Aufstand der Ratten - »Willard«
Er wurde 1970 von Daniel Mann („Telefon Butterfield 8“) gedreht und basiert auf dem Roman „Aufstand der Ratten“ ("Ratman’s Notebooks“) von Stephen Gilbert, den Gilbert A. Ralston erfolgreich in ein Filmdrehbuch adaptierte. „Wo Ihre Alpträume enden, beginnt ‚Willard‘“ warb 1971 der deutsche Verleih für den Film – und insbesondere auf Rattenphobiker dürfte der Slogan auch heute noch zutreffen. Die Geschichte wird sehr gemächlich entwickelt (strenggenommen dauert die Exposition rund eine Stunde!), ist aber trotzdem ohne Längen und aufgrund der exzellenten Darstellerleistungen und Tierdressuren auch heute noch äußerst unterhaltsam anzusehen. Spätestens im Finale trumpft der Film dann mit seinen Pfründen auf und präsentiert dem atemlosen Zuschauer hunderte echter Ratten in beeindruckend arrangierten Massenszenen.
Das alte Herrenhaus der Familie Stiles hat seine besten Tage bereits hinter sich. Die Rohre und das Dach sind undicht und ständig gibt es in dem einstmals stattlichen Anwesen etwas zu reparieren. Der 27jährige Willard Stiles (Bruce Davison) bekommt das tagtäglich zu spüren, wenn ihm seine gehbehinderte, kranke Mutter Henrietta (Elsa Lanchester) immer wieder neue Aufgaben delegiert. Auch in seinem Beruf wird der Stiles-Erbe ausgenutzt und drangsaliert, besonders von seinem direkten Vorgesetzten Al Martin (Ernest Borgnine), der bei Familie Stiles noch in der Schuld steht, weil diese die Firma einst gründete. Den Erben Willard lässt Martin das allerdings nicht spüren, der wird stattdessen mit ständig neuen Aktenbergen und Überstunden zugeschüttet. Als Willard von seiner Mutter den Auftrag erhält, die Ratten auf dem heimischen Grundstück zu eliminieren, fasst er einen ganz anderen Entschluss. Er freundet sich mit den kleinen Nagetieren an, beginnt diese zu trainieren und auf seine Befehle zu eichen. Sokrates und Ben heißen seine beiden erkorenen Lieblinge, die als Rädelsführer im Rudel dafür sorgen, dass die täglich wachsende Rattenschar genau das macht, was die beiden Leittiere ihnen vormachen.
Daniel Mann erzählt in seinem Film eine typische Außenseitergeschichte, bei der sich das Blatt schließlich zugunsten des Unterdrückten zu wenden beginnt. Der Einsatz hunderter trainierter Ratten ist auch heute noch überaus beeindruckend und hat den Film wesentlich besser altern lassen als vergleichbare Genreproduktionen mit Pappmachémonstern oder Stop-Motion-Kreaturen. Da der Film auch durchweg mit exzellenten Darstellern besetzt ist und spannungsreich inszeniert wurde, kommen Grusel- und Tierhorrorfans bei „Willard“ auch heute noch voll auf ihre Kosten. Nachdem der Film jahrelang nur in einer Bootleg-Fassung auf DVD erhältlich war, hat ihm Anolis in der neuen Reihe „Die 70er Jahre“ nun hierzulande eine exzellente Heimkinopremiere in HD auf BluRay gewidmet. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist wunderbar scharf und bietet exzellente, strahlende Farben. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) hätte noch ein bisschen Raum nach oben geboten, ist aber allzeit gut zu verstehen. Das üppige Bonusmaterial besteht aus einem Audiokommentar mit Hauptdarsteller Bruce Davison, einem aktuellen Interview mit ihm (12 Minuten), dem US-Kinotrailer und zwei englischen Radiospots, der Super-8-Fassung (17 Minuten), dem animierten deutschen Werberatschlag und einer umfangreichen animierten Fotogalerie. Zusätzlich bietet das Mediabook ein 28seitiges Booklet mit Texten von Ingo Strecker und David Renske.
Kommentare
Diese Super-8-Fassungen sind schon bizarr und ein schönes Extra. Ich meine mich zu erinnern, dass so etwas damals richtig teuer war.
WILLARD war indessen (auch ich kannte ihn erst durch die VHS-Verwertung) einer der wirklich wenigen Tierhorror-Filme, welcher mich begeistern konnte. Da wollte ich späterhin sogar unsere zwei Hausratten nach "Willard" und "Ben" taufen, nur meine Ex-Frau setzte sich dann mit den Namen "Motzi" und "Söckchen" durch (was bei den beiden auch wohl eher passte).
Die Fortsetzung BEN fand ich dabei auch nicht wirklich schlecht gemacht, rutschte aber gegenüber WILLARD dann doch ab, weil eine Steigerung kaum zu erkennen war (eher sogar etwas das Gegenteil). Da werde ich wohl nach dieser Rezi zum Film wohl zuschlagen müssen und ihn meiner Sammlung jetzt endlich zuführen.
Die Bezeichnung als "Tierhorror" und damit als eigenes Sub-Genre kam ja - glaube ich mich zu erinnern - auch erst nach bzw, mit JAWS auf.
FROGS war da durchaus nicht "so einfach" in Vergessenheit geraten, Jedenfalls würde ich das nicht so direkt unterschreiben. Vielmehr verdrängte man dieses Wissen um den Film gerne recht schnell, wenn man ihn einmal gesehen hatte. Und damit verschwindet dann so mancher Film bei den folgenden Generationen eben irgendwo im Nirwana.
Siehst du ... den Michael J. mit dem Liedchen hatte ich schon erfolgreich verdrängt.
FROGS hatte ich einmal im Fernsehen gesehen. Gut, Öko war drin, irgendwo ein erhobener Zeigefinger auch, aber Horror kam da bei mir nicht auf und an "thrillig" kann ich mich ehrlich gesagt auch nicht mehr erinnern. Da sieht man, was man alles im Leben verdrängen kann.
Ja, die Erwartungshaltung wusste das Kinoplakat bei FROGS zu aktivieren.
Bei Ratten muss ich allerdings sagen, das ich da nie wirklich eine Art Ekelgefühl hatte (im Gegensatz zu Spinnen etwa). Frei umherschweifende Ratten sollte man allerdings durchaus mit etwas Respekt begegnen, denn die sind dann doch noch mal eine andere Hausnummer als Hausratten, welche sich auf der Schulter schon mal daran geben, ihren Besitzer zu Tode kuscheln zu wollen (wobei sie meistens irgendwann erschöpft einschlafen).
Rotzfrech können aber sowohl freilebende wie Stubenratten gleichsam sein.
Inwiefern unterscheidet sich die Super-8-Fassung vom eigentlichen Film? (Pauschale Frage, nicht unbedingt auf diese Besprechung bezogen.)
Advok
Die S 8 - Fassungen enthielten zum größten Teil die wesentlichsten Höhepunkte des Films, zusammengefasst in ca. 12 Minuten Filmdauer (120 m Film-Rolle). Von einigen Filmen gab es auch 3 Rollen (ca. 30 Minuten) Filmdauer. 120 m Film-Rollen waren am häufigsten vertreten. Und jetzt stell dir z.B. den Film "Django" in einer 12 Minuten-Fassung vor. Das waren 12 Minuten Bleigewitter non Stop, beginnend mit der MG-Szene. Komplexe Handlungsstränge blieben bei der Kürze des jeweiligen Films meistens außen vor.
Den Film in seiner Gesamtheit nachzuvollziehen, war deshalb nicht ganz so einfach.
Ganze Filme in S 8 waren in Deutschland eher eine Seltenheit. Aber man konnte aus GB vollständige
S 8-Filme importieren, z.B. "Kettensägen-Massaker" 6 Rollen mit jeweils 120 m. War ein tolles, aber auch kostspieliges, Hobby.
Tesa-Film war da nämlich nicht die beste Lösung, wenn auch billiger.
Bin nur insoweit erstaunt, da ja bei Kinofilmen jede Kürzung von einigen Sekunden eine Todsünde darstellt, andererseits die S-8-Fassungen irgendwie verklärt sind (wobei Django tatsächlich ein Argument ist, das ich da nachvollziehen kann).
Super-8:
Das waren dann also die Projektoren, die in den Klassenzimmern standen? Da sind mir nur die ganzen Lehrfilme im Gedächtnis geblieben (also, dass es sie gab - nicht die Inhalte. Einzig Karius und Baktus fallen mir hier noch ein.
Später mal in alten Filmrollen entdeckt: Die Begleithefte zu diesen Lehrfilmen sind vom Format und Aussehen fast identisch wie die Rolf Törring-Hefte. Leider habe ich mir keins dieser Heftchen geschnorrt ... (damals war ich noch zu brav, heute wäre ich da rücksichtsloser! )
Da hast du eigentlich recht.
Ich habe so eine S-8-Fassung kürzlich zum allerersten Mal gesehen, die war als Extra auf einer DVD. So richtig nachvollziehen kann ich den Reiz auch nicht. Ist eigentlich kaum mehr als eine längere Inhaltszusammenfassung. Andererseits hat man zu der Zeit von Video noch nicht zu träumen gewagt.
zitiere Advok:
In Italien hat man die ganzen Sexkomödien und auch ein paar Giallo noch mal als Foto-Romane verwurstet. "Cinesex" und wie sie hießen. S/w, wohl im Magazinformat. Da gab es auch mal welche als eingescannte Extras auf einer DVD, und das war schon sehr interessant, weil es die Szenen aus einer ganz anderen - und in dem Fall bedeutend verständlicheren - Perspektive zeigte. Vielleicht wurden die Fotos beim Dreh separat geschossen oder aus nicht benutztem Filmmaterial gezogen, keine Ahnung.
Bin nur insoweit erstaunt, da ja bei Kinofilmen jede Kürzung von einigen Sekunden eine Todsünde darstellt, andererseits die S-8-Fassungen irgendwie verklärt sind (wobei Django tatsächlich ein Argument ist, das ich da nachvollziehen kann).
Advok
Vielleicht liegt das "Verklären" von S 8 auch ein wenig daran, das beim Vorführen ein kleines bisschen Kino-Feeling aufkam. Es gab dann Heimkinoabende, die mit S8 Film-Trailern kommender Filme begannen und anschließend gab es drei (kurze) Haupt-Filme. Langnese-Eiskonfekt gehörte natürlich unbedingt dazu.
Manchmal bekam man auch Szenen zu sehen, die eigentlich geschnitten waren. So war z.B. in der
S 8 - Fassung des "Man-Eater" die berühmt-berüchtigte"Kaninchen-Fötus-Szene" enthalten, die auf Video fehlte.
Seltsamerweise gab es bei den S8-Filmen keine Altersfreigabe-Kennzeichnungen. (Mir ist jedenfalls keine aufgefallen).
Bist du auch bei den CS-Filmen eingestiegen? Es gab damals einen entsprechenden Aufsatz für den Projektor. Aber das deutsche Angebot an entsprechenden CS- Filmen war recht mager. (Bond u. Western).