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Journey to the Unknown - Die fast vergessenen TV-Anfänge von Hammer Productions!

Journey to the UnknownJourney to the Unknown
Die fast vergessenen TV-Anfänge von Hammer!

Stilvoller Grusel für die kleine Mattscheibe!
Nun gut, eigentlich ist die inzwischen legendäre Filmproduktionsfirma eben nicht dafür bekannt, auf dem Bildschirm besonders oft reüssiert zu haben, aber ihre raren Versuche mit diesem Medium haben es doch tatsächlich auch auf die deutschen Bildschirme geschafft. Dann aber unter den leicht ungewöhnlichen Titeln „Gefrier-Schocker“ (OT: „Hammer House of Horror“, 1980) und „Vorsicht, Hochspannung!“ (OT: „Hammer House of Mystery and Suspense, 1984). 

Journey to the UnknownJeweils 13 Folgen hat man damals produziert, zu einer Zeit, als die Firma bereits in einer Art kryogenischen Zustand lag: im Prozess, kurz vor der Pleite zu stehen, aber stets bereit neue Großtaten zu produzieren, wenn man denn das Geld dazu hätte. Der letzte Horrorfilm der „Hammer Productions“ war 1976 vom Band gelaufen, der letzte Film überhaupt – ein Hitchcock-Remake – beendete die Produktivitätsphase dann auch 1979.

Die beiden Serien gerieten nicht zu gruseligen Großtaten, werden aber in lieber Erinnerung gehalten und haben über die Jahre gewonnen bei Kritik und Publikum – aber generell gilt die Meinung: klar, wer es im Kino nicht mehr bringt, der kommt über den Fernseher zurück ins Bewusstsein der Massen. Dabei stimmt das gar nicht, denn „Hammer House of Horror“ war gar nicht „die erste TV-Serie“ Hammers aus dem Gruselbereich.

Man versuchte sich bereits in den späten 60er Jahren an so einem Projekt, als die Firma langsam aber sicher erzählerisch und kreativ in eine Krise geriet, weil die Entwicklung des Horrors auf der Leinwand langsam aber sicher neue Bildwelten erschloss und zunehmend „mehr“ möglich war als gepflegte, blutbetupfte Kostümgrusel, mit dem man viele Hammer-Produktionen zu den beliebten Themen Dracula, Frankenstein oder der Mumie verband.

„Journey to the Unknown“ heißt das in unseren Breiten leider fast gänzlich unbekannte Produkt, welches schließlich 17 Folgen lang in den Jahren 1968/69 über die britischen Bildschirme flimmerte. Eine sehr komische, krumme Zahl? Ja, aber genau die Anzahl der Episoden war ausgehandelt worden, als die Firma den Vertrag mit der 20th Century Fox und den ABC Studios als Kooperation abschloss.

Für Hammer bedeutete der Deal monetäre Entlastung bei der Produktion, denn wirklich viel Geld besaß die Firma nie, war stets von den Verleiheinnahmen und Verträgen weltweit, aber speziell mit den Vereinigten Staaten, abhängig – ein Faktor, der Hammer schließlich in der ersten Hälfte der 70er Jahre auch den Kopf kosten sollte.

Journey to the UnknownDas Projekt
Die Idee dahinter war natürlich die damals in Großbritannien noch nicht übliche Produktion in Farbe und der Rückgriff auf einige in den USA bekannt gewordene bzw. natürlich auch „bekannt gewesene“ Gaststars, mit denen man die Serie besser promoten konnte. Zu einer Zeit als britische TV-Serien noch den Studio-Theater-Bühnenlook aufgrund der anderen Aufnahmetechnik hatten, war eine vollkommen auf Film gedrehte Serie viel besser zu vermarkten. (Deutsche Zuschauer kennen das ggf. noch von den „Durbridge“-Straßenfegern wie „Das Halstuch“, wo ebenfalls auf Film gedrehte Außenaufnahmen mit Studiosets sehr kontrastreich kombiniert wurden. Allerdings stellte Deutschland früher um, in GB wurden noch Ende der 70er mitunter TV-Filme und Serien so umgesetzt.)

Zusätzliche Qualität versprach man sich von der Showrunnerin Joan Harrison, die versierte Filmfans als Sekretärin, später Assistentin und final auch Produzentin Alfred Hitchcocks kennen. Sie hatte bei der langjährigen Serie „Alfred Hitchcock presents“ lange Zeit die Feder geführt und wusste präzise, wie eine Serie im Anthologieformat zeit- und budgetgenau einzuhalten war. War sie nicht beteiligt, übernahm der vielseitige Norman Lloyd den Job, der ja gerade erst im mehr als beachtlichen Alter von 106 Jahren verstorben ist. Tatsächlich gelang ihnen die stringente Umsetzung ganz gut, denn zwischen der Ankündigung und dem Beginn der Ausstrahlung im September 1968 lagen gerade mal sechs Monate.

Die üblichen Titeländerungen hatte man zum Glück schon im Vorfeld erledigt und hatte sich von „Fright Hour“ über „Tales of the Unknown“ zu „Journey to the Unknown“ umentschieden, auch wenn parallel im britischen TV eine andere SciFi-Horror-Serie lief, die mit ihrem Titel „Out of the Unknown“ (1965-1971) geradezu zu Verwechslungen einlud.

„Journey“ wurde mit dem Versprechen angekündigt, die ganze gruselige Bandbreite abzudecken, „von Teufelsanbetung bis Mord, von Reinkarnation zu übernatürlichen Kräften, von Terror bis zu Rachegeschichten“. An diese Ankündigung hielt man sich dann auch im Rahmen seiner Möglichkeiten, sorgte so aber für ein relativ uneinheitliches Bild, was Themen, Stil und Erzählweise anbetraf. Große Effekte waren selbst bei einem üppigen Budget von 175.000 Pfund pro Episode nicht zu erwarten, aber man hoffte auf inszenatorische Kreativität. Schließlich waren Anthologieserien wie „The Twilight Zone“, „The Outer Limits“ oder „Thriller“ jahrelang mit beachtlichen Erfolgen gelaufen.

Talent war genug vorhanden, denn auf dem Regiestuhl saßen sowohl altgediente Veteranen wie Robert Stevens („Alfred Hitchcock presents“), Roy Ward Baker („A Night to Remember“, „Das grüne Blut der Dämonen“) oder James Hill („Frei geboren“). Für junge Talente aber war ebenso Platz, denn etwa Peter Sasdy sollte in der Folge noch einige von Hammers späten „neuen“ Langfilmen inszenieren und Michael Lindsey-Hogg war ein damals schon bekannte für die frühen Musikvideofilme mit den Beatles und sollte später Ähnliches in Reihe für die Rolling Stones und Elton John machen.

Die Autoren hatten leider keine klare Linie und so war kaum jemand mehr als an zwei Episoden beteiligt, was dann auch dazu führte, dass die Qualität angesichts der Episodenlänge von fast einer Stunde sehr differierte.

Vorspann!
So ging dann am 26.09.1968 die erste Episode an den Start und eröffnete mit dem Teil, der die Serie für viele Zuschauer unvergessen macht: dem berühmten Vorspann!

Zu einem von Harry Robinson kreierten Titelthema, das gepfiffen wurde, steigt man in bester POV-Optik in den Wagen einer sonst leeren, aber beleuchteten Achterbahn und macht sich auf eine echte Reise ins Unbekannte, bis man scheinbar in die Titelkarte der Serie geradezu hineinfuhr. Die Optik war sehr treffend, sollte doch in der Serie das Unbekannte beständig in den normalen Alltag einbrechen. Es ist eine der wenigen Serien, wo ich den Vorspann wirklich jedes Mal wieder angesehen habe, die rasende Fahrt mit der leeren Achterbahn („The Big Dipper“ auf Battersea Park FunFair) – und das Thema ist die absolute Ohrwurmhölle: sieht man drei Episoden hintereinander wird man die schicksalhafte Melodie tagelang nicht mehr los.

Zu den Episoden:
Journey to the Unknown„Eve“ (1.01) war zwar optisch kein sensationeller Beginn, aber psychologisch eine hübsch bizarre Idee: die Geschichte des Kaufhausangestellten Albert, der sich in eine Schaufensterpuppe verliebt und deswegen in die Dekorationsabteilung wechselt. Für ihn lebt seine holde Maid wirklich und deswegen tut Albert in der Folge einige nicht ganz so ideale Dinge, um seine Idylle zu bewahren, u.a. gegen seinen ekligen Chef (Michael Gough) vorzugehen. Eine ruhige, aber schön fremdartige Psychoromanze, die einen mit einem unguten Gefühl zurück lässt.

Ein experimentelles Serum spielt in „Jane Brown’s Body“ (1.02) eine Rolle bei der Wiedererweckung einer Frau, die vor kurzem vermutlich Suizid begangen hat, woraufhin ein Laborassistent ermittelt. Stefanie Powers kann sich leider an ihr Vorleben nicht mehr recht erinnern und so ging es wohl auch den Autoren, die daraus eine eher statische Affäre gestaltet haben, der es an Pointen etwas mangelt.

Journey to the UnknownDeutlich aufwärts geht es mit „The Indian Spirit Guide“ (1.03), basierend auf einer Vorlage des Psycho-Autors Robert Bloch, in der ein Privatermittler mit Erfahrungen auf spiritistischen Gebieten von einer älteren Witwe engagiert wird, um Hellseher mit Botschaften ihres verstorbenen Ehemanns zu prüfen und ggf. zu entlarven. Der kleine Besetzungsgag der Episode ist „Bis das Blut gefriert“-Star Julie Harris in einer Eleanor-Vance-Variante und diesmal auch ein wendungsreicheres Skript.

Journey to the UnknownDie Kuh fliegt dann mit „Miss Belle“ (1.04) zum ersten Mal so richtig, obwohl die Story nichts Übernatürliches beinhaltet. George Maharis („Route 66“) spielt einen Drifter, der sich an eine isoliert lebende Witwe heran macht, um sie auszunehmen. Doch die Gute hat einen geradezu sensationellen Knacks weg, zehrt von einem beachtlichen Hass auf Männer und lässt das lässt dann mit Gift und Galle an ihrer ungefähr sechsjährigen Nichte Roberta aus, die eigentlich ihr Neffe ist, aber mit Mädchenkleidung und psychologischen Grausamkeiten in die Rolle eines Mädchens gezwungen wird. Solche Stories endet meistens stilecht mit einem Küchenmesser, so auch hier.

Eine meisterhafte Angelegenheit, zwischen Hagsploitation, Sadismus und sexueller Irritation, bei dem Barbara Jefford neue Rekorde als hassenswertester Charakter aller Zeiten aufstellt, wenn sie ihr Kind in Kleid und Perücke schließlich mit einer Hundeleine fixiert und es zwingt, aus einer Bodenschale Milch zu schlürfen. Das war schon recht gewagt für 1968. Es mangelt zwar an dramatischer Zuspitzung, aber die Atmosphäre macht die Episode aus.

Der Trend, gute Ideen in Eile nicht zuende zu denken, bestätigt sich auch bei „Paper Dolls“ (1.05), eine Story, die Klassiker wie „Das Dorf der Verdammten“ zitiert. Ein Lehrer bemerkt in dieser Geschichte besondere und beängstigende psychische Fähigkeiten bei einem seiner Schüler und macht sich daran, den Fall mit einer Kollegin zu klären. Bald schon steht er vor einem zweiten Jungen, der ganz identisch aussieht…und das ist noch nicht das Ende.

Leider ist die Chose sehr repetitiv, sehr dialoglastig und in Sachen Effekte einfach zu reizlos, wenn die Visionen durch die Kinder leider nicht visualisiert werden. Der Hintergrund der Story (die Kinder stammen von Kriegsgefangenen aus dem Weltkrieg) wird nicht recht entwickelt und auch aus dem Finale stiehlt man sich davon – verschenktes Potential.

„The New People“ (1.06) beginnt ebenfalls knackig mit einer makabren Cocktail-Party, samt Chips, Small Talk und Erhängtem, während sich alles um ihn herum wie Bolle amüsiert. Alsbald zieht ein junges Paar in der Gegend zu und die Nachbarn erweisen sich als außerordentlich freundlich, fast schon aufdringlich.Leider gerät die Sache ziemlich vorhersehbar, nur die Motive der Beteiligten sind ein wenig mysteriös – aber besonders helle stellen sich die Protagonisten hier nicht an, was mir solche Stories nicht selten etwas verleidet.

Journey to the UnknownInteressanter wird es dann mit „One on an Island“ (1.07), in der Brandon De Wilde, einst ein Jugendstar in Hollywood einen arroganten Bankangestellten mimt, der nach dem Tod seiner Mutter einfach mal ein Boot kauft und bar jeden Talents zur Weltumseglung losschippert.. Natürlich kentert er alsbald abseits aller Schifffahrtsrouten und landet auf einer Insel mit einer Ziegenherde, wo er sich halbwegs einrichtet. Eines Tages stapft dann die blonde Vicki aus dem Meer, die während einer Party von einem Kreuzfahrtschiff gefallen ist. Nun ist die Robinsonade im Paradies komplett, doch leider zeigt der junge Mann deutliche Zeichen von Eifersucht. Natürlich strandet dort bald noch ein zweiter Mann.

„Island“ lässt den Zuschauer lange im Unklaren, wohin die Reise gehen soll, setzt aber darauf, dass De Wildes „Alec“ ein ziemlich arschiges Bürschlein ist, so dass man wissen will, wo das „Unbekannte“ dann den Hebel ansetzt. Wie „Eve“ eine hübsche Psychokiste mit schönen Twists.

Journey to the Unknown„Matakitas is coming“ (1.08) gilt als beste Episode der Serie. Der Plot basiert auf dem beliebten Gruselsetting vom ungewollten Einschluss in einem nächtlichen Gebäude, in diesem Fall der Bibliothek. Die ist für Vera Miles leider auch der Schauplatz des letzten Mordes eines dem Fürsten der Finsternis ergebenen Serienwürgers und offenbar unterliegt sie auch einem Zeitphänomen, denn wen auch immer sie von drinnen anruft: draußen soll angeblich 1927 sein und alsbald klingen langsame Schritte durch das Gebäude…

Abgesehen vom leider etwas harmlos teigigen Killer eine enorm kribblige Sache, eine nächtliche Flucht durch eine Todesfalle mit einigen Drehs, die sich gewaschen haben. Hocherfreulich.

Von Richard Matheson stammt die Vorlage für „Girl of my Dreams“ (1.09), in der ein Maler eine Kellnerin kennenlernt, die unter Todesvisions-Träumen leidet, was sie stark mitnimmt. Leider möchte sie den Leuten helfen und er braucht stattdessem Geld und das ist nie eine gute Kombination. Interessante Episode, die aber budgetbedingt die Unglücke nicht alle zeigen kann und in der Charakterentwicklung stark uneben und forciert wirkt – aber mit Potential.

Recht bekannt ist das Thema von „Somewhere in a Crowd“ (1.10), bei dem ein TV-Moderator bei einer Reihe von tragischen Unglücken immer die gleichen Leute in der Zuschauermenge wahrnimmt. Natürlich glaubt ihm niemand, hat er doch selbst vor einiger Zeit erst ein schweres Zugunglück überlebt. Sein Psychiater bietet ihm eine Erklärung an, aber er beißt sich dennoch an den „Zuschauern“ fest – was natürlich nicht gutgehen kann. Schön mysteriös, wenn die Episode auch ihre Höhepunkte am Anfang und in der Mitte hat und dann etwas nachlässt, aber durchaus delektabel.

Gänzlich ohne Übernatürliches kommt „Do me a favour and kill me“ (1.11) aus, die klassische Story vom beauftragten „Selbstmord“, dessen Opfer es sich plötzlich anders überlegt und nicht mehr weiß, wie er den Auftragsmörder aufhalten soll. Joseph Cotten dreht in der Rolle des Karrierewracks im Dauersuff vollkommen frei und schippert motzend in allerlei bösartige Wendungen, die mal nicht ganz so Standard sind. Eine schöne Story, wie man sie in vielen Krimi-Anthologien gerne hätte.

„The Beckoning Fair One“ (1.12) nach dem berühmten Oliver Onions, hat eine gute Vorlage, aber sonst nicht mehr viel. Die Erzählung von dem Künstler, der unter den geisterhaften Einfluss eines Frauenportraits gerät, beginnt zwar verheißungsvoll während des „Blitz“ 1941 über London, läuft dann aber noch öde 45 Minuten weiter, in denen eine Verlobte versucht, ihren desinteressiert vor sich hinmurmelnden Galan für sie zu begeistern, während die ominöse Tote nervtötend auf der Tonspur vor sich hingiggelt. Händeringend hofft man auf eine Pointe, aber das bleibt einfach nur ein zäher Lappen.

Bedeutend besser ist „The Last Visitor“ (1.13) mit Patty Duke als frisch Entlobter, die sich am Saisonende in einem britischen Seeörtchen im Hotel einmietet und dort unliebsamen Besuch in ihrem Zimmer erhält. Eine knackige Geschichte, die noch besser hätte sein können, wenn man etwas mehr auf Suspense wert gelegt hätte, die den Zuschauer aber erfolgreich mehrfach täuscht.

Mit „Poor Butterfly“ (1.14) wird es leider wieder schwächer, erneut eine mysteriöse Love Story mit Zeitreise, aber die hübsche Romanze, die auf einer altertümlichen Kostümparty geht zwischen verbalen Belanglosigkeiten unter. Das Skript macht erst auf betont mysteriös zu machen, hängt dann durch, um am Ende einen Riesenanlauf für eine Erklärung zu nehmen. Kann das Interesse nicht halten.

Die Inhaltsangabe von „Stranger in the Family“ (1.15) liest sich leider wesentlich besser als die Ausführung in. Nachdem sein Dad radioaktiver Strahlung ausgesetzt war, hat ein junger Mann die Fähigkeit, Leuten seinen Willen via Stimme aufzuzwingen und mischt sich in die Beziehung eines Models mit ihrem Agenten. Alles an dieser Geschichte ist unspektakulär, vor allem die Tralala-Menage-a-troi mit viel zu wenig Mutantenkräften und unsympathischen Figuren. Besser skippen.

Allein Barbara Bel Geddes und Allan Cuthbertson als Wissenschaftlerehepaar (!) in „The Madison Equation“ (1.16) sind schon die halbe Miete, als eine scheiternde Ehe der Auslöser für einen Mordplan per Computer ist, der dann allerdings nach hinten losgeht. Nach einem Drittel rücken plötzlich die Assistentin und der Versicherungsprüfer in den Vordergrund und die bestreiten ihre Untersuchung/Romanze ganz vergnüglich. Wer halbwegs die Ohren auf hat, kann sich die Pointe am Ende natürlich schon denken, aber sie ist trotzdem nice-to-have.

Journey to the UnknownDas Serienfinale ist dann „The Killing Bottle“ (1.17), ein Titel, der ein Schmetterlingsglas bezeichnet, in dem ein untalentierter Komponist/Sänger  seine Flattermänner abtötet. Er ist aber gar nicht der Bösewicht, sondern sein aufgespulter Agent im Swinging London-Stil, dargestellt von Roddy McDowall.

Weil Roddy ganz gern Alleinerbe seines Schützlings wäre, bringt er ihn auf dem Land unter bei seinem Bruder, der eins nicht ertragen kann: Grausamkeit gegenüber Tieren. Ein perfider Plan, der leider ziemlich spät in die Gänge kommt. Immerhin hübsch und mit düsterer Pointe.


The Afterlife
Eine wilde Mischung, deren letzte Folge schließlich am 30.01.1969 über den Sender ging. Generell gilt heute, die Serie sei stiefmütterlich von den Sendern behandelt worden, aber sieht man sich die Daten an, wurde nach außer zwei Aussetzern zu Beginn brav eine Folge pro Woche präsentiert – über die Ausstrahlungszeiten müssten wir aber noch mal reden.

In den Vereinigten Staaten schien die Serie aber keinen festen Abnehmer gefunden haben oder passte nicht ins Programmschema, weswegen man dort darauf verfiel, viermal zwischen 1969 und 1971 jeweils zwei Episoden miteinander zu koppeln und einfach mit einem prominenten Gastgeber als TV-Film zu verwerten. Patrick McGoohan, bekannt als „Nummer 6/The Prisoner“ gab sich einmal die Ehre, ebenso Sebastian Cabot, der bald die gruselige Serie „Ghost Story“ hosten sollte. Joan Crawford, die zu dieser Zeit hauptsächlich im TV reüssierte machte sogar gleich zweimal den Gastgeber, ehe sie sich selbst für „Night Gallery“ vor die Kamera eines noch sehr jungen Steven Spielberg stellte.

Wie schon erwähnt, kam die Serie nie zu den Ehren einer deutschen Synchronisation und ist deswegen bei uns nie erschienen, es existiert aber in UK eine DVD-Veröffentlichung, auch wenn diese schon recht rar geworden ist. Allerdings habe ich die martialische Aufgabe auf mich genommen, die auf Youtube verfügbaren Episodenkopien zu sichten – leider relativ verwaschene Uploads von VHS-Aufnahmen in vielen Fällen, aber immerhin für jeden umsonst zugänglich.

Im Umkehrschluss muss man ja froh sein, dass die Bänder nicht wie so vieles andere aus den 60ern und frühen 70ern von den Sendern auf Nimmerwiedersehen aus den Archiven gelöscht wurde. Fans von „Dr Who“ und „Adam Adamant Lives“ sowie „Out of the Unknown“ wissen, wovon ich schreibe.

Was meine Eindrücke angeht, so sind diese Serien meistens ein „mixed bag“: einerseits werden sie Gelegenheitszuschauern ein Graus sein, denn wie so viele Serien vor 1980 ist die Erzählweise wesentlich langsamer und ruhiger als man das gewohnt ist, was der moderne Mensch bisweilen gern mit Unruhe quittiert. Mangels großartiger Effekte – die Serie kommt sogar weitestgehend ohne großes Blutvergießen aus – lag der Fokus natürlich mehr auf den Dialogen.

Im besten Falle sind diese gut bis sehr gut, im schlechtesten ziehen sich manche Episoden wie Kaugummi, weil sie nicht wie heute üblich auf sogenannte „Peaks“ hin inszeniert wurden oder diese wesentlich weniger spektakulär ausfielen, als man das gewohnt ist. Tatsächlich reichte die Basisstory oder Vorlage manchmal aber nicht wirklich für die veranschlagten 50 Minuten aus, so dass mehr geredet wurde, als gut für die Dramatik war – bisweilen wären 25-Minuten-Folgen für einige Stoffe brauchbarer gewesen. Auch sind mir – jaja, ich hab gut reden – bei so einigen Folgen schon bei der ersten Ansicht mehrfach simple Verbesserungsideen eingefallen, wie man das Eine oder Andere wirksamer hätte auf die Spitze treiben können. Das spricht für Showrunner, die nur für die Umsetzung der Episoden gesorgt haben, aber nicht auch noch Qualitätskontrolle betreiben konnten. Aber ich kann ja viel behaupten, die Folgen sind über 50 Jahre alt und eigentlich bin ich ruhige Erzählweise gewöhnt.

Wer bei „Hammer“ auf „Gothic“ setzt und viktorianische Schrecken mit Kutsche, Fackelmob und Folterkammer erwartet, wird bei JTTU enttäuscht werden, allerdings hat man sich bei der Set-Wahl ordentlich ins Zeug gelegt und präsentiert eine beachtliche Kollektion wunderschöner Landsitze bei Tag und Nacht und wem das nicht genügt, der bekommt in einigen Episoden wunderschöne Aufnahmen aus dem „Swinging London“ von 1968 geboten, nebst einiger On-Location-Sehenswürdigkeiten. So werden kleine Inserts zu schicken Zeitkolorit-Dokumenten.

Was die angekündigte Themenbandbreite anbetrifft, die wurde eingehalten: Thriller, Dramen, Horror, soft Übernatürliches und sogar etwas Sci-Fi halten sich die ungefähre Waage, wobei sich die guten und die bösen Enden ebenfalls so ungefähr neutralisieren. In Sachen Grausamkeiten hält man sich – auch für die Zeit – überraschend zurück, es gab fast zeitgleich Episoden der deutschen Serie „Der Kommissar“, wo ich verblüfft eingeatmet habe, als dort Leichen mit beachtlichen Schusswunden über den Sender gingen.

Natürlich ist das – ein halbes Jahrhundert zurückgeblickt – alles relativ betulich, schafft aber immer wieder Momente, die durchaus „eerie“ sind, aber verzichtet eben auf breit angelegte Meuchelei oder etwa das Monster der Woche. (Zur Einordnung: die Serie wurde geschaffen, als „Mit Schirm, Charme und Melone“ gerade mit Tara King auf die Schlussgerade ging.)

Für meine Entdeckungsreise durch ältere Serien aus dem Übernatürlichen war die Serie – eben weil sie so unbekannt ist – ganz erfreulich, weil es in den meisten Folge immer etwas zu entdecken hab, was entweder gruselig, interessant oder ein Zeichen der Zeit (der Produktion war). Deswegen gebe ich auch nur eine vorsichtige Empfehlung ab, man sollte schon mit dem richtigen Unterhaltunsanspruch an die Sache heran gehen. Bereut habe ich den Aufwand aber nicht.

Zum Antesten empfehle ich die Folgen „Matakitas is coming“ und „Miss Belle“, dann „One on an Island“, „Do me a favour and kill me“ und „Eve“. Thematisch gut, aber inszenatorisch mit Schwächen sind sicher auch „Indian Spirit Guide“, „The Last Visitor“ und „The New People“.

Wem das alles zu „olsch“ ist, der kann aber gern nur die eine Minute für den Vorspann opfern, für fortwährendes Nachpfeifen übernehme ich leider keine Haftung. 

Quellen:

Kommentare  

#1 Laurin 2021-07-22 11:01
Habe mich jetzt mal ein wenig umgesehen, da ich als Fernsehserien seitens Hammer Productions auch wie @Friedhelm nur "Hammer House of Horror" (DVD-Box) und die DVD-Box unter dem deutschen Titel "Vorsicht Hochspannung" (Originaltitel: Hammer House of Mystery and Suspense) kenne und in meinem hübschen Filmarchiv auch vorliegen habe. Und die Serie "Journey to the Unknown" scheint hier in Deutschland wirklich fasst völlig unbekannt zu sein. Ich habe da auch mal auf der entsprechenden Seite zu Hammer und seinen Produktionen für Kino und Fernsehen (Wikipedia) mal rauf und runter nachgesehen und selbst hier finde ich keinen Eintrag (oder ich bin völlig blind).

Ist jedenfalls schon seltsam, das so eine Serie von Hammer dermaßen in Vergessenheit geraten konnte.

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