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Die Terranauten - Der Fremde (Band 13)

Die  Terranauten Der Fremde
Band 13 von Erno Fischer (= W. A. Hary)

Der von Llewellyn 709 initiierte PSI-Ruf von Syrta (siehe Band 1 und Band 2) wird nicht nur von den PSI-begabten Menschen vernommen, sondern auch auf Ganessos. Der Sinn des PSI-Rufes wird dabei von den Genessanern nicht genau erfasst. Um dem Phänomen sowie den georteten Manipulationen technischer Art des Weltraum II um Terra nachzugehen, wird Cantos geschickt.

Obwohl er sich im Ortungsschutz seines Raumschiffes wähnt, wird der Außerirdische beim Einflug in das Sonnensystem Syrta von einem Schiff der Grauen Garden beschossen: Sie halten die Ortung des fremden Schiffes für einen neuen Trick der Terranauten. 

 

Der FremdeNachdem David terGorden, Asen-Ger und Llewellyn 709 Syrta verlassen haben, beendete die Garde den trügerischen Frieden. Alle Treiber, die sich an der Großloge beteiligt haben, wurden interniert, ebenso die Mitglieder der "Faust von Syrta". Nur wenigen Rebellen sowie Karel Krystan als einzigem Treiber gelingt die Flucht.

Cantos flieht vor den Grauen, wechselt in Weltraum II. Von seinem Ziel lässt er jedoch nicht ab, fliegt Syrta diesmal ungesehen an. Im Schutz des Ortungsschirms beobachtet er, findet eine Stadt und mehrere kleine Siedlungen. Dann hat er plötzlich geistigen Kontakt mit einem Wesen (Karel Krystan) auf dem Planeten... 

Der Genessaner sucht den Unterschlupf der Rebellen auf. Die Menschen erwarten ihn vorsichtig, denn den ersten PSI-Kontakt hat Karel Krystan nur schwer verdaut und der Außerirdische kann von ihm noch nicht eingeordnet werden. Bei einem erneuten telepathischen Kontakt mit ihm wird Karel Krystan erneut überfordert; er sinkt in den Schlaf des Erschöpften. Seine Begleiter hingegen interpretieren dies als Angriff des Genessaners und greifen ihrerseits an. Cantos wehrt sich, verschont aber das Leben der Menschen. Sie begreifen, dass er sich nur wehrt und stellen den Angriff ein.

Queen Ann muss sich für den Angriff auf das außerirdische Schiff verantworten, doch noch wird keine Anklage erhoben. Lordoberst von Valdec soll über die Lage informiert werden und eine letztliche Entscheidung treffen.

Der telepathische Kontakt zwischen Cantos und Karel Krystan erweist sich als ausgesprochen schwierig, der Körper des Menschen verkraftet dies auf Dauer nicht. Cantos sieht nur die Möglichkeit, Krystan zu seinem Schiff zu bringen, um ihm eine Symbiose mit dem Raumer zu ermöglichen. Er entführt den Treiber.

Der Plan des Außerirdischen funktioniert, die Schulung hat Erfolg. Cantos lernt durch Krystan ebenso wie Krystan durch Cantos. Endlich wird eine gemeinsamer Nenner für die Verständigung gefunden. Cantos beherrscht nun auch die Sprache der Terraner.

Bei der Rückkehr zu den Rebellen werden sie erneut angegriffen. Cantos kann sie durch die Macht seiner nun beherrschten Sprache zurückdrängen und die Entführung sowie sein grundsätzliches Kommen nach Syrta erklären.

Aldo Fahn, der Rebellenführer, versucht, den Außerirdischen zu instrumentalisieren und ihn für ihre Seite zu gewinnen. Die Siedler auf Syrta träumten von Frieden, wollten trotz der Konsequenzen eine Einigung mit dem Kaiserkonzern. Die Rebellion steht kurz vor dem Scheitern.

Gemeinsam mit Cantos befreien die Rebellen eine inhaftierte Treibergruppe von fünf Mann um Roter Hedger. Während der Kämpfe wird Cantos bewusst, dass er sich zu sehr auf Seiten der Rebellen geschlagen hat. Ihre Pläne sind nicht die seinen, doch nun kann er nicht mehr zurück.
Ein angreifender Gleiter der Grauen Garden wird von Cantos zum Absturz gebracht. Er macht sich Vorwürfe: Er wollte die Treiber befreien, ohne dass es Tote geben sollte...

Er findet die Steuereinheit des Aufklärers, in der die Besatzung überlebt hat. Von hier aus nimmt er Kontakt mit John Schnayder, dem Vertreter des Kaiserkonzerns, auf. Er fordert ihn zu einem Waffenstillstand auf. Tatsächlich drehen die anfliegenden Kampfgleiter im letzten Moment ab.

Cantos weiht Aldo Fahn in seine eigenen Pläne ein: Er hat mitgeholfen, die Treiber zu befreien, um mit ihnen die Erde und damit des Experimentierfeld "Weltraum II" anzufliegen. Mit dem eigenen Schiff will er das Wagnis nicht eingehen, denn sollte er scheiten, muss seine Rasse alle gesammelten Daten zur Verfügung gestellt bekommen. Aus diesem Grund will Cantos in Memphis, der Hauptstadt Syrtas, ein Schiff der Grauen kapern.

Queen Ann nimmt Kontakt mit Cantos auf und erklärt ihm das Missverständnis bei der ersten Begegnung. Sie macht ihm das Angebot, dass er an Bord ihres Schiffes zur Erde fliegen kann. Obwohl das Angebot wahrscheinlich ernst gemeint ist, lehnt Cantos ab: Er will seine Unabhängigkeit bewahren und befürchtet, dass er an Bord eines Schiffes der Grauen nur das zu sehen bekommen, was er sehen soll.
Er behauptet nun seinerseits, dass er zurück auf seine Heimatwelt will, aber noch fünf Tage benötigt, um sein Schiff zu reparieren, dass beim Anflug beschädigt wurde. Die Frist wird ihm gewährt.

Cantos verfolgt weiterhin seine ursprünglichen Pläne: Er will ein Schiff kapern. Auf dem Raumhafen Memphis schließen sich ihm weitere 20 Treiber an. Gemeinsam können sie eine Landefähre übernehmen und starten. Sie steuern ein Schiff der Grauen an, gehen auf Kollisionskurs. Der Plan funktioniert: Per Traktorstrahl werden sie eingefangen und an Bord genommen. Cantos hat mittlerweile die Grauen Treiber unter Kontrolle gebracht, so dass das Schiff zur Übernahme bereit steht.

Die Loge beginnt zu zerbrechen, die Belastung ist zu groß. Cantos versucht, mit den restlichen Kräften die Gardisten auszuschalten, verliert aber dafür die Kontrolle über die Grauen Treiber, die daraufhin Alarm geben. Es kommt zum Gefecht. Zusammen mit zehn überlebenden Treibern kann er die Zentrale und damit die Kontrolle über das Schiff  übernehmen.

In einem Gespräch mit Queen Sari Oon erklärt Cantos sich: Alle Treiber wären tot, und er habe das Schiff als Ausgleich für sein beschädigtes übernommen, um die Heimreise anzutreten. Die neuerliche Lüge wird ihm abgenommen. Niemand vermutet, dass er die Erde ansteuert.

Erno Fischer (W. A. Hary)Mit diesem Band beschreitet die Terranautenserie neue Wege: Behandelten die ersten zwölf Bände als eigenständiger Zyklus eine kontinuierlich fortschreitende Handlung, lässt Band 13 das ganze Szenario komplexer werden. Der Roman setzt direkt am Schluss von Band 1 (bzw. dem Beginn von Band 2) an und erzählt quasi eine Parallelhandlung zu den Bänden 2 bis 12. Da die Handlung von "Der Fremde" sich auf Syrta beschränkt, halten sich die Überschneidungen mit dem ersten Zyklus in Grenzen. Immerhin wird erwähnt, dass die gefangenen Treiber sich allesamt einer Gehirnoperation unterziehen müssen, eine direkte Auswirkung aus Band 12. Hier zeigt sich, dass die Handlung gut angepasst und ergänzt wurde.

Weniger gelungen fand ich, dass Max von Valdec etwa in der Mitte des Romans vom Auftauchen des Außerirdischen informiert wurde. Zu oft war die Figur des Konzilsvorsitzenden eine der Hauptfiguren der Bände 3 - 12; da hätte sein Wissen um den Genessaner bereits zu diesem Zeitpunkt mit erwähnt werden müssen. Das ist leider der Fluch einer jeden Serie...

Stilistisch ist der Roman leider der schwächste der bisher erschienenen. Wilfried A. Hary bedient sich kurzer Sätze (die nach vier aufeinanderfolgenden Robert-Quint-Romanen um so mehr auffallen) und kurzer Kapitel. Der Versuch, beider Blickwinkel (Mensch + Genessaner) in der ersten Hälfte des Romans gerecht zu werden, hat nicht geklappt. Hier wäre ein getragener Erzählstil angebrachter gewesen.

Insgesamt eckt der Autor sprachlich mehrmals an:

    Ein normaler Mensch vertrug die Reise durch Weltraum II nicht bei wachem Bewusstsein. Deshalb mussten sowohl Besatzung wie Passagiere vor jedem Raumflug eingeschläfert werden. Erst am Zielort erwachten sie aus dem Tiefschlaf. (Seite 30, Spalte 1)

Mag sein, dass das Wort  'eingeschläfert' im 25. Jahrhundert eine andere Bedeutung hat, doch leider stolpert man als Leser des 20. bzw. des 21. Jahrhunderts über derlei Wörter, die inhaltlich einfach anders belegt sind. Zweifelsohne mag sich der Sinn erschließen, der Lesefluss hingegen ist da bereits gestört...

Dann bei der Auseinandersetzung zwischen den Rebellen und Cantos, während des Kampfes auf Leben und Tod:

    Also Fahn wusste nicht, ob er über diese Situation lachen oder weinen sollte. (Seite 19 Spalte 1)

Nun ja, da erübrigt sich auch für den Leser jegliche Spannung, wenn einer der am Kampf Beteiligten derlei Überlegungen anstellen kann...

Nur zwei Beispiele von vielen. Da will ich auf die legere Ausdrucksweise von Cantos und Karyl Krystan im Gespräch miteinander nach der erfolgten Schulung gar nicht mehr speziell eingehen...

Negativ auch, dass schon wieder Verfolgungen und konstruierte Auseinandersetzungen das bestimmende Thema sind. Gerade bei dem Aufeinandertreffen der Rebellen mit Cantos hätte es sich angeboten, darauf zu verzichten: Das Szenario an sich wäre spannend genug gewesen. Hier hätte der Autor seinen eigenen schriftstellerischen Fähigkeiten mehr vertrauen dürfen.

Allerdings muss ich zugeben, dass mir das Eingangszenario mit dem Angriff auf Cantos durch die Grauen sehr gut gefallen hat. Doch auch hier gilt: Das hätte weitaus intensiver und eindringlicher erzählt werden müssen. Queen Ann, die aus einer falschen Annahme heraus gegen die Dienstanweisungen für einen Erstkontakt verstößt, wäre schon ein Charakter gewesen, der aus diesem Potential heraus hätte überzeugen können und es wert gewesen wäre, ausführlicher geschildert zu werden. Das späte Gespräch zwischen Queen Ann und Cantos ist in meinen Augen der positive Höhepunkt des Romans: Hier wird deutlich, dass die Grauen eigentlich ein Neutrum sind, dir nur Befehle ausführen.

Cantos Plan, ein Raumschiff zu kapern, mag logisch begründet sein, doch das Unternehmen zum Schluss ist eigentlich nur noch hanebüchen. Da sorgt sich Cantos einige Absätze vorher noch über die Grauen, die er vermeintlich getötet hat, setzt dann aber die Treiber einem dermaßen hirnrissigen Kommandounternehmen aus... Das passt einfach nicht, unabhängig davon, dass das Actionszenario zum Schluss zu einfach geschildert und zu wenig durchdacht ist.

Mit dem Tod Karel Krystans vermag Erno Fischer zu überraschen und den Leser auch zu treffen; zweifelsohne der Beweis dafür, dass die Figur Krystans insgesamt gelungen geschildert wurde.

Fazit: Band 13 bringt einige interessante Wendungen mit einem erstmals auftauchenden raumfahrenden Außerirdischen, kann aber weder stilistisch noch vom Handlungsverlauf überzeugen. Ein erster großer Schwachpunkt der Terranautenserie, der aber zugegeben ein faszinierendes Szenario eröffnet.
 

Kommentare  

#1 Des Orphan 2010-11-04 19:14
Hm, Band 13. Besprechung vom 12.10. Das ist ziemlich lange her. Auch auf der Einführungsseite keinen Hinweis darauf, wann es weiter geht.
Frage: Ist mit Band 13 Schluß?
Kommentare zur aktuellen Besprechung sind auch noch nicht vorhanden. So stellt sich die Frage, ob "Die Terranauten" vielleicht doch weitgehend aus dem Bewusstsein der SF- Leserschaft verschwunden sind.
Wäre schade, sieht aber so aus :cry:
#2 Advok 2010-11-12 16:58
Sorry, dass ich erst jetzt antworte:
Nein, es ist nicht Schluss - es geht weiter. Aber ich muss gestehen, ab und zu geraten die Terranauten ein wenig ins hintertreffen...
(Bitte mich die nächsten 15 Minuten nicht stören, ich gehe mich schämen für obige Bemerkung! ;-)

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