Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Es ist doch alles SO einfach ...!? - Teil 2: Der Sidekick - Von den Lesern geliebt

Es ist doch alles SO einfach

Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -

2. Der Sidekick – Von den Lesern geliebt
(Kurze) Bemerkungen zur Rolle des Sidekicks

Der Sidekick unterscheidet sich vom Helden. Nicht nur, dass er in dessen Schatten segelt, also die zweite Geige spielt, sondern er ist ein wichtiges Instrument des Autors.


Wir erinnern uns: Der Held ist ein Gutling, aber ansonsten charakterlich eher die Hülle, in die der Leser schlüpfen kann. Mit ihm soll sich der Leser identifizieren und durch die Handlung folgen.

Den Sidekick kann der Autor liebevoll gestalten, mit Marotten ausstatten und zu ‚seiner’ Figur gestalten. In mancherlei Hinsicht überstrahlt er den Helden und wird oft von den Lesern mehr geliebt als der Held.

Im Film „Hellboy“ heißt es sinngemäß, man achte Menschen für ihre Stärken (was dann der Held des Ganzen wäre), aber man liebe sie für ihre Schwächen (und das ist dann der Sidekick).

Sehen wir uns doch mal kurz ein paar dieser Männer an. Einer meiner Lieblinge ist Iwan Kunaritschew alias X-RAY 7, Agent der PSA. Während Larry Brent die Heldenrolle ausfüllt, bekam der Russe in Diensten der PSA allerlei Macken mit. Seine Selbstgedrehten, seinen Wodka, seinen Witz. Die Leser mochten ihn, der an der Seite des dynamischen Helden mithalten konnte. Jürgen Grasmück schilderte Larry Brent zwar als die dominierende Figur, aber da jeder PSA-Agent spitze war, war der Russe selbständig und handelte auch so. Immerhin war er keine Niete und Dan Shocker erlaubte ihm gar, in Taek Won Do besser zu sein als der Held.

Rani Mahay, der Sidekick Björn Hellmarks in Macabros ist auch so ein Fall. Der Mann mit der Hochglanzfrisur, der Tiger mit seinem bloßen Blick bändigte, war auch ein großer Liebling der Fans.

Der Mann aus Bhutan konnte aber auch ohne Hellmark die Handlung tragen, wie die furiose „Skelettus-Trilogie“ unter Beweis stellte.

Andere hatten bemerkenswert unselbständige Sidekicks. Jason Dark setzt hier Maßstäbe. Immer wenn John verschwunden ist oder gar als tot gilt, rennen seine Sidekicks Bill Conolly und Suko herum, als hätten sie das Wort Dämonen noch nicht gehört und wären blutige Anfänger in dem Business.

Fritz Tenkrat aka A.F. Morland hat mit Mr. Silver auch einen starken Sidekick geschaffen, der selbständig agiert, selbst wenn Tony Ballard ihm mal nicht das Händchen halten kann.

Gern wird auch (lange vor Akte X) dem Helden, der da das Übersinnliche bekämpft, ein Skeptiker an die Seite gestellt. Chiefinspektor Kenneth Hempshaw war über ein gewisse Zeit in dieser Rolle in den Rick-Masters-Romanen von Richard „Andrew Hathaway“ Wunderer. Das wird natürlich nach einer gewissen Zeit völlig unglaubwürdig, hat aber zunächst seinen Reiz.

Der Fall der Freundin als Sidekick, wie es Hanako Kamara für Gordon Black, Coco Zamis für Dorian Hunter oder Nicole Duval für Professor Zamorra darstellt, wird im dritten Teil näher beleuchtet, wenn es heißt „Manchmal mehr als Matratze des Helden – Die Freundin“.

Was macht der Sidekick nun?

Der Sidekick ist in der Regel der beste Freund, der – neudeutsch – ‚Buddy’ des Helden. Er ist da, um Fälle zu finden und den Helden ins Abenteuer zu ziehen (Bill Conolly, der Journalist, macht das oft für John Sinclair).

Der Sidekick assistiert dem Helden und erledigt die Diener des jeweiligen Hauptfeindes. Dann braucht der Held nicht alles allein machen und sich überarbeiten. Letztlich braucht er sich den Weg zum Hauptgegner im Zweifel nicht freikämpfen.

Außerdem ist er der Ersatzheld, wenn der Hauptheld mal unpässlich ist, als tot gilt oder sonst wie verschwindet. Dann schlägt seine große Stunde.

Eine weitere Aufgabe der Sidekicks ist es, in Gefahr zu geraten und vom Helden heraus gehauen zu werden.

Diese vier Aufgaben müssen wir uns merken und in Zusammenhang mit unserer Serie als Kriterien an den von uns zu kreierenden Charakter anlegen.

Manchmal kann ein Held auch mehr als einen Sidekick haben. Nämlich zwei. Bei John Sinclair ist das so mit Suko und dem bereits erwähnten Bill Connolly. So sollten wir uns überlegen, ob wir unserem Helden nicht auch die doppelte Dröhnung verpassen.

Insofern befassen wir uns heute mit dem Liebling von Autor und Leser. Einem wichtigen Element, jemand der mehr ist, als die ihm zugedachte Rolle, eben der Mann im Schatten des Helden.

 

1. Wir bauen uns einen Sidekick

Wonach suchen wir also?

  • Bester Freund des Helden
  • Assistent des Helden
  • Fallaquisition
  • Ersatz bei vermeintlichem Tod, Abwesenheit aus welchen Gründen auch immer oder Unpässlichkeit des Helden
  • Er wird bei Gefahr vom Helden errettet werden

Vergegenwärtigen wir uns, was wir mit der Serie wollen. Wir wollen gegen die finsteren, (meist) übernatürlichen Mächte des Bösen antreten. Gut, unser Sidekick muss (fast) ebenso mutig sein wie der Held, aber nicht genauso oder gar mutiger. Der Held muss ihn schon überstrahlen. Das gibt uns Gelegenheit den Bestmann des Helden menschlicher zu zeichnen. So können wir ihn mit Eigenschaften, Macken und so ausstatten.

Das macht Spaß, wie sich noch zeigen wird.

Unser Held – Mark Larsen – ist ja nun Privatdetektiv in London. So haben wir mehrere Möglichkeiten, denn unser Sidekick soll den Helden ja ergänzen, ihm möglicherweise Fälle zuschanzen.

Er könnte Journalist sein. Der Journalist im Heftroman nutzt nicht die modernen Methoden wie Nachrichtenagenturen, das Internet oder andere Medien zur Informationsbeschaffung. Dieser Berufsstand ist im Heftroman immer vor Ort. Demzufolge ist es ideal für uns. Kann er zum einen doch den Helden zu Hilfe rufen und in Gefahr geraten und unserem Helden assistieren. Wie praktisch. Das erleichtert die Arbeit unter Umständen ungemein. Schnelle Einführung in den Roman ist möglich, der Held weiß Bescheid, was los ist, und zudem hat er seinen Assistenten und jemanden, der aus Gefahr zu retten ist gleich vor Ort.

Drei Dinge auf einmal. Das geht doch.

Der Journalist kommt auf jeden Fall in die engere Wahl. Tolle Möglichkeiten.

Eine weitere Möglichkeit wäre der Polizist. Natürlich – wie schon beim Helden beschrieben – nicht irgendein Polizist von einem stinknormalen Revier. Das wäre zu popelig. Bah. Das muss Scotland Yard sein, vielleicht das FBI oder ein Geheimdienst.

Gut, weil unser Held in London angesiedelt ist, möchte er da auch vielleicht den einen oder anderen Polizisten kennen, die aber nur Nebenrollen spielen. Aber unser Sidekick ist ein CIA-Agent im Außendienst. Der ist dann genauso nützlich wie der Journalist und ebenso weltweit unterwegs, denn Agenten im Heftroman haben mehr mit James Bond denn mit der Realität gemein.

Im Grunde könnten wir beide Möglichkeiten kombinieren und wir müssten uns oft keine Sorgen machen, wie wir ins Thema des Romans einsteigen. Praktische, einfache und saubere Lösung.

Weitere Möglichkeiten wären Zirkusartist (können seltsame Dinge und sie sind von einer gewissen romantischen Exotik umweht), Abenteurer (die sind immer reich und da wo man sie braucht), Archäologe (die rühren beim Buddeln gern mal an Geheimnissen)

Also mal kurz die Liste:

  • Journalist
  • Polizist oder Agent
  • Abenteurer
  • Archäologe

Wir nehmen zwei und zwar die beiden (aus unserer Sicht) besten Möglichkeiten. Den Journalisten und den Agenten.

Den Journalisten lassen wir bei der Evening Post arbeiten und der ist für Kriminalfälle und mysteriöse Vorkommnisse in aller Welt zuständig. Er begegnet unserem Helden im ersten Roman.

Wir nennen ihn Harry Morgan (weil mir der Name schon immer gefiel). Er ist einsachtzig groß, dunkelhaarig, sportlich und hat blaue Augen. Er raucht noch, trinkt gern und hat einen Sammlertick. Er sammelt Tassen und Becher von Hotels. Sein Herausgeber beschwert sich immer über die Posten von gestohlenem Geschirr auf den Hotelrechnungen. Zudem bevorzugt er Maßanzüge von Greenleys und Schmidts aus der Oxford Street und benimmt sich wie ein Spleeniger Gentleman. Sein Backenbart (die aussehen wie überlange Koteletten) ist dafür äußerer Ausdruck..

Er war mal beim SAS, ist da aber wegen einer gewissen Aufsässigkeit rausgeflogen. Somit kann er kämpfen, schießen und andere nützliche Dinge.

Das ist doch ein komischer Kauz, oder.

Nummer 1 ist fertig. Ging schnell und einfach und er verspricht in den Romanen einige skurrile Auftritte.

Nummer 2 nennen wir Gordon Sheckley. Er ist Sonderagent der CIA. Kommt viel herum. Sheckley ist leidenschaftlicher Fastfoodesser und meint, nur wo man einen guten Burger bekommt, lässt es sich leben. Er neigt ein wenig zu Rundlichkeit und sein Haar ist schütter. Er trinkt Unmengen Kaffee und hat immer einen Stumpen von einer Zigarre im Mund, die nie gebrannt hat.

Seine stärkste Waffe ist sein Verstand. Er ist der Planer, der Stratege und Analyst. Mit einem Schießeisen kann er nur eingeschränkt umgehen, aber mit Hieb- und Stichwaffen ist er ein Genie.

Unser Held kennt ihn von der Uni.

Weiteres wird sich mit Sicherheit im Laufe der Geschichten ergeben.

Somit hätten wir unsere Sidekicks komplett und einsatzfähig gemacht. Gleichzeitig hängen sie nicht wie Kletten am Helden, der auch mal alleine oder mit weiblicher Begleitung losziehen kann. Sie müssen nicht auftauchen, können es aber jederzeit und können dabei Fälle mitbringen. Praktische Zeitgenossen eben. Und solche, die der Leser lieben kann.

Alles prima!!!

Zur Einleitung - Zur Übersicht  aller Folgen


Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.