World-Horror-Cinema - Thailand: Die TV-Serie MAYA PISSAWAT

Die TV-Serie MAYA PISSAWAT

Leider sind die Angaben äußerst dürftig. Im Internet ist die Serie außerhalb Thailands kaum verzeichnet. Und selbst der TV-Sender Exact&Scenario, bei dem sie lief, gibt keine für uns lesbaren Informationen preis. So konnte ich mit der Zeit lediglich vier Darstellernamen in Erfahrung bringen. Auch die IMDb nennt die Serie nicht.

Aber egal, ob da mehr zu erfahren ist, das beeinträchtigt nicht den Genuss der Serie. Und ehrlich, ich habe sie genossen. Auch wenn die Darsteller häufig zum sogenannten Overacting neigen (was ich jedoch aufgrund des Nichtverstehens der Sprache als sehr hilfreich empfand), so entstand doch eine bemerkenswert spannende Serie. Die schon angesprochene Heftigkeit sollte man indes nicht mit Blutigkeit gleichsetzen, die Action nicht mit Explosionen oder dergleichen. Medusa tritt sehr häufig in Aktion, sodass das Horrorelement deutlicher in den Vordergrund rückt als man vermuten könnte. Immerhin handelt es sich ja eigentlich um eine so genannte Soap. Hass und Gewalt sind allerdings ein wesentlicher Bestandteil dieser Serie.
Aber wenden wir uns doch der Handlung zu. Wie gesagt, weil man die Sprache nicht versteht, ist nicht alles zu erfassen. Die Handlung ist jedoch recht einfach gehalten. Zudem hatte ich immerhin die in Englisch abgefasste Synopsis von NangThai-Video, dem Vertreiber in Deutschland. Ich muss allerdings anmerken, dass die Synopsis deutliche Fehler zum Inhalt enthält, die ich ausgemerzt habe. Und auch bei der Nennung der Rollennamen, die auf diesen Angaben beruhen, bin ich mir nicht so sicher, diese habe ich allerdings so übernommen. Nun denn:
Als Amara im 7. Monat schwanger ist, zieht sie mit ihrem Ehemann John und dem Sohn Isara, sowie zwei Bediensteten, in ein altes Herrenhaus in Griechenland. Dort steht eine lebensgrosse Medusastatue, die Amara durch deren Hässlichkeit sofort missfällt. Obwohl John sie darüber aufklärt, dass jener, der die Statue zerstört, einem Fluch der Medusa zum Opfer fällt, haut Amara sie kurz und klein.


An dieser Stelle muss man schon zwei deutliche Unterschiede zu den klassischen Medusa-Geschichten feststellen. Intira hat mit zunehmendem Alter gelernt, ihre Verwandlung bewusst vorzunehmen. Zudem ist sie in der Lage, ihre Macht zu steuern. Nur wenn sie es will verwandelt sie jemanden zu Stein. Dazu muss ein direkter Augenkontakt hergestellt werden. Ein blosses Ansehen des Medusagesichtes, wie sonst üblich, reicht nicht.

Und so versucht Koy, Kingkawins Schwester, mit einem Freund namens Wasin, der Polizist ist, etwas über das Verschwinden ihres Bruders herauszufinden. Sie werden bei Onchuma und Isara vorstellig, können jedoch nichts erfahren. Intira aber verabredet sich heimlich mit Wasin, der jedoch glaubt, Onchuma vor sich zu haben. Isara und Koy kommen sich etwas näher. Koy nimmt eine Stelle als Isaras Assistentin an, um in dessen Nähe zu bleiben, denn sie ahnt, dass er mehr über das Verschwinden ihres Bruders weiss als er zugibt.

Isara gelingt es, Intira zu betäuben und ins Krankenhaus zu bringen. Dort unterzieht er sie diversen Tests. Doch er provoziert auch ihre Verwandlung in Medusa und wird sich bewusst, dass er die Kräfte dieser Frau unterschätzt hat. Sie versucht ihn zu versteinern, doch im letzten Moment greift Somwong, die mitgefahren war, ein und rettet ihn mittels eines Spiegels. Als Medusa ihr eigenes Antlitz sieht, bricht sie zusammen.
Als im ganzen Haus daraufhin riesige Spiegel aufgestellt werden, rastet Intira völlig aus. Sie versucht Onchuma zu töten, kann jedoch daran gehindert werden. Kurz darauf macht Koy Bekanntschaft mit Noi, der älteren Küchenfrau. Bei ihr findet Koy Kingkawins Uhr, die sie ihm geschenkt hatte. Noi war Zeugin des Mordes und ist darüber wahnsinnig geworden. Sie beschuldigt Onchuma, die Mörderin zu sein.

Koy spioniert im Haus herum. Nachdem sie im Keller von Onchuma erwischt wurde, läuft sie aus dem Haus und trifft auf Intira. Ihr wird klar, dass es Zwillinge gibt. Aber Koy lässt sich von Intira hereinlegen, die sie Glauben macht, dass jene im Keller die Böse ist. Sie versucht Koy zu töten, doch wieder erscheint Isara als Lebensretter. Doch nun glaubt Koy, dass Isara die Schwestern gefangen hält und der eigentliche Bösewicht ist.
Na, noch Klarsicht? Ein wesentlicher Bestandteil von solchen Soaps sind die wahren Verwechslungsorgien. Das ist dann auch hier nicht anders. Jeder verdächtigt jeden der Hintertriebenheit. Aber keine Sorge, am Ende wird sich alles aufklären. Auch das gehört zu den Grundsätzen solcher Geschichten.

Koy dringt erneut in das Haus ein und betäubt heimlich die Bewohner. Sie geht noch einmal in den Keller. So erhält Intira den nächsten Anruf Wasins. Sie riecht den Braten und geht zum Schein auf seinen Plan ein. Als sie bei ihm ankommt, verschliesst er das Haus, das er mit einem riesigen Spiegel ausgestattet hat. Er bedroht Intira, um sie zur Verwandlung zu zwingen. Sie schafft es jedoch trotz aller Erregung, die Kontrolle zu bewahren und den Unschuldsengel zu spielen. Schliesslich gibt Wasin sein Vorhaben auf. Seine Unaufmerksamkeit nutzt sie dann zur Verwandlung und stösst ihn in den Spiegel. Im letzten Moment erscheint Isara und rettet ihm erneut das Leben.
Um seine Schwester zu schützen, steckt Isara Wasin in eine Zwangsjacke und lässt ihn im Krankenhaus in einen abgelegenen Raum sperren. Das erfährt Intira und macht sich sofort auf, um den Wehrlosen endlich zu beseitigen. Doch es misslingt wieder. Zufällig wird eine junge Frau Zeugin des Mordversuchs. Darüber dreht das Mädchen durch. Intira flieht. Wenig später gelingt es Koy, Wasin aus dem Krankenhaus zu befreien. Nun erfährt er, dass Onchuma eine Schwester hat.

Von jetzt an wird die Serie zur Tour-de-Force, actiongeladen und teilweise richtig hart, und das immerhin noch rund drei Stunden. Es dominiert jetzt nur noch der Horroraspekt der Story.

Wasin erscheint mit Onchuma, verfolgt von Isara. Intiras Schwindel fliegt auf. Und während Wasin und Koy in der Kirche einen Kampf mit Medusa austragen, verschwindet Isara mit der wahren Onchuma wieder. Wasin kann Medusa abwehren, die nun flieht. Kurz darauf erscheint Koy mit dem Schwert bei Isara. Sie will Medusa vernichten. Isara nimmt ihr jedoch das Schwert ab und zwingt Koy, bei ihm zu bleiben.

Wasin erscheint bei Isara und schlägt einen Tausch vor, Onchuma gegen Koy. Da erreicht ihn die Nachricht, dass es einen weiteren Mord gab, in der Schule, in der Onchuma unterrichtet. Dort finden die beiden Männer einen Raum vor, den Intira als Unterschlupf benutzt. An der Wand prangt ein riesiges Medusabild, zum Teil mit Blut gemalt. Intira, die inzwischen mehr Medusa als Intira ist, foltert Onchuma, der sie im Grunde alles neidet, was sie im Leben gehabt und erreicht hat.

Zu den grossartigsten Szenen gehört die nun abschliessende Totenfeier, an deren Ende Wasin und Onchuma, Isara und Koy in ein neues Leben gehen. Zunächst stehen sie einander gegenüber. Die Gesichter gezeichnet von den Schicksalen und Verlusten, vor allem aber auch durch die Fehler, die sie gemacht haben. Sie haben alle jemanden verloren, den sie liebten. Wenn sie dann nach und nach die (symbolischen) sterblichen Überreste der Verstorbenen (auch die von Intira) dem Wasser übergeben, endet ein trauriger Lebensabschnitt. Nichts wird mehr so sein wie vorher.
Symptomatisch für die ganze Serie. Hier ist nichts so wie gewohnt. Nun habe ich keine Erfahrungen mit Lakorns (noch nicht), aber wenn ich diverse Storys dieser Serien lese, dann unterscheiden sie sich offenbar nicht oder kaum von denen der Telenovelas. Das heisst, es geht in erster Linie um Herz-Schmerz-Geschichten. MAYA PISSAWAT spart diese Klischees weitestgehend aus. Sie ist dramaturgisch und vor allem visuell wirklich eine fast reine Horrorserie. Besonders die letzten drei Stunden haben nichts mehr mit dem gemein, was man in den Soaps für gewöhnlich zu sehen bekommt. Da wird mit effektreichen Horrorszenarien nicht gespart.

Eine hübsche Sache ist jene mit dem Hausdiener, ein Riese von Mensch (sicherlich über 2 Meter groß), aber naiv und ein wenig unterbelichtet. Er hat die undankbare Aufgabe, immer die versteinerten Menschen in einen entlegenen Kellerraum zu schaffen. Er lässt sich von Somwong herumkommandieren ohne ein Widerwort. Und warum macht er das alles? Weil er sie liebt. Die ganze Serie über gibt es keinerlei Anzeichen dafür. Und wenn er am Ende mit Tränen in den Augen ihr diese Liebe gesteht, dann ist das ein richtig grosser Moment.
Der Priester hat seine Erfahrungen mit Medusa deshalb, weil er durch eine andere Medusa Frau und Kind verlor. Er selbst war es, der diese Übeltäterin mit dem Schwert köpfte. Oder der Freund und Kollege von Wasin, ein Tolpatsch wie er im Buche steht. Aber er ist eben ein wahrer Freund, der Wasin in jeder Situation unterstützt. Selbst dann, wenn er sich für Wasin verprügeln lassen muss, was mehr als ein Mal vorkommt. Und so gibt es viele kleine Geschichten innerhalb der Serie, die das Ganze wirklich sehenswert machen.


Ich muss es hier einfach mal sagen. Mir tun all jene Leute leid, die immer Wert darauf legen, alles hundertprozentig verstehen zu wollen. Diese Serie hat mir erneut gezeigt, dass das Wagnis, sich in unbekannte Gefilde zu begeben, lohnend ist. Und so kann ich abschliessend in Abwandlung eines klassischen Filmtitels nur bemerken: "Denn sie wissen nicht, was sie verpassen..."
Diese Lakorn, wie auch weitere, sind erhältlich bei NangThai-Video .
Wie gesagt, diese Sachen sind in Originalsprache ohne Untertitel.
Fortsetzung folgt: Derzeit schaue ich eine Fantasyserie aus Russland.
