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Star Trek Countdown - TOMORROW IS YESTERDAY (Staffel 1, Episode 19, 1966)

Star Trek CountdownStar Trek Countdown
TOMORROW IS YESTERDAY
(Staffel 1, Episode 19, 1966)

ANDREW: Neustarts haben wir in der Vergangenheit schon des Öfteren gesehen. In der Regel beziehen sich diese auf das Ursprungsmaterial, die Romane, die Comics, und verweisen gerne darauf, mit dem Neustart diesem Ursprungsmaterial gerechter zu werden. Quasi den Geist von damals auferstehen zu lassen. Star Trek hat kein solches Ursprungsmaterial, es ist entstanden aus einer Fernsehserie, alles andere kam danach.
 
Man kann sich also bestenfalls auf diese Serie aus den 60ern berufen und diese zu neuem Leben erwecken - und genau das tut man jetzt.

 

Warum auch nicht? Wenn so viele Generationen von Kinobesuchern diese Serie selten oder nie gesehen haben, warum dann neue Charaktere innerhalb des Star-Trek-Universums erfinden, warum nicht bis zur Keimzelle zurückgehen? Peter Jackson hat gesagt, er habe King Kong nur deshalb neu verfilmt, weil der Kinozuschauer von heute keine Schwarz-Weiß-Filme ansieht und die Geschichte daher in Farbe präsentiert bekommen muss, um sie anzuschauen. Analog könnte man sagen, keiner will die Serie von damals mit veralteten Vorstellungen der Zukunft sehen. Kurz gesagt: Bitte keine Druckknöpfe auf der Enterprise mehr, wenn selbst viele Handys von heute mit Touchscreen funktionieren.

Ein Neustart darf auch inhaltlich ein Neustart sein. Wenn die Geschichte neu erzählt wird, muss sie nicht 1:1 mit der Geschichte aus den 60ern übereinstimmen. Ich würde sogar sagen, sie soll es gar nicht. Schließlich will auch ich als alter Fan hier und da bitte überrascht werden. Außerdem war man damals auch nicht perfekt. Man darf sich also gerne an Verbesserungen versuchen. Dass genügend Elemente übernommen werden, ist wohl gewiss. Auch der Spock des neuen Films wird sich mit Gefühlen schwer tun. Und Kirk darf gerne weiterhin beim sogenannten schwachen Geschlecht schwach werden.

Ich habe mir immer gewünscht, dass die Filme ohne Bösewichter auskommen. Wie auch in der Serie viele Episoden keinen Bösewicht brauchten, um Spannung aufzubauen. Nur Star Trek IV hat diesen Wunsch erfüllt. Der neue Film wird ihn wohl auch nicht erfüllen. Trotzdem wäre es schön, wenn man auch hier originelle Elemente findet, die den Bösewicht interessant gestalten. Ein hasserfüllter Blick beim Befehl, die Enterprise mit Torpedos zu perforieren, wäre mir zu wenig. Und das dürfte sicherlich auch für die jungen Kinobesucher gelten. Man darf sein Publikum ja unabhängig vom Alter nicht unterschätzen.


UWE: Matt Damon und Adrien Brody! Da hab‘ ich mir die Hände gerieben. Da hab ich gesagt, jawohl das ist es. Wenn, dann die. Gut, die beiden waren nie im Gespräch, aber der Ansatz war einfach zu schön. Oder waren sie doch nie im Gespräch? Ist Shatner wirklich nicht gefragt worden? Die moderne Kommunikationsquelle Internet ermöglicht sehr viel, deswegen auch sehr viel Blödsinn. Sehr gerne werden da ja auch zuverlässige Quellen genannt. Und die sind dann auch nur… - nun, wie sag ich es bloß höflich?

Zuverlässig war für mich nur jeder neue Filmschnipsel, die den gierigen Freaks vorgeworfen wurden. Und diese Schnipsel begutachtete ich selbstverständlich ebenso, allerdings mit geheucheltem Desinteresse. Ich bin schließlich Star-Trek-Fan, und mit Gewissheit kein Anhänger J.J. Abrams. Einen einzigen Kinofilm hat Abrams, das Wunderkind, inszeniert. Und MISSION IMPOSSIBLE III ist leidlich gelungen, aber ohne jedes Profil. CLOVERFIELD. Erinnert sich eigentlich noch jemand an dieses Desaster? Damit meine ich nicht das Thema des Films, sondern durchaus den Film selbst. Aber das Wunderkind hielt ja seine schützende Hand drüber.

Nein, es ist etwas völlig (in Worten: v.ö.l.l.i.g.) anderes, Kino zu machen, als fürs Fernsehen zu produzieren. Was erwarte ich also von einem Mann wie J.J. Abrams, wenn er sich an meiner Serie vergeht? Ich erwarte zumindest solides Handwerk. Ich erwarte, keine experimentellen Spinnereien erleben zu müssen. Und ich erwarte STAR TREK. Die Frage kann natürlich lauten, was denn STAR TREK überhaupt sei. Aber genau das erwarte ich von J.J. Abrams beantwortet zu bekommen. Ich möchte es spüren und am Ende der Vorstellung sagen können, dass dass der magische Moment da war.


ANDREW: Bei aller Liebe zur Action, ich bitte auch um interessante Dialoge. Alle bisherigen Neustarts erfolgreicher Kinoreihen haben dies geschafft. Die Charaktere wurden vermenschlicht und hatten was zu sagen. Es wäre eine große Enttäuschung, wenn man sich im neuen Film nur Plattitüden um die Ohren hauen würde. "Ich bin Arzt, kein Drehbuchautor", mag McCoy einwenden. Ich würde ihm antworten: "Ich bin zahlender Kinozuschauer, kein Dödel, der sein Gehirn an der Kinokasse abgibt."

Nette Mucke wäre auch schön. Die Musik des neuen Trailers ist sehr erfolgreich und wurde in den einschlägigen Foren eifrig besprochen und gelobt. Komponist der Trailermusik ist aber nicht Michael Giacchino, der für den Soundtrack zuständig ist. Früher haben James Horner und Jerry Goldsmith den Großteil der Filmsoundtracks komponiert. Beides Oscarpreisträger, an deren Arbeit man sich gerne erinnert. Wenn der Michel G. aus New Jersey auch was erschafft, was man sich auf dem iPod gut reinziehen kann, wäre ich dankbar.

Ich bin froh, dass man versucht hat, die Darsteller einigermaßen so aussehen zu lassen wie ihre Vorbilder. Zumindest vom Typ her. Und ich bin auch froh, dass hier keiner plötzlich das Geschlecht gewandelt hat, wie das auf diesem galaktischen Kampfstern der Fall war. Sanfte Kontinuität verspricht das. Vielleicht ist die Kontinuität sogar mehr als nur sanft. Vielleicht ist es lediglich ein Marketing-Spruch, wenn man betont, dass man den Film nicht für die Fans gemacht hat. Denn es stimmt schon, wenn es ein Star-Trek-Film sein soll, muss er auch den magischen Star-Trek-Moment haben. Und wenn er den hat, dann ist er auch ein Film für Fans.

Die ersten Fans, die den Film bereits sehen durften, bekamen dabei angeblich geschmolzene Hosen. Aber das ist nichts, was ein Replicator nicht heilen könnte. Schlimmer wäre ein langweiliger Film. Das wäre die vertane Chance des Lichtjahrs. Und ja, ich weiß, dass ein Lichtjahr eine Längeneinheit ist, keine Zeiteinheit. Trotzdem passt der Begriff an dieser Stelle, um die universellen Ausmaße des Pechs zu verdeutlichen, die ein missratener Film bedeuten würde. Und das wünscht sich sicher kein Fan, oder?


UWE: Pine und Quinto werden sehr viel Schelte einstecken müssen, sie sind die Darsteller, die in diesem Kinojahr den härtesten Kritiken ausgesetzt sein werden. Und sie sind die Darsteller, die unter den unerbittlichsten aller Fans leiden müssen. Aber sie könnten genauso gut zu den vielversprechendsten Kassenmagneten dieses Jahres gekürt werden. Das muss aber noch lange nichts mit meinem STAR TREK zu tun haben.

Ich erwarte, dass J.J. Abrams diese mir nur von Filmschnipsel bekannten und für gut befundenen Darsteller Pine und Quinto so in Szene setzt, dass ich den leibhaftigen De Niro vor mir sehe, wie er Brando nicht an die Wand spielt, sondern ergänzt. Es war Gene Roddenberry, der aufdringlichen Fans entgegnete, dass STAR TREK sein Sandkasten wäre und er darin spielen dürfe, wie es ihm gefällt. Jetzt ist es Abrams Sandkasten geworden, plötzlich und unerwartet. Und auch er hat angekündigt, wie die unzähligen zuverlässigen Quellen des unendlichen Raums des Internets behaupten, dass er keinerlei Veranlassung sähe, sich an irgendwelche Vorgaben zu halten. Fluch oder Segen, das wird sich nach dem Genuss herausstellen.

Ich bin davon überzeugt, einen actionreichen Film zu sehen. Es wird bestimmt nicht an Humor gegeizt. Das Wichtigste aber sind viele, viele Anspielungen, die das Herz des Fans hoch schlagen lassen sollen. Und ich bin ebenso davon überzeugt, dass mir ein Film serviert wird, der einen unbedarften Zuschauer ebenso erfreuen kann. Es wird zweifellos ein sehr moderner Film, der die Kunst der künstlich generierten Bilder voll zu nutzen versteht, er wird ein hohes Schnitttempo vorlegen, und er wird das Publikum unterhalten. Das versprechen mir nicht nur die spärlichen Bildfolgen, die als Trailer kursieren, sondern die Gewissheit, dass die Autoren auch gar nichts anderes abliefern dürfen. Aber es wird gleichzeitig ein Film, an dem sich die Gemüter von den obligatorischen unverbesserlichen Fans zum Siedepunkt hochkochen werden.

Doch was für einen Film werde ich für mich selbst tatsächlich bekommen? Es ist keine Nachfolge-Serie, hier wird nicht auf etwas aufgebaut, kein eigenes Universum entsteht, auch keine eigentliche Fortsetzung. Es geht ans Eingemachte, an die Wurzel, ans Ying und Yang, an den Grundstock des Erfolgs. Es geht an Kirk und Spock. Alles, was nach deren Zeit kam, an Serien sowie Kinofilmen, mag von manch einem als besser, schöner oder origineller angejubelt worden sein, aber es waren niemals Kirk und Spock. Vielleicht trugen die anderen Serien den gleichen Titel, und waren als solche nicht schlecht anzusehen. Aber eine Heimat habe ich persönlich nie darin gefunden. Hochgeistige Episoden standen im Wechsel mit hanebüchener Einfältigkeit, aber da waren immer diese Konstanten mit unumstößlicher Präsenz. In meinem persönlichen Erfahrungsfeld war STAR TREK stets Kirk und Spock, und dazu dieses gewisse Etwas, dieser magische Moment. Abrams muss diesen Moment für mich definieren.
 
 

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2009-04-30 19:36
Was auch immer geschieht: JJ Abrams wird das Franchise und das Fandom aufmischen. Paramount und seine Handpuppe Rick Berman sind doch schlaffe Säcke geworden, die uninspiriert versucht haben, nur noch Kohle aus dem Konzept zu ziehen. Im Fall von Paramount sogar lange ohne den Willen, was Neues produzieren zu wollen. Dafür versuchen sie nach wie vor, dem Fan das Geld mit völlig überteuerten Serien-DVDs aus der Tasche zu ziehen.

Wie immer auch der Film ist: Er wird eine neue Generation hervorbringen, denen vielleicht TOS egal ist. Vielleicht interessieren sie sich aber auch durch den Film dafür, wie alles anfing. Oder auch nicht. Und bei den Hardcore-Fans wird alles so sein wie immer: Gemecker und Gemoser, weil irgendwelche Knöpfe nicht an der richtigen Stelle waren oder die Warpspule so nicht aussehen darf und Spocks Ohren nicht spitz genug sind. Ich bin sehr gespannt! :lol:
#2 Harantor 2009-05-01 02:31
Jepp - auf das Gejaule der Hardcore-Fans bin ich gespannt. Was werden sie zu mckern finden. Vielleicht, dass Kirk nicht mehr aussieht wie Shatner? Man wird sehen... :lol:
#3 Mainstream 2009-05-01 12:39
-
Das Fandom aufmischen? Welches Fandom?
Filmisch und kreativ hat Abrams im Kino noch
nichts Weltbewegendes geschafft.
Ich denke das dieser Film keinerlei Einfluss darauf
haben wird, wie zukünftig die Original-Serie zu
bewerten ist.

Das jetzige STAR TREK wird es natürlich schaffen,
Anhänger zu rekrutieren. Und diese werden zuhauf
über das Original etwas zu sagen haben. Doch was
soll das den wirklichen Fan stören? Die Hardcores
sind doch eine lächerliche Minderheit deren Meinung
extrem irrelevant ist.

Mächtig CGI und moderne Schnittfolgen machen ganz
bestimmt kein STAR TREK aus, welches zur damaligen
Zeit den Fan ansprach. Der Fan vom Original wird
sich das Neue zu Gemüte führen und sich seine
meinung bilden, die nicht unbedingt lautstark ohne
Sinn ins Netzt geblasen wird.

Aufmischen? Nö, nicht den größten und damit
vernünftigen Teil des Fandoms. Was nicht heißen
soll, das man nicht seinen Spaß im Kino damit
haben kann.
#4 Andrew P. Wolz 2009-05-04 23:38
Ich finde es schon jetzt erstaunlich, dass es das Marketing geschafft hat, den Film so sehr im Bewusstsein des Mainstream-Publikums zu verankern. Dass hätte ich mir damals für die Filme mit der Classic-Crew auch gewünscht. Aber das waren einfach andere Zeiten ...

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