Geister im Internat - Altbekannter Masche mit Anleihen an große Klassiker
Geister im Internat
Altbekannte Masche mit Anleihen an große Klassiker
Die Bestsellerautorin Florence, die ihren Verlobten im Krieg verloren hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geistererscheinungen und übernatürliche Phänomene mit logischen und wissenschaftlichen Erklärungen zu widerlegen. Eines Tages steht der Lehrer Robert Mallory vor ihrer Tür.
In dem Internat auf dem Lande, in dem er unterrichtet, scheint es zu spuken. Einer seiner Zöglinge kam unter ungeklärten Umständen ums Leben und die Schüler wie Lehrer leben seitdem in Angst und Schrecken. Nach einigem Zögern nimmt Florence die Aufgabe an, überzeugt, schnell eine logische Erklärung für die seltsamen Geräusche und Erscheinungen zu finden. Und so reist sie in das abgelegene Internat, das aufgrund der Ferien schon bald fast menschenleer ist. Lediglich Hausmutter Maud, Lehrer Robert und der Waisenjunge Tom halten die Stellung. Zunächst ist Florence guter Dinge, dass sie den Spuk bald aufklären kann, doch dann gerät auch die kühle Wissenschaftlerin immer mehr ins Zweifeln. (1)
Der Titel des Films ist schon mal zweideutig zu betrachten. Aber das war mir eigentlich klar, bevor ich ihn mir angeschaut habe. Dafür war der Titel nämlich zu banal für einen Gruselfilm um nicht zweideutig zu sein. Entsprechend niedrig waren auch meine Erwartungen an den Film. Das hatte zwei zusätzliche Gründe, die in Verbindung mit dem Titel standen. Zum einen wurde der Film um 20.15 Uhr gesendet (ZDF-Neo). Zum anderen war die Inhaltsangabe zunächst alles andere als interessant. Eine Geisterjägerin überführt die falschen Geister und künstlichen Seancen und wird eines Tages von Ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt...
Ich mag Geisterfilme. Da kann man sich richtig schön gruseln. Aber ich mag es nicht, wenn von vorne herein feststeht, dass die Geisterjäger Profis sind und noch kein Geist Ihnen entgangen ist, bzw. sie noch keinem Spuk kein Ende bereiten konnten.
Altbekannte Filme, welche heute als Klassiker gelten, waren so aufgebaut. Z.B "Poltergeist" oder "Bis das Blut gefriert". Diese Filme, die ihren Kultstatus zurecht inne haben, waren für mich eine pure Enttäuschung. Sie gruselten nicht. Höchstens mal ein bisschen. Aber richtige Gruselfilme mit Geistern sind für mich eben alt, englisch und spielen auf Schlössern, Burgen in alten Häusern und vor allem vor mindestens 100 Jahren.
Die Letzt genannten Punkte hat "Geister der Vergangenheit" perfekt erfüllt. Bleibt nur noch die professionelle Geisterjägerin. Die ist eigentlich nur eine Überführerin von Scharlatanerie. Überall im Land gibt es kurz nach dem ersten Weltkrieg, Menschen die an Geister glauben. Menschen, die liebe Angehörige im Krieg verloren haben, beispielsweise. Florence wird immer dann gerufen, wenn diese Geister zur Plage werden und Angst und Schrecken verbreiten. In allen Fällen konnte sie den Spuk als Betrügerei entlarven. Als sie den Job endlich aufgeben will, kommt der Lehrer Mallory zu ihr. Mallory erzählt von einem Spuk in seinem Landschulheim. Natürlich gibt es auch hier eine rationale Erklärung - und so ist es schließlich auch. Doch was Florence nicht ahnt, ist dass es dort auch einen richtigen Spuk gibt.
Der Film erinnert an den großen Klassiker "Schloss des Schreckens" (1961) mit Deborah Kerr. Florence ist genau wie im klassischen Vorbild zu Gast in einem riesigen Anwesen. Der Spuk ist jedoch nicht ganz fassbar. Zuerst sieht sie nur einige Puppenhäuser, in deren Innern sie Szenen sieht, die gerade erst passiert sind. Dann taucht immer wieder eine Gestalt in ihrer Nähe auf, die eine eigenartig verzerrte Fratze hat.
Wie im klassischen Vorbild auch ist Florence allein auf dem Anwesen zusammen mit drei Personen (dem Jungen Tom, Mallory und der Hausdame).
Zum Schluss stellt sich heraus, das nichts so ist, wie es scheint. Und wer ist Geist, wer nicht. Diese Gruselmasche zieht seit "The Stxth Sense" unheimlich gut und wurde auch schon mehrfach verbraten. U.a. in "The Others" (2001) mit Nicole Kidman. Man kann aber "Geister der Vergangenheit" völlig losgelöst von der Idee aus dem Film mit Bruce Willis betrachten, da er sehr viel mehr bietet und dem gegenüber ein richtiger Geisterfilm ist. Die Schock- und Gänsehauteffekte sind wohl dosiert und man erwartet während des Films immer mehr die Auflösung - ähnlich wie in einem Krimi - ohne wirklich zu denken, dass es eine solche Auflösung geben wird.
Zum Ende gibt es eine kleine Spielerei, die sich der Regisseur erlaubt hat. ist Florence wirklich tot oder lebt sie weiter? Diese Frage kann der Zuschauer kann nach Belieben für sich beantworten. Ich tendiere zu zweiter Variante. Alles in allem ist der Schluss aber etwas übertrieben und nicht ganz schlüssig.
Der Film hat jedoch viel Gruselpotenzial und zündet sehr gut, so dass er sich hinter großen Klassikern nicht verstecken muss.
Geister der Vergangenheit
(1)= ZDFNeo
Kommentare
Mit dem Schluss ging es mir aber genauso.
Ich meine mich erinnern zu können, dass der Autor Volk dazu ausgesagt hat, dass Florence am Ende lebt. Entweder war es auf dem AK - ich habe die britische DVD - oder in einem Interview. Volk schreibt auch schöne Horrorgeschichten. Ich war überrascht, dass er schon das Drehbuch für den Film Gothic geschrieben hat, dieses 80er Jahre Spektakel.
Das war durchaus beabsichtigt wie Wikipedia weiß...