Männer der Zukunft: Wolf Detlef Rohr
Aufgrund der speziellen Entwicklung in der deutschen SF, gemeint ist die Dominanz der SF-Heftserien, findet man die meisten der wichtigsten Autoren denn auch im Umfeld von Perry Rhodan und dem Pabel/Moewig Verlag.
Ich werde mich dabei vorwiegend auf die goldene Zeit der Heftromane zwischen 1954 und 1986 stürzen. Ausschlagebend für meine zugegeben subjektive Auswahl war nicht die Zahl der Romane, sondern auch die Bedeutung innerhalb der SF-Szene. Viel Spaß mit "Männer der Zukunft"!
Einer der schillerndsten Autoren der fünfziger Jahre war zweifellos Wolf Detlef Rohr. Der 1928 in Breslau geborene Autor und Literaturagent kam über den Kriminalroman zur SF.
Er verfasste zwischen 1950 und 1960 mehr als 100 Romane, gehörte zu den dominierenden Autoren der Leihbuchszene und damit auch automatisch zu den wichtigsten deutschen Autoren der frühen Heftreihen Utopia, Terra und Luna Utopia. Aber auch in der SF-Szene machte er sich einen Namen und nahm über seine Rolle als Agent Einfluss.
Im Science Fiction Club Deutschland (SFDC) zählte er zu den führenden Repräsentanten. Einige Jahre waren Rohr, Walter Ernsting, Heinz Bingenheim und Karl-Herbert Scheer die heimlichen Herrscher der SF-Szene. Dann kam es zur Spaltung und Rohr, Scheer und Ernsting führten jeweils einen eigenen Club. Rohrs Versuch, aus dem SFCE eine Art Buchclub zu formieren, scheiterte aber letztlich.
Zwischen 1958 und 1960 gab er das professionell gedruckte Magazin "Blick in die Zukunft" heraus. Den im SFCD verbliebenen Fans war Rohr zu professionell und profitorientiert. Um 1960 zog er sich komplett aus der SF-Szene zurück, arbeitete danach als Chefredakteur für eine Jugendzeitschrift und betrieb einen Film-Funk-TV-Pressedienst.
Zwischen 1951 und 1960 erschienen in verschiedenen Leihbuchverlagen fast 50 SF-Romane entweder unter seinem Namen oder den Pseudonymen Wayne Coover und Allan Reed. Die meisten davon wurden kurz danach in den Heftreihen nachgedruckt. Bezeichnenderweise stammten sowohl die Nr.1 von Terra als auch die Nr.1 von Luna aus seiner Feder. Nach seinem Rückzug aus der Szene endete die Flut der Publikationen. Da er nicht zur Perry-Rhodan-Familie gehörte, wurde er in den Reihen von Moewig nicht berücksichtigt. Erst wenige Jahre vor seinem Tode wurden die meisten seiner Romane neu aufgelegt. Pabel veröffentlichte in der Taschenbuchreihe Utopia Bestseller aus Raum und Zeit 39 der alten Titel.
Von der Kritik wurde Rohr bescheinigt, dass seine Romane einem einfachen Handlungsschema folgen. Seine Helden, meist Wissenschaftler, Reporter und Techniker bewegen sich in einem Rahmen, der der Lebenswirklichkeit der fünfziger Jahre nachempfunden ist. Die unter dem Pseudonym Allan Reed verfassten Romane versuchen, eine Brücke zwischen SF und Kriminalroman zu schlagen, schildern Kriminalfälle der Zukunft.
An SF-Serien hat Rohr nicht mitgearbeitet. Seine Romane sind Einzelabenteuer, lediglich die acht Bände um Professor Albertus, seine Tochter Charmaine und ihren Ehemann Sugar Pearson gehören inhaltlich zusammen und bilden eine Art Zyklus. Dadurch, dass er keinerlei Funktion mehr im SF-Betrieb innehatte, konnten seine Kritiker ihn gefahrlos und unwidersprochen als Autoren von "Schundromanen" brandmarken. Zweifellos war er ein Kind seiner Zeit und seine Romane genügten den Ansprüchen der gesellschaftskritischen Szene der siebziger Jahre in keinster Weise. Die Tatsache, dass zwischen 1979 und 1982 jeden Monat ein Taschenbuch mit den alten Titeln bei Pabel aufgelegt und verkauft werden konnte, zeigte allerdings eindrucksvoll, dass die Käufer eine andere Meinung als die Kritiker hatten.
Hier einmal zur Illustration der Klappentext zu "Nichts rettet die Erde mehr":
Rohr zählte in der Leihbuchszene zu den jüngeren Autoren, die sich vom manchmal doch recht betulichen Stil der Vorkriegsautoren deutlich abhob. Dazu war er einer der ersten Leihbuchautoren, die ihre Werke auch in das neue Format Heft transformierten. Vor allem in Luna und den Anfangsjahren von Terra prägten seine Romane die Reihe, trug auch sein Name dazu bei, dass sich das Heft am Markt behaupten konnte. Letzteres dürfte rückblickend die größten Auswirkungen gehabt haben. Gleichzeitig stellte er einen neuen Typus dar, Schriftsteller, Literaturagent und Funktionär im Fandom. Durch seinen kompletten Rückzug aus der Szene, büsste er nach 1960 nahezu jeden Einfluss auf die weitere Entwicklung der SF in Deutschland ein.
Taschenbücher:
Die weiteren Artikel
H. G. Francis
Thomas R.P. Mielke
Hans KneifelKurt MahrH.G.Ewers
Ernst Vlcek
Hans Peschke
Bert Horsley
Jay Grams
Resümee und Ausblick
Shocker im Weltall... - Die utopischen Romane Jürgen Grasmücks
Paul Alfred Müller - Science Fiction aus Murnau
Die Zukunft des Horst Hübner
Zukunft ohne Frauen?
Männer der Zukunft - Die nächste Generation
Peter Terrid W. A. HaryHorst HoffmannUwe Anton Arndt EllmerRonald M. Hahn H. J. AlpersAndreas BrandhorstHubert HaenselFalk-Ingo KleeDirk Hess Horst Pukallus
Hans Wolfgang Sommer
W.K. Giesa
Detlev G. Winter
Michael Nagula
H.J. Müggenburg
P. Eisenhuth
Resümee und Ausblick über die nächste Generation
Männer der Zukunft - Die dritte Generation
Alfred Bekker
Manfred Weinland
Robert FeldhoffChristian Montillon
Dirk van den Boom
Martin Kay
Michael Marcus Thurner
Manfred H. Rückert
Jo Zybell
Achim Mehnert
Frank BorschRainer CastorRüdiger Schäfer
Luc Bahl
Kommentare
*ebenfalls zustimm*
Hab mir übrigens alle nachweisbaren Leihbücher/OriginalHeftromane besorgt, die TB Ausgabe ist nach Textvergleich niederschmetternd, das die Kürzungen angeht. In fast jedem Absatz fehlt was.
Bearbeitet wurde das Ganze von Falk-Ingo Klee, der die Geschichte auch im Netz hinterlegt hat: perry-rhodan.net/aktuelles/news/einmal-ghostwriter
Und Heinz, ja das wär natürlich toll, ich habe schon getagträumt davon, wie schön es wäre, wenn sie in deinem Verlag wieder erschienen - vor allem die acht Planetenromane würden sich für die Solo-Reihe lohnen.
Schau mal hier unter dem Punkt "Science Fiction": de.wikipedia.org/wiki/Peter_Dubina