Ikonen des Horror: Matthew Hopkins - Der Hexenjäger

DER HEXENJÄGER
Der damals gerade 25 Jahre alte Regisseur Michael Reeves schuf mit WITCHFINDER GENERAL einen bis heute kontrovers diskutierten Film, der aufgrund seiner für damalige Verhältnisse extremen Brutalität gern dem Horror-Genre zugerechnet wird. Doch er geht weit darüber hinaus.

Der Soldat Richard Marshall (Ian Ogilvy), der im Dienste Cromwells gegen die Königstreuen kämpft, erfährt von den Vorgängen in Brandeston und desertiert, um Sara, die er zu ehelichen gedenkt, zu Hilfe zu eilen. Er findet eine völlig verstörte Frau vor, die ihm alles berichtet und auch das erzwungene Verhältnis mit Hopkins gesteht. Sofort heiraten die Beiden und Marshall schwört Hopkins Rache. Wenig später kann er Stearne in einer Kneipe stellen, doch der entkommt ihm und warnt den Hexenjäger. Marshall kehrt zu seiner Truppe zurück und wird trotz des unerlaubten Entfernens wieder aufgenommen (er rettete seinem Vorgesetzten das Leben).
Währenddessen geraten Hopkins und Stearne in eine Auseinandersetzung mit Soldaten. Während Stearne gefangen genommen wird, nutzt Hopkins die Gelegenheit zur Flucht. Stearne kann sich zwar befreien, schwört aber nun seinerseits wegen des Verrats Rache. Der Hexenjäger erreicht Lavenham, wo er sofort wieder seinem Tagewerk nachgeht. In diesen Ort hat sich auch Sara zurück gezogen. Stearne entdeckt sie. Eine Auseinandersetzung mit Hopkins findet nur kurz statt, denn Stearne ist käuflich. Der Hexenjäger kann ihn besänftigen.
Marshall erfährt, dass Hopkins in Lavenham ist, und desertiert erneut, trotz aller Warnungen. Einige seiner Kameraden gehen mit ihm. Im Ort angekommen sucht er Sara auf, beide werden aber sofort von Hopkins und seinem Gefolge verhaftet und eingekerkert. Zunächst lässt er Sara foltern, dann soll Stearne auch an den widerspenstigen Marshall. Der jedoch kann sich befreien, schlägt Stearne nieder und geht dann mit einer Axt auf Hopkins los. Die Freunde kämpfen sich bis zur Folterkammer vor, wo sich ihnen ein Bild des Grauens zeigt. Wie ein Besessener schlägt Marshall auf Hopkins ein. Einer der Soldaten gibt dem Mann den Gnadenschuss, worauf Marshall sich umdreht und sie anklagend anschreit: Ihr habt ihn mir genommen...

Der britische Autor Ronald Bassett veröffentlichte 1966 einen historischen Roman mit dem Titel , der vage auf dem Leben von Hopkins beruhte. Allerdings machte er aus den jungen Mann einen Gardisten um die Fünfzig, der sich vom Regiment entfernt und dann auf Hexenjagd geht. Noch im gleichen Jahr kaufte Tigon Productions die Filmrechte an diesem Buch. Der Produzent Tony Tenser trug das Projekt ein Jahr später an Michael Reeves heran, der gerade den Horrorfilm (Im Banne des Dr. Monserrat) mit Boris Karloff beendet hatte. Reeves schrieb einen kurzen Entwurf und Tenser gab grünes Licht.
So schrieb Reeves mit seinem Freund Tom Baker ein erstes Skript, das jedoch wegen zu viel grafischer Gewalt abgelehnt wurde. Noch zwei Mal mussten sie es überarbeiten, bevor der Dreh beginnen konnte. Reeves hatte als Hauptbesetzung Donald Pleasence als Hexenjäger haben wollen, doch er bekam Vincent Price vorgesetzt, den der US-Geldgeber American International Pictures favorisierte. Während der gesamten Dreharbeiten soll es zu wüsten Auseinandersetzungen zwischen Reeves und Price gekommen sein, denn die Beiden mochten sich nicht. Price kritisierte pausenlos den Stil von Reeves, mit den Schauspielern umzugehen, während jener seinem Hauptdarsteller schlicht Arroganz unterstellte. Er liess Price ständig wissen, dass jener nicht die Erste Wahl für die Rolle war und ignorierte den eigentlichen Schauspieler. Er trieb ihm praktisch das Overacting aus.

Reeves sollte den Rummel und den Erfolg um seinen Film nicht mehr erleben. Wenig später starb er an einer Überdosis von Barbituraten. Ob es Selbstmord war oder ein Unfall, das konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Price schuf mit seiner Darstellung den definitiven Hexenjäger. Obwohl auch die anderen Darsteller ausgezeichnet agierten, blieb allein seine Figur in Erinnerung. Die extrem widerliche Süffisanz, gleichzeitige Beherrschtheit und Gefühllosigkeit im Ausnutzen anderer Menschen ist schon beinahe Einzigartig. So machte gerade seine Person einen erheblichen Teil des Erfolges aus. Die Regie legte ein deutlicheres Augenmerk auf ihn, als auf die sozusagen guten Personen. So übte sowohl sein Charakter, wie auch dessen Verhalten innerhalb der Handlung einen deutlichen Einfluss auf die nachfolgenden Filme aus.

Anmerkung 1: Für den Film wurden vom Produzenten einige Szenen mit Gewalt und Nacktheit nachgedreht, um den Film für den internationalen Mark interessanter zu machen. Dadurch, weil diese Version auch nicht überall gezeigt wurde, kommt es zu erheblichen Schwankungen in der Längenangabe. Zumindest die englische DVD enthält mittlerweile beide Versionen.
Anmerkung 2: In den USA wurde der Film als Price/Poe-Vehikel ausgegeben, weshalb dem Film am Anfang und am Ende Zitate aus Poes Werk THE CONQUERER WORM zugegeben wurden. In den 80er Jahren wurde dort auch eine Fassung mit neu eingespieler Musik von Kendall Schmidt auf Video vertrieben.
Tigon selbst produzierte 1971 mit (In den Krallen des Hexenjägers) unter der Regie von Piers Haggard noch einen der besseren Filme, in dem Patrick Wymark als Hexenjäger mit einer Horde von Kindern und Jugendlichen konfrontiert wird, die den Satan anbeten. Auch wenn der Plot ein völlig anderer ist, so ist Wymarks Rolle trotzdem anzumerken, dass der Film ohne Matthew Hopkins wahrscheinlich niemals entstanden wäre.
Besonders in Deutschland war der Film 1969 überaus erfolgreich, weshalb flugs eigene Filme dieser Art gedreht wurden. Da aber, wie so oft bei Nachziehern, der Originalfilm missverstanden wurde, setzte man hier auf das zur Schau stellen von Folterszenen und nackter Haut. Aber gerade weil sie so exploitationhaft daher kommen, sind sie in einigen Kreisen sehr beliebt. So hatte H von 1970 (Regie: Michael Armstrong) sogar eine recht beachtliche Besetzung mit Herbert Lom, Udo Kier, Herbert Fux und Adrian Hoven. Lom mimte hier den Price-Charakter und es war nur allzu deutlich, dass man jenem zwar nacheiferte, aber letztlich nicht einmal Ansatzweise das Niveau erreichte. Die Story ist indes fast gleich und man könnte von einem dreisten Plagiat bzw. von einer Neuverfilmung sprechen. Kleines Schmankerl am Rande: Den Soundtrack lieferte der Schlagersänger Michael Holm.

Ein weiterer, der unter anderem auch mit deutschen Geldern entstand, ist (1970) von Jess Franco. Auch hier wurde mit Stars nicht gespart (dafür am Budget). Den Price-Part lieferte hier Christopher Lee, der auch nicht an dem grossen Vorbild vorbei kam. Des weiteren waren hier Maria Schell, Leo Genn, Margaret Lee und Howard Vernon zu sehen. Auch dieser Film versuchte sich weitestgehend an Sex und Gewalt, und an einer einfachen, aber etwas anderen Story. Wenn man das Gesamtwerk Francos sieht, dann kann man diesen aber noch als einen seiner besseren Filme nennen.
Das Hauptduo Vincent Price und Hilary Dwyer waren in dem Film (Todesschrei der Hexen, 1970) zu sehen. Regie führte Gordon Hessler. In ihm ging es zwar nicht um einen Hexenjäger, doch auch um Hexen und Satansanbetung. Hier profitierte der Plot von den beiden Stars eines durchaus thematisch ähnlich gelagerten Films.
Kommentare
In Deutschland leider sowohl auf VPS Videokassette als auch auf MCP DVD immer noch ausschließlich geschnitten erhältlich.
Im Fahrwasser dieses Streifen entstandene Filme wie der 1970er "Hexen, bis aufs Blut gequält" oder der 1973er "Hexen - Geschändet und zu Tode gequält" sind da schon kurzweiliger, da sich diese Filme selbst nicht zu ernst sehen und es zudem mehr zur Sache geht.