Wie der neue ›Star Trek‹ in die Hose gegangen ist
Wie der neue ›Star Trek‹ ...
... in die Hose gegangen ist
Gene Roddenberry hat ein paar Dinge nicht richtig hinbekommen. David Gerrold hat sich mit einigen davon in seinem Buch „The World of Star Trek“ auseinandergesetzt. Obwohl ich nicht allen seinen Schlussfolgerungen zustimmen kann (auf einem Kriegsschiff ist kein Platz für Kinder), lohnt es sich trotzdem, das Buch zu lesen, und mehrere seiner Vorschläge wurden später übernommen (auch der mit den Kindern auf einem Kriegsschiff).
Die ursprüngliche „Star Trek“-Serie ist seit Ende der Produktion immer irgendwo zu sehen gewesen und dürfte zusammen mit Doctor Who zu den Fernsehserien mit dem größten Einfluss auf unsere Kultur gehören, die jemals gedreht wurden.
Star Trek hat noch eine Anzahl weiterer Fernsehserien gezeugt:
Das ist über einen Zeitraum von 40 Jahren geschehen, und zehn Kinofilme gehören auch noch dazu. Dann gibt es auch noch eine ganze Reihe erfolgreicher Romane, ein breites Feld von Filmen und Episoden, die von Fans gedreht wurden, eine blühende Gemeinschaft von Fan Fiction-Autoren und Science Fiction Conventions, auf denen es hauptsächlich um Star Trek geht.
Ich kenne mich wirklich gut aus mit Star Trek. Ich habe die Erstausstrahlung der Folgen gesehen, war 1976 auf meiner ersten Star Trek Convention, habe das Raumkampf-Brettspiel Star Fleet Battles gespielt, Trek Fan Fiction geschrieben und sogar die ersten beiden Staffeln von Star Trek: The Degeneration gesehen (ich will die Leistungen der Schauspieler nicht schlecht machen, aber die Serie hat ihren Funken verloren, als man Roddenberry hinausdrängte).
In diesem Fall steht und fällt alles mit dem Hintergrund.
Fehler Nummer 1
Aus der Wikipedia:
The Making of Star Trek zufolge werden die Raumschiffe der Enterprise-Klasse zur Zeit der Originalserie seit etwa vierzig Jahren gebaut. Einzelne Baugruppen der Schiffe wurden in der Sternenflotten-Abteilung der Flottenwerft in San Francisco gebaut und in der Erdumlaufbahn zusammengesetzt.
„... in der Erdumlaufbahn zusammengesetzt“. Warum sollte man so etwas machen? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: das Raumschiff ist nicht dafür konstruiert worden, innerhalb einer Atmosphäre zu fliegen. Um mal das Memory Alpha Wiki zu zitieren:
Obwohl sie keine aerodynamische Form aufweisen, waren Raumschiffe der Constitution-Klasse in Notfällen im Stande, die Umlaufbahn zu verlassen und für begrenzte Zeit in die oberen Atmosphärenschichten eines Planeten der Klasse M einzudringen (und dabei ihre Flughöhe zu halten), abhängig von der Fähigkeit des Raumschiffs, die notwendige Fluchtgeschwindigkeit wieder zu erreichen.
(TOS: “Morgen ist Gestern“)
Einzelne Baugruppen kamen von der Flottenwerft, aber nicht das komplette Schiff. Der Großteil des Raumschiffs besteht vermutlich aus Material, das im Asteroidengürtel gefördert wurde. Warum sollte man auch Konstruktionsrohmaterial in die Umlaufbahn transportieren, wenn man das nicht muß? Man baue die Hi-Tech-Baugruppen auf der Erde und die weniger anspruchsvolle Hüllenstruktur im Weltraum, wo man wahrscheinlich eine weniger entwickelte Infrastruktur und ein kleineres Reservoir von gut ausgebildeten Arbeitskräften hat.
Dann braucht man auch weniger Erz auf der Erde abzubauen. Bei einigen Metallen kann es nötig werden, einhundert Tonnen Erz zu fördern, um daraus eine Tonne des gewünschten Metalls zu gewinnen. Die Enterprise NCC-1701 hat eine Masse von geschätzten 799.400 metrischen Tonnen, was bis zu acht Millionenn Tonnen abzubauendes Erz erfordern könnte. Das ist eine Menge Erz. Zum Vergleich: der nuklear angetriebene Flugzeugträger USS Enterprise CVN-65 hat nur eine Masse von 93.284 metrischen Tonnen (mit allen Flugzeugen, voller Bewaffnung und vollen Flugbenzinspeichern)!
Auf Memory Alpha gibt es eine Liste von Raumschiffen der Sternenflotte, die im „Star Trek“-Film gezeigt oder erwähnt wurden. Wir dürfen annehmen, dass sie nicht vollständig ist, dass die Sternenflotte mehr Raumschiffe besitzt als nur die genannten. Wir können auch annehmen, dass zumindest einige der Schiffe auf Vulkan oder Andoria gebaut wurden, aber es ist trotzdem eine eindrucksvolle Liste.
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass man das Erz für alle diese Raumschiffe im Asteroidengürtel gefördert und dann zu Werften auf der Erdoberfläche transportiert hat. Das wäre gerade so, als ob man einhunderttausend „Dinosaurierkiller“-Meteoriten auf den Planeten fallen ließe - und zwar jedes Jahr. Ja, ich weiß, man würde ihren Absturz mit Traktorstrahlen lenken und bremsen. Aber würden Sie das Risiko eingehen wollen, dass Terroristen das System unter ihre Kontrolle bringen und die Brocken statt dessen auf eine Stadt fallen lassen? Und natürlich kann es zu Pannen kommen. Wie in Fukushima. Wie in Tschernobyl.
Fehler Nummer 2
Aber „schlimmer geht immer“.
In der Folge Planeten-Killer erfahren wir, dass die Überlastung eines Impulsantriebs in einer thermonuklearen Fusionsexplosion mit dem Äquivalent von 97 Megatonnen TNT endet. Die stärkste derartige Explosion, die jemals von Menschen erzeugt wurde, war der russische Nuklearwaffentest der „Tsar Bomba“-Wasserstoffbombe mit 50 bis 60 Megatonnen (wobei die Konstruktion auch eine Sprengkraft von 100 Megatonnen erlaubt hätte; aus Rücksicht auf die Kollateralschäden zündete man jedoch nur „mit halber Kraft“).
Wollen Sie wirklich etwas, das eine derart gewaltige Explosion verursachen könnte, irgendwo in der Nähe von besiedeltem Gebiet bauen? Das wollen Sie? Haben Sie den Verstand verloren?
Abrams läßt die neue Enterprise in Iowa bauen, bei Riverside im 23. Jahrhundert. Ich war im Iowa des 21. Jahrhunderts. Ja, es ist nicht so dicht bevölkert wie beispielsweise Kalifornien oder der Bundesstaat New York mit seinen drei Millionen Einwohnern, aber wenn da 97 Megatonnen hochgehen, gibt’s eine Menge Tote. Eine ordentliche Menge Tote. Und wenn Sie jetzt meinen, die Terroristen des 23. Jahrhunderts würden nicht anfangen zu sabbern bei der Aussicht, die Bauplätze von Raumschiffen aufs Korn zu nehmen, dann würde ich Ihnen gerne noch eine Brücke verkaufen …
Bauen Sie das Raumschiff im Weltraum, dann haben Sie die Kontrolle darüber, wer Zugang hat und wer nicht, und eine Explosion hat eine sehr viel geringere Chance, ein paar Millionen Menschen umzubringen.
Fehler Nummer 3
Über das heikelste Thema haben wir noch gar nicht gesprochen: den Warpantrieb. Der Warpantrieb erhält seine Energie aus einer Materie-Antimaterie-Reaktion. Antimaterie hat die unerfreuliche Eigenschaft, mit normaler Materie zu reagieren und dabei Energie frei zu setzen. Tatsächlich werden Materie und Antimaterie komplett in Energie umgewandelt. Dagegen sieht eine Fusionsexplosion aus wie ein Campingstreichholz.
Kleine Mengen von Antimaterie sind nicht so schlimm. Wirklich kleine Mengen. Mengen, die zu klein sind, um irgendeinen Schaden anzurichten. Mengen, die so klein sind, dass man sie ohne hochempfindliche Laborausrüstungen nicht wahrnehmen oder messen kann.
Die Menge Antimaterie, die gebraucht wird, um ein Raumschiff damit anzutreiben, ist zu gefährlich, um sie auf der Oberfläche eines Planeten zu lagern. Jedenfalls so lange man Wert darauf legt, dass dieser Planet bewohnbar bleibt. Ich persönlich halte das für einen vernünftigen Standpunkt, insbesondere weil wir derzeit keinen anderen Ort haben, an den wir umziehen könnten!
Es bedarf nur eines einzigen Terroristen, der bereit ist zu sterben, und wir haben Platz für ein Binnenmeer an der Stelle, wo einmal Riverside, Iowa war.
Fehler Nummer 4
Und bis jetzt haben wir noch keine anderen potentiellen Gefahrenquellen betrachtet wie etwa die Phaserbänke. In der Episode Spock unter Verdacht starb ein Besatzungsmitglied an einer Vergiftung durch austretendes Kühlmittel, als die Phaserbänke ein Leck beklamen. Es gibt vermutlich noch mehr Substanzen an Bord eines Raumschiffs, die der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Gehen Sie mal an Ihr Auto und versuchen, das Motoröl zu trinken. Oder das Getriebeöl, die Bremsflüssigkeit, das Frostschutzmittel im Kühler oder die Scheibenwischerflüssigkeit. Aber stellen Sie vorher sicher, dass ein Notarztwagen in der Nähe ist, denn Sie werden ihn brauchen.
Dann wäre da noch die Frage der benötigten Energie. Wir wissen nicht, ob die Enterprise zusammengeschweißt wurde, aber wir wissen, dass – egal wie man die Teile nun genau miteinander verbunden hat – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine exotherme Reaktion eine Rolle dabei spielte. Falls man nicht gerade Nieten verwendet hat. Die sind ganz schön teuer und halten nicht luftdicht, weshalb sie beim Konstruieren seit Jahren nicht mehr zum Einsatz kommen. Ach ja, und man muss sie erhitzen, um sie einbauen zu können ...
„Exotherme Reaktion“ ist eine vornehme Art, um zu sagen, dass dabei Hitze frei wird. Je größer das Projekt ist, desto mehr Hitze muss man loswerden. An großen Bauvorhaben wird in Kanada oft bis in den Winter weitergearbeitet, weil die dabei entstehende Wärme ausreicht, um den sich ansammelnden Schnee zu schmelzen, während bei kleineren Projekten die Arbeit zum Stillstand kommt.
Sie haben also ein Wärmeproblem. Wärme ist immer ein Problem. Die Umwelt kann einiges davon wegstecken, aber zu viel davon kann den heimischen Tier- und Pflanzenarten Probleme bereiten. Natürlich kann Wärme auch die Wachstumszeiten für die Landwirtschaft verlängern. Ist das gut? Fragen Sie die Tiere, die verdrängt werden. Die werden Ihnen eine andere Antwort geben als die Landwirte.
Man sollte kein Risiko eingehen für den Planeten, der den Großteil der eigenen Bevölkerung beherbergt. Im Film erfahren wir, dass nur 10.000 Vulkanier der Vernichtung des Planeten entkommen sind. Das bedeutet, dass die Vulkanier nicht sehr viele Kolonialplaneten haben. Hat die Erde welche? Bisher haben wir wenig Hinweise darauf gesehen und auch keine Anzeichen für L5-Weltraumhabitate oder Kolonien im Asteroidengürtel.
Wollen Sie Ihren Heimatplaneten aufs Spiel setzen?
Fehler Nummer 5
Ein Raumschiff ist ein sehr großes Bauvorhaben. Vergleichen Sie es mal mit dem Fernsehturm von Toronto, der ein Gesamtgewicht von 116.136 metrischen Tonnen hat und der sich nicht bewegt. Der Burj Khalifa ist sogar noch schwerer mit über 165.000 metrischen Tonnen. Dagegen ist der Canton Tower das reinste Leichtgewicht mit knapp 100.000 metrischen Tonnen. Und im Unterschied zur CVN-65 oder NCC-1701 bewegt sich keiner von ihnen.
Zugegeben, diese Gebäude wurden mit der Technologie des 20. und 21. Jahrhunderts erbaut, aber sie setzen einen Rahmen. Jedes von ihnen war ein riesiges Bauprojekt, mit dem Hunderte, wenn nicht gar Tausende Arbeiter beschäftigt waren. Nicht eines davon war so kompliziert wie ein Raumschiff, und keines von ihnen hatte so gefährliche Bestandteile wie ein Raumschiff sie hat. Der Fernsehturm von Toronto besteht im Wesentlichen aus Beton und Stahl, ohne einen Impuls- oder gar einen Warpantrieb. Man kann ihn nicht dazu bringen, von selbst zu explodieren. Und er kann auch nicht beim Start verunglücken und dabei möglicherweise die komplette Werft zerstören, in der er gebaut wurde.
Ein Raumschiff kann das.
Dann wäre da noch der Punkt mit all den umweltschädlichen Produktionsabfällen. Vielleicht hat das 23. Jahrhundert ja MIG- und WIG-Schweißverfahren abgeschafft. Das wäre immerhin denkbar. Es handelt sich dabei zwar um außerordentlich energieeffiziente Verfahren, aber sie belasten die Umwelt. Auch Plasma- und Laserschneiden sind sehr effiziente Methoden, aber auch sie tun der Umwelt nichts Gutes.
Möglicherweise baut man tragende Strukturelemente aus einem Monokristall. Unglücklicherweise kann man große Monokristalle nicht unter Schwerkraftbedingungen wachsen lassen. Man muss sie im Weltraum bauen, in der Schwerelosigkeit. Dann gibt’s die unerfreuliche Aufgabe, sie aus der Umlaufbahn hinunter auf die Oberfläche zu schaffen. Wenn so ein Paket beim Wiedereintritt verloren geht – RUMMS!
Fehler Nummer 6
Sie haben der Enterprise eine neue Größe verpaßt. Und zwar so richtig. In der ursprünglichen Serie war das Raumschiff 304 Meter lang und hatte eine Masse von 790.400 metrischen Tonnen.
Das neue Raumschiff ist irgendwie 725,5 Meter lang geworden. Es gibt Möglichkeiten, die Masse eines Schiffs abzuschätzen, aber ich bin kein Profi, und deshalb werde ich mogeln.
Name | Nummer | Länge. | Breite. | Höhe | Gewicht (kt) |
Enterprise | NX-01 | 230.00 | 135.80 | 34.30 | 555000 |
Enterprise | NCC-1701 early | 285.90 | 125.60 | 71.50 | 790400 |
Enterprise | NCC-1701 Kirk | 286.70 | 125.70 | 70.90 | 812200 |
Enterprise | NCC-1701 refit | 304.80 | 141.70 | 71.30 | 917000 |
Enterprise A | NCC-1701A | 304.80 | 141.70 | 71.30 | 923000 |
Enterprise B | NCC-1701B | 469.00 | 186.39 | 86.70 | 2350000 |
Enterprise C | NCC-1701C | 526.00 | 319.30 | 120.10 | 3710000 |
Enterprise D | NCC-1701D | 642.51 | 463.72 | 137.50 | 4500000 |
Enterprise E | NCC-1701E | 674.40 | 240.00 | 82.50 | 3250000 |
Abrams Enterprise | NCC-1701 | 725.35 | ? | ? | ? |
Es geht doch nichts über eine übersichtliche Tabelle. Die Mannschaft für die Spezialeffekte hat erklärt, dass sie bei den ersten Versuchen, das Schiffsmodell zu rendern, Probleme mit den Shuttles bekamen - was bedeutete, dass das Schiff vergrößert werden musste.
Wenn man sich heute ein 3D-Renderprogramm kauft oder eines der zusehends leistungsfähigeren und beliebteren frei erhältlichen Softwarepakete herunterlädt, dann stehen die Chancen gut, dass eines der Dinge, die man zu rendern versucht, die Enterprise sein wird. Das Schiff hat Symbolwert. Millionen von Fans haben Bilder der Enterprise gerendert. Einige dieser Fans haben weitergemacht und Fanfilme von hoher Qualität erstellt.
Schlechte Nachrichten, Leute. Die professionellen Spezialeffektleute halten euch alle für Idioten, weil keiner von euch die Größe der Enterprise schon vor Jahren angepasst hat. Da mussten erst die Profis kommen, denen klar wurde, dass die Größe des Shuttlehangars nicht stimmen konnte. Oh Mann, das heißt eigentlich, dass diese Profis auch all die anderen Profis beleidigen, die an früheren Serien und Kinofilmen mitgewirkt haben …
Da hat jemand eine ziemlich große Klappe.
Das Raumschiff, das der angegebenen Größe am nächsten kommt, ist die Enterprise D. Erinnern Sie sich daran, was ich über die Schwierigkeiten beim Bau eines Raumschiffs von 790.400 metrischen Tonnen auf einer Planetenoberfläche gesagt habe? Es ist gerade noch schlimmer geworden. Jetzt werden Sie etwas mit einer Masse von mindestens 4,5 Millionen metrischen Tonnen bauen, wobei es aber auch leicht fünf Millionen Tonnen werden könnten. Im Vergleich zur NCC-1701 war die NCC-1701D ein massiv gebautes Schiff, also werden es am Ende vielleicht doch nur 4,75 Millionen Tonnen sein.
Das möchte ich nicht auf meine Zehen fallen lassen. Oder auf meine Stadt.
Fehler Nummer 7
Wussten Sie, dass Gene Roddenberry ein Buch über Star Trek mitverfasst hat? Darin beschreibt er die Geschichte, wie die Serie ins Leben gerufen wurde und welche Entscheidungen zur Ausgestaltung getroffen wurden. Es ist zwar beim Verlag vergriffen, aber gebrauchte Ausgaben sind immer noch bei Amazon erhältlich. Zusammen mit Stephen E. Whitfield als Koautor hat Roddenberry damals alles abgedeckt, was man wissen sollte, um eine neue Star Trek-Serie zu erschaffen. Jeder mit ein bißchen Grips würde es lesen.
Oh, Augenblick mal … Es geht hier ja um J.J. Abrams. Er hat es nicht gelesen. Das war mir in dem Moment klar, als ich in einem Apple-Laden den ersten Trailer sah. Ich habe damals meiner Frau gesagt, dass der Film eine Katastrophe ist und ich mir nicht die Mühe machen werde, mir das im Kino anzuschauen.
Weil ich nämlich die Szene wiedererkannt habe. Es ist genau die Schiffsbauszene, die man in der erstaunlich witzigen Babylon 5/Star Trek-Parodie Star Wreck VI: In the Pirkinning sieht. Schauen Sie sich den Trailer an, der ist wirklich komisch. Und dann bestellen Sie sich die DVD für Ihre Sammlung, denn Sie werden sie haben wollen. Ja, gut, es ist auf Finnisch mit deutschen oder englischen Untertiteln. Glauben Sie mir einfach, nach fünf Minuten werden Sie gar nicht mehr merken, dass die Finnisch sprechen, weil Sie vor Lachen auf dem Boden liegen werden.
Das Problem daran ist, dass die Schiffsbauszene in Star Wreck VI ihren Sinn hat. Da gab es ein gelandetes Raumschiff der Vulgarier, aus dem sie die benötigten Teile ausbauen und verwenden konnten, um damit ein P-Flotten-Raumschiff zu bauen, dessen Konstruktionspläne Commander Info (ihre Version von Commander Data) in seinem Gedächtnisspeicher hatte. Weil sie auf der Erdoberfläche feststeckten, mussten sie es eben auf der Erde bauen, und das Raumschiff, das sie da bauten, war vergleichsweise klein. Sie zeigten auch, dass spätere Konstruktionen im Weltraum ausgeführt wurden.
Holen Sie sich Star Wreck VI, schauen Sie sich die Schiffsbauszenen in Star Wreck VI an, und dann werfen Sie ein Auge auf die Bauarbeiten im Star Trek-Film und vergleichen sie. Die Szenen sind sehr, sehr ähnlich. Nicht identisch. Das können sie nicht sein, denn man baut zwei verschiedene Raumschiffe. Aber die Ähnlichkeit ist frappierend.
Es ist nicht schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen. Vielleicht erhalte ich fünfzehn, und die Antwort lautet, dass Abrams wirklich von allein auf die Idee kam, ein Raumschiff auf der Oberfläche eines Planeten bauen zu lassen.
Fehler Nummer 8
Tatsächlich ausgelöst hat diesen zornigen Ausbruch einer der frühen Trailer für „Into Darkness“. Wenn ich vorher nur dachte, Abrams wäre inkompetent – na ja, meine Meinung von ihm hat sich danach verschlechtert. Gegen Ende des Trailers sehen wir ein Raumschiff, von dem ich vermute, dass es die Enterprise ist, und es stürzt in einem ungesteuerten Atmosphäreneintritt auf eine Stadt zu.
Der Haken ist: ein ungesteuerter Atmosphäreneintritt sieht nicht so aus. Wir haben so etwas schon einmal gesehen, und zwar im dritten Kinofilm Star Trek III: Auf der Suche nach Spock.
Oder wie wäre es mit einem Videoclip von einem wirklichen Atmosphärenwiedereintritt, der schiefgegangen ist? Dieser Clip ist entsetzlich, Furcht erregend, und ihn anzuschauen hat mir Tränen in die Augen gerieben. Aber er hat einen wichtigen Punkt ganz klar gemacht.
Nirgends in dem neuen Trailer sehen wir Trümmerstücke, die sich von der Schiffshülle ablösen. Und das ist einfach nicht möglich. Falls das Schiff nicht gerade aus Neutronium gebaut wurde oder eine von Larry Nivens Puppenspielern entworfene General Products-Hülle hat, wird es Trümmerstücke geben. Wenn diese Trümmer abgerissen werden, gibt es Störungen der Luftumströmung, die an der Bruchstelle zusätzliche Schäden anrichtet und oft auch die Sturzbahn verändert, weil die aerodynamischen Eigenschaften sich durch den Materialverlust verändern.
Das Space Shuttle verwendete einen Hitzeschild aus abschmelzenden Kacheln. Die Probleme, denen die Columbia beim Wiedereintritt zum Opfer fiel, wurden von einer Beschädigung dieser Kacheln während des Starts verursacht, und die Katastrophe begann, als die beschädigten Schmelzkacheln zerbrachen und heißes Plasma in die Shuttletragfläche eindringen konnte.
Das Raumschiff, das da beim ungesteuerten Atmosphäreneintritt gezeigt wird, scheint über keinen abschmelzenden Hitzeschild zu verfügen. Im Zuge des Eintritts wird sich die Außenhülle erhitzen, und wenn Bauteile den Punkt erreichen, an dem ihre Struktur zu versagen beginnt, werden sie versagen. Das Schiff würde nicht auf einen Schlag auseinanderfallen, sondern einen langen und breiten Strom von Trümmerteilen hinter sich her ziehen, weil Bauteile mit unterschiedlichen Versagenstemperaturen ihre Hitzegrenze zu unterschiedlichen Zeitpunkten erreichen, abhängig davon, wann die weiter außen gelegenen Bauteile versagen. Es würde anders ablaufen, wenn das Raumschiff in einer nahezu senkrechten Flugbahn herunter käme, aber so sah das nicht aus.
Die Szene mit dem abstürzenden Raumschiff könnte so, wie sie gefilmt wurde, nicht ablaufen. Es ist wissenschaftlich unmöglich.
Ich weise darauf hin, dass ich den Einsatz von Schutzschirmen nicht in Betracht gezogen habe. Es gab keine Anzeichen dafür, dass auf diesem Schiff die Schutzschirme aktiviert waren. Es gab auch keine Anzeichen dafür, dass irgend jemand auf diesem Schiff das Steuer führte.
Als weitere Referenzen für die Probleme beim Fliegen durch eine Atmosphäre mit einem Raumschiff verweise ich auf die Episoden Implosion in der Spirale und Morgen ist Gestern.
Fehler Nummer 9
Gene Roddenberry hat im Zweiten Weltkrieg in der US Air Force gedient. Etliche andere Leute, die mit der ursprünglichen Serie zu tun hatten, dienten während des Zweiten Weltkriegs oder in Korea beim Militär. Deswegen war die Darstellung der Sternenflotte als militärische Truppe realistisch.
Bei Perry Rhodan ist es genau so gewesen. Walter Ernsting und K.H. Scheer haben beide während des Zweiten Weltkriegs beim Militär gedient. Deswegen wird auch das Militär während der Frühzeit der Perry Rhodan-Serie überzeugend dargestellt.
J. J. Abrams hat keine militärische Erfahrung, und das merkt man auch. Im Wesentlichen ist der Film aus dem Jahr 2009 das Äquivalent zu dem, was man in der Fanszene als Mary Sue Fanfiction kennt. Anstatt dass man sie zurück an die Akademie schickt, damit sie ihre Ausbildung abschließen, bekommt die Mannschaft der Enterprise das neueste Raumschiff der Sternenflotte. Fragen Sie ruhig mal irgend jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis, der beim Militär gedient hat, wie wahrscheinlich so etwas ist …
Der Hintergrund ist wichtig. Ja, wirklich. Deshalb liebten die Zuschauer die ursprüngliche Star Trek-Serie, liebten Perry Rhodan und den Herrn der Ringe. Ein solider und beständiger Hintergrund bereitet die Bühne für mitreissende Charaktere und gute Handlungsbögen, macht ein Buch lesens- oder eine Fernsehsendung sehenswert.
Ein unrealistischer Hintergrund wie der, den wir in den Star Trek-Filmen der Jahre 2009 und 2013 sehen, bringt die Geschichte um. Ja, eine Menge Menschen sind in die Kinos gegangen und haben beide Filme gesehen. Beide haben Geld verdient. Keiner von beiden wird jemals im gleichen Ausmaß als Klassiker angesehen werden wie das Original.
Ich habe gehört, wie Leute sagten: „Aber es ist Star Trek! Wir müssen es toll finden!“ Nein, das müssen wir nicht. Wir fanden das Original toll, weil es so gut gemacht war.
Ich habe ebenfalls gehört, wie man sagte: „Oh, aber Abrams wird es bei Star Wars besser machen, wo er nicht realistisch zu bleiben braucht.“ Tatsächlich war der erste Star Wars-Film ziemlich realistisch, bevor er mehrfach überarbeitet wurde. Vollkommen war er nicht. Das war auch die ursprüngliche Star Trek-Serie nicht. Aber sie war ziemlich gut.
Indem er einen Hintergrund aufgebaut hat, der nicht realistisch ist, hat Abrams der Marke Star Trek eine Menge Schaden zugefügt. Wird sie das überstehen? Ich weiß es nicht. Aber ich würde gerne mit ansehen, wie jemand sie übernimmt, der Grundkenntnisse in Naturwissenschaften und eine militärische Grundausbildung hat, und erleben, was der daraus macht.
Ach ja, und Gene Roddenberry hat sich oft bei Wissenschaftlern schlau gefragt, um sicher zu gehen, dass bei Star Trek die Wissenschaft stimmig ist, und die technische Seite der Serie hat sich deshalb gut gehalten.
Wo liege ich falsch?
Ich erwarte nicht, dass mir jedermann zustimmt. Also sagt mir, wo ich mich irre. Insbesondere BEWEIST MIR, DASS ICH UNRECHT HABE. Liefert mir Zitate, weist mir falsche Zahlen nach, erklärt mir, dass ich die Gefahren überschätze oder dass es billiger und sicherer wäre, die Enterprise auf der Erdoberfläche zu bauen. Zeigt mir, wie eine Besatzung, die noch nicht mal ihren Akademieabschluß in der Tasche hat, dazu käme, das neueste und beste Raumschiff der Flotte zu bekommen. Beweist es mir.
Aber ich möchte Zahlen sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Wayne Borean
PS: Eine frühere Fassung dieses Beitrags wurde im März 2013 veröffentlicht. Ich habe seither Teile davon überarbeitet, um die Vorschläge einiger Leser mit einzubringen.
Ich weiß, ich habe mich gerade zum unbeliebtesten Star Trek-Fan gemacht, den es gibt. Dass muss dann eben so sein
Übersetzung: Harald Weber
Kommentare
Also: Friede, Brüder!
Und da gab es leider einige dieser Hämmer, die die neue Handlungslinie bei Star Trek ins Lächerliche gezogen haben...
Positiv: Viele Schauwerte, gute Action, gute Schauspieler - also durchaus auch viel positives. Aber das Lächerliche zieht leider alles mit runter. Schade.
ich habe in meinem Leben viel Star Trek geschaut/gelesen und behaupte mal das ist ein Fan der Reihe bin, der sich auch gut auskennt. Also ich die, mittlerweile, 3 neueren Filme gesehen habe musste ich danach eine der Klassiker (Zorn des Kahn) sehen. Als Fazit kann man sagen, dass es 3 Action reiche Weltraum Filme sind, die "zufällig" den Titel einer meiner Lieblingsreihe trägt. Zufälligerweise haben die Charaktere auch dieselben Namen. Aber es spielt absolut nicht in der Geschichte die Gene Roddenberry einst erfand. Ich bezweifle sogar das J.J.A. jemals eine Serie komplett gesehen hat geschweige denn die Filme. Und wenn Leonard Nimoy noch leben würde, würde er sich beim letzten Film wahrscheinlich in Grund und Boden Schämen ob des weinerlichen Gefühlsduseligen Spock. Ich hoffe das die neue Serie ab 2017 wieder den alten Glanz der Geschichte zurückholt.
Grüße
Basti
Wenn man also schon Fehler sucht um eine Neuverfilmung madig zu machen, sollte man erst vor der eigenen Haustüre (den Serien) damit anfangen. Und was heißt hier "Megatonnen Material" bei der alten Enterprise? Ist ein US-Flugzeugträger etwa von der Größe her Badewannen tauglich?
Die hatten genug anderes, worüber man über Tante Janeway und die unglaublich öden Folgen schreien konnte
Dann haben sie für die dunkleren Herbsttage ja noch so einiges aufzuarbeiten.
das es um eine Philosophie bei Star Trek geht, die PRobleme von der Menschlichen geselschaft nicht nur anprangert, sondern zeit und erklärt.
Wenn die Ganzen Plagiate weggelassen werden die sich J.J.Abram bediehnt hat, bleibt der Kernpunkt von Star Trek die er mit Füßen getretten hat!
Die ist das neue Star Trek:
Freundschaft bedeut für J.J.Abrams das man seinen Freund schlagen und ihn Exotieren darf wenn es ein beliebt.
Diktatur wird gezeigt aber nicht erklärt! (1.J.J.Abrams STar TRek film) - geschweige das dies gegen richtlinen verstäßt einen Offizier oder Kadett hinzurichten, (es war ein unwirklicher planet auf den man nicht überleben kann - die vergessen bacis der föderation ist ein weiter punkt. die förderation vergisst ihre basic nicht)
Je größer des do besser (das Raumschiff des Admirals in Into the Darknis)
Die Hoffnung soll sterben (die Enterprise stürtzt im Trailer into the darknis auf einen Planeten - die enterpreise wird im 3. J.J.Abrams aus einder geflügt
Nach meinen empfinden ist das nicht mehr star trek,
wir sollen tatzachlich keine moral mehr haben wenn wir jemanden töten? wir sollen nicht mehr begreifen und verstehn, und wir sollen die dinge so hineben wie sie sind da die hoffnung eh stirbt?
Das ist die neue Star Trek sich die uns J.J,Abrams durch die Absegnung von den Studio Bose gezeigt haben. Sollte ich einmal Kinder haben, werde ich Ihnen nicht gestatten sollch einen Film zusehn.
Soll das wirklich die Zukunft von Filmen sein?
,,Wir lassen uns mal berisseln, moral und hoffnung gibt es nicht und dies ist auch gut so?
nur weil es action lasstig ist ist es gut???
Sind wir Tote oder Menschen
Nya, das mit der wissenschaftlichen Stimmigkeit hielt sich schon immer in Grenzen - es gibt da eine tolle Serie vom Harald Lesch, wo er so ziemlich alles was in Star Trek an Technik vorkommt "auseinandernimmt". Teils gibt es da keine Probleme (höchstens Zweifel an der nötigen Miniaturisierbarkeit oder daran, daß die nötige Computerleistung erreichbar sein wird), teils aber schon. So hält Lesch aus rein physikalischer Sicht heraus Schutzschirme für nicht möglich. Babylon 5 lag da sicher größtenteils näher am tatsächlich Machbaren dran.
Was man Star Trek aber lassen muß ist, daß zumindest versucht wurde bekannte naturwissenschaftliche Probleme zu umschiffen (Stichwort Heisenberg-Kompensator) oder gar nicht erst aufkommen zu lassen - eben in dem Raumschiffe z.B. nicht auf einem Planten gebaut wurden.
Tatsächliche wissenschaftliche Stimmigkeit zeichnet aber weder Star Trek, noch Babylon 5 oder gar Star Wars (na gut, da ist es relativ egal) aus.
Aber man sollte auch bei den ganzen moralisierten Komponenten die Fahne nicht zu hoch hängen, wenn es um Unterhaltung und Kino geht, denn die blieben ebenso Utopie wie die gerne beschworene aber nur selten wirklich stimmige Wissenschaftlichkeit. Da war die moralische Komponente von ST ganz Kind ihrer Zeit und die ist längst auch über die Serienableger hinweg geschritten. Hätte da J.J. Abrams da nicht an der Action-Schraube gedreht, wäre eventuell bereits der erste neue Kinofilm zum Kassengift in den Kinos geworden. Das konnte man recht gut bei dem letzten Serienableger "Enterprise" sehen, welcher in den Zuschauerzahlen nicht mehr aus dem Quark kam. Da sollte man also schon die Kirche im Dorf lassen, denn die 80er und 90er Jahre sind in dem Punkt Vergangenheit und man sollte auch im Hinblick auf die "wissenschaftliche Stimmigkeit" nicht mehr hinein interpretieren als wirklich drin war. Protzen konnte STAR TREK nämlich auch mit letzterem nicht wirklich, wie Sarkana richtig ausführt.