Teufelskreis der Angst - Die TV-Einladung zu einer stilvollen Gruselgeschichte (Teil 2)
Teufelskreis der Angst
Die TV-Einladung zu einer stilvollen Gruselgeschichte (Teil 2)
In Zeiten, als eine Full Season Order mit 22-25 Folgen noch etwas relativ Normales war (in den 60er Jahren waren noch Folgenzahlen pro Staffel von 29-39 durchaus normal gewesen), war es dennoch zwingend nötig, dass sich für eine Serie ein Stammpublikum einfand,welches eines der drei Hauptnetworks veranlasste, eine Serie länger als ein Jahr im Programm zu halten.
„Ghost Story“ war ein ambitioniertes Projekt, für das man eine Menge aufgewandt hatte: solide Budgets, mitunter bekannte Namen, ein ordentliches Production Design, welches den besten TV-Filmen der Zeit entsprach und sogar eine beachtliche Reihe von Außenaufnahmen. Die Burbank Studios mussten meistens für diese Szenen herhalten, doch hier und da verließ man auch den üblichen Backlot und schuf ein paar nette Hintergründe.
Einer Serie Klasse und Atmosphäre zu geben bedeutete aber nicht, dass damit auch Suspense und Effektivität einher ging. Das Problem einer Horrorserie ist immer der transportierte Gruselfaktor und da konnte man sich zu hoch ansetzen, weil die Serie amerikaweit keine extremen Wellen schlagen sollte – in einer Zeit, in der der Horrorfilm gerade die Transformation in die Moderne durchmachte und William Friedkin dabei war „Der Exorzist“ zu drehen, welcher die Kinolandschaft enorm verändern sollte, zumindest bis „Der weiße Hai“ 1975 noch einen draufsetzte.
Blut und Grausamkeiten waren somit auf ein Minimum festgelegt, Gewalt schob man meistens aus der Sicht der Zuschauer. Hier eine blutige Hand, da etwas rote Schmiere im Gesicht, ansonsten musste man sich mit adrett darnieder liegenden Leichen zufrieden geben oder – wenn es denn gar nicht anders ging – mit einem Blackout, der zumindest in der Wirkung noch recht effektiv war.
Die gediegene Produktion wurde auch von dem Host Sebastian Cabot gestützt, der vor jeder Episode buddha-ähnlich und vergnügt Zigarre schmauchend in seinem Spukhotel Mansfield House zwischen den Hotelgästen residierte und verschmitzte Hinweise auf die kommende Episode gab.
Cabot wirkt ein wenig wie ein zweitklassiger Orson Welles, aber er war zu verbindlich und freundlich – der bei der Konkurrenz wieder persönlich als Host agierende Rod Serling war da in seiner hintergründigen Sachlichkeit schon mehr dazu angetan, den Zuschauer anzureizen.
Da der nächste Ausstrahlungstermin bereits für den 05.Januar vorgesehen war, mussten die Macher im Dezember schnelle Entscheidungen treffen. Da sie den Erzählstil der Serie wohl kaum so kurzfristig auf den Kopf stellen konnten, probierten sie es, indem sie den Look, die Präsentationsform modifizierten.
Kurz entschlossen wurde Cabot geschasst und seine Prologe fielen ins Wasser. Aus meiner Sicht gar keine so schlechte Entscheidung, denn sein Winston Essex stachelte das Publikum nicht an, es schläferte eher ein mit einer Attitüde, die besagte „Seht her, was jetzt kommt, mag seltsam sein, aber euch kann nichts passieren!“
Die zweite wesentlichere Änderung betraf den Titel.
Es kam nur selten vor, dass der Titel einer Serie geändert wurde und wenn doch, dann meistens erst, wenn die Serie in die Syndication wechselte, wie etwa „Men against Crime“, die ab 1954 zu „Follow that Man“ wurde. Aber hier mussten offenbar drastische äußerliche Maßnahmen her, um zu retten, was zu retten war. Also cancelte man den Serientitel, der viel zu sehr nach gemütlicher Kaminstory klang, entsorgte den leuchtend blau wabernden Vorspann und titelte neu.'
Ab 1973 hieß „Ghost Story“ jetzt plötzlich „Circle of Fear“ und präsentierte seine Geschichten ohne einen einleitenden Host.
Auch der Vorspann bekam einen neuen, dramatischen, ja alarmistischen Look: an die Feuerwehr gemahnende Viertelkreise blitzten auf, hypnotische rote Ornamente drehten sich vor dem Zuschauerauge, ein verängstigtes stilisiertes Frauengesicht leuchtete auf – dazu drehte die Musik die Dramatik hoch. Hört man den Titelsound ohne die Bilder, ist man versucht, sie einer Polizeiserie mit lauter Verfolgungsjagden und Actionszenen zuzuordnen.
Natürlich war das alles nur Make-Up, denn im Kern waren die Gruselgeschichten ja die Gleichen geblieben, aber immerhin erhöhte der Vorspann die Aufmerksamkeit beim Zuschauer.
Der Neustart der Serie erfolgte dann also mit (14) und man ging gleich in j Episode in die Vollen. Und siehe da: die Serie kann plötzlich was. Das liegt natürlich auch an der Professionalität von Janet Leigh (das berühmte Psycho-Duschopfer), die sich hier einer hartnäckigen Totenkopfmotte stellen muss. Leigh spielt eine latent vernachlässigte Ehefrau, die Insekten hasst, welche aber gerade zum beliebtesten Hobby ihres Gatten mutieren. Ihr Herz schlägt für dessen Kumpel Rory Calhoun und deswegen nimmt sie auch das Pülverchen einer Wahrsagerin an, die ihr Problem aus dem Weg schaffen will. Doch erst einmal Witwe hört sie überall ein ominöses Flappen. Die Folge spielt erfolgreich mit Insectophobie und die Leigh hat den Drive, der so vielen Stars bei den müden Drehbüchern fehlte. Das Skript geht dann auch von der soften Geistergeschichte weg und rudert in „Tales from the Crypt“-Territorium rüber, leidet allerdings unter teilweise absolut lachhaften Tricks (Fake-Nachtfalter an kaum kaschierter Angel, eingebildete Insekten). Die Pointe könnte dann sogar David Lynch zu einem personellen Schicksal in „Twin Peaks“ inspiriert haben. Generell sprechen viele Kritiken deswegen von einer lachhaften Episode, aber die Folge hat einige effektive visuelle Sequenzen und auch der Plot hält einen wesentlich besser bei der Stange.
Bemerkenswert wirksam trotz kaum vorhandener Effekte ist auch (15), in der Martin Sheen als Bauarbeiter eine Kiste ausbuddelt, die er zwar säubern, aber nicht öffnen kann. Derweil bekommen er und seine Holde, gespielt von Kim Darby, üble Alpträume über ein diabolisch wieherndes Pferd und rollende Räder. Als die Kiste endlich aufgeht, enthält sie lediglich einen Spiegel und ein hölzernes Spielzeugpferd – Gegenstand der Alpträume. Leider ist der Wunsch, das gute Stück schnell wieder zu entsorgen nicht umzusetzen, denn es wächst beständig und bewegt sich munter durch die Gegend, selbst wenn man es fixiert oder vergräbt. Da bedarf es baldiger Aufklärung, was seine Frau mit dem Vieh zu tun hat. Der Plot ist jetzt nicht superoriginell und wird gerade im ersten Drittel ziemlich durch die immer gleichen Träume gestreckt, bekommt dann aber mit der Back Story in der zweiten Hälfte den nötigen Drive. Insgesamt die für mich beste Folge bisher, mit eine trotz eines „hölzernen“ Angreifers dramatischem Showdown.
(16) ist dann eine weitere memorable Episode, deren Wiedersehen mich sehr gefreut hat, war deren Finale doch eins dieser unerklärlichen Enden, die einen noch mehr verfolgen, wenn man sich nicht mehr erinnern kann, was man als Jugendlicher überhaupt gesehen hat. 1990 in der Erstausstrahlung nur zu einem Teil anwesend, konnte ich jetzt überraschend die ganze Folge sehen – und plötzlich bot sich eine ziemlich bizarre Episode dar. Die Story, auf einer Vorlage von Harlan Ellison und geskriptet von der „Star Trek“-Autorin D.C.Fontana, handelt von sechs wackeren Handwerkern/Künstlern, die gemeinsam einen Laden aufmachen (Künstlerkommune post-hippie-style) und im Hinterzimmer auf eine Kiste mit sechs bunten Glasgefäßen stoßen, zu denen sie eine unglaubliche Nähe und Affinität entwickeln. Das ist auch kein Wunder, denn die Gefäße enthalten eine Art uralte Wesenheiten, die bei den Herrschaften dazu führen, dass sie von Kunst auf „Morbides“ umschwenken und vollkommen in ihrer Arbeit aufgehen, bis sie sich am Ende scheinbar in ihrer Kunst selbst auflösen. Auch hier gilt wieder: nach etwa 15 Minuten weiß man ungefähr wie der Hase läuft und der Plot trabt dann in bedächtigem Tempo so weiter bis kurz vor Schluss, als die Folge in die Vollen geht. Dem Cast mangelt es leider an ein paar Aktivposten, um die Künstler „under influence“ etwas zugänglicher machen, aber die Schlusspointe fand ich damals höchst bizarr und eigentlich ist sie das auch heute noch.
Das gilt leider nicht für (17), die als Skript bestimmt ganz ordentlich wirkte, auf 50 Minuten gestreckt sich doch ziemlich zieht – nur diesmal ohne Überraschungen. Hier zieht eine Familie (Vater, große Tochter, zwei kleine Geschwister) in ein kleines Haus in San Francisco. Im oberen Geschoss grüßt immer ein schnauzbärtiger Herr am Fenster, doch natürlich wohnt dort gar niemand. Stattdessen entdecken die Kiddies (in einer frühen Rolle der spätere Teenie-Star: Leif Garrett), dass eine der Türen in eine verschneite Ebene führt, wo besagter Grüßaugust seine holde Ehefrau per Axt verhackstückt hat. Ungeachtet dessen besuchen sie ihn aber immer wieder. Nun muss man nicht groß raten, dass ihnen das niemand glaubt oder der Durchgang nicht immer da ist. Und natürlich fällt dem Autor auch nicht soviel zur Motivation ein, denn die Schnee-Besuche wiederholen sich endlos, dann baut man einen armen Hausmeister als Hilfsopfer ein und erst im Nachklapp wird die Absicht des Axtschwingers endlich geklärt, den man offenbar auch noch mit Sympathieentzug im Zaum halten kann. Schön gefilmt, aber leider insgesamt meistens sehr undramatisch und repetititv.
Im Fall von (18) haben die Autoren offenbar ein wenig zu oft „Rosemary’s Baby“ gesehen, denn die Story von der schüchternen Kleinstadtmaus, die in einem großen Bürohaus als Sekretärin arbeitet und nicht auf „socialising“ steht, weist doch einige Parallelen auf. Als ihre Mitbewohnerin und Kollegin verschwindet, gerät sie in den Fokus einer Gruppe von fünf Angestellten, die Teufelsbeschwörungen praktizieren, um mal so richtig frei zu „schwingen“. Auch hier ist der Fall praktisch nach 10 Minuten mehr als klar, das wenige Interesse bezieht die Folge mehr oder minder aus der Frage, ob der freundliche Kollege, der ihr zur Seite steht, eventuell auch zu dem Zirkel gehört. Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit den Elementargläsern aus Folge 16 (enthält jetzt: eine miniaturisierte Kollegin), ein ominöses 13.Stockwerk, wilde Fischaugenoptik, eine absurde magisch kontrollierte Autoflucht, in die man allerlei komisches Zeugs (Achterbahnoptik, sich näherndes Schiff) reingeschnitten hat und am Ende tatsächlich Typen in roten Kutten und gebogenen Zeremonialdolchen. Der Kokolores wäre vielleicht sogar wirksam, wenn Shirley Knight nicht eine 50 Minuten lang permanent wimmerndes und jaulendes Mäuschen spielen müsste, die einem nach gefühlt 20 Sekunden schon tierisch auf den Anker geht. Und der mehrfach wiederholte Beschwörungssermon der fünf Teufelsfreunde kann da in Sachen Nervfaktor mithalten.
Ein Scherz sollte offenbar (19) sein, in dem John „Gomez Addams“ Astin als hinkender Nachtwächter auf ein abbruchreifes Filmstudio aufpassen muss, in dem er früher selbst einige (Horror-)Rollen gespielt hat. Seine Holde ist schwanger und das eine Jugendbande auf dem Gelände Spaß haben will, ist ärgerlich – bedrohlich aber sind die Stimmen, die er hört. Die kommen von allerlei Hollywoodmonstern, die sich selbständig gemacht haben und nun als Geister speziell gern seine Frau und das Ungeborene bedrohen. Dabei ist das Setting durchaus interessant und angenehm, die Story aber lahmt und ganz besonders furchtbar sind die albernen Monstermasken der Geister, die sich an den Universalmonstern orientiert haben, ihnen aber nicht mal die Schuhe putzen dürften. Astin macht sich fortan zum Horst, bis er endlich gefeuert wird (William Castle selbst spielt einen Besucher des Studios). Hätte nett werden können, hat aber wieder mal weder besonders viel Plot noch Pointe.
Und wenn du denkst, es geht nichts mehr…kommt mit (20) doch noch eine brauchbare Episode, in der nach dem Tod eines angesehenen Arztes, drei Komponenten (Hornhaut, Stimmbänder und Hände) als Organspende transplantiert werden. Leider gibt sich der Tote mit der guten Tat nicht zufrieden und nutzt seine Jenseitskräfte, um die drei Patienten (darunter Meg Foster) zu kontrollieren, um Jagd auf seine Gattin zu machen, von der annimmt, dass sie ihn umgebracht hat. Die Episode spielt fast ausschließlich auf der Transplantationsstation und hat einen gewissen morbiden Reiz, vor allem weil der Geist zusätzlich auftritt (entsprechend ohne die transplantierten Teile) und nicht alle auf einmal kontrollieren kann. Ausnahmsweise hat die Story dann auch endlich mal eine Pointe.
Die wiederum ist bei (21) eher dürftig, obwohl die Prämisse gut ist. Nach dem Besuch eines Anonymenfriedhofs sieht sich Tab Hunter einem Doppelgänger ausgesetzt, dessen Auftauchen allerlei Dinge in Bewegung setzt, seine Existenz bedroht, Leute verletzt und ihn selbst zunehmend aggressiv werden lässt. Da wiederholt sich leider vieles und das Ende ist eher unspektakulär, aber insgesamt ist die Episode noch okay.
Das Finale der Serie bestreitet schließlich (22), die noch besser wäre, wenn sie nicht so durchsichtig daherkäme. Hier haben wir David Soul als scheinbar netten Love Interest für eine junge Dame, allerdings steht er bei jemanden in der Schuld und muss so einen Auftrag erfüllen. Gleichzeitig wird die Frau von einem alten Mann bedroht, der mit Morddrohungen verhindern will, dass sich zwischen ihnen eine Beziehung entwickelt. Liest sich auf dem Papier gut, ist aber eher eine romantische Affäre, deren gruselige bzw faustische Bestandteile a) offensichtlich werden und b) nachgerade alle erklärt werden, weil man sie eben nicht so gut im Zeitrahmen zeigen kann. Ein versöhnlicher Abschluss, aber noch lange kein Highlight.
Das waren sie dann also, die 23 Folgen und ich kann schon verstehen, dass die Serie ihre erste Season nicht überlebt hat. Nein, auch das Re-Branding bzw. Re-Naming der Serie konnte „Ghost Story“ nicht retten, „Circle of Fear“ scheiterte relativ schnell und wurde schon zwei Folgen vor Schluss im Februar 1973 aus dem Programmschema entfernt (die letzten Folgen wurden dann Ende März versendet). Aber die schlechten Quoten machten eine Fortsetzung unmöglich. So starb die Serie faktisch einen stillen Tod.
Hat man alle Folgen gesehen, ist der Misserfolg quasi selbsterklärend: Eben angesichts raffinierter, aber doch eher züchtiger sonstiger Gruselserien wie „Night Gallery“ wirkte „Ghost Story“ überraschend bieder und unentschieden.
Das fängt schon bei der Optik an. Offenbar beeinträchtigt von beschränkten TV-Budgets mussten eben interessante Kamerawinkel und Verfremdungseffekte herhalten, wenn denn nun wirklich mal etwas gezeigt werden musste. Für sanfte Gemüter ist das sicherlich „creepy“ genug, aber genuine Horrorfans dürften die meisten Episoden eher etwas zahnlos finden. Tricktechnisch kann man sowieso nicht viel erwarten aus einer Zeit, in der Gewaltdarstellungen deutlicher Natur überhaupt gar nicht bei den Networks über den Äther gingen. Nur in einigen wenigen Fällen bot man überhaupt echte optische Effekte auf, um bspw einen Geist zu zeigen. Manchmal ging das einigermaßen gut (wie in „Concrete Captain“ oder „Half a Death“), bisweilen geriet es aber enorm lächerlich wie in „Graveyard Shift“. Hier und da bewegten sich natürlich noch mal Dinge wie von Zauberhand, schwebten oder wurden „superimposed“, also mit einer anderen Optik überlegt, eine kostensparende, aber kreative Methode. Häufig aber deutete sich das Übernatürliche nur mittels eines plötzlich auftretenden Windes an, verbunden mit einer spähenden Kamerafahrt. Das war natülrich nicht genug, um Schocks oder die generelle Blutleere aufzuwiegen.
Da man aber das Meiste in den kompetenten Kulissen der „Burbank Studios“ abdrehte, war ein relativ einheitlicher Inszenierungsstil immerhin gegeben, der an die stabilen TV-Dramen und Krimis der 70er erinnert, die auch heute noch ihr Publikum finden (etwa: Columbo, Quincy, Ein Sheriff in New York), so dass sie niemals optisch billig wirkt.
Viel schwerer wiegen jedoch die einfallslosen Drehbücher, die schon eher dazu angetan waren, der Serie den Kopf zu kosten.
Tatsächlich hatte einige Geschichten klassische Hintergründe wie Rachefälle aus der Familie heraus, übernatürliche Liebe, sich wiederholende Geschichten oder Präcognition und Vorahnungen, aber selbst die hypnotische Optik muss es schaffen, bedrohliche oder verstörende Szenarios auch in eine das Publikum „einsaugende“ Storyline zu kleiden.
Dabei sind Folgen von im Schnitt 50 Minuten Länge aber leider ziemlich ungeeignet (später reduzierte sich der normale Networkschnitt ja dann auf ca 42 Minuten, was in einigen Fällen effektiver gewesen wäre). Für den Plot eines Films ist das zu kurz, nimmt man als Basis jedoch Kurzgeschichten oder entsprechende Plots, trägt sich die Dramatik meistens nicht über eine halbe Stunde. Deswegen entschied man sich dann ja in den 80ern auch dafür, Anthologieformate wie „Tales from the Darkside“, „The Hitchhiker“ oder „Monsters“ eher in einem Halbstundenformat anzulegen, während Serien, die das Prinzip teilweise umgingen, wie die Neuauflage der „Twilight Zone“ mit zwei bis drei Episoden pro Folge, kämpften wieder damit das Zeitlimit wirklich zu füllen.
Womit wir wieder bei „Ghost Story“ wären: praktisch in jeder Folge ist irre viel Füllmaterial, belanglose Gespräche, Fahrszenen, gern auch Figuren, die angestrengt oder verzweifelt nachdachten. Und wenn es davon nicht genug gibt, dann wandte man das Mittel der Wahl an, um Laufzeit zu füllen: Wiederholung. Natürlich ist es nicht das Schlechteste, wenn man eine Bedrohung oder eine gruselige Situation ausschlachtet, aber häufig stieß man hier in das gleiche Horn, baute praktisch narrative Schleifen ein. Die Stories bestehen häufig aus mehreren, sich zu vorsichtig steigernden Varianten von Vorkommnissen oder Handlungen.
In „Alter Ego“ etwa steigert die böse Hälfte des Schuljunge seine „Ich wars doch gar nicht!“-Quälereien, die Helen Hayes immer weiter in die Enge treiben; in „Time of Terror“ muss man schon sehr naiv sein, um nicht nach dem zweiten Durchqueren der Hotelhalle zu ahnen, dass wir uns hier in einer Art Zwischenreich befinden; die Besessenheit in „Conrete Captain“ tröpfelt stetig steigend in Richtung Episodenschluss, „Creatures of the Canyon“ besteht praktisch nur aus Varianten von immer weniger bedrohlichen Bellattacken und in „Earth, Air, Fire and Water“ wiederholt sich die Chose von der Selbstaufgabe für die Kunst tatsächlich viermal im gemütlichen Schlendertempo.
Offenbar fanden das genügend Leute anno 1972 aufregend, heute ist es manchmal so entwaffnend langsam erzählt, dass man nach einer Vorspultaste lechzt.
Hier und da hatte die Serie auch mal Folgen zu bieten, die aus dem Trend ausbrachen oder eine Art „Payback“ boten, bei dem die Bösen dann meistens am Ende noch bestraft wurden, in der Tradition von „Tales from the Crypt“, doch selbst wenn es mal halbwegs gut ging („The Dead wie leave behind“), folgte darauf dann eine Episode, bei dem es unverständlich oder lächerlich geriet („House of Evil“). Manchmal war auch die Prämisse gut, doch man scheiterte an den Umständen oder dem notwendigen Showdown („Graveyard Shift“, „Legion of Demons“) und manchmal war die ganze Episode ein unverständliches Kuddelmuddel („The Summer House“, „Elegy for a Vampire“).
Stimmungsvoller und atmosphärischer kommt da schon die Musikbegleitung daher, die aber auch nicht alles retten kann
Auf IMDB.com hängen die Folgen zumeist im Bereich einer 6er oder 7er-Wertung, was meistens schon kein gutes Zeichen ist, tatsächlich funktionierten aber offenbar nicht überall die erwartbaren Episoden gleich. Die höchste Wertung hat etwa die Jodie-Foster-Episode „House of Evil“ und die steckt nun wirklich voller Fragezeichen und ist wegen ihrer Keks-Voodoo-Püppchen streckenweise enorm affig. Im Umkehrschluss hat „Death’s Head“ mit Janet Leigh und der Totenkopfmotte eine extrem schwache Wertung, die aber wohl an den albernen Tricks liegt, denn in Sachen Plot ist die Folge ein seltenes abwechslungsreiches Beispiel für einen Revenge-Horror.
So sind dann auch die tatsächlichen Geisterepisoden meist melodramatische Chosen, die nicht wirklich überzeugen können, aber ggf. stimmungsvoll im Kanon von Mystery-Büchern ankommen.
Aber das deutet schon an, wem man „Ghost Story“ denn effektiv servieren konnte: Frauen, die gern mal etwas Mysteriöses sehen wollten, aber um Gottes Willen danach einen guten Nachtschlaf und einen entspannten kommenden Tag haben sollten.
In Deutschland kam die Serie dann erst 1990 bei SAT 1 unter dem Titel „Teufelskreis der Angst“ zur Ausstrahlung, wobei nur 18 Episoden ausgestrahlt wurden, die restlichen fünf dann ein Jahrzehnt später nachsynchronisiert wurden. Im Gegensatz zu anderen Serien, wurde „Teufelskreis“ jedoch nicht andauernd wiederholt.
Wenn ich Episoden empfehlen soll, würde für einen Test „Dark Vengeance“, „Spare Parts“ und „Earth, Air, Fire, Water“ vorschlagen, dazu vielleicht noch „Death’s Head“; „Touch of Madness“ und „Time of Terror. Andere wie „The Summer House“, „Doorway to Death“ und „Legion of Demons“ haben zumindest ihre Momente, aber zumeist auch entscheidende Schwachpunkte.
Insgesamt habe ich die „Circle of Fear“-Episoden aus der zweiten Staffelhälfte mehr genossen (und auch der Vorspann ist imho besser), während sich am Anfang einiges eher müde dahin schleppte.
„Ghost Story“ war nichts für Leute, die ihr TV raffiniert mögen, eher für Interessierte an konventionell aufbereiteten Stoffen, wobei sich die Serie aber immerhin nie der Lächerlichkeit preisgab, eher zeitweise der Einfallslosigkeit.
Was blieb, ist rückblickend ein nettes Szenario mit sehr vielen bekannten Gesichtern und Gaststars, denen man auch immer brav und konstruktiv darstellerisch etwas zu tun gab, was aber nicht zwingend zu Glanz und Gloria führte, aber die Sichtungen durchaus angenehmer macht.
Wenn man aber vergleicht, wie weit Serlings „Twilight Zone“ (1959-64) und auch das originale „Outer Limits“ (1963-65) dieser Serie rückblickend voraus waren, wundert es nicht, dass man inzwischen ein wenig buddeln muss, wenn man „diese“ Gruselgeschichten anschauen möchte.
Für Nostalgiker.
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