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Männer des Grauens: Horst Hübner

Männer des GrauensHorst Hübner

Es gibt Autoren, die waren (freiwillig oder unfreiwillig) im Horrorheft engagiert, sprich der Schwerpunkt des literarischen Werkes waren Horrorromane. Das waren Namen wie Dan Shocker, Jason Dark, W. K. Giesa und manch anderer mehr. Sie haben das Genre auf die ein oder andere Art beeinflußt oder gar geprägt.

Dann gab es Autoren, deren Schaffen überwiegend einem anderen Genre gewidmet war und die mehr oder weniger zufällig und manchmal aus Interesse dann doch irgendwann mal Horrorromane schrieben.

Jürgen Duensing, der unter anderem als Frank Callaghan im Western stark engagiert war, gehört dazu. Aber auch ein anderer Westernautor gehört zu diesen Randerscheinungen: Horst Hübner alias Ringo Clark alias Ross Kincaid war auch einer dieser Randerscheinungen des Horrorheftromans. Aber gerade unter den Randerscheinungen oder ›Gästen‹ des Horrorheftromans lohnt sich ein Blick des Öfteren.

Horst HübnerHorst Weymar Hübner wurde 1936 in Gaildorf geboren. Nach dem Krieg wurde er Volontär bei einer Heilbronner Zeitung und studierte in Berlin an der FU Journalistik. Er führte unter anderem Interviews mit Yehudi Menuhin, Yul Brynner, Audie Murphy, Nikita Chruschtschow und Walter Häussermann. Nach einer Weltreise, die sehr abenteuerlich verlief. Darüber berichtete er in der Übersee-Ausgabe der US-Militärzeitung »Stars & Stripes«, der »Overseas Weekly«. 1961 heuerte er als Lektor bei Bastei an und begann auch Western (die den Löwenanteil seiner mehr als 500 Romane ausmachen) zu schreiben. Dort lernte er auch seine Frau Renate kennen mit der Hübner eine Tochter bekam und man ließ sich auch in Bergisch Gladbach nieder, wo Hübner bis zu seinem Tode lebte.

Der Spiegel des Grauens1962 liebäugelte er mit dem ZDF, aber der Zustand der Baracken und des Geländes schreckten ihn ab. In den Jahren 1965 bis 1972 war er mit einer kurzen Unterbrechung als fest angestellter Redakteur, Autor, Lektor und technischer Produktionsleiter beim Wolfgang-Marken-Verlag in Köln tätig. Dem Haus hielt er auch als freier Mitarbeiter und Autor die Treue. Darüber hinaus war er ab 1973 als freier Autor tätig. 1985 beendete er seine schriftstellerische Tätigkeit und er war bis zum Eintritt in den Ruhestand 1996 für eine Fachzeitschrift in Köln tätig. Horst W. Hübner erlag im Februar 2009 einem Krebsleiden.

Von seinen über 500 Romanen stammen 23 (für die Serien »Gordon Black« 12 und für »Mac Kinsey« 11Bände) aus dem Bereich Horror. Man ist sofort geneigt, ihn als Randerscheinung abzutun, was den Horrorheftroman angeht. In gewisser Weise ist das richtig und sein Einfluss auf das Genre Horror im Heft ist zu vernachlässigen. Und doch...

Der VBlutgarf vom Totenacker... lohnt sich ein Blick auf seine Romane, weil er in mancherlei Hinsicht zu einer kleinen Gruppe Autoren gehörte, die auch den Heftroman halbwegs ernst nahmen und dem Leser nicht nur Erfundenes vorsetzen wollten. Zum einen war er der Meinung, man könne seine Texte auch mit einer gewissen Sorgfalt recherchieren und schreiben, was oft dazu führe, dass er auf den letzten Drücker abgab und die auf Maschine geschriebenen Romane mitten in der Nacht noch zum Verlag brachte (vielleicht einer der Gründe, für seine nahezu ausschließliche Arbeit für die nahen Umkreis angesiedelten Verlage Bastei und Marken).

Zum andern: Horst Hübner und seine Romane waren etwas Besonderes. Wie Rolf Michael und einige andere recherchierte Horst Hübner seine Stoffe. Vieles im Horrorheftroman war erstunken und erlogen. Englische Dörfer, Flüche, Dämonen, Magie, Schlösser und Burgen. Das lief nach dem Motto »Warum soll man recherchieren was man auch erfinden kann«. Horst Hübner sah das anders und nahm gern ›historische‹ Hintergründe. Das ist wohl auch ein Erbe aus seiner Zeit, als er die SF-Serie »Zeitkugel« lenkte und Hauptautor war. Dort wurde unter seiner Ägide sehr sorgfältig gearbeitet und die Hintergründe der Geschehnisse recherchiert. Seine Erinnerungen an die Serie schildert der Autor hier.

Meine seele dem TeufelSeine »Gordon Black«-Romane waren stets atmosphärisch dicht und die innere Logik der Plots hielt. Der Held war einer mit stärken und Schwächen. Insbesondere der erste Roman »Der Spiegel des Grauens« war ein starkes Debut im Genre. Der Autor zeigte Gefühl für die Handlung und das er durchaus genreaffin war. Ihm kam dabei seine Art entgegen, sorgfältig zu arbeiten. Er erfasste was ein Horrorroman braucht. Wolfgang Rahn und er hatten keinen Kontakt zueinander, weswegen bei »Gordon Black« kein Miteinander entstand. Eine Zusammenarbeit war vom Verlag nicht vorgesehen oder erwünscht. Da die Serie aber auf Einzelromane angelegt war, ist das vor der Hand kein Nachteil. Aber wenn diese beiden sehr guten Autoren hätte zusammenwirken können, hätte die Serie noch weitaus besser werden können. Es hätte keine zyklische Serie ála »Perry Rhodan« bzw. »Dämonenkiller« entstehen müssen, aber ein minimaler Zusammenhang hätte der »Gordon Black« nur gut tun können.

Doch der Verlag hatte wenig Geduld. Nach nur einem Dutzend Nummern wurde die Serie intern beendet und die verbliebenen acht Manuskripte nicht veröffentlicht, so dass de Numer 20 die letzte Nummer war. Eine Ursache des schwachen Starts war wohl die zunächst monatliche Erscheinungsweise, denn bis auf »Macabros« liefen die Horrorserien zweiwöchentlich oder wöchentlich. Dabei schrieb die Serie dann zum Schluss gar schwarze Zahlen, nicht gewaltig aber immerhin. Doch es war zu spät. Ich denke, die Serie hätte eine Zukunft gehabt hätte Verleger Noster mehr Geduld und einen längeren Atem bewiesen.

Der Unheimliche von der ThemseUnd der Nachfolger stand schon in den Startlöchern: »Mac Kinsey«. Eine ambivalente Serie. Sie brillierte in den Sequenzen ohne den Helden durch die atmosphärische Dichte, die schon Hübners ›Black‹-Romane auszeichneten. »John Sinclair« stand Pate. Das wurde sogar gesteigert, so dass hier ein Held gezeichnet wurde, den man am besten mit dem Hans Albers Songtitel »Hoppla, jetzt komm ich!« umschreibt. Zudem wurde auch – eben nach dem Vorbild ›Sinclair‹ - die ›Ich-Form‹ gewählt, so dass man im Grunde zwei Romane in einem geliefert bekam. Da waren die wirklich wundervollen Schilderungen ohne den Helden und zum anderen diejenigen mit ihm. Das biss sich des Öfteren förmlich. Da hätte Hübner konsequenter sein müssen und auch die Szenen ohne den Helden, dem Tonfall und Stil anpassen müssen. Dann wären die Romane einheitlich (wenn auch ungleich schwächer gewesen).

So war »Mac Kinsey« dann auch ein Zwitter ohne Zukunft. Die Plots waren nicht schlecht, aber die Dualität im Stil, die auf Weisung des Verlages gewählt wurde, brachte die Figur um alle Zukunftschancen. Schon mit der Nummer 16 erschien der letzte Roman der Serie.

Horst Hübner hat nur wenige Romane zum Horrorheftroman beigetragen, aber bei weitem nicht die Schlechtesten. Insbesondere die »Gordon Black«- Romane zeigen, dass es manchmal besser ist zu recherchieren, statt zu erfinden. Seine Beiträge haben keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, aber sind immer wieder lesenswert.

Kommentare  

#1 c.r.hays 2010-10-15 04:04
Unvergessen sind seine Anekdoten und Geschichten, die uns immer wieder zum Schmunzeln und Lachen brachten. Unvergessen ist der legendäre Silvester-Abend 1985.
Mann, das waren noch Zeiten...

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