Mit den Walküren nach Walhalla - »The Northman«
Mit den Walküren nach Walhalla
»The Northman«
Daraufhin flieht Amleth und schwört blutige Rache an seinem Onkel zu nehmen.
Die Leinwandpräsenz von Wikingern trieb im Laufe seiner Geschichte so manch kuriose Blüten: Handelt es sich bei „Die Wikinger“ von 1958 um einen aus heutiger Sicht gut abgehangenen Abenteuerschinken mit Kirk Douglas, so reibt man sich als Zuschauer beim trashigen „The Norseman“ schon eher die Augen – und das nicht nur wegen dem mit wenig schauspielerischem Talent gesegneten American Football Star Deacon Jones. Die Monty Python Truppe drehte die Nordische Mythologie in „Erik der Wikinger“ ordentlich durch den Fleischwolf und Marcus Nispel ließ in seinem „Pathfinder“ sogar Wikinger gegen amerikanische Ureinwohner kämpfen. Getoppt wurde dies nur noch durch den Fantasy/Science-Fiction-Bastard „Outlander“, in dem es ein Wikingerstamm mit einem waschechten Alien(!) zu tun bekommt. Bei „Outlander“ handelt es sich entfernt um eine Adaption des bekannten Beowulf-Gedichts, welches unter anderem auch im Wikinger-Klassiker „Der 13. Krieger“, im rauen Wikinger-Epos „Beowulf & Grendel“ und in Robert Zemeckis CGI-Unmöglichkeit „Die Legende von Beowulf“ als Vorlage verwendet wurde. Nachdem es eine Zeit lang sehr still um die Nordmannen wurde, entfachte 2013 der Start der Serie „Vikings“ eine regelrechten Wikinger-Hype und es entstanden zahlreiche Nachahmer-Projekte, von Serien wie „The Last Kingdom“ oder „Vikings Valhalla“ bis hin zu eher halbgaren Filmen wie „Hammer of the Gods“ und „Northmen – A Viking Saga“. Ein groß angelegtes Wikinger-Epos für die Kinoleinwand ließ aber weiterhin auf sich warten. Bis sich kein Geringerer als Robert Eggers der Thematik annahm und „The Northman“ verwirklichte.
Wer sich nun allerdings eine historische Schlachtplatte a la „Braveheart“ erwartet, der dürfte sehr schnell enttäuscht werden, denn „The Northman“ atmet viel eher den Geist von bedächtig inszenierten und mäandernden Filmen wie „Valhalla Rising“ von Nicolas Winding Refn oder „The Green Knight“ von David Lowery. Abgesehen von ein paar kleineren Kampfszenen zu Beginn, ist der Film nach dem ersten Drittel fast schon als ein reines Kammerspiel vor der rauen Kulisse Islands angesiedelt, welches sich hauptsächlich auf die epischen Bildkompositionen und die Interaktion der einzelnen Charaktere verlässt.
Dabei kann die illustre Darstellerriege durch die Bank überzeugen, besonders Alexander Skarsgard und Anya Taylor-Joy hinterlassen einen bleibenden Eindruck und vermögen es die tragischen Figuren der Geschichte glaubhaft zu verkörpern. Zudem bietet „The Northman“ inszenatorische Highlights, welche teilweise sogar ins Fantasy-Genre abgleiten (etwa ein wahrlich episch inszenierter Kampf mit einem Skelettkrieger) und die man in dieser Form gar nicht in einem derartigen Film erwartet hätte.
Auch der finale Kampf vor der Kulisse eines pulsierenden Vulkans dürfet dem geneigten Zuseher lange im Gedächtnis bleiben. Da lässt es sich durchaus verschmerzen, dass sich der Film im Mittelteil etwas zu sehr in Szenen verliert, welche keinen großen narrativen Mehrwert bieten und die Story abseits des klassischen Rache-Motivs etwas überraschungs- und innovationsarm geraten ist.
Fazit:
Vor der rauen Kulisse Islands entfaltet Regisseur Robert Eggers nach „The VVitch“ und „The Lighthouse“ wiederum absolut sehenswertes Genre-Kino, welches die Wikinger im Kino-Publikum (und alle, die es werden wollen) auf sicherem Wege nach Walhalla geleitet, um an Odins Tafel zu speisen. Manche unnötigen Zwischenstopps auf der Reise sind angesichts der inszenatorischen Wucht und emotionalen Tiefe der Reise schnell vergessen.
Kommentare
Der Streifen ist handlungsarm, ja fast langweilig und wirkt irgendwie billig. Kein Film, den man sich 2x ansehen kann. Und auch kein Film, den ich als Blu-Ray in meinem Archiv einstelle.
Ein schrottiges B-Movie ...
Wer mal einen unterhaltsamen Wikinger-Film sehen will, dem sei unter anderem "Northmen – A Viking Saga" aus dem Jahr 2014 zu empfehlen.