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Männer der Zukunft: H. G. Francis

Männer der ZukunftH. G. Francis

Einige der SF-Autoren haben auch außerhalb des engeren Heftmarktes gearbeitet.

Die meisten der frühen Autoren waren ja gar nicht auf Science Fiction beschränkt, sondern haben auch Western und Krimis sowie später Horrorromane verfasst. Auf dem Buch- und Taschenbuchmarkt taten sich die deutschen Autoren dagegen bis in die Achtzigerjahre eher schwer. Zu erwähnen sind allerdings etliche SF-Jugendbücher.

H. G. FrancisEiner, der auch im Hörspielbereich seine Meriten erworben hat, ist H. G. Francis (Pseudonym für Hans Günter Franciscowsky).

Der 1936 geborene H. G. Francis studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und arbeitete bis 1972 als Werbekaufmann. Er veröffentlichte bereits seine ersten Romane im Heftbereich, gehörte also nicht zu den Leihbuchautoren. Neben einigen Einzelromanen stieß er recht schnell zum Mark Powers-Team. Später schrieb er einige Romane für Ren Dhark, startete dann aber seine eigene Serie Rex Corda. Nach deren Ende konzipierte er mit Ad Astra eine weitere Serie. Erst danach fand er den Weg ins PR-Team. Seit Mitte der Siebzigerjahre war er im Hörspielbereich aktiv. Die Palette dort reichte von Science Fiction über Krimi und Horror bis hin zum Reiterhof. Auch Jugendbücher hat er verfasst. Auch im Bereich der Heftromane hat Francis Krimis und Horrorromane verfasst.
 
Die fünf OLigos
Die Vorankündigung des Debütromans:
"Mutanten gibt es heute schon. Niemand will es wahrhaben, aber es ist eine Tatsache, daß schon jetzt veränderte Menschen unter uns sind. Unser Autor greift nun das interessante Problem der Mutanten auf.Gate und Goldstein kämpfen in einer mitleidlosen Umwelt, die sie ausstößt, um ihr Leben. Sie wollen !eben, weiter nichts! Aber sie sind Mutanten. Atemberaubend rollt vor unseren Augen der Kampf einer Handvoll Wesen um ihr Lebensrecht ab. Der Weg bis Oligos-Eiland ist weit, und mehr als einmal droht die Kraft zu erlahmen..."
(Vorankündigung zu die Fünf Oligos)
Das schon in seinem ersten Roman aufgegriffene Motiv "Mutanten" tauchte auch in vielen weiteren seiner Werke wieder auf. So z. B. in dem fünfbändigen Kurzzyklus "Legende der Mutanten". Ein weiterer vierbändiger Kurzzyklus behandelt die Abenteuer des kosmischen Entwicklungshelfers Jack Norton. Auch hier wählt Francis einen für die damalige Zeit hochaktuellen Ansatz und zeigt eine Alternative zur damals immer noch vorherrschenden Kriegs- und Schlachten-SF auf, abseits der schon bekannten Detektiv- oder Reporterstorys.

Wettkampf zwischen den PlanetenErste Serienerfahrungen konnte Francis zwischen 1962 und 1964 bei Mark Powers sammeln. Dort wurde jedoch lange ohne Exposés und bis zum Schluss ohne einen zusammenhängenden roten Faden gearbeitet. Im Grunde strickte jeder Autor an seiner eigenen Geschichte.

Anders war es dann 1966 innerhalb der Ren Dhark-Serie. Francis steuerte allerdings nur drei Romane zur Serie bei.

Die Stunde NullDann entwickelte Francis seine eigene Serie Rex Corda. 1966/67 erschienen 38 Bände, für die er die Exposés schrieb und von denen er einen Großteil selbst verfasste. Ihm zur Seite standen mit M. Wegener, J. A. Garett (= Jürgen Grasmück), T. R. P. Mielke und Arno Zoller (Rolf Werner Liersch) vier weitere Autoren. Wegener und Grasmück hatten ebenfalls schon bei Mark Powers geschrieben. Rex Corda war im Grunde ein perfekt gemachtes Duplikat zur Rhodan-Serie, vermied aber alle Fehler, die man dort in den Anfangsromanen begangen hatte.

Sigam Agelons EndeMit Rex Corda gibt es einen Helden, der als Anführer der Menschheit fungiert. Dem amerikanischen Senator fällt die Aufgabe zu, die Menschheit zu einen und zu verteidigen. Die Serie war von Anfang an auf längere Handlungsfäden ausgerichtet, so dass es keine Unstimmigkeiten oder gar Brüche geben konnte. Die Erde gerät zwischen die Fronten der beiden galaktischen Großmächte Lakton und Orathon. Das heimatliche System wird zum Schlachtfeld der galaktischen Supermächte. Aber Corda, seinen Wissenschaftlern und Mutanten gelingt es, die Unabhängigkeit der Erde zu bewahren. Durch Kriegsverbrechen der Orathonen werden schließlich die Zeitlosen, eine Art galaktische Schiedsrichter, auf den Plan gerufen, die aber selbst in Bedrängnis geraten und nicht mehr in der Lage sind, der selbstgewählten Aufgabe nachzukommen.

Im Vergleich zu Rhodan fällt der deutlich höhere Action-Anteil auf, sowie der stringentere rote Faden. In puncto Mutanten und Technik steht Rex Corda Perry Rhodan in nichts nach. Francis selbst hat später aber selbstkritisch eingeräumt, dass der Serie die humoristische Note fehlte, die es bei der Konkurrenz gab. Die Verkaufszahlen waren durchaus ordentlich. Der Bastei Verlag hatte jedoch erwartet, mit dieser Serie praktisch aus dem Stand den Erfolg der Rhodan-Serie zu wiederholen. Als sich dies als unrealistisch erwies, gab man das Projekt auf. Hinzu kamen wohl auch Rechtsstreitigkeiten mit der Agentur Biehler.

Sabotage um Dyna CarrierFrancis startete noch im gleichen Jahr eine neue Serie: Ad Astra, diesmal aber im Pabel Verlag. Sie erschien 1967/68 vierzehntägig innerhalb der Utopia-Reihe. Er konnte fast den gesamten Autorenstamm (bis auf M. Wegener) von Rex Corda für dieses Projekt gewinnen. Diesmal wählte er einen völlig anderen Ansatz, der eher in Richtung Jim Parker ging. Ein junger Leutnant erkundet das heimatliche Sonnensystem und erlebt Abenteuer auf den inneren Planeten und den Monden der äußeren Trabanten. Dann werden Außerirdische entdeckt und bekämpft. Schließlich führt der Weg ins benachbarte Alpha Centauri-System. Dort bricht die Serie dann leider ab, weil Utopia eingestellt wurde. Diese Serie weist zu Beginn einige Parallelen zu Seefahrer-Serien wie etwa Hornblower auf. Ein Schiff und seine Besatzung, insbesondere der Werdegang eines jungen Offiziers, werden mit spannenden Abenteuern kombiniert.

turmlauf in den TodRecht spät stößt Francis zur Rhodan-Serie. Vom Schwarm-Zyklus bis weit in die 2000er-Bände schreibt er dort mit, hinterlässt aber relativ wenige Spuren, gehört anscheinend nie so richtig zum Kreis der Macher und tonangebenden Personen. Kein Vergleich mit Scheer, Voltz, Vlcek oder Mahr. Und auch bei der Suche nach Figuren, die er entwickelt und zu wichtigen Bestandteilen der Serie gemacht hat, kann man nur wenige Ergebnisse präsentieren. Galto Quohlfahrt, der Freund der Posbis, ist da vielleicht noch der bekannteste Protagonist. Bezeichnenderweise hat er trotz langjähriger Serienzugehörigkeit niemals einen Jubiläumsband verfasst.
 
Bei Raumschiff Orion gibt Francis ebenfalls nur ein kurzes dreibändiges Intermezzo.

Stattdessen entwickelt er wieder eine neue Serie, die sich an Kinder und Jugendliche wendet. Commander Perkins erscheint sowohl als Jugendbuch als auch als Hörspiel. Mittels eines "Dimensionsbrechers" können der Held und seine Freunde Zeit und Raum überwinden. Neben dem Commander nehmen auch noch sein Freund und Kollege Major Peter Hoffmann, der Erfinder des Geräts Professor Albert Common, sowie seine Kinder Cindy Common und Ralph Common eine wichtige Rolle innerhalb der Serie ein. Später kommt noch der Roboter Camiel dazu. Die Menschheit hat das Sonnensystem erkundet und auch schon den Mond besiedelt. Zwar hatte es auch schon einige PR-Hörspiele auf Schallplatte gegeben, doch mit Commander Perkins gelang erstmals der Durchbruch einer SF-Serie im neuen Medium Music-Cassette.

Überhaupt entwickelte Francis eine bemerkenswerte Aktivität im Hörspielbereich. Zu den bekanntesten Reihen gehört "Die Gruselserie". Er schrieb auch Drehbücher zu den Serien "TKKG", "Die drei Fragezeichen", "Die fünf Freunde", "Edgar Wallace" und "Wendy". Gerade Wendy mit den Reiterhofgeschichten wendet sich eindeutig an ein kindlich-jugendliches Publikum.
 
Seine Vielseitigkeit bewies Francis auch 1984, als er in den Band "Johnny Bruck - Herr über 3000 SF-Welten" vorstellte.
 
Seine beiden Serien Rex Corda und Ad Astra wurden in den letzten Jahren in Buchform bei Mohlberg erneut veröffentlicht und finden dort auch eine Fortsetzung. Auch einige seiner Einzelromane sind im Bereich der Kleinverlage neu aufgelegt worden.
 
H. G. Francis gehört sicher zu den begabtesten SF-Autoren der Sechzigerjahre. Seine Serien Rex Corda und Ad Astra sind Heftromane auf hohem Niveau. In der Perry Rhodan-Serie ist Francis aber vergleichsweise blass geblieben. Dafür hat er sich als Pionier auf dem Hörspielmarkt hervorgetan. Es wäre unheimlich spannend gewesen zu sehen, wie sich ein Rex Corda ab der 100 entwickelt hätte. H. G. Francis steht für den neuen Autorentypen der Sechzigerjahre, der gleich Hefte geschrieben hat und keine Leihbücher mehr. Der Typ, der gleich und hauptsächlich Serienromane verfasst hat und nur verhältnismäßig wenige Einzelromane. Bei Francis kommt die große mediale Bandbreite hinzu. Alles in allem ist er jemand, ohne den die deutsche SF-Szene erheblich ärmer gewesen wäre. H. G. Francis verstarb nach langer, schwerer Krankheit am 3. November 2011.

Andromeda beherrscht die ErdeUtopia:
316 Andromeda beherrscht die Erde
444 Sonderauftrag Cano
481 Kampf der Mutanten
486 Der große Bluff

Utopia Großband:

166 Die fünf Oligos
189 Der graue Koloß

Zauberkreis SF:
1 Die Horden aus dem All
15 Die fünf Oligos (ursprünglich Utopia Großband 166)
49 Menschheit am Abgrund
61 Der Unheimliche aus der Unendlichkeit
103 Die vollkommene Maske
106 Die vom fünften Hundert

Sendbote der ErdeTerra Nova:
66 Sendbote der Erde
98 Terras Mann auf Hloga
105 Spezialisten für Essta-4

Terra Astra:

4 Der Held des Imperiums
38 Der Gefangene von Pluto
147 Cosmoport
158 Die vollkommene Maske (ursprünglich Zauberkreis SF 103)
166 Die vom fünften Hundert (ZSF 106, Neuauflage Moewig SF)
173 Rebellion der Tiere
177 Der Seelendieb
181 Die Götter von Hamath
185 Der Abtrünnige
189 Götze der Mutanten
248 Krieg der Lenkhellen
410 Sendbote der Erde (ursprünglich TN 66)
Terras Mann auf Hloga422 Terras Mann auf Hloga (TN 98)
430 Spezialisten für Essta-4 (TN 105)
438 Der Held des Imperiums (TA 4)

Serien:
Mark Powers:
8 Hefte (zwei innerhalb von Utopia)

erster Band: Utopia 352
letzter Band: Utopia 414

Ren Dhark:
3 Hefte

erster Band: 2
letzter Band: 11

Rex Corda:
15 (2 mit M. Wegener, einer mit J. A. Garrett)

erster Band:1
letzter Band: 38 (mit Jürgen Grasmück aka J. A. Garrett)

Duell der KörperlosenAd Astra:
10 Hefte (innerhalb von Utopia)

erster Band: Utopia 550
letzter Band: Utopia 590

Atlan:
95 Hefte

erster Band: 17
letzter Band: 792

Perry Rhodan:
208 Hefte

erster Band: 518
letzter Band: 2237

Perry Rhodan Planetenromane
22 Romane
erster Band: 127
letzter Band: 408

Notlösung vergessenRaumschiff Orion:
3 Hefte

erster Band: 45
letzter Band: 51

Taschenbücher:
ZBV:
3 Bände (zusammen mit K. H. Scheer)
erster Band: 35
letzter Band: 39

Moewig SF:
1
Band (1986)
 
Jugendbücher:
Franz Schneider Verlag:
9 Bände (1979-1984)


Hörspiele:
Commander Perkins/Das Sternentor
Europa: 9 Folgen (1976-1978 u. 1980)
Maritim: 9 Folgen (2002-2009)

Hans Günter Franciskowsky

(*1936 - † 2011)
Erste Veröffentlichung: 1962
Pseudonyme: H.G.Francis, H.G.Francisco, R.C.Quoos-Rabe, Gunter Frank, Cade C. Merrit, Ted Scott (VP)

Kommentare  

#1 Jonas Hoffmann 2011-11-05 00:25
:cry: :cry:
Herzliches Beileid seiner Familie. HG Francis brachte mich mit seinen Hörspieladaptionen zur SF.
#2 Manfred Weinland 2011-11-05 10:16
"Galto Quohlfahrt der Freund der Posbis ist da vielleicht noch der bekannteste Protagonist. Bezeichnenderweise hat er trotz langjähriger Serienzugehörigkeit niemals einen Jubiläumsband verfasst."

Immerhin dürfte er der einzige Perry-Autor sein, der jemals drei Bände hintereinander verfasste, und das schaffte er sogar zweimal: 750-752 und 824-826.
Unvergessen für mich als Leser besonders: Meuterei auf der MEBRECCO, Band 698, sowie Spezialisten der Nacht, Band 727, und Jahrtausendschläfer, Band 728. Und bei der Ren-Dhark-Bearbeitung waren für mich in den Anfängen immer HGFs Arbeiten die Highlights.
#3 A.F.Morland 2011-11-05 11:12
Ein Mann, der "geprägt" hat. Deshalb wird man ihn auch nie vergessen.
#4 Wolfgang Trubshaw 2011-11-05 11:13
#5 Larandil 2011-11-05 11:39
zitiere Manfred Weinland:

Immerhin dürfte er der einzige Perry-Autor sein, der jemals drei Bände hintereinander verfasste, und das schaffte er sogar zweimal: 750-752 und 824-826.

Da biete ich Kurt Mahr: PR 837-839.
#6 Manfred Weinland 2011-11-05 12:24
Wieder was dazu gelernt. Dann eben der einzige, der zweimal drei...? :P
#7 MHR 2011-11-05 18:54
War er nicht, denn auch Kurt Mahr schrieb zweimal drei Romane: 837 - 839 und 1159 - 1161. Außerdem schrieb Clark Darlton einmal drei Romane: 63 - 65 und Ernst Vlcek einmal vier Romane: 939 - 942. :P

Bei Perry Rhodan hat H. G. Francis keinen Jubiläumsband verfasst, aber bei Atlan: Band 400
#8 Advok 2011-11-07 09:18
Bin betroffen, habs eben erst gelesen, dass HGF verstorben ist. Die Commander Perkins-Bücher waren sicherlich DIE Bücher meiner Jugend.

Clark Darltons drei Romane (63 - 65) waren nicht ausschließlich von Walter Ernsting, sondern bei einem Roman hat Klaus Mahn ungefähr ein Drittel verfasst. Damals gab es eben noch keine Teamworks, d.h. es war nicht üblich, zwei Autoren anzugeben.
Die Hintergründe zu diesem Teamwork sind in einem Conbuch zum Garching-Con geschildert worden, mit Abdruck der Originalbriefe.
#9 Thomas Backus 2011-11-07 12:44
Ich will nicht sagen, dass ich mit seinen Hörspielen groß geworden bin, aber ich habe die Neongrusel-Serie gehabt, und ich habe sie wieder.
Thomas Birker hat mich mit seinem Dreamland-Grusel, das ja eine Hommage auf die H.G. Francis-Hörspiele ist) wieder auf den Geschmack gebracht.
Um H.G. ist es jedenfalls schade!

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