Alle für eine - »Doddy und die Musketiere«
Alle für eine
»Doddy und die Musketiere«
Selbst einige der skurrilsten Raritäten aus der Filmografie Heinz Erhardts haben es mittlerweile auf Silberlinge geschafft, darunter seine Frühwerke „Gesucht wird Majora“ und „Liebe auf Eis“, die kaum als Erhardt-Filme durchgehen können. Für eingefleischte Fans war sicherlich die Ausgrabung von „II-A in Berlin“, der auch unter dem Titel „3 Bayern in Berlin“ bekannt ist, am erstaunlichsten, denn der Film galt über Jahrzehnte als verschollen und wurde deswegen auch im Fernsehen schon seit langer Zeit nicht mehr ausgestrahlt. Nun hat es mit „Doddy und die Musketiere“ ein weiterer Film mit Heinz Erhardt auf DVD geschafft, den kaum einer seiner Bewunderer bislang gesehen haben dürfte. Denn auch dieser Fernsehfilm aus dem Jahr 1964 ist regelrecht in den Archiven verstaubt, wo ihn nun das engagierte Nostalgie-Label „Pidax Film“ entdeckt und für eine Heimkinoauswertung zugänglich gemacht hat. Erhardt spielt in diesem „Märchen mit Musik“ von Mischa Mleinek allerdings nur eine kleine Nebenrolle, die gerade einmal ein paar Minuten zu sehen ist, aber darin darf der wortgewandte Sprachkünstler ebenfalls wieder einige seiner klassischen Wortverdrehungen und Spielereien mit der deutschen Sprache zum Besten geben.
Im Zentrum der romantisch-komischen Verwicklungen steht die 21jährige Doddy (Loni von Friedl), die in ihrer Kindheit einen Brief an ihre Jugendhelden, die Musketiere aus dem Roman von Alexandre Dumas dem Älteren, verfasst hatte. Nun ist dieser wieder aufgetaucht und hat dazu geführt, dass „der Chef“ (Werner Finck) die Musketiere Athos (Adrian Hoven), Porthos (Stanislav Ledinek) und Aramis (Germain Muller) aus dem Romanheldenhimmel auf die Erde entsendet, um dort auf die Suche nach d’Artagnan zu gehen. Gemeinsam sollen die vier Musketiere dann Doddy aufsuchen und damit ihren Wunsch endlich in Erfüllung gehen lassen. Die drei Musketier-Neuankömmlinge nehmen schon sehr schnell Kontakt mit dem mittlerweile erwachsenen Mädchen auf, das im Reisebüro von Maxim Popper (Heinz Erhardt) arbeitet und etwas unglücklich ist mit ihrer Beziehung zu dem eher langweiligen Hans (Gerhard Riedmann). Die Musketiere bringen Doddys beschauliches Leben gehörig durcheinander, denn innerhalb kürzester Zeit verliert sie nicht nur ihren Job, sondern auch noch ihre Wohnung. Ein Glück, dass Doddy von ihrer Freundin Annabell (Ursula Herwig) ein Zimmer in der Pension von Tante Aida (Hanne Wieder) vermittelt bekommt, die ein Herz für Außenseiter hat und deswegen auch die reiferen Herren in den albernen Kostümen ohne allzu viele Fragen zusammen mit Doddy bei sich aufnimmt. Nun muss das Team nur noch d’Artagnan ausfindig machen…
Der von Arthur Maria Rabenalt („Der Zigeunerbaron“) für das ZDF inszenierte Schwarz-Weiß-Film ist das Kind einer 1964 schon zu Ende gehenden Zeit. Ein Revuefilm mit Musik, ein wenig Romantik und einer Prise Humor, der in künstlichen Studiokulissen eine märchenhafte Geschichte erzählt, die fernab jeglicher Alltagsrealität ist. So etwas muss man mögen, um sich bei „Doddy und die Musketiere“ nicht zu langweilen. Nostalgiker kommen hier aber nicht nur wegen des Kurzauftritts von Heinz Erhardt auf ihre Kosten, denn mit Werner Finck und Hanne Wieder standen hier noch zwei weitere Vollblut-Kabarettisten der Zeit vor der Kamera. Auch die weiteren Rollen sind publikumswirksam besetzt, die kleinen Melodien zur Musik von Willy Mattes eingängig und von den Darstellern selbst überzeugend vorgetragen. Eine ungewöhnliche Ausgrabung, die man sich auch heute noch anschauen kann. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist in gutem Zustand, auch der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) allzeit gut verständlich. Extras sind keine vorhanden.