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Anthologie des Irrsinns - »Geschichten, die zum Wahnsinn führen«

Geschichten, die zum Wahnsinn führenAnthologie des Irrsinns
»Geschichten, die zum Wahnsinn führen«

Der gelernte Fotograf und Kameramann Freddie Francis (1917-2007) begann in den 1960er Jahren, auch als Regisseur zu arbeiten. In dieser Funktion schuf er 1965 mit „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ so etwas wie die Blaupause des Horror-Anthologienstreifens, der sich mehr als ein Jahrzehnt großer Beliebtheit erfreute. Der ebenfalls von Francis inszenierte Nachfolger „Geschichten, die zum Wahnsinn führen“, ist nun als Mediabook erschienen.

Geschichten, die zum Wahnsinn führenDie meisten dieser aus vier bis fünf kurzen Geschichten bestehenden Filme, die durch eine thematische Klammer zusammengehalten wurden, produzierten Milton Subotsky und Max J. Rosenberg für die britische Amicus-Produktionsgesellschaft. Eines der gelungensten Beispiele ist der 1972 ebenfalls von Freddie Francis inszenierte „Geschichten aus der Gruft“, der auf der beliebten Comicreihe gleichen Namens von William Gaines, Al Feldstein und Johnny Craig basierte, und die Ende der 1980er Jahre der gleichnamigen langlebigen Fernsehserie ebenfalls als Vorbild diente. Aber auch Roy Ward Baker inszenierte zu Beginn des 70er Jahre einige erfolgreiche und kurzweilige Beiträge, beispielsweise „In der Schlinge des Teufels“ nach der Comicreihe „The Vault of Horror“ oder den in einer psychiatrischen Klinik spielenden „Asylum – Irrgarten des Schreckens“ mit Genreveteran Peter Cushing. An letzteren lehnte sich inhaltlich auch „Geschichten, die zum Wahnsinn führen“ an, der allerdings keine Amicus-Produktion war, sondern von World Film Services für die US-amerikanische Paramount produziert wurde.

Geschichten, die zum Wahnsinn führenInspektor Nicholas (Jack Hawkins) kommt zur Kontrolle der Forschungsergebnisse in die Klinik des Psychiaters Prof. Dr. R.C. Tremayne (Donald Pleasence). Der Arzt berichtet Nicholas daraufhin von vier seiner interessantesten Patienten, die allesamt unter Wahnvorstellungen zu leiden scheinen. Da ist zunächst der kleine Paul (Russell Lewis), der seine Eltern (Georgia Brown und Donald Houston) mit seinem imaginären besten Freund, einem ausgewachsenen Tiger, auf die Palme bringt. Oder der Antiquitätenhändler Timothy Patrick (Peter McEnery), der von seiner Tante allerhand geerbt hat – u.a. ein Porträt des mysteriösen Onkels Albert (Frank Forsyth) sowie ein antikes Hochrad, das eine magische Anziehungskraft auf Timothy ausübt. Der dritte Fall beschäftigt sich mit Brian Thompson (Michael Jayston), der im Wald einen interessanten Baumstumpf entdeckt und diesen mit nach Hause bringt. Ehefrau Bella (Joan Collins) ist echauffiert, zumal sich Brian bald mehr um das Stück Holz als um sie kümmert. Und schließlich ist da noch Auriol Pageant (Kim Novak), die ihren hawaiianischen Künstlerklienten Kimo (Michael Petrovitch) zu sich nach England eingeladen hat und ihm zu Ehren ein Luau-Fest feiern möchte. Dass ihre hübsche Tochter Ginny (Mary Tamm) dabei eine ganz besondere Rolle spielen wird, kann Auriol nicht ahnen.

Geschichten, die zum Wahnsinn führenIm Gegensatz zu einigen anderen Horror-Anthologienfilmen jener Zeit geht es in „Geschichten, die zum Wahnsinn führen“ relativ gemäßigt zu – es gibt keine Vampire, keine Zombies, keine Werwölfe und keine altertümlichen Foltermethoden. Stattdessen balancieren die einzelnen Episoden erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen absurder Spinnerei und übernatürlichem Grusel. Inhaltlich sind die vier Geschichten größtenteils lediglich befriedigend, aber die ungewöhnliche Kameraführung und Freddie Francis‘ großes Talent im Darstellen von Banalem, um diesem Spannung zu entlocken, lassen das Herz von Genrefans höherschlagen. Darüber hinaus ist auch dieser Film wieder exzellent mit namhaften Stars besetzt, so dass ein (Wieder-) Entdecken Spaß macht. Die digitale deutsche Erstveröffentlichung des Films (der 1986 für seine Videopremiere erstmals deutsch synchronisiert wurde) erfolgt in einem wundervollen Mediabook (mit drei verschiedenen Covermotiven, jeweils limitiert auf 333 Exemplare), das aus einer DVD, einer BluRay und einem informativen 24seitigen Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen und Christoph N. Kellerbach besteht. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist überwiegend von gestochener Schärfe und sehr intensiven, bunten Farben. Auch der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Das Bonusmaterial besteht aus einem fundierten Audiokommentar von Genreexperte Dr. Rolf Giesen, den eigens für diese Veröffentlichung neu produzierten Featurettes „Can I Play With Madness? – David Wood & Leon Lissek Re-visit Tales That Witness Madness“ (10 Minuten) und „What About Mel? – Michael Jayston über den Dreh der Episode Mel“ (5 Minuten), dem deutschen VHS-Vorspann (1 Minute), dem englischen Original-Kinotrailer sowie einer größeren animierten Bildergalerie.

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