Hörspiel-Klasse mit Mehrwert - Der neue Lovecraft für die Ohren
Hörspiel-Klasse mit Mehrwert
Der neue Lovecraft für die Ohren
Eine Rahmenhandlung
Der Winterzeit-Verlag versucht sich nun auch mit einer Lovecraft-Serie, setzt dabei aber neue Maßstäbe in Bezug auf die literarischen Vorlagen. Denn die oftmals sehr kurzen Geschichten des Horrorautoren sind für eine Hörspielumsetzung sehr bearbeitungswürdig. Oftmals bestehen die Originaltexte nur aus wenigen Seiten pro Geschichte. Da braucht es eines Autoren, der das ganze so umsetzt, dass eine kompakte Hörspielhandlung daraus wird. Wie einst bei der Edgar Allan Poe-Serie von Lübbe-Audio (2003-2009) soll nun solch eine Rahmenhandlung dienen, um zumindest die Motive der Originalgeschichten wiederzugeben. Im vorliegenden ersten Teil ist eine solche Geschichte nicht erkennbar. Der Einstieg gelingt aber. Es wird eine Geschichte erzählt, die auf mehreren Zeitebenen spielt und klugerweise durch einen Erzähler zusammen gehalten werden. 1917, 1957, 1983 und 2019 sind hier die Jahre. Immer wieder wechselt die Handlung. Die Figur Lovecraft selbst scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen (wie schon einst beim erwähnten Edgar Allan Poe). Der Erzähler ist (so macht es das Booklet klar) gleichzeitig Lovecraft. Ein Zusammenhang der Geschichten von 1917 bis 2019 ist nur zu erahnen. Mysteriös und seltsam ist dabei die Geschichte des Schiffbrüchigen von 1917. Hier scheint sich zunächst die Geschichte zu zentrieren.
Umsetzung
WinterzeitAudio ist bekannt für sehr gelungene Umsetzungen. Auch hier stimmt alles. Für die Musik wurde ein extra geschaffener Sound geliefert, der es in sich hat. Auch die Sprecher entstammen wie immer der bekannten, oberen Liga von Synchrongrößen. Als Hauptrolle und Erzähler hat man sich Wolfgang Pampel geangelt, der als Stimme von Harrison Ford jedem deutschen Kinofan im Ohr sein dürfte. Zusammen mit den Stimmen und dem Sound kommt fast schon Kino-Feeling auf. Aber der Augenmerk liegt auf der Handlung. Dies ist vielversprechend, aber eine klare Richtung oder Linie zeichnet sich im ersten Teil noch nicht ab.
Der Mehrwert
Winterzeit betonte es schon bei Macabros 14 , (Booklet-Info) (2): Man sollte dem Käufer von CDs einen Mehrwert bieten, gegenüber denen, die eher zu Downloads greifen. Das klingt wie ein klares Statement gegen die digitale Revolution. Der Mehrwert kann nur in dem Booklet selbst bestehen und in der Optik der CD. Letztere ist eher gewöhnlich, aber das Booklet bietet schon einiges an Infos über die Macher des Hörspiels, dem Hauptsprecher, dem Autoren Lovecraft und vieles mehr. Dabei ist dieses Booklet auf dem ersten Blick hochwertig und liegt gut in der Hand. Allerdings ist die Schrift furchtbar klein. Dazu ein dunkler Hintergrund, der die Augen anstrengt. Ich habe das Lesen nach wenigen Zeilen abgebrochen und auf diese Infos verzichtet. Ferner ging ein unangenehm, penetranter Geruch vom Booklet aus, der herstellungsbedingt wiegt. Mein Tipp: Wenn man den Hörern schon einen Mehrwert bieten will, sollte man mit den Booklet-Seiten nicht geizen und die Schrift vergrößern.
Fazit
Was da als neue Lovecraft-Serie auf den Markt kommt sieht gut aus und hört sich gut an. es ist vielversprechend und ich finde auf jeden Fall, dass sich das Sammeln hier auch auf physischen Datenträgern lohnt. Im Streaming finden sich Winterzeit-Produkte sowieso kaum. Ich hoffe nur, dass keine Endlos-Serie wird, das am es wie bei jeder guten Geschichte einen Anfang und ein Ende gibt. Damit nicht am Ende das selbe wie bei Edgar Allan Poe passiert. Eine Einstellung ohne Abschluss.
Dagon
(1) = Klappentext
(2) = Booklet, Macabros Classics (14) Knochensaat
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