Heftromane in Comics - John Sinclair Band 3: Doktor Tod
Heftromane in Comics
John Sinclair
Es kommt zur ersten Konfrontation mit John Sinclair, von der Doktor Tod aber ablässt. Er möchte noch etwas mit dem Geisterjäger spielen und zieht sich vorerst in sein Kabinett zurück. Dort präpariert er weitere Leichen, um sie gegen Sinclair in den Kampf zu schicken.
Eine Besucherin des Kabinetts entkommt aus den Fängen Doktor Tods und wendet sich an Scotland Yard. Die Ermittlungen führen John schließlich ins Kabinett, wo es zur nächsten Auseinandersetzung kommt. Doktor Tod ist derweil nicht untätig geblieben und hat mehrere Wachsleichen zum Leben erweckt. Mit dem Leiter eines Obdachlosenasyls lockt er Wohnungslose in eine Falle, um seine Armee der Untoten zu vergrößern.
Doktor Tod und seine Wachsleichen versuchen John zu überwältigen. Dabei kommt John in den Besitz des Amuletts und die Leichen wenden sich gegen ihren Meister. Ein Helfer Doktor Tods setzt die Untoten mit einem Flammenwerfer außer Gefecht. In den Wirren des Kampfes kann der Doktor entkommen und als John das Amulett vernichtet, zerfallen die verbliebenen Leichen zu Staub.
Der Bastei Verlag bleibt seiner Veröffentlichungspolitik treu und druckt den dritten Band der Sinclair-Comicserie vorab in den Gespenster Geschichten in fünf Teilen ab, nämlich in den Nummern 1555 – 1559. Kurz darauf erscheint die Story komplett als Album.
Autor Stefan Kastell versucht aus der Comicserie nach wie vor ein eigenes Werk zu machen, hält sich dabei aber eng an die Vorlage. Im Roman befindet sich das Kabinett auf einem Rummelplatz, im Comic in einem Gebäude in der Stadt, ansonsten ist die Quintessenz der Romanes erhalten. Sinclairleser dürften erfreut sein, da die Comics nicht zu sehr von der Interpretation ihres Lieblingshelden abweichen.
Mit dem dritten Album macht die Comicserie einen weiteren Sprung und widmet sich dem 19. Sinclair-Abenteuer, das im Juli 1975 als Band 94 im Gespenster Krimi erscheint. In dieser Geschichte wird mit Doktor Tod der erste Erzfeind des Geisterjägers eingeführt, der in den folgenden Ausgaben immer wieder mal einen Auftritt haben wird. Im Comic weist die letzte Sprechblase darauf hin, dass John und Doktor Tod wohl bald wieder aufeinandertreffen werden und so scheint es, als wenn sich die Comicserie auf die Fälle mit seinem neuen Erzfeind konzentrieren wird.
Zu Beginn der Geschichte erlebt der Leser mit, wie Asmodis seinen Diener Doktor Tod auf John ansetzt. Nun erfährt er auch, dass Oorgow und Sakuro in den ersten Bänden ebenfalls Diener des Höllenfürsten gewesen sind und in seinem Auftrag gehandelt haben. Nun hofft der Teufel, dass dem Sohn des Lichts endlich das Handwerk gelegt wird.
Der Leser hält mit diesem Band eine regelrechte Trashgranate in den Händen. Der plakative Name des Bösewichts ist Programm. Einige Stilblüten, vor allem in den Dialogen, scheinen direkt dem Heftroman entsprungen zu sein oder eine Hommage an diese Zeit zu sein. Sie entfalten eine Wirkung, bei der nicht immer klar wird, ob es sich um geplanten Humor handelt oder nicht doch um unfreiwillige Selbstkomik.
Die Zeichnungen unterstützen den Charakter der Geschichte und fügen sich wieder gut in den Kontext der Gespenster Geschichten ein. Doktor Tod wirkt allerdings derart gnadenlos überzeichnet und auch die Wachsleichen machen einen eher lächerlichen Eindruck, als dass ein echtes Gruselfeeling auftreten könnte. Die Geschichte verfügt über einen angenehmen Flow, der durch die guten Perspektivwechsel unterstützt wird. So werden sich Leser angesprochen fühlen, die dem trivialen Charakter Sinclairs etwas abgewinnen können.
Genau darin könnte hingegen ein Problem bestehen, denn es wird nicht klar, auf welche Zielgruppe die Comicserie ausgelegt ist. Die klassischen Heftromanleser werden die Abenteuer ihres Lieblingshelden wahrscheinlich mit einem ernsten Auge betrachten. Die überzeichnete Art des Comics könnte abschrecken. Die Comics orientieren sich stark an den Vorlagen und wollen wahrscheinlich die Sinclairleser ansprechen, wobei Heftromanleser nicht automatisch zu Comiclesern werden, nur weil John Sinclair auf dem Cover steht.
Klassische Comicleser dürften eher abgeschreckt sein. Die Art und Weise, wie die Geschichten in Worten und Bildern erzählt sind, atmet den Geist der Gruselromane vergangener Zeiten. Im Jahr 2004 richten sich Comics an ein nur noch interessiertes Publikum, das wahrscheinlich doch auf franko-belgische oder amerikanische Publikationen zurückgreifen wird.
Leser, die mit John Sinclair oder dem Medium Heftroman vertraut sind und dem trashigen Charakter Humor abgewinnen können, werden durch den Comic gut unterhalten werden.
02/2025