Der Selbstfindungstrip eines Donnergotts - »Thor: Love and Thunder«
Der Selbstfindungstrip eines Donnergotts
»Thor: Love and Thunder«
Gemeinsam mit seiner alten Liebe Jane Foster, Königin Valkyrie und Korg stellt sich Thor dem Duell mit dem Götterschlächter.
Wer ein Beispiel für den Begriff „Stilbruch“ sucht, sollte sich nur mal die Thor-Einzelfilme zu Gemüte führen: Während „Thor“ und „Thor: The Dark World“ von einem größtenteils bierernsten Grundton durchzogen sind, konterkarierte „Thor: Ragnarok“ diesen Stil mit seiner bunten und überbordenden Inszenierung, vielen irrwitzigen Kuriositäten und seinem speziellen Humor. Diese Trendumkehr war vor allem mit dem Namen des Regisseurs Taika Waititi verbunden, der das Comedy-Potenzial des Stoffes und vor allem von Hauptdarsteller Chris Hemsworth voll ausnutzte und somit einen der kreativeren Einträge im MCU-Kosmos erschuf. Auf Waititis Schultern ruhte nun die Last, diesen kreativen Ansatz auch im neusten Thor Film fortzuführen. Und was kann man sagen – Der Neuseeländer Waititi steigert die Irrwitzigkeit von „Thor: Ragnarok“ noch einmal deutlich und feuert mit kreativen Einfällen, Albernheiten und Gags aus allen Rohren – und schießt dabei leider nicht nur einmal deutlich übers Ziel hinaus.
Doch der Reihe nach: Zunächst sollen einmal die Vorzüge einer derartigen Over-the-Top Inszenierung hervorgehoben werden, denn was Waititi da an visueller Extravaganz auf die (hoffentlich größtmögliche) Leinwand zaubert, ist teilweise schier atemberaubend und atmet den Geist opulenter Space-Operas vergangener Jahrzehnte. Die Palette reicht dabei von den grandiosen Kostümen, über das traumhafte Set- und Produktionsdesign, bis hin zu den größtenteils sehr gelungenen CGI-Effekt-Gewittern. Doch solche technischen Feinheiten nützen bekanntlich nichts, wenn die erzählte Geschichte nicht überzeugt. In dieser Hinsicht kann „Love and Thunder“ nur bedingt punkten, da die Story sehr nach dem mittlerweile etablierten Superhelden-Schema abläuft und wie auf einer geraden Bahn ohne Umwege vom Anfang auf das Ende zusteuert ohne großartige Überraschungen zu bieten. Dabei kann immerhin Christian Bale als Götterschlächter überzeugen (um genau zu sein ist die Figur des Gorr sogar eine der interessantesten Schurken-Figuren in der gesamten MCU-Historie) auch wenn seine Screentime insgesamt doch leider etwas knapp bemessen ist.
Den düsteren Segmenten mit Gorr steht die poppig-bunte Inszenierung der restlichen Film-Abschnitte diametral gegenüber, wodurch der Film mit vielen Schwankungen in der Tonalität zu kämpfen hat. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass die als lustig intendierten Elemente des Films komplett übers Ziel hinausschießen und neben einigen klugen Gags leider auch viele Albernheiten beinhalten, die wohl nur Zehnjährige wirklich lustig finden (können). So findet „Love and Thunder“ keine einheitliche Linie und könnte mit seiner penetranten Wiederholung der immer selben Witze (Stichwort kreischende Ziegen) sogar Gefahr laufen, die Nerven des geneigten Publikums ordentlich zu strapazieren. Dies soll allerdings nicht über die kreativen Highlights des Films hinwegtäuschen, so dürfte die gesamte Sequenz in Allmachtsstadt, in der die unterschiedlichen Götter residieren und der von Russell Crowe herrlich übertrieben verkörperte Götter-Vater Zeus Hof hält, wohl zu den unterhaltsamsten Einschüben aller MCU Filme gehören. Nicht minder amüsant ist eine kleine Theaterszene in New Asgard, in der Matt Damon und Melissa McCarthy ein kurzes Gastspiel im Film haben und die Ereignisse von „Thor: Ragnarok“ auf der Theaterbühne auf köstliche Weise parodieren. Unterm Strich also bedauerlich, dass die spannungsarme Story von „Love and Thunder“ nicht mit der waghalsigen und äußerst kreativen Inszenierung mithalten kann.
Fazit:
„Love and Thunder“ erweist sich als opulente Spielbühne für einen komplett entfesselten Taika Waititi, der mit seiner Over-the-Top Inszenierung keine Rücksicht auf etwaige Zuschauer-Erwartungen nimmt und ein Feuerwerk an kreativen Einfällen, irrwitzigen Ideen am laufenden Band und (nervigen) Albernheiten abliefert, das nicht nur im MCU Kosmos seines Gleichen sucht. Der optisch sehr ansprechende Film versäumt es dabei eine spannende Geschichte zu erzählen, wodurch die kreative Inszenierung am Ende leider etwas für sich alleine steht.
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