Heftromane in Comics - John Sinclair - Band 4: Der See des Schreckens
Heftromane in Comics
John Sinclair
Bill und Sheila verbringen ihre Flitterwochen am Loch Awe. Dort treffen sie auf eine alte Freundin, die von einem Monster in den See gezogen wird.
Bill informiert seinen Freund John Sinclair, der sofort zum Loch Awe eilt. Allerdings nagt die Ungeduld an Bill und er mag nicht warten bis John eingetroffen ist. Er besorgt sich eine Taucherausrüstung und steigt auf den Grund des Sees hinab.
Dort entdeckt er ein Dorf, das vor Jahrhunderten in einer Flutwelle untergegangen ist. Der Ort wird von Asmodis heimgesucht und die Einwohner des Dorfes beschwören das Monster, um sich dem Teufel entgegenzustellen. Für seine Dienste verlangt das Unwesen einen hohen Preis. Jeden Monat soll ihm eine Jungfrau geopfert werden. Als die Wahl auf die Freundin des Schmiedes fällt, setzt der weiße Magie ein, um seine Liebste zu retten.
Die treuen Diener des Monsters fallen über den Schmied her und töten ihn. Kurz vor seinem Tod kann er die Dorfbewohner noch verfluchen und die Flutwelle bricht über den Ort herein. In der Gegenwart versucht Doktor Tod das Monster und die toten Dorfbewohner wiederzubeleben. Er will John Sinclair in eine Falle locken und sich für die Schmach ihrer letzten Begegnung rächen.
Die erwachten Untoten setzen zur Erstürmung des nahegelegenen Ortes an, in dem sich John und seine Freunde befinden. Es entbrennt eine Schlacht und es ist schließlich der Schmied, der den entscheidenden Impuls zum Sieg über Doktor Tod setzt. Er hatte eine Waffe entwickelt, die er nun gegen die Untoten einsetzt.
Doktor Tod erkennt seine anbahnende Niederlage und lässt sich durch Asmodis retten, indem er in einem Feuerfontäne verschwindet.
Der vierte Band der John Sinclair-Comic-Serie basiert auf dem 22. Abenteuer des Geisterjägers, der im Gespenster Krimi Band 100 erschienen ist. Wiederum erfolgt ein Vorabdruck in den Gespenster Geschichten 1570 – 1574 in mehreren Teilen, bis die Story komplett als Band 4 der Comic-Serie als Heft im A4-Format erscheint.
Stefan Kastell adaptiert den gleichnamigen Roman von Helmut Rellergerd und schildert ein weiteres Abenteuer, in dem John es mit seinem Erzfeind Doktor Tod zu tun bekommt. Asmodis‘ Diener möchte sich an John für die Schmach rächen, die er im letzten Band erlitten hat. Es kristallisiert sich immer weiter heraus, dass die Comics den Konflikt zwischen Doktor Tod und John ins Visier nehmen. Die Romane, die zwischen den Doktor-Tod-Fällen erscheinen, spielen in den Comics keine Rolle.
Der zugrunde liegende Roman ist nahezu vollständig von Stefan Kastell adaptiert worden, lediglich in den ersten Szenen ist der Verlauf der Geschichte leicht verändert. Im Roman wird ein Paar zum Opfer des Monsters und John und Bill fahren zusammen zum Loch Awe, um den Fall zu lösen. Im Comic verbringen Bill und Sheila ihre Flitterwochen an dem See und Kastell schließt damit direkt an die Ereignisse des letzten Bandes an, in denen sich die beiden verliebt haben. Überhaupt sind die Geschichten gut miteinander verzahnt. John erinnert sich an die Ereignisse der ersten Comicbände zurück und die ausgelassenen Heftromane haben in der Comicversion nicht stattgefunden.
Ansonsten erwartet den Leser eine Geschichte, die er in verschiedenen Varianten bereits gelesen hat. Ein Jahrhunderte alter Fluch entlädt sich und der Geisterjäger hat alle Hände voll zu tun. Zum Ende hin nimmt der Actionanteil zu, als die Untoten den Ort stürmen. Das ist alles nur leidlich spannend und kommt über ein Mittelmaß nicht hinaus. Lediglich Doktor Tod sticht etwas aus der Geschichte hinaus, wenn sich der Leser durch die Klischees nicht allzu sehr abschrecken lässt. Die äußerliche Darstellung ist purer Trash und seine sprachliche Ausdrucksfähigkeit purer Pulp. Darüber hinaus finden sich eine Vielzahl an Stilblüten und Logikfehler, die bei Sinclair immer wieder vorkommen. Doktor Tod erweckt die Leichen im See, um John in eine Falle zu locken. Wie kann er sicher sein, dass John auch wirklich auftaucht? Und zu allem Überfluss verbringen Bill und Sheila dort auch noch ihre Flitterwochen. Na, was für ein Zufall.
Ab dem vorliegenden Band übernimmt Jose Casanovas die Zeichnungen. Der spanische Grafiker arbeitet für viele europäische Verlage und veröffentlicht auch einige Arbeiten beim amerikanischen Verlag DC Comics. Europäischen Lesern dürfte er am ehesten für seine Mitarbeit an Judge Dredd bekannt sein. Wie für viele seiner Kollegen ist die Mitarbeit am englischen Magazin 2000AD ein wichtiger Karrierepunkt.
Casanovas schafft es, einige Szenen im Comic zu platzieren, die von dem üblichen einerlei der Gespenster Geschichten abweichen. Die Szenen, in denen Bill in den See abtaucht, sind ziemlich gelungen und würden auch in einer großen franko-belgischen Produktion bestehen. Allerdings verfällt er in einen ausgesprochen thrashigen Modus, sobald Doktor Tod und John die Bühne betreten. Das Monster und Doktor Tod sind derart überzogen dargestellt, dass es dem Leser phasenweise die Lippen zusammenzieht. Autor und Zeichner scheinen die Vorlage selbst nicht ganz zu ernst zu nehmen.
02/2025