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It’s Morbin Time - »Morbius«

MorbiusIt’s Morbin Time
»Morbius«

Der Biochemiker Dr. Michael Morbius leidet an einer seltenen Blutkrankheit, die irgendwann tödlich für ihn enden wird, wenn er nichts dagegen unternimmt.

Durch ein riskantes Experiment versucht er sich zu heilen – dieses geht allerdings ordentlich schief und Morbius wird zum Vampir mit einem unstillbaren Durst nach Blut.

MorbiusDie Kooperation von Marvel und Sony kann durchaus als erfolgreich bezeichnet werden, entwickelte sich doch etwa jüngst „Spider Man: No Way Home“ zu einem absoluten Über-Hit. Daneben kocht Sony aber bekanntlich noch sein eigenes Süppchen mit eigenen Comic-Verfilmungen im Rahmen des Sony Spider-Man-Universum (SSU), welche (noch) nicht ins Marcel Cinematic Universe (MCU) integriert wurden. Nach „Venom“ und „Venom: Let There Be Carnage“ folgte 2022 der mit Spannung erwartete Antihelden-Streifen „Morbius“. Die Reaktionen waren deutlich: Von den meisten Kritikern in der Luft zerrissen, entwickelte sich „Morbius“ in den sozialen Netzwerken durch diverse Memes zu einem absoluten Phänomen, was Sony sogar kurzzeitig dazu veranlasste, den Film wieder zurück ins Kino zu bringen (allerdings mit mäßigem Erfolg). Doch verdient „Morbius“ diesen (Anti)-Hype?

Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte, denn bei „Morbius“ handelt es sich ganz sicher nicht um eine bahnbrechende Comic-Verfilmung (wie etwa „Spider Man: No Way Home“), sondern um einen sehr konventionellen Superhelden-Streifen, der ähnliche Probleme hat wie die beiden „Venom“-Filme: Die düstere Comic-Vorlage handelt eigentlich von einem Schurken bzw. bestenfalls Antihelden, was auch durch sehr viel (blutiger) Gewalt in den Comics verdeutlicht wird. In den Verfilmungen wiederum schielt man vonseiten der Produktion auf ein PG 13-Rating (sprich eine Jugendfreigabe, in Deutschland und Österreich vergleichbar mit FSK 12), wodurch die Filme recht gehemmt in ihrer Inszenierung wirken und zwar sehr gewalttätig wirken wollen, dies aber nicht durch explizite Szenen zeigen dürfen.

MorbiusSchon die „Venom“-Filme krankten an diesem inneren Widerspruch und auch bei „Morbius“ ergibt sich dieses Problem. Zwar hat man mit Daniel Espinosa einen sehr fähigen Regisseur für dieses Projekt abgestellt, welcher sich darauf versteht für eine bedrohliche Atmosphäre zu sorgen (etwa in seinem sehenswerten Sci-Fi-Horrorfilm „Life“), dessen Handschrift blitzt aber leider nur in einigen wenigen Szenen durch – beispielsweise in einer an „Alien“ erinnernden Sequenz auf einem Frachtschiff, in welcher „Morbius“ ein spannend inszeniertes Gemetzel unter den Crewmitgliedern anrichtet.

MorbiusStatt sich mehr auf solche starke (Horror)-Szenen zu verlassen, bietet „Morbius“ bedauerlicherweise sehr viel Leerlauf, unterfüttert mit schwach geschriebenen Dialogen, die der vermeintlichen tieferen Charakterisierung der Figuren dienen, allerdings daran scheitern, dass einem als Zuseher die Figuren im Film ziemlich egal sind, wodurch diese Szenen letztendlich belanglos sind. Selbst ein Jared Leto, welche ja als Joker bereits in „Suicide Squad“ eine Over-the-Top Schurkenperformance im Rahmen einer Comicverfilmung ablieferte, bleibt als Vampir Morbius erstaunlich blass (besser werden die Wortwitze heute nicht mehr).  Eine positive Ausnahme stellt dabei Matt Smith dar, welcher aktuell als Daemon Targaryen im neuen Fantasy-Serien-Meilenstein „House of the Dragon“ um den Eisernen Thron kämpft, der den Antagonisten Loxias Crown genüsslich frech verkörpert und für einige szenische Lichtblicke sorgt – der viel referenzierte und fast schon kultige „Bad Guy Dance“ miteingeschlossen.

 Somit bleibt unterm Strich ein konventioneller Superheldenfilm von der Stange (der wahrscheinlich in den frühen 2000er Jahren in der Gegenwart von dezent trashigen Comic-Verfilmungen wie „Daredevil“, „Elektra“, „Catwoman“ und „Ghost Rider“ wohl besser funktioniert hätte) und schon wie bei den „Venom“ Filmen der fade Beigeschmack von jeder Menge verschenktem Potenzial. Da passt es irgendwie ganz gut ins Gesamtbild, dass die obligatorische Post-Credit-Szene an unfreiwilliger Komik kaum zu überbieten ist und sich an der Grenze zur Lächerlichkeit bewegt und kaum Lust auf weitere Filme mit Morbius weckt.

MorbiusFazit:
Abgesehen von einem wunderbar chargierenden Matt Smith als Antagonisten und einigen sehr gelungenen Horror-Sequenzen (mit „Alien“-Anleihen) bleibt von „Morbius“ leider nicht allzu viel in Erinnerung.

Der Film bietet zu viel narrativen Leerlauf, echte Spannung entsteht deshalb nur selten und besonders interessant geschrieben sind die Charaktere auch nicht.

Bleibt am Ende nur austauschbares Mittelmaß im Einheitsbrei der modernen Comic-Verfilmungen.

Kommentare  

#1 Laurin 2022-10-08 11:39
Zitat von Niklas Klocker:
"In den Verfilmungen wiederum schielt man vonseiten der Produktion auf ein PG 13-Rating (sprich eine Jugendfreigabe, in Deutschland und Österreich vergleichbar mit FSK 12), wodurch die Filme recht gehemmt in ihrer Inszenierung wirken und zwar sehr gewalttätig wirken wollen, dies aber nicht durch explizite Szenen zeigen dürfen."

Da kann ich dir absolut recht geben. Da Sony (nicht nur) bei MORBIUS möglichst auch vielen jüngeren Kids an den Kinokassen das Taschengeld aus der Hose ziehen wollen, stellen sie sich in der Umsetzung durchaus selbst wie bei den vorherigen Filmen zur Figur VENOM ein ordentliches Bein. Der Film krankte schon bei meiner Rezension im Zauberspiegel zum Film deshalb nicht am schlechten Schauspiel der DarstellerInnen, sondern am weichgespülten Drehbuch, welches keine wirklich darstellerischen Höchstleistungen zulässt und die Figuren letztendlich nur verniedlicht.

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