser Geschichte hat der (zweite) Doctor in diesem Band sogar seine aktivste Rolle. Sehr passend für Kenner, denn der zweite Doctor hatte tatsächlich in der Originalserie eine Flöte in der Tasche. Statt herkömmliche Ratten geht es hier aber um Cyber-Ratten, die als Vorboten einer Invasion der Cybermen auf die Raumstation Hamlyn geschickt werden.
Den Doctor findet man in einigen anderen Märchen in seiner neunten (Christopher Eccleston), zehnten (David Tennant) und elften (Matt Smith) Inkarnation. Möglicherweise auch in seiner Zwölften (Peter Capaldi), aber das ist nicht ganz genau beschrieben.
Freuen können sich Whovians unter anderem auf Slitheen, Cybermen und Sontaraner. Wer noch nicht weiß, was damit gemeint ist, wird in aller Kürze zur rechten Zeit ausreichend informiert.
Die Märchen sind allesamt ein wenig düster, was zu Märchen im Allgemeinen gut passt. Aber selbst als Doctor Who Kurzgeschichten taugen sie sehr gut, denn sie vermitteln mit einem Touch Twilight Zone-Feeling genau die richtige, mysteriöse Stimmung, die auch so wunderbar zu den besten Episoden der Serie gehört.
Zudem wird jede einzelne Geschichte von einer wunderschönen Illustration begleitet. Der Stil ist hier bewusst durch reines Schwarz-Weiß sehr kontrastreich und düster gehalten.
Ein kleiner Kritikpunkt ist allenfalls bei dem Märchen „Andiba und die vier Slitheen“ anzubringen, der aber einzig der Übersetzung ins Deutsche geschuldet ist. Hört Andiba (im Gegensatz zum Jungspund Ali Baba eine weibliche Protagonistin) im englischen Original die Losung „Open, six one three“, wird sie im Deutschen wortgetreu mit „Öffne, sechs eins drei“ übersetzt. Während „six one three“ eine phonetische Ähnlichkeit zu „Sesame“ hat, geht die Wortgewandtheit hier leider verloren. Um die Nähe zum Original mehr zu verdeutlichen, wäre eine Übersetzung in der Art von „Zehn-acht, öffne dich“ ein bisschen erkennbarer gewesen.
Eine spannende und unterhaltsame Lektüre für junge und jung gebliebene Leser. Kann man Kindern vorlesen, muss man aber nicht. Die Märchen sind auch sehr gut dazu geeignet, nur Erwachsene zu unterhalten und Whovians ohnehin.
Hier gibt es 5 von 5 Sternen im Zauberspiegel, für spannende Unterhaltung, gute Ideen und tolle Umsetzung.
Und die Moral von der Geschicht?
Mit Sontaranern spielt man nicht.