Die Terranauten: Ein Blick über den Tellerrand Teil 2: Söhne der Erde
Ein Blick über den Tellerrand
Teil 2: Söhne der Erde
Teil 2: Söhne der Erde
Soweit die Zusammenfassung des 1. Bandes: Unter dem Mondstein.
Wie bereits die Heftserien "Dragon" und "Atlan" (Atlantis-Zyklus, Bände 300 - 499) versucht die Autorin bei "Söhne der Erde" den Spagat zwischen SF und Fantasy. Und im Gegensatz zu den eher unglücklichen Versuchen der genannten Heftserien gelingt S.U. Wiemer die Mischung wesentlich besser.
Der Einstieg in die Serie ist sehr gelungen. Sehr konsequent schildert S.U. Wiemer das Geschehen um Arliss von Mornag - ohne die vom Leser erwartete und (zugegeben) auch erhoffte Rettung. Obwohl die Autorin in den blutigen Details nicht zu sehr in die Tiefe geht, schafft sie es, durch die Gefühle der Personen die Handlung sehr gut zu vermitteln. Zweifelsohne gehört die Autorin mit zu den besten Erzählerinnen, die es im Heftroman und dem Heftroman nahe stehenden Taschenbüchern gibt und gegeben hat.
Die Autorin beschreibt das Geschehen sowohl aus der Sicht Charrus sowie 'von Außen' durch die Augen Conal Nords. Der Leser ist Charru also einen Schritt voraus, wird dadurch einerseits um das Überraschungselement der Miniaturwelt gebracht, kann dafür das Geschehen aber aus zwei gleichwertigen, gleichzeitig grundverschiedenen Blickwinkeln betrachten.
Im Auftaktroman der Serie gelingt die Flucht aus den Mondkerkern. Dem schließt sich in der Folge die Flucht von verschiedenen Marsbauten, die Flucht vom Mars, das Erreichen Lunas mit einer erneuten Flucht und endlich zur Serienhalbzeit das Ziel Erde an. Die Autorin hält den hohen erzählerischen Level über die gesamte Serie hindurch, allerdings gibt es bei "Söhne der Erde" die gleichen Probleme wie bei den "Terranauten" in der Anfangszeit: Die Handlung wird bestimmt von Flucht, Gefangennahme, Befreiung und/oder erneuter Flucht ...
Das mag bei einer kontinuierlichen Erscheinungsweise nicht auffallen, hat man aber die Taschenbücher komplett vorliegen und liest sie auf einmal durch, wirkt das Ganze schon sehr ermüdend.
Das Ausgangszenario erinnert ein wenig an die alten Flash-Gorden-Zeiten: Viele Planeten des heimatlichen Sonnensystems sind besiedelt.
Dies ist vielleicht auch der einzige große Schwachpunkt der Serie: Die Grundvoraussetzung, das Mars, Venus, Merkur besiedelbar sind, erfordert schon, einige Schranken im Gehirn bewusst zu überschreiten. Wer sich auf dieses Spiel einlässt, bekommt dafür eine schöne abenteuerliche Serie, die gut zu unterhalten weiß.
Die Tatsache, dass mit Band 12 bereits die Erde erreicht wird, lässt den Rückschluss zu, dass hier bereits ein Serienende angedacht war. Mag sein, dass die Autorin mehrmals die Freigabe für eine Staffel bekommen hat: Band 12 bzw. 13 hätte sich bereits als Serienende angeboten, und auch Band 26 als Finale der zweiten Staffel wirkt ungewöhnlich hektisch und bei weitem nicht so ausgereift wie die restlichen Bücher. Möglich, dass hier eine Option auf das Serienende genutzt wurde, obwohl noch Pläne für weitere Bände vorlagen. Immerhin wurde erst in den letzten Bänden das heimatliche Sonnensystem verlassen, und die Serie beschritt neue Wege, die nicht unbedingt hätten beendet werden müssen.
Parallelen zwischen "Söhne der Erde" und "Die Terranauten"
So unterschiedlich die Szenarien beider Serien sind, so gibt es doch einige gravierende Gemeinsamkeiten:
Fazit
Obwohl "Söhne der Erde" ein anderes Szenario als die "Terranauten" aufweist, ähneln sich beide Serien in der Erzählweise und im Aufbau. In beiden Serien machen sich schnell ob der mehrmals bemühten Fluchtszenarien Ermüdungserscheinungen breit, und wenn man beide Serien zur gleichen Zeit gelesen hat, mag sich dieses Gefühl noch verstärkt haben.
Ich fürchte, Bastei hat sich keinen Gefallen damit getan, sich selbst Konkurrenz zu machen.
Für sich alleine stehend bietet "Söhne der Erde" erstklassige Unterhaltung, wobei man allerdings nicht zu viele Bände auf einmal hintereinander lesen sollte.
Bibliographie
Alle Bände wurden von S.U. Wiemer verfasst. Hierbei handelt es sich tatsächlich um den Realnamen der 1991 verstorbenen Autorin Susanne Ursula Wiemer.
In mehreren Artikeln und Forumsbeiträgen wird auch ihr Mann Udo Wiemer als Co-Autor der Serie genannt, doch laut Jörg Weigands Pseudonymlexikon in der 2. Auflage hat das Autorenehepaar nur bei der Krimi-Serie Jerry Cotton zusammen Romane verfasst. Es ist anzunehmen, dass das U. im Pseudonym sich also wirklich auf ihren zweiten Vornamen bezieht und kein Hinweis auf eine Co-Autorenschaft ihres Mannes darstellt.
- )
Alle Taschenbücher haben zwischen 144 bzw. 162 Seiten. Die Titelbilder wurden wie bei den Terranauten von verschiedenen Künstlern erstellt.
Als SF-Autorin trat S. U. Wiemer kaum mehr in Erscheinung. Einzig für die Taschenbuchserie "Plutonium Police" (1978 - 1980, 28 Bände) verfasste sie unter dem Pseudonym Kelly Kevin die Romane
Ebenfalls merkwürdig, dass sie auch auf dem Gebiet der Fantasy nicht tätig wurde. Gerade der Eingangsroman "Unter dem Mondstein" hat bewiesen, dass sie in diesem Metier durchaus hätte überzeugen können. Allerdings überschreiten viele der von ihr verfassten Gruselromane ebenfalls die engen Grenzen hin zur Fantasy:
Für die Gruselserie "Professor Zamorra" schrieb sie nicht nur den Auftaktband, sondern sorgte als einzige Autorin in der Anfangszeit für eine gewissen Serienkontinuität. Absprachen zwischen den Autoren oder eine Koordination durch Redakteur Helmut Rellergerd gab es leider nicht, so dass die Romane vor dem Einstieg Werner Kurt Giesas mit Band 111 kaum einen Seriencharakter vermittelten. Die Romane von S.U. Wiemer setzten sich hier sehr positiv von jenen ihrer Kollegen ab.
Ihre Beiträge zu Professor Zamorra erschienen ausschließlich unter dem Verlagspseudonym Robert Lamont.
Bei den Historienserien "Seewölfe" (Heft + Taschenbuch als Kelly Kevin) und "Vier Musketiere" (Verlagspseudonym Jean Lafitte) gehörte sie ebenfalls zum jeweiligen Autorenteam.
Im Krimibereich schrieb sie für "Jerry Cotton", "Kommissar X", "Die Fledermaus", "John Cameron", "Franco Solo"; im Western für "Lassiter".
Das Pseudonymlexikon ordnet ihr zudem noch die Pseudonyme Anja Anderson, Julia Falk, Julia Frank, John Gillon sowie Gordon Spirit zu.
Unter dem Namen Gordon Spirit wurden in der Reihe Geister-Western 1975 11 Romane (Nr. 2, 5, 7, 11, 13, 15, 17, 20, 21, 23, 28) veröffentlicht. Laut dem Lexikon der Horrorliteratur stammen diese Bände vom SF-Autor Wolf Detlef Rohr.
Nach dem Pseudonymlexikon wird der Name Gordon Spirit jedoch S.U. Wiemer zugesprochen, was von der Thematik und vom Schaffenszeitraum beider Autoren im Vergleich auch weitaus realistischer ist:
S.U. Wiemer begann 1974 für den Bastei-Verlag Gruselromane zu schreiben, und der Geister-Western passt genau in dieses Schema. Der Autor W.D. Rohr hingegen hatte 1975 seine Autorenkarriere längst beendet. Seine große Schaffenszeit lag zwischen 1951 und 1963.
Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei Gordon Spirit um ein Sammelpseudonym gehandelt hat, unter dem mehrere Autoren ihre Romane veröffentlichten. Immerhin wurde ja auch bei "Professor Zamorra" bereits nach kurzer Zeit das Pseudonym Robert Lamont in ein Sammelpseudonym abgewandelt, und auch unter den bei "Professor Zamorra" und "Gespenster-Krimi" oft genutzten Pseudonymen Frank DeLorca und Brian Elliot schrieben mehrere Autoren.
Quellen:
Eigene Sammlung
Jörg Weigand: Pseudonyme - Ein Lexikon, 2. Auflage
Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Lexikon der Horrorliteratur
Kommentare
Würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass SdE so ziemlich die am extremsten unter Wert geschlagene Phantastik-Serie deutscher Zunge war.
Jedes Mal, wenn wesentlich obskurere Serien irgendwo neu aufgelegt oder gar fortgeführt werden, frage ich mich, warum nicht jemand dieses Setting fortspinnt.
Es gibt in praktisch jedem Band Dinge, wo man ansetzen könnte.
Und weil wir gerade bei so 70er-Settings sind ...
www.youtube.com/watch?v=EbCNmVSX5Os
Kannst Du einen Artikel zum Atlan-Zyklus Die Söhne von Atlantis Bd. 300 - 499 schreiben?
#4 Lefti: Artikel zu Atlan 300 - 499? Wenn ich ehrlich bin: Diese Romane gehören nimmermehr zu meinem bevorzugten Lesestoff...
Aber der Zyklus wurde bereits von anderer Seite mehrmals besprochen: Ich glaub, in der SOL gab es mindestens einen Artikel darüber, und auch darüber hinaus gab und gibt es verschiedene Meinungen dazu.
Fairerweise muss und will ich dazu sagen: Es gibt auch Leser, die den Zyklus gerade wg. des Fantasyeinschlages gut fanden...
Fantasyeinschlag bei Söhne der Erde: Ja, du hast recht, das hätte ich ein wenig vertiefen sollen. Die Welt im Mondkerker ist eine sehr archaische Welt - und die Überlebenden, die dann die 25 folgenden Bände sich durch verschiedene Abenteuer kämpfen, bleiben natürlich die Barbaren (und Priester und Stadtbewohner), die sie bereits im Mondkerker waren. Ein ganz interessanter Aspekt...
Bildlich kannst du dir das vielleicht so vorstellen: Conan trifft auf die Enterprise, aber keiner der Besatzung hat ihn lieb...
Bei den Söhne der Erde gab es keine wirkliche Entwicklung der Figuren. Sie blieben das was sie waren. Aber vielleicht war die Serie einfach zu kurz um eine Veränderung einzuleiten. Eine Serie braucht Zeit damit sich die Characktere entwickeln können. Es wäre mal interessant zu wissen, ob die Serie als langzeit Serie geplant war oder ob von Anfang an überlegt wurde, nur eine bestimmte Anzahl von Taschenbüchern zu schreiben.
Atlan 300-499 gebe natürlich ein sehr interessanter Artikel her. Mit den 400er Bänden fing ich damals an Atlan zu lesen.
Karl Wasser: 2, 21
Susanne Wiemer: 5, 7, 11, 17, 23
Franc Helgath: 13
Rolf Mauerhardt: 15, 28
Horst Friedrichs: 20
---
Aber es wäre wirklich interessant, wer da was geschrieben hat.