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Neuvertonung - Larry Brent (43) Die Angst erwacht im Todesschloss

30Neuvertonung
Larry Brent (43) Die Angst erwacht im Todesschloss

Im Schloss des Duke of Huntington scheint ein mörderischer Spuk zu grauenvollem Leben erwacht zu sein. Menschen verschwinden spurlos! Hat Sir George mit diesen unheimlichen Vorfällen etwas zu tun? Oder spukt es wirklich auf dem Schloss der Huntingtons? X-RAY 1 setzt seinen neuesten Agenten auf den Fall an - Larry Brent. X-RAY 3 in einem rätselhaften „Grusel-Fall“ aus seiner Anfangszeit bei der PSA…! 1

Die Angst erwacht im TodesschlossMit Neuvertonungen tue ich mich, ähnlich wie mit Neuverfilmungen recht schwer. Da springt oft nicht der Funke über, denn jeglicher Charme wird häufig zu Nichte gemacht durch allzu fahrige und schnelle Umsetzungen. Was früher ein Stilmittel war, nämlich die Ruhe in Bild und Ton ist heute genau ins Gegenteil verkehrt.
Skepsis war deswegen meinerseits durchaus gegeben, als ich mich an die 2021er-Version von "Die Angst im Todesschloss" wagte.

Erinnerungen werden wach
Klar kenne ich das alte Hörspiel der EUROPA-Schmiede, in dem Larry Brent nach England kam, um in Schloss Huntington nach dem Rechten zu sehen. Das war schon ein klasse Hörspiel seinerzeit - anno 1983. Mit Geistern und Gespenstern, einem düsteren Schloss und finsteren Geheimbünden - ja sogar Gangstern. Und anders als bei John Sinclair waren die auch nicht witzig, sondern wirklich bedrohlich. Und dennoch kam auch der Humor nicht zu kurz. So war das damals. Spannung war gegeben und auch etwas Grusel.

Zauberstern Records hat sich nun - fast 40 Jahre später - an die Neuauflage gewagt. Mit einem für mich überraschenden Ergebnis, an dem es wenig zu mäkeln gibt. Dafür aber um so ausführlicher. Wie immer, wenn es um diese Serie geht eigentlich, denn in der Materie stecke ich irgendwie drin.

Hatte mich doch Die Lady mit den toten Augen noch mittelprächtig unterhalten, so enttäuschte mich "Machetta, die Sumpfhexe vom Mississippi" maßlos.

Es bedurfte daher einer Neuauflage, um mein Herz wieder höher schlagen zu lassen. Fast hatte ich die Hoffnung verloren, dass in dieser Serie noch etwas in meinem Sinne gelingt.

Und ähnlich wie "Das Grauen schleicht durch Bornards Haus" wird es wieder überzeugend. Doch es gibt einiges, was es anzumerken gilt und was nicht so passt.

Warum Classic?
Die Folge trägt das Emblem Classic. Aufgrund der Tatsache, dass dies die erste Folge ist, die neu vertont wurde, erschließt sich mir der Aufkleber vielleicht. Aber das ist auch alles. Was sind die Kriterien für Classic? Heißt das, dass ein besonders alter Roman zur Vertonung herangezogen wurde? Dann müssten vorherige Vertonungen auch schon dieses Emblem tragen. Mindestens aber die Folge "Das Grauen schleicht durch Bornards Haus". Wo also verläuft die Grenze zwischen Classic und Nicht-Classic?  Bei Larry Brent schwer zu ziehen.
Auch wenn es erfreulicherweise wieder möglich zu sein scheint, ein Original-Lonati-Cover zu verwenden, ist das dennoch verwunderlich. Denn in der Vergangenheit wurde die Verwendung dieser Bilder vom Label für die Zukunft quasi *ausgeschlossen.

Dass aus »Tavern of the Green«, dem Lokal, wieder »Tavern on the Green« wurde, hat man in früheren Folgen bereits geklärt. Alle Bedenken, den Originalnamen wieder zu verwenden scheinen verflogen. Doch dieses Abenteuer liegt ja zeitlich irgendwie vor der Namensänderung, die in der Hörspielserie thematisiert wurde. In den Romanen von Dan Shocker war der Original-Name nie ein Problem. Ein Problem ist es jetzt, da man sich im Hause R&B bzw. Zauberstern Records nicht auf eine Namensgebung einigen konnte. Doch Schwamm drüber. Fehler dieser oder ähnlicher Art geschehen auch bei anderen.

Classic ist sehr modern
Ein weiterer Punkt fiel mir auf und er verwirrte mich. Handys gab es wohl schon in der Classic-Version als Larry zur PSA kam. Das hätte den PSA-Ring nicht völlig überflüssig gemacht, aber als bahnbrechende Technik konnte es nicht mehr verkauft werden. Jedenfalls sagt Ellen, die im Burgverlies eingeschlossen wird "Hätte ich bloß mein Handy mitgenommen". Naja, bloß nicht, denn sonst wäre diese Geschichte ganz anders verlaufen.
Auch gewisse Kraftausdrücke, die man den 80er-Jahren höchstens aus dem TV kannte, wenn man z.B. einen gewissen Tatort-Kommissar einschaltete, werden sich im Original-Roman kaum finden lassen.

Viel Anlehnung ans Original
Hrissomallis und sein Team gelang eine Neuvertonung mit viel Anlehnung ans Original von damals. Die berühmte Händel-Sonate ist hier ebenso vorhanden wie das Larry Brent-Thema der alten Serie, wenn auch in leicht abgewandelter Variante. Teilweise sind sogar ganze Textpassagen übernommen.

Insgesamt sind die musikalischen Untermalungen an vielen Stellen außerordentlich gut gelungen und dies wirkt sich spannungssteigernd aus. Besonders dann wenn Dialoge entsprechend unterlegt sind.
Jo Jung kommt so z.B. als Erzähler um Ecken besser zum Tragen.

Walker ist böse wie einst
Der Haupt-Bösewicht Walker wird von Santiago Ziesmer gesprochen. Er steht damit seinem Vorgänger Hans Hessling in nichts nach, der diesen Part 1983 inne hatte. sogar stimmlich ist er sehr ähnlich und passt somit perfekt in den Ton einer Neuvertonung.

Warum wie nun in Folge 43 erleben, wie Larry Brent zur PSA kommt ist auch unbekannt. Dass Larry sich eventuell nur daran erinnert - so wie man es in "Das Grauen schleicht durch Bornards Haus" gelöst hatte - darauf verzichtet man hier. Vielleicht wäre eine eigene Classic-Serie spannender gewesen und auch sinnvoller, ähnlich wie bei John Sinclair. Hier lehnt man sich sowieso stilisch stark an. Dann könnte man alle Neuvertonungen darein packen und es wäre insgesamt nachvollziehbarer. 

Bleibt am Ende noch eine Frage. Warum kommt diese Folge auf annährend 150 Minuten? Der Roman ist kaum länger als alle anderen der Reihe. Dennoch: Langweilig wird es kaum.

Die Angst erwacht im TodesschlossDie Angst erwacht im Todesschloss
Larry Brent (43)

mit Jaron Löwenberg, David Nathan, Jo Jung, Nils Weyland, Thomas Kästner, Simeon Hrissomallis, Vera Bunk, Santiago Ziesmer, Florian Clyde, Olivia Büschken, Sven Brieger, Julia Kaufmann, Nico Nothnagel, Bert Franzke u.v.a.
Regie: Simeon Hrissomallis
Regiesupervisor: Wolfgang Strauss
Skriptsupervisor & Redaktion: Simeon Hrissomallis
Sprachschnitt: Thomas Mrochen
Soundmixing & Mastering: Wolfgang Strauss
Musikscore: R&B Company, Michael Donner
Illustration & Design: Timo Wuerz
Layout: Wolfgang Strauss
Sprachaufnahmen: 2day production Berlin, Audioengineering W.S.
VÖ: August 2021
Laufzeit: ca. 150 Minuten (2 CDs)

(1) Zauberstern Records

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