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Fritz Tenkrat's Tony Ballard (Die Hefte 1974 - 1990) - 2.Teil: bis die Hölle starb ...

Fritz Tenkrat's Tony Ballard (Die Hefte 1974 - 1990)Fritz Tenkrat's Tony Ballard
(Die Hefte 1974 - 1990)
2. Teil: 200 Runden im Kampf gegen das Böse 
bis die Hölle starb ... (und darüber hinaus)

Wie schon Tony Ballards Anfänge...
...im »Gespenster-Krimi« anno 1974 war auch der Beginn seiner eigenen Serie acht Jahre später vor allem eines: unspektakulär. Und das in mehrerlei Hinsicht ... Der Bastei Verlag machte nicht viel Aufhebens um sein neues Pferd im seinerzeit verlagsübergreifend noch gut bestückten Gruselstall.

 

Fritz Tenkrat & Wenn sie aus den Gräbern steigen...Fritz Tenkrat alias A. F. Morland, geistiger Vater und seit jeher alleiniger Autor der Serie, erinnert sich: »Der ›Ballard‹-Start wurde nicht von langer Hand geplant. (Der erste Roman) ›Wenn sie aus den Gräbern steigen‹ war längst geschrieben, als ich im Verlag zu Besuch war. Meine ›Gespenster-Krimis‹ verkauften sich damals besser als die anderen Romane der Reihe, und so schlug man mir vor, ›Tony Ballard‹ auszukoppeln und wie ›John Sinclair‹ als eigenständige Serie fortzuführen. Ich stimmte zu – und die Serie war geboren.«

Aber auch zum unmittelbaren Auftakt der Serie im Oktober 1982 verzichtete der Verlag darauf, die Werbetrommel zu rühren; mehr noch, man hatte die Leser im letzten »Ballard«-Roman, der als Band 473 des »Gespenster-Krimis« (GK) erschien, nicht einmal darüber informiert, dass Tony Ballard & Co. fortan unter eigener Flagge segeln würden. »Ein Hinweis auf die Auskoppelung wurde schlicht und ergreifend verschlafen«, sagt Tenkrat heute. Worüber er sich indes nicht grämt, und auch bei Bastei hatte man keinen Grund, darob Trübsal zu blasen: Obschon nachgerade unauffällig auf den Markt gebracht, verkaufte sich allein der erste Band von »Tony Ballard« in einer Stückzahl, von der Heftromanverleger heute nicht einmal mehr zu träumen wagen!

»Die weiße Hexe« bringt die Wende

Unspektakulär fiel allerdings nicht nur der Serienstart als solcher aus – auch inhaltlich waren die Anfänge nicht herausragend: Zwar solide, aber doch eher durchschnittliche Schauer- und Spannungskost kredenzte Tenkrat der Leserschaft, wie man sie seinerzeit auch in anderen Serien und Reihen des Genres fand, aber doch noch weit entfernt von dem, was er später auftischen sollte. Es wiederholte sich also, was auch schon Tony Ballards »Geburt« im GK kennzeichnete: Der Autor trieb erst einmal im breiten Mittelfeld seiner Kollegen mit, ehe er sich freischwamm. »Tony Ballard« brauchte nach seinem Abschied aus dem »Gespenster-Krimi« also etwas Zeit, um in der nunmehr eigenen Serie (wieder) in die Gänge zu kommen – und das tat er schließlich in Band 10.

Die weiße HexeGab es im »Gespenster-Krimi« damals keinen definitiven Wendepunkt, über den sich sagen ließ: »Mit diesem Roman wurden die ›Ballard‹-Hefte anders und besser«, kann man in der eigenen Serie unmöglich übersehen, dass hier dem Roman »Die weiße Hexe« die Rolle des ersten und wichtigsten Meilensteins zukommt: Denn damit und danach ging es für »Tony Ballard« unbestreitbar steil bergauf.

Fritz Tenkrat besann sich seiner Stärken, die vor allem darin bestanden, fantasievolle Charaktere zu erfinden und sie dem Leser so ans Herz zu legen, dass ihr Los ihn wirklich interessierte und berührte. Diesen Trumpf spielte er fortan ein ums andere Mal aus, und allein in den Romanen bis Band 50 brannte er ein Feuerwerk von Ideen ab, als gäbe es kein Morgen... Doch brauchte den Lesern nicht bange sein: Die Einfälle gingen Tenkrat nicht aus, dazu verstand er einerseits sein Handwerk zu gut, und andererseits fühlte er sich zunehmend wohler und sicherer im Sattel seiner eigenen Serie; es war, als müsste er erst ausloten, was möglich war in diesem für ihn neuen Rahmen – und als er es dann peu à peu herausfand, gab's kein Halten mehr: Da wurde »Tony Ballard« zu einer Serie, wie die Freunde einschlägiger Lektüre sie sich nur wünschen konnten.

Der erste Clou gelang dem Autor mit Oda, der weißen Hexe, die in besagtem Band 10 zum Ballard-Team fand und bis zum Ende der Serie (und darüber hinaus) dabei blieb – und die Tenkrat in Band 12 auch gleich mit Tonys Freund und Nachbarn, dem Parapsychologen Lance Selby, verkuppelte, der später dann Odas Geist in sich aufnahm, als die ihres Körpers verlustig ging; diese ultimative Zweisamkeit wiederum wurde (viel) später aufgespalten, sodass in Band 197, »Odas Wiedergeburt«, aus den zweien, die eine Zeit lang eins waren, wieder zwei wurden, die sich im Herzen aber eins blieben ... Allein diese kurze Zusammenfassung eines einzelnen roten Fadens der Serie veranschaulicht sehr schön, was Tenkrat da für einen Zauber ab- und wie er die Fans in seinen Bann zog.

Dabei schaffte er aber, woran andere Kollegen mit eigenen Serien mitunter scheiterten: Er knüpfte das Netz der vielen Handlungsfäden nie so eng, dass neu hinzukommende Leser sich darin verhedderten. Was er auch tat mit seinen Figuren und wie er deren Schicksale auch miteinander verflocht und in die Handlung einwob, es blieb doch alles leicht verständlich, alle Zusammenhänge ließen sich mit wenigen Worten und Sätzen erläutern, sodass auch durchblickte, wer bis dato noch nie einen »Ballard«-Roman gelesen hatte. Und das muss man, angesichts der Fülle von Ent- und Verwicklungen, die es in der Serie gab, respektvoll als Kunst bezeichnen; um so mehr vielleicht, wenn man sich vor Augen hält, dass hinter all dem nur ein einziger Mann stand: Fritz Tenkrat eben, dem keine Exposé-Schreiber zuarbeiteten, der seine Serie, ihren Kosmos und dessen Bewohner ganz allein ersann – und stimmig hielt.

Wobei, das muss man freilich einräumen, in einem berufsmäßig kreativen Kopf vieles auch fast zwangsläufig entsteht aus dem, was in den Romanen schon geschehen war ... Ein Beispiel: Wenn Mr. Silver in Band 10 von einer Höllenpeitsche getroffen wird und dieser Hieb ihn seiner magischen Kräfte beraubt, dann muss sich der Autor überlegen, wie er den Ex-Dämon zu gegebener Zeit wieder zu Kräften kommen lässt – und da bietet sich doch etwas an wie ein »Tunnel der Kraft«. Um jedoch an diesem gefährlichen Ort bestehen zu können, braucht Silver eine besonders starke Waffe, und so gibt ihm Tenkrat das »Höllenschwert« in die Hand – das wiederum keine x-beliebige Waffe, sondern vielmehr eine von Eigenleben erfüllte ist, die von Farrac, dem Höllenschmied, auf dem »Amboss des Grauens« für Loxagon, den Sohn des Teufels, geschmiedet wurde und darüber hinaus bis fast zum Ende der Serie immer wieder eine handlungsbestimmende Rolle spielen sollte ...

Tenkrat gesteht freimütig, dass Dinge wie der »Tunnel der Kraft« und »Amboss des Grauens« schlicht Geistesblitze waren: »Sie waren irgendwann urplötzlich da, und ich habe mich ihrer bedient.« Manchmal habe es ihm für den Anfang genügt, dass die Begriffe als solche schon mal ganz gut klangen – nähere Gedanken machte er sich dann erst später darüber. Und weiter erzählt er dazu: »Die Entwicklung der Serie hatte ich immer etwa zehn Romane im Voraus geplant. Aber nur ganz locker. So konnte ich jederzeit eine Story, die mir gerade in den Sinn kam, dazwischen schieben. So blieb die Serie auch für mich selbst immer lebendig und überraschend. Weil niemand – auch A. F. nicht – wissen konnte, was meine Fantasie noch alles ersinnen würde.«

Ideen, Ideen, Ideen ...
Die Mühle des Unheils & Der SilbermannIn welch verschwenderisch anmutendem Maße Fritz Tenkrat aus dem Vollen schöpfte, wird deutlich, wenn man weiß, dass die oben genannten Ideen, von Silvers Kräfteverlust über den Erhalt des Höllenschwerts bis hin zu seiner Wiedererstarkung im Tunnel der Kraft, allesamt in den Bänden 10 bis 20 verbraten wurden – und keineswegs nur diese! In Heft #11, »Die Mühle des Unheils«, sorgte Odas böse Zwillingsschwester Yora, die Totenpriesterin, erstmals für Aufregung. In Band 12 war der titelgebende »Silbermann« nicht etwa Mr. Silver, sondern ein zweiter Überlebender der von Asmodis vernichteten Silberwelt: Metal – der jedoch, anders als Silver, kein Ex-Dämon war und zusammen mit seiner Gefährtin, der Zauberin Arma, lange Zeit im gegnerischen Lager stand. Im gleichen Roman hatte auch Daryl Crenna alias Pakka-dee seinen ersten Auftritt, ein Mann aus der Welt des Guten, der auf der Erde den »Weißen Kreis« gründete, eine Organisation zur Bekämpfung des Bösen. Zu der stieß später neben weiteren Repräsentanten der Welt des Guten auch Tony Ballards aus dem Jenseits zurückkehrender Vorfahr, der Hexenhenker Anthony Ballard, dessen Wirken im allerersten »Ballard«-Roman, »Die Höllenbrut« (GK #47), der Ausgangspunkt war für Tonys Karriere als Dämonenjäger und -hasser. Schauplatz des Romans »Der Silbermann« war übrigens Protoc, die Welt der Pavian-Dämonen – nomen est omen, eine weitere jener wunderbar naiven Fantasywelten, die charakteristisch waren für »Tony Ballard«. Aber auch all das war längst nicht alles, was sich allein in diesen zehn Bänden abspielte.

Das Höllenschwert, Der Schatz der totenseelen & Der Lockruf der ZombiesVor allem in der »Zombie-Trilogie« (Bände 18 bis 20) ging es richtig rund: Nicht nur fand Mr. Silver im Tunnel der Kraft wieder zu seiner alten Form, es wurde auch eine weitere Nebenfigur ins Team aufgenommen: der Gnom Cruv. Er stammte von der Prä-Welt Coor (die hier zum ersten, aber nicht zum letzten Mal als Kulisse diente) und wurde auf der Erde erst Mitglied des Weißen Kreises und dann der Leibwächter von Tonys Gönner Tucker Peckinpah – und darüber hinaus zu einem Liebling der Fans: Eine auf der Leserseite gestartete Umfrage ergab, dass Cruv gleich nach Mr. Silver der beliebteste Mitstreiter Tony Ballards war.

Das Schiff der schwarzen Piraten & Die TotenuhrUnd last, but not least war da noch das Schicksal Frank Esslins, seit den Anfängen im GK Tonys Freund und Helfer und immer wieder einmal mit von der Partie. In »Das Schiff der schwarzen Piraten« (#20) wird er von jener magischen Kraft erfasst, mittels derer der gestaltwandlerische Dämon Rufus sich in ausweglosen Situationen selbst zerstört, um später wie Phönix aus der Asche wieder aufzutauchen. Im Finale dieses Romans verschwindet Frank Esslin also zusammen mit Rufus – und Fritz Tenkrat wäre nicht A. F. Morland, ließe er Esslin bei dieser Gelegenheit schlicht sterben. Nein, nein, der gute Mann wird von Rufus und Mago, dem Schwarzmagier, bereits in Band 21, »Die Totenuhr«, mit schwarzer Energie quasi frisch aufgetankt und steht fortan aufseiten der finsteren Mächte, zunächst als »Söldner der Hölle«, später dann als »Mord-Magier«. Und auch diese Entwicklung Frank Esslins spinnt Tenkrat fort bis zum Ende der Serie und hält sie dabei stets unter Spannung – immerhin über Jahre hinweg. Das darf man wohl beachtlich nennen ...

... wie übrigens auch seine Skrupellosigkeit im Umgang mit seinen geistigen Kindern. Das Schicksal Frank Esslins war da nur eine kleine Kostprobe – einmal Blut geleckt, schien Tenkrat so recht auf den Geschmack gekommen zu sein. Denn schon zur Feier des ersten Jahrestags seiner Serie ging er seiner nächsten Figur an den Kragen: Band 25 trug den Titel »Der Dämon ist tot!«, und besagter Dämon war bekannt als der mit den vielen Gesichtern – Rufus schaffte es endlich einmal nicht mehr, sich im allerletzten Moment buchstäblich aus dem Staub zu machen, und Tony Ballard traf ihn vernichtend mit seiner stärksten Waffe, dem Dämonendiskus. Ein Dreh, der unter den Lesern zu heftigen Proteststürmen führte, die (wenn auch sehr viel später) noch Gehör finden sollten ...

Rufus' Erben
Der Dämon ist tot & Ich jagte das rote SkelettZunächst aber ging es ins zweite Serienjahr, und das hatte es auch ohne Rufus in sich: U. a. riss sich Mago, Schwarzmagier und Jäger der abtrünnigen Hexen, das Höllenschwert unter den Nagel (#26, »Ich jagte das rote Skelett«), Tony unternahm einen weiteren Ausflug ins Reich der grünen Schatten und traf dabei erstmals auf einen der so genannten Grausamen 5, Magier-Dämonen, die in einer Wolkenfestung auf der Prä-Welt Coor hausten und der Serie noch lange erhalten bleiben sollten, und Roxane pendelte zwischen den Dimensionen auf der Suche nach Loxagons Grab, dem Mr. Silver den Namen des Höllenschwerts entlocken wollte, um diese eigensinnige Waffe besser in den Griff zu bekommen – so er sie Mago denn wieder abluchsen konnte ... Frank Esslin tat sich derweil mit Yora zusammen, die in der Höllenhierarchie Rufus' Platz einnehmen wollte, und in dem Zweiteiler #29/30 (»Hexenjäger aus dem Gestern« und »Vampir-Terror«) verstärkte Stockard Ross, ein dämonischer Hexenjäger aus dem 17. Jahrhundert, die Feindesreihen Tony Ballards.

Ferner erfuhr Roxane auf ihren Reisen durch fremde Welten, dass Silver einen erwachsenen Sohn hatte, und fortan suchten der Ex-Dämon und die Hexe aus dem Jenseits nach Cuca, der Mutter von »Silver II«, wie der vorerst noch namenlose Sohnemann in den Romanen genannt wurde. Cuca, eine Hexe, die dem Teufel unverbrüchlich die Treue hielt, tauchte dann in dem Doppelband 34/35 auf, konnte (oder wollte) ihrem früheren Geliebten Silver aber über den Verbleib des gemeinsamen Sprösslings nichts sagen. Im zuvor erschienen Heft (#33), »In den Krallen der Tigerfrauen«, waren zwei weitere Figuren zur Serie gestoßen: Brian Colley alias Thar-pex folgte seinen Kollegen Pakka-dee und Fystanat (der schon in Band 22 das Licht der Serienwelt erblickt hatte) aus der Welt des Guten auf die Erde, um dort den allmählich größer werdenden Weißen Kreis zu verstärken, und der Tigerfrau Agassmea sollte vor allem später noch eine größere und wichtige Rolle zuteil werden. Und dann kam »PK« ...

Das Kamikaze-Monster & Das zweite Leben des Mortimer K.Professor Mortimer Kull, Anführer der so genannten Organisation des Schreckens, kurz OdS, mit der er nach nichts Geringerem als der Weltherrschaft strebte, machte dem Ballard-Team nach seinem Debüt in dem Zweiteiler #37/38 (»Die Kamikaze-Monster« und »Das zweite Leben des Mortimer K.«) lange das Leben schwer – obgleich er, zunächst jedenfalls, »nur« ein Mensch war ... wenn auch ein (größen)wahnsinniges Genie. »Als James-Bond-Fan – der ich noch immer bin – wollte ich hin und wieder Romane mit einem ähnlichen Schurken, wie 007 sie immer zu bekämpfen hatte, schreiben, deshalb habe ich Kull erfunden«, erinnert sich Fritz Tenkrat. Aber der verrückte Professor war, wie sich in den Leserzuschriften zeigte, nicht unumstritten: »Bei den meisten Lesern kam die Figur sehr gut an. Sie hatte aber auch Gegner ... Jedem Menschen recht getan, ist eben eine Kunst, die niemand kann.«

Immerhin aber verstand Tenkrat sich darauf, es den meisten recht zu tun: Immer wieder hatten die Leser darum gebeten, Tony Ballard möge doch häufiger auf Vampire treffen, und diesem Wunsch trug der Autor gerade im zweiten Jahr seiner Serie verstärkt Rechnung. Die Anliegen und auch Ideen seiner Leserschaft waren ihm überhaupt sehr wichtig: »Ich wollte nie an meinen Fans ›vorbeischreiben‹. Deshalb habe ich Vorschläge, mit denen ich etwas anfangen konnte, gerne angenommen.« Was allerdings nicht heißt, dass er seine Leser nicht auch gerne mal richtig schockierte – damit beispielsweise, dass er die beliebteste Figur der Serie umbrachte! Und das auch noch groß ankündigte – mit dem Titel von Band 50: »Als der Silberdämon starb«.

Bestform!
Als der Silberdämon starbGlauben wollte man das als Stammleser natürlich nicht. Aber andererseits wusste man als solcher auch, dass diesem Mann nichts heilig war, keines seiner eigenen Geschöpfe schien gegen Ungemach gefeit; schließlich hatte er gerade erst den armen Lance Selby in ein todesähnliches Koma gestürzt, und das Gefühl, das seit ein paar Romanen schon in Silver rumorte und seiner Meinung nach bedeutete, dass bald schon jemand aus dem Umfeld Tony Ballards ins Gras beißen müsse, schürte die Befürchtung noch, dass es vielleicht den Ex-Dämon selbst treffen könnte ... Und tatsächlich stand in Band 50 dann zu lesen: »Es blitzte gefährlich in den Augen des Schwarzmagiers. Seine zweite Hand legte sich um den Griff des Höllenschwerts. Langsam hob er es an ... Dann schlug der Jäger der abtrünnigen Hexen kraftvoll zu. Mit einem einzigen Streich köpfte er den Silberdämon ... Als Silver zusammenbrach, stieß Mago einen wilden Triumphschrei aus ... Silver war tot!«

Die Hexe und ihr HenkerBuchstäblich auf einem ganz anderen Blatt, nämlich auf Seite 20 des nächsten Heftes, »Die Hexe und ihr Henker«, stand dann zwar, dass der Silberdämon keineswegs das Zeitliche gesegnet und Mago lediglich einem täuschend echt wirkenden Doppelgänger aus Ektoplasma den Garaus gemacht hatte – aber der Tiefschlag, den Tenkrat seinen Lesern mit diesem Trick verpasste, hatte gesessen; immerhin hatte er sie vier Wochen lang auf die Folter gespannt, von der Ankündigung des Jubiläumsromans in Band 49 bis hin zu des Rätsels Lösung in #51 ... und vorbei waren die Schocks für seine Fans damit noch lange nicht – denn am Ende dieser Höllenschwert-Trilogie, zu der auch noch Band 52, »Sie wollten meine Seele fressen«, zählte, gab es doch zwei Opfer zu beklagen: Mago hatte Oda, die weiße Hexe, getötet, und Tucker Peckinpah schmorte buchstäblich in der Hölle.

Sie wollten meine Seele fressenDiese Trilogie gilt als erstes großes Highlight der Serie, und sie ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Mehrteiler bei »Tony Ballard« lange Zeit etwas ganz Besonderes waren – nicht einfach nur in die Länge gezogene Geschichten, nein, es passierten immer wegweisende Dinge, die einen solchen großen Rahmen auch verdienten. Mit diesen drei Romanen übertraf Fritz Tenkrat fraglos sich selbst und alles, was er bis dahin geschrieben hatte – aber er schraubte damit natürlich auch die Erwartungen an seine zukünftigen Romane gehörig in die Höhe ... und erfüllte sie.

Die Hefte bis Band 100 waren größtenteils überreich an Tempo, Spannung und überraschenden Wendungen; dass bei einem solchen Ausstoß auch einmal eine »Gurke« dabei war, darüber ließ sich hinwegsehen – und zudem sind die Geschmäcker bekanntlich verschieden ... An den »großen« Ideen jedenfalls war nichts auszusetzen, und dass Tenkrat damit den Nerv all seiner Leser traf, zeigten deren Briefe, die sie dem Autor zuhauf schickten.

Zerberus, der dreiköpfige TodLos ging es damit, dass Roxane nicht mehr dieselbe war, nachdem die Zauberin Arma, Metals inzwischen verstorbene Freundin, zum Teil von ihr Besitz ergriffen hatte – ein Problem, das im »großen Roxane-Zyklus« gelöst wurde, der die Bände 66 bis 70 umfasste und in dem es wieder einmal auf die Prä-Welt Coor ging, wo u. a. Cruv seine Freundin Tuvvana wiederfand und das vor 13 Jahren von der Erde entführte Mädchen Jubilee, fortan »Prä-Welt-Floh« genannt, in die Obhut der Ballard-Familie kam.

Der KörperdiebIn der »großen Peckinpah-Trilogie« (Bände 79 bis 81) holten Tony und seine Freunde den schwerreichen Großindustriellen aus der Hölle zurück. Zwischendurch fuhr der Geist der getöteten Hexe Oda in Lance Selby ein, woraufhin der aus seinem Koma erwachte und in der weiteren Folge latente Hexenkräfte entwickelte. Parallel dazu ging natürlich auch die Suche nach Loxagons Grab weiter, ebenso wie die nach Mr. Silvers Sohn. Terence Pasquanell, ein kanadischer Werwolfjäger, wurde im Handumdrehen vom neuesten Verbündeten zum neuesten Erzfeind und von Yora mittels der »Augen des Todes« zum »Dämon auf Zeit« gemacht. Professor Kull erhob sich per »Computermagie« selbst zum Neo-Dämon. »Marbu – die Kraft des Todes« (#74) kam ins Spiel, befiel Tony und machte ihn in jeder Hinsicht unberechenbar, und das Höllenschwert wechselte wieder einmal den Besitzer; diesmal geriet es in die Hände des von Kull erschaffenen Dämonen-Cyborgs Yul, aber in Band 99, »Im Reich der Satansaffen«, holte Silver es sich wieder zurück – gerade rechtzeitig, um gewappnet zu sein für den mit dem folgenden Roman, »Geburt eines Dämons«, beginnenden »großen Loxagon-Zyklus«, in dem die größten Geheimnisse der Serie gelüftet und viele der bis dahin ausgelegten roten Fäden zu einem Ende geführt werden sollten – und der die bis dahin nach wie vor herausragende Höllenschwert-Trilogie noch in den Schatten stellen sollte in puncto Lesespaß und Spannung!

Ein Teufelsbraten
Geburt eines DämonsEigentlich erzählte der Zyklus drei Geschichten. Zum einen ging es um Tonys Marbu-Vergiftung, die aus dem guten Kämpfer wider das Böse einen richtig schlimmen Finger machte, der sich mit Mr. Silver verkrachte und dann zum Gangsterboss aufschwang, als der er den reichen Tucker Peckinpah entführen wollte. Zum anderen reiste Mr. Silver nach Grönland, wo er den entscheidenden Hinweis auf Loxagons Grab zu finden hoffte – und Loxagon selbst schließlich war Protagonist der dritten »Teilgeschichte«, die von seiner Geburt erzählte sowie von seinem Werdegang und schließlich seinem Tod durch die Hand des eigenen Vaters, Asmodis eben, den er vom Höllenthron zu stoßen gedachte. Letztlich führte Tenkrat diese drei Stränge natürlich zusammen und ließ sie in einem furiosen Finale gipfeln.

Der SeelensaugerDer Loxagon-Zyklus bot alles, was »Tony Ballard« zu einer der originellsten Serien des Genres machte, und er bot all das in allerbester Qualität und Dosierung. Und er war ein Musterbeispiel für Fritz Tenkrats hervorragendes Timing: Sowohl das Geheimnis des Höllenschwerts wie auch das Rätsel um Mr. Silvers Sohn waren über lange Zeit Thema der Serie – nicht stets im Vordergrund, aber ganz in Vergessenheit geriet beides doch nie. Immer wieder einmal legte der Autor den Schwerpunkt darauf, hielt das Interesse daran wach, indem er eine weitere Winzigkeit darüber verriet oder dem Ganzen einen neuen Dreh verlieh. Und dann, im richtigen Moment eben, ließ er die Bombe(n) platzen.

Jagd nach dem DämonenherzAm Ende des Zyklus stellte sich die Situation dar wie folgt: Tony war von der verhängnisvollen Marbu-Vergiftung geheilt und wieder ganz der alte, Mr. Silver kannte den Namen des Höllenschwerts und konnte es sich damit untertan machen, Metal entpuppte sich als Sohn des Ex-Dämons, und während unsere Helden aus Rom, wo sie Loxagons Grab gefunden hatten, nach Hause flogen, erwachte dort der Sohn des Teufels von den Toten.

Die Rache des HöllenfürstenReiner Tisch war damit allerdings nicht gemacht. Für das zukünftige Seriengeschehen standen u. a. folgende Themen und Probleme an: Roxane war verschwunden, nachdem Mr. Silver seine frühere Geliebte und Mutter seines Sohnes, die Hexe Cuca, sowie Metal selbst bei sich aufnahm, die beide dem Bösen zwar nicht abschworen, aber doch immerhin gelobten, sich fortan neutral zu verhalten. Und auch die Suche nach den Eltern des Prä-Welt-Flohs Jubilee ging weiter. Dazu gesellte sich in den unmittelbar folgenden Romanen neuer Ärger – in der Gestalt des Ghouls Gaddol etwa, der seine Artgenossen zu einer Armee um sich scharen und ihnen zu größerem Ruhme in der Hölle wie auf Erden verhelfen wollte.

Mr. Silvers SohnDennoch, mochten all diese Themen auch Spannungspotenzial bergen, das Tenkrat durchaus zu nutzen wusste, war doch keines davon dem, was Höllenschwert und Silvers Sohn zu bieten hatten, wirklich ebenbürtig. Und so markierte der Loxagon-Zyklus nicht nur den Höhepunkt der Serie, sondern auch eine Wende: Denn nach einem solchen »höchsten Punkt« kann es naturgemäß nur in eine Richtung weitergehen – bergab nämlich.

Nach dem Gipfelsturm
Das heißt nun nicht, dass es ab Band 105 mit der Serie rasant abwärts ging. Sie veränderte sich zunächst nicht einmal merklich, und man nimmt diese Wendung eigentlich erst rückblickend richtig wahr. Aber blättert man heute in den alten Romanen dieser Phase, stellt man fest, dass sich Schwächen einschlichen, dass es auch mal zu unbefriedigenden Lösungen kam – wie etwa Tonys dramatische Enthauptung in der letzten Zeile von Band 112, »Magos Höllenschädel«, die sich im Folgeroman schlicht als Halluzination herausstellt, die der Schwarzmagier dem Dämonenhasser nur vorgaukelte. Das wirkte ein bisschen billig, da fühlte man sich an Bobby Ewing erinnert, der auf einmal wieder quicklebendig unter der Dusche stand, weil sich eine ganze »Dallas«-Staffel als nur geträumt erwies...

Wenn das Grauen sich erhebt & Magos HöllenschädelDas heißt nun auch nicht, dass die Serie in ihrem weiteren Verlauf arm an Spannung und Highlights war. Nein, mit beidem geizte der Autor auch fürderhin nicht. Und er servierte auch weiterhin Figuren ab, wenn ihm der Sinn danach stand – wie Cruvs Freundin Tuvvana und den Hexenjäger Stockard Ross beispielsweise, die er beide in Band 111, »Wenn das Grauen sich erhebt«, über die Klinge springen ließ. Um dann die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, Mago im nächsten Roman auf das Ballard-Team loszulassen, das sich anlässlich Tuvvanas Trauerfeier komplett versammelt hatte. Auf echte Glanzpunkte allerdings wie zuvor etwa den Roxane-Zyklus und dergleichen wartete man fortan vergebens. Die Mehrteiler waren kaum noch die wirklich richtungsweisenden »Großereignisse«, die sie in der ersten Hälfte der Serie gewesen waren.

Dazu kam der Eindruck, dass sich manches einfach nur zu wiederholen schien: Silver verlor einmal mehr seine übersinnlichen Fähigkeiten, diesmal durch Yora, die ihn mit dem Seelendolch verletzte (Band 131, »Der Mörder aus dem Totenreich«). Metal starb (in #138, »Der schwarze Druide«), aber Roxane merkte im nächsten Roman, »Das Monster aus dem Feuerschlund«, dass der junge Silberdämon nur scheintot war und weckte ihn per Hexenschock. Und weil Silvers Wiederherstellung bis zur nächsten Jubiläumstrilogie warten musste, die aber erst mit Band 150 ff. anstand, musste der entkräftete Ex-Dämon einstweilen aus dem Verkehr gezogen werden –  zunächst legte ihn Zero, einer der Grausamen 5, buchstäblich auf Eis und verschleppte ihn (Band 135, »Die Söldnerin des Todes«), dann machte Loxagon ihn kurzfristig, in den Heften 144 bis 146, zum Höllenstreiter, bis Tony ihm den bösen Geist wieder austrieb. Sicher, im Grunde alles feine Ideen, nur wirkten sie in ihrer Umsetzung so beiläufig abgehandelt, dass richtige Spannung, wie man sie bis dato von der Serie gewöhnt war, nicht aufkommen wollte.

Nicht einmal die überraschende (seitens der Fans aber oft geforderte) Rückkehr von Rufus, dem Dämon mit den vielen Gesichtern, wurde zu dem Paukenschlag, der sie eigentlich hätte sein können und sollen und müssen – denn das Ballard-Team brauchte sich nicht groß anzustrengen, um in Erfahrung zu bringen, wie es dazu kommen konnte: Professor Kull plauderte munter aus, dass dieser neue Rufus eigentlich der von ihm geschaffene und entsprechend programmierte Cyborg Droosa und als Geschenk für den Höllenfürsten Asmodis gedacht war, auf dass der ihn doch bitteschön richtig zum Dämon weihen möge (was dieser dann auch tat).

In den Romanen unmittelbar vor dem dem Jubiläumsband #150 trat schließlich deutlich zutage, dass hier der Stoff eher mühsam gestreckt wurde, damit der Auftakt der nächsten Trilogie auf eben dieses Jubiläum fiel. Das wäre zu verzeihen gewesen, hätte der Dreiteiler zurück zu früheren Höhen der Serie geführt – aber die Silberwelt-Trilogie muss im Vergleich zu den vorangegangenen Mehrteilern leider als Enttäuschung bezeichnet werden.

Kein Silberstreif
Aufbruch in die SilberweltDie Silberwelt, Heimat von Mr. Silver und Metal, inzwischen von Asmodis zerstört ... Was barg diese serienhistorisch bedeutsame Welt an Möglichkeiten! Doch leider wurden sie kaum genutzt. Angesichts dessen, was Tenkrat zuvor an wahrhaft fantastischen Welten erschaffen hatte, blieb die Silberwelt, die unsere Helden übrigens durch eine Zeitreise in die Vergangenheit erreichten, glanzlos und austauschbar. Nur hier und da blitzte in der Geschichte auf, was eigentlich hätte sein können...

Der BarbarenfürstDazu kam noch, dass sich die »Events« der Trilogie, wiederum im Vergleich zu früher, wo man als »Ballard«-Leser halt verwöhnt worden war, in Grenzen hielten: Shrogg, der Weise, verhalf Silver wieder zu Kräften (nicht der originellste Einfall, den der Autor je hatte), und Mortimer Kull fand sein Ende durch den Speer des Hasses, mit dem Loxagon ihn niederstreckte – kein großer Verlust, denn Kulls Sohn Morron stand (seit Band 146, »Der Dämon aus dem Knochensee«) schon in den Startlöchern, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Am Schluss des letzten Romans der Trilogie verabschiedete sich dann noch Metal, um fortan mit seiner neuen Geliebten, Cardia, der Seelenlosen, herumzuziehen. Und das war's ... Etwas dünn, in der Tat, ruft man sich in Erinnerung, was Fritz Tenkrat früher in Zwei- und Dreiteiler auffuhr und abhandelte.

Die Tochter des MagiersNahe läge die Vermutung, dass er erste Ermüdungserscheinungen gegenüber der Serienarbeit verspürte, die er nach eigenem Bekunden »zum Teil als Klotz am Bein« empfand, »weil sie einen für andere interessante Aufgaben blockiert. Man muss ständig einen gewissen Manuskriptvorlauf im Auge behalten, weil einem sonst die Drucktermine zu sehr im Nacken sitzen.« Er fügt aber ausdrücklich hinzu: »Das heißt jedoch nicht, dass ich Tony Ballard nicht gern geschrieben habe, sondern nur, dass mein Arbeitstag doppelt so viele Stunden hätte haben müssen.« Die Konsequenz daraus zog er allerdings erst später.

Rund zwei Jahre später, um genau zu sein – zwei Jahre, in denen sich der Trend, der nach dem Loxagon-Zyklus begonnen hatte, fortsetzte und schließlich auch in stärkerem Maße bemerkbar machte.

Man kann sicher nicht behaupten, dass das letzte Viertel der Serie ereignislos verlief. Mitnichten. Es tat sich durchaus einiges. Nur wirkte vieles davon ziellos, es fehlte eine klare Linie, und man hatte den Eindruck, viele gute Einzelteile zu sehen, die sich aber nicht, wie früher, zu einem großartigen Ganzen zusammenfügten. Und wirkliche »Großereignisse« vermisste man gänzlich. Dafür nahm das Gefühl zu, das man vieles von dem, worum es in diesen Romanen ging, bereits kannte – sei es nun, dass Peckinpah einmal mehr in den Bann der Hölle geriet oder das Ballard-Team wieder einmal auf der Suche nach einem Grab war, weil just darin das Leichentuch Reypees, des Gottähnlichen, zu finden war, mittels dessen sich das Höllenschwert »weiß waschen« und für die schwarze Macht ein für alle Mal unbrauchbar machen ließ.

»Uninspiriert« ist ein Wort, das einem beim kritischen Rückblick auf diesen Teil der Serie unweigerlich in den Sinn kommt – und so nimmt es heute weit weniger wunder als damals, dass Fritz Tenkrat aus eigenem Antrieb quasi die Notbremse zog: Denn »Tony Ballard« wurde 1990 nicht etwa schlechter Verkaufszahlen wegen eingestellt, sondern weil der Autor selbst darum bat. Im Verlag war man über diese Entscheidung freilich nicht glücklich, aber man entsprach seinem Wunsch. »An eine Fortsetzung mit anderen Autoren war nicht gedacht«, sagt Fritz Tenkrat dazu. »Ich hätte auch nicht zugestimmt. Tony Ballard ist mein Baby. Andere ›Väter‹ lasse ich nicht zu.«

Hurtig, hurtig!

Die Hölle stirbtDer Entschluss, die Serie einzustellen, sei fünf Romane vor dem Serienende (das mit Band 200 erfolgte) gefallen. Chefredakteur Rainer Delfs bat Tenkrat nur um eines: »... die Reihe für die Leser einigermaßen zufrieden stellend zu beenden und die wichtigsten Handlungsstränge vernünftig zu lösen. Das habe ich getan.« Er räumt allerdings ein, dass er die Themen manchmal »ziemlich brutal auf eine einigermaßen vertretbare Lösung« hinbiegen musste. Das sei nicht immer leicht gewesen.

Als Leser könnte man in diesem Zusammenhang bemäkeln, dass das quasi fünfteilige Serienfinale zu sehr auf Happyend getrimmt wurde: So wurde, wie bereits erwähnt, Odas Geist von Lance Selby getrennt, und die weiße Hexe erhielt ihren Körper zurück, Frank Esslin, der langjährige Mordbube, wurde rehabilitiert, und zu allem Überfluss durfte auch die Ex-Totenpriesterin Yora auf die gute Seite wechseln ... Dazu kam, dass altgediente Gegner wie Rufus sozusagen im Vorbeigehen erledigt wurden. Und da stellt sich dem Fan natürlich schon die Frage, was der Autor, hätte er denn noch Lust gehabt oder schlicht mehr Zeit, daraus eigentlich hätte machen können ...

Andererseits muss man die Angelegenheit aber auch mit einem lachenden Auge betrachten: Immerhin verhinderte Tenkrat, dass seine Serie wirklich absackte. So bescherte er seinen Lesern zumindest ein versöhnliches und insgesamt doch gutes Ende. Und gegönnt war dem sympathischen Wiener seine »Freiheit« natürlich auch: »Gefühlt habe ich damals eine gewisse Erleichterung, weil ich vor Augen hatte, dass ich bald nicht mehr in dieses Joch eingespannt sein würde, alle vierzehn Tage einen neuen Roman liefern zu müssen. Außerdem freute ich mich schon darauf, mich schriftstellerisch weiterentwickeln und auf neuen Feldern tummeln zu dürfen, für die ich bis dahin keine Zeit gehabt hatte.«

Und damit hätte die Legende von »Tony Ballard« eigentlich enden können. Wäre Fritz Tenkrat Jahre später nicht noch einmal rückfällig geworden ...

Lange nach dem Ende der eigenen Serie ließ Fritz Tenkrat seinen Helden noch einmal in Aktion treten. »Ich glaube«, sagt er, »Michael Schönenbröcher hatte die Idee, noch einen ›Tony Ballard‹ im ›Dämonen-Land‹ zu bringen. Chefredakteur Rainer Delfs meinte: ›Ja, aber dann soll es Tony am Schluss des Romans so richtig schön dreckig gehen.‹ Und das habe ich umgesetzt. Die Leserreaktionen waren recht gut. Wir hätten die Serie fortsetzen können, aber wir wollten das alle eigentlich gar nicht mehr.«


Das Böse lebtIn der Bastei-Reihe »Dämonen-Land«, in der »die besten Horror-Romane« neu aufgelegt wurden und ab und zu auch ganz neue erschienen, feierte der Dämonenhasser mit Band 75 ein kurzes Comeback – das es allerdings in sich hatte: Die Hölle lebte, wurde jetzt von Loxagon regiert, der den Höllenrichter Zeeneth erschuf, und der wiederum lockte die gesamte Familie Ballard – Tony, Vicky und ihren gemeinsamen Sohn Andrew – in eine Falle, aus der es scheinbar kein Entrinnen gab ... ob dieser Schein womöglich trog, blieb dem Leser indes verborgen: Der Roman endete nämlich mit einem Cliffhanger reinsten Wassers, der das Schicksal der Ballards buchstäblich in der Luft hängen ließ, und das jahrelang ...

2005 entschloss sich der Zaubermond-Verlag, »Tony Ballard« fortzusetzen – und Fritz Tenkrat hakte genau dort ein, wo er seinen Helden 13 (!) Jahre zuvor zurückgelassen hatte: am Rande eines mörderischen Höllentrichters, in den seine Liebsten ihm bereits vorausgegangen waren! Untermauern lässt sich die Behauptung zwar nicht, aber man darf wohl davon ausgehen, dass keine andere Serie, ganz gleich, in welchem Medium, ihre Fans jemals länger im Ungewissen ließ.

Und mit dieser Fortsetzung, das lässt sich inzwischen sagen, hat Fritz Tenkrat in Sachen »Ballard« zu gewohnter Form zurückgefunden. Er begeistert alte Fans und neue Leser gleichermaßen, und Tony steckt unterdessen genau dort, wo wir ihn am liebsten sehen: bis zu den Ohren in Schwierigkeiten sowohl höllischer als auch privater Art – denn dabei zu sein und mitzufiebern, wie er da wieder rauskommt, das ist es ja, was uns zu der »Horror-Serie von A. F. Morland« greifen lässt, damals wie heute.

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