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Vampire pflastern seinen Weg - Sympathy for the Vampire

Vampire pflastern sein Weg Hugh Walker's Horror Romane
Sympathy for the Vampire
Ein kleiner Diskurs über Hugh Walker und den Vampir

Der Vampir ist gewissermaßen der Schlüssel zu den Horrorromanen Hubert Straßls. So viel lässt sich grundsätzlich sagen, ohne Widerspruch fürchten zu müssen. Dabei wich er von der generellen Linie, die im Heft galt, mehr als deutlich ab. Der Vampir hatte bei Straßl stets ›Charakter‹.

Hubert Straßl aka Hugh WalkerDer Vampir war für Straßl eben deutlich mehr als eine bloße Schauergestalt, die in letzter Konsequenz als Beute des Vampirjägers zu dienen hatte, nachdem der überwiegend adelige Blutsauger - vornehmlich in einen Frack mit blutrot gefüttertem Cape gekleidet - in diesen oder jenen Hals gebissen hatte. Straßls Ambitionen gingen weiter ...

Mit der Figur des Vampirs definierte Hugh Walker seinen Horror abseits von Helden und mehr oder weniger billigen Schockmomenten. Er suchte geradezu bewusst nicht das Duell Vampir vs. Vampirjäger, sondern versuchte den Vampir als verfluchte Gestalt zu zeichnen, die (je nach Anforderungsprofil) mehr sein kann als nur Sexsymbol, (neuerdings romantischer Liebhaber) und/oder reißende Bestie (die bevorzugte Form im Heftroman). Den Abgründen der Existenz zwischen Leben und Tod galt Hubert Straßls Interesse. Gerade hier suchte er nach der ›Seele‹ des Vampirs, nach seinem Innenleben und versuchte den Übergang vom Menschen zum Vampir zu begreifen und zu ergründen.

Zeitgleich blieb Walker bei seinen ersten Romanen beim Grundthema. Das Übersinnliche (nicht einmal das ›Böse‹) drang in unsere Realität ein. Straßl zeichnete deutlicher als die meisten anderen Autoren die Angst vor dem Unbekannten. Diese Angst macht den Menschen Angst und sie neigen dazu, aus dieser heraus zu Killern zu werden, die das Unbekannte vernichten wollen und müssen.   

Doch der Vampir war nichts, was den Autor auf Dauer binden konnte. Hubert Straßls eigentliches Thema ist das Eindringen von (gestaltgewordener) Phantasie in die Realität. So wurde dann der Vampir nicht nur der Schlüssel zu seinen Horrorromanen.
 
DrakulaSo war es dann auch nur konsequent, dass Hubert Straßl mit dem Vampir in Form seiner Drakula-Miniserie auch die Grenzen des Subgenres ›Horror‹ sprengte und sich den Weg zur ›Phantastik‹ bahnte, die bei Hugh Walker - um Thomas Mühlbauer zu zitieren - »surreale Dimensionen« bekam. Er verschmolz damit Ideen aus seiner Magira-Serie mit denen aus seinen Horrorromanen. In diesem Moment ließ er den Vampir hinter sich und erschloss sich weitere Dimensionen für seine phantastischen Romane. Diese Entwicklung lief parallel zu dieser Mini-Serie, fand aber innerhalb der vier Drakula-Romane die fundamentale Umsetzung.
 
Man sieht also, es erwarten uns zwei spannende Blicke auf die Romane Straßls. Wir wenden uns dabei zunächst den Einzelromanen zu. Wer dabei neben Betrachtungen zu »Vampire unter uns« und »Ich, der Vampir« auch noch einen Blick auf »Die Blutgräfin« erwartet, den muss ich enttäuschen. Dieser Roman Hugh Walkers nimmt sich des Themas der Erzébeth Barthory an, die ja wie der Romantitel »Die Blugräfin« genannt wurde. Aber sie hatte keinerlei vampiristische Neigungen, sondern badete ›lediglich‹ im Blut ihrer jungfräulichen Opfer. Daher nahm auch Hubert Straßl davon Abstand, dieses Thema in den Reigen seiner Vampirromane aufzunehmen und suchte sich einen anderen Zugang zu dem Thema.
 
Hugh Walkers Vampire waren nicht jahrhundertealte Grafen, die sich aus dem Grab erhoben und von Geisterjägern gehetzt wurden. Straßl selbst löste die Vampire aus den (insbesondere) von ›Universal‹ und ›Hammer‹ erzeugten Interpretationen (vornehmlich) der Figur des ›Dracula‹ heraus. Das ist ein Verdienst, das (auch und gerade) im Heftroman kein Echo hatte und nicht genügend Reichweite und Strahlkraft besitzt, um den sehr gelungenen Interpretationen von Anne Rice, George R. R. Martin und anderen als Vorbild oder Inspiration zugeschrieben werden zu können.    

In den nächsten beiden Wochen werden wir uns dann mit den Vampirromanen Hubert Straßls auseinandersetzen. Dabei geht es zunächst an die beiden Einzelromane, bevor es dann an seine ›Mini-Serie‹ um Drakula geht, mit der er sich vom Vampir verabschiedete, um sich neue Dimensionen der Phantasie zu erschließen, die aber ihre Wurzeln immer noch in seinen Ursprüngen hatten. 
 
Hubert Straßl ist ein spannender Autor.

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