Folgen einer Virusepidemie - »Leere Welt«
Folgen einer Virusepidemie
»Leere Welt«
Kein Wunder also, dass man gerade auch in Deutschland in Folge weitere Romane John Christophers entdeckte und kindgerecht fürs Fernsehprogramm adaptierte. Schon 1986 strahlte die ARD die sechsteilige Miniserie „Die Wächter“ aus, die von Franz Peter Wirth nach dem erstmals 1970 erschienenen Buch „The Guardians“ gedreht wurde. Die Parallelen zu den „Dreibeinigen Herrschern“ waren recht groß, ging es doch in beiden Fällen um ein totalitäres Regime, das die Menschen seit Jahren unterjocht, und nun durch die Auflehnung von Jugendlichen in Frage gestellt wird. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Gegenüberstellung einer hoch technologisierten Welt mit einer archaisch anmutenden vergangenen Lebensrealität. 1987 ging es in Deutschland weiter mit den John-Christopher-Adaptionen, als abermals das Bavaria Atelier einen Roman des Kultautors fürs deutsche Fernsehen verfilmte. „Leere Welt“ war unter dem Originaltitel „Empty World“ 1977 erstmals veröffentlicht worden. Im Gegensatz zu den bekannteren Christopher-Büchern und -Verfilmungen kommt die Gefahr hier nicht durch ein gesellschaftliches System, aber es sind wieder einmal die Jugendlichen, die sich den tödlichen Bedrohungen entgegenstellen müssen.
Der fünfzehnjährige Tom Miller (Tilman Schaich) ist durch einen Autounfall seiner Eltern zur Waise geworden. Er wohnt nun bei seinen Großeltern (Hannes Kaetner und Erika Wackernagel) und kommt als Neuer in die Schulklasse von Professor Vogel (Thomas Kylau). Dort knüpft er schon bald recht enge Bande mit seiner Mitschülerin Helen (Beatrice Dossi). Das junge Mädchen hat allerdings Ambitionen, Filmschauspielerin zu werden, und verlässt die Schule noch im laufenden Schuljahr, um in München an Filmaufnahmen teilzunehmen. Währenddessen breitet sich auch in Deutschland das todbringende AMS-Virus aus. Die Infizierten, zu Beginn nur Menschen, die älter als dreißig Jahre sind, altern innerhalb weniger Tage um Jahre und sterben schließlich an dem Virus. Nachdem auch Toms Großeltern und Professor Vogel Opfer der Seuche geworden sind, macht sich Tom mit Hilfe von liegen gebliebenen Autos, deren Fahrer ebenfalls gestorben sind, auf den Weg nach München, um Helen wiederzusehen. Unterwegs trifft er auf den Adelsspross Graf Claude D’Arcy (Gedeon Burkhard) und auf ein stummes kleines Mädchen, dem Tom beibringt, wie man eine Konservendose öffnet. Schließlich handelt es sich dabei um die einzigen Lebensmittel, die noch nicht verseucht sind, und ein Überleben ermöglichen können.
Seit seiner ersten und letzten Ausstrahlung im deutschen Fernsehen am 9. November 1987 um 19.30 Uhr war „Leere Welt“ nicht mehr zu sehen und auch nicht anderweitig zugänglich. Nicht zuletzt deswegen hat sich um den Film ebenfalls ein Kult entwickelt, und er wurde zu einer der meistgesuchten Raritäten des Science-Fiction-Genres. Mit dermaßen hochgeschraubten Erwartungen fällt das Ergebnis allerdings etwas ernüchternd aus. Regisseur Wolfgang Panzer („Der Fahnder“) ist es zwar gelungen, ein unwirklich-bedrohliches Szenario durch eine wahrlich menschenleere Welt zu kreieren. Seine Spannungsdramaturgie weist aber dennoch Mankos auf, und es kommt immer wieder zu Leerlauf und unnötig wirkenden Szenen, deren Sinn sich nicht erschließt. Auch die Exposition fällt deutlich zu lange aus und hätte mehr Pepp gut vertragen. Wer mit dem Film aber gruselige Kindheitserinnerungen verbindet, der dürfte sich über eine Wiederentdeckung von „Leere Welt“ sicherlich freuen. Die DVD bietet leider ein ziemlich grobkörniges Bild (im Vollbildformat 4:3), das nicht über VHS-Niveau hinauskommt, und einen ganz passablen Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0). Extras hat der Verleih der Scheibe keine gegönnt.
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