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Ad Astra, Hubert - Fehlbesetzung

Vampire pflastern sein Weg Ad astra, Hugh
Fehlbesetzung
Hugh Walker und die SF

Hugh Walker begann seinen Einstieg als Profiautor unter dem Pseudonym Madman Curry mit der Kurzgeschichtensammlung »Alles Licht der Welt« (Utopia Zukunftsroman 513, 1967). Dieser Band enthielt zwei Kurzgeschichten von Hubert ›Madman Curry‹ Straßl und vier von Nick ›Peter Danner‹ Stockhammer.

 

Der Wall von InfosIn der Folge verkaufte er zwischen 1971 und 1973, als seine Karriere als Autor richtig ins Laufen kam, noch fünf weitere SF-Romane, von denen aber nur einer einigermaßen zu überzeugen wußte.

Das ist der bei Zauberkreis unter Hubert Straßl erschienene Roman »Der Wall von Infos« (Zauberkreis Science Fiction 117, 1971, neu aufgelegt als Terra Astra 562). Wie in seinen Horrorromanen spielt auch die SF Hugh Walkers in seiner ihm bekannten Umwelt, die lediglich in die Zukunft transferiert wird. Gerade dort, wo andere Autoren die Sterne stürmen, sich in fremden Galaxien verlieren und mit überlichtschnellen Raumschiffen von Planet zu Planet düsen, sucht Hugh Walker den Anschluß an seine regionale Umgebung.

Die lockere Real-Phantasie-Trilogie »Ruf der Träume« (Terra Astra 32, 1972); »Preis der Unsterblichkeit« (Terra Astra 42, 1972) und »Gefangene des Kosmos« (Terra Astra 86, 1973), deren Exposés hier zu finden sind  umschrieb Gustav Gaisbauer einmal so:
Sie sollten den Stil des jungen Heinlein nachempfinden, aber das war mehr gewollt als gekonnt. (55)
ebellion der TalenteHugh Walkers SF-Romane blieben trotz seiner Bemühungen nur Durchschnitt. »Rebellion der Talente« (Terra Nova 182, 1971) war trotz seiner humoristischen Ansätze und trotz der Verwendung von Namen aus seinem fannischen Bekanntenkreis nicht unbedingt eine gelungene Satire. Die Spritzigkeit der Horrortexte fehlte, die SF-Romane blieben nur ein Abglanz seiner Horrorwerke.

Ernst Vlcek war zwar der Ansicht, dass aus Hugh Walker »ein passabler SF-Autor« hätte werden können, aber dann wären uns seine Horrorromane verlorengegangen, über die »Der Golem«, ein Jahrbuch zur phantastischen Literatur, schrieb:
[...] Doch wenn man in die allertiefsten Niederungen inhaltlicher Trivialität und handwerklicher Schludrigkeit hinabsteigen will, so muß man das Gerne wechseln [zuvor war die Rede von der SF — Anmerkung der Fantasia-Redaktion], denn die Auszeichnung, eine Flut übelster Machwerke initiiert zu haben, gebührt dem deutschen Horror-Roman (der es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer nur zu Heftform gebracht hat).
Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme; auch im Bereich des Horror-(Heft-)Romans gab es Immer wieder Autoren, die sich mit einem oder mehreren Werken am eigenen Schopf aus dem Sumpf schlimmster Trivial-Schmiererei ziehen konnten. Bei Bastei-Lübbe hat man 1989 damit begonnen, die Inter¬essantesten und besten Horror-Romane (die nicht notwendigerweise in Heftform erschienen sein müssen, auch wenn man sich bisher fast ausschließlich auf die einschlägigen Reihen stützt) der letzten zwanzig Jahre" (Werbetext) In einer Dämonen-Land genannten Reihe neuaufzulegen (wobei man interessanterweise mit Blick auf die Bundesprüfstelle die Titel von allzu Drastischem "reinigt" — was für 15 Jah¬ren noch frei verkäuflich an jedem Zeitschriftenkiosk und in jeder Bahnhofsbuchhandlung erhältlich war, könnte heute eben jugendgefährdend sein — o tempora, o mores...).
Daß diesem Unternehmen an dieser Stelle überhaupt so viel Platz eingeräumt wird, ist dabei einem Autor zu verdanken: Hugh Walker (alias Hubert Straßl). Walkers größtenteils in den frühen siebziger Jahren entstandene Horrorromane sind heute noch genauso gut lesbar (und lesenswert) wie damals; es gelingt ihm auch innerhalb des beschränkten Rahmens eines Heftromans, einen glaubwürdigen Plot und eine Atmosphäre des Unheimlichen, Unwirklichen und Bedrohlichen aufzubauen. Ein Kritiker meinte einmal sehr treffend, dass für Walkers Horror-Romane charakteristisch ist, dass die Handlung eine Zwanghaftigkeit gewinnt, eine Art eigengesetzlicher, perverser Logik.
Nachdem der Autor schon das Pech hatte, mit der Neuauflage seiner Magira-Fantasyromane in das Loch MOEWIGscher Umplanungen und Einstellungen zu fallen, erhalten die Leser somit zumindest die Gelegenheit, den "Horror-Straßl" kennen- und vielleicht schätzen zu lernen.
(56)
Letztlich bleibt Hugh Walker, obwohl er aus dem SF-Fandom hervorging und sich in diesem Genre auch erste professionelle Meriten, als SF-Autor eine Fehlbesetzung. In der Fantasy und noch mehr im Horror ist seine wahre Heimat. 

Kommentare  

#1 Thomas Backus 2011-12-14 12:32
Ich bin ja ein großer Hugh Walker-Fan, aber seine SF-Romane mochte ich nie. Aber ich mag SF allgemein nur perifer, also muss das nichts über die Qualität seiner Romane aussagen ...

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