The Last Night He Came Home - »Halloween Ends«
The Last Night He Came Home
»Halloween Ends«
John Carpenter hätte es sich wohl nicht zu träumen gewagt, dass sein mit spärlichen Mitteln realisierter Low-Budget-Slasher „Halloween“ (1978) den Grundstein für ein mehrere Jahrzehnte überdauerndes Horror-Franchise legen würde, welches mittlerweile sage und schreibe 13 Filme zählt und mit Michael Myers zudem eine der großen Kultfiguren des modernen Horror-Kinos erschaffen hat. Nach dem Erfolg des Erstlings ließ das direkt an die Ereignisse aus „Halloween“ anknüpfende Sequel „Halloween II“ (1981) natürlich nicht lange auf sich warten, konnte aber mit seinem sterilen Krankenhaus-Setting nicht ganz an die Durchschlagskraft des Vorgängers anknüpfen. Mit „Halloween III“ (1983) wollte man schließlich ein Anthologie-Konzept etablieren, das Fehlen von Michael Myers im Film wurde aber von Fans derart negativ aufgenommen, dass das Anthologie-Konzept schnell wieder verworfen wurde und man mit „Halloween 4- The Return of Michael Myers“ (1988) wieder auf Michael Myers als Zugpferd der Reihe setzte.
Zwar überzeugt die in schönen herbstlichen Bildern eingefangene Halloween-Atmosphäre des Films, doch inhaltlich machten sich bereits Abnutzungserscheinungen bemerkbar, welche spätestens mit „Halloween 5 – The Revenge of Michael Myers“ (1989) und „Halloween 6 – The Curse of Michael Myers“ (1995) immer offensichtlicher wurden und die Qualität der Reihe immer weiter herabsetzten. Mit „Halloween H20“ (1998) wollte man diesem Trend entgegenwirken, indem man Jamie Lee Curtis wieder ins Boot holte und sich inszenatorisch an Teen-Slashern wie „Scream“ orientierte. Mit dem Nachfolger „Halloween Resurrection“ (2002) erreicht die Reihe wohl ihren unzweifelhaften Tiefpunkt und auch die beiden von Rob Zombie inszenierten Remakes des Stoffes „Halloween“ (2007) und „Halloween II“ (2009) wurden, ob der ungewohnten Psychologisierung der Figur Michael Myers, eher kontrovers rezipiert. Zurück in die Erfolgsspur fand die Reihe erst wieder 2016 als David Gordon Green das Reboot mit dem schlichten Titel „Halloween“ inszenierte, sich auf die Suspense-Stärken des Originals zurückbesann und daraus einen packenden Horrorfilm machte. Der Mittelteil der Trilogie „Halloween Kills“ (2021) setzte den Fokus auf einen entfesselt mordenden Michael Myers und hat sich sein FSK 18 Siegel redlich verdient.
Dass die Story dabei mehr oder weniger auf der Stelle trat, war allerdings nicht zu leugnen. Dass sich nun „Halloween Ends” als Trilogie-Finale deutlich von seinen beiden Vorläufer-Teilen abgrenzen will, wird schon bei der obligatorischen Intro-Sequenz deutlich: Anstatt den Filmtitel im obligatorischen Kürbis-Orange erstrahlen zu lassen, wird ein markanter Blauton verwendet – die Parallelen zum kontroversen „Halloween III – Season of the Witch“ sind unverkennbar und wohl sehr bewusst gewählt. Ein durchaus provokanter Seitenhieb auf die Geschichte der Halloween-Reihe und es soll beileibe nicht der Einzige im Laufe der gut 111 Minuten Laufzeit des Films sein, denn „Halloween Ends“ dürfte mit seinem ungewohnten Fokus und überraschend charakterzentrierten Erzählweise viele Fans der Reihe vor den Kopf stoßen. Dreh- und Angelpunkt der sich entfaltenden Geschichte ist nämlich über weite Strecken des Films weder Laurie Strode (wiederum kongenial verkörpert von Jamie Lee Curtis) noch Michael Myers, sondern ein gänzlich neu eingeführter Charakter namens Corey Cunningham (dargestellt vom Kanadier Rohan Campbell). Dessen Entwicklung im Laufe der Geschichte, die grundlegende Dramaturgie, sowie die Filmästhetik erinnern dabei in vielen Aspekten an John Carpenters Kultfilm „Christine“ (1983) und in manchen Sequenzen wähnt man sich als geneigter Zuseher fast schon eher in einem Remake der Stephen King Film-Adaption als in einem Teil der „Halloween“-Reihe.
Neben „Christine“ nannte Regisseur David Gordon Green auch die beiden im Jahr 1987 entstandenen Vampir-Streifen „The Lost Boys“ und „Near Dark“ als wichtige Inspirationsquelle für seinen Film, was ebenfalls in vielen Szenen und kleinen Details deutlich wird. Vielen Fans dürfte das sauer aufstoßen, doch wer sich auf diese Neuausrichtung innerhalb der Reihe einlassen kann, wird mit einer interessant gestalteten und durchwegs spannend inszenierten Außenseiter- bzw. Schuldbewältigungs-Story belohnt, welche nicht vor drastischen und diskussionswürdigen Wendungen zurückschreckt und dem Zuseher nicht nur einmal förmlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Die Kills (welche sich gegen Ende des Films in ausgeprägter Schlagzahl zu häufen beginnen) sind schön blutig inszeniert strotzen dabei teilweise vor Einfallsreichtum und überraschend schwarzem Humor, welchen man in dieser Form auch nicht unbedingt erwartet hätte. Doch neben all den neuen Ansätzen vergisst „Halloween Ends“ nicht darauf, den Fans zum Schluss doch noch den großen Endkampf zwischen Laurie Strode und ihrer Nemesis Michael Myers zu liefern, welcher durch seine markerschütternde Brutalität zu einem konsequenten und zufriedenstellenden Ende geführt wird – inklusive einem clever gewählten Schlussbild, welches sehr viel Raum für persönliche Interpretationen offenlässt.
Fazit:
„The Lost Boys“ treffen in Haddonfield auf „Christine” – und Michael Myers mischt auch noch mit. Der charakterzentrierte Fokus sowie die teilweise entschleunigte Erzählweise dürften viele Fans enttäuschen, doch wer sich auf die sich zunächst langsam entfaltende Geschichte einlassen kann wird mit vielen Wendungen, kreativen Kills und einem würdigen Finale für die beiden Kultfiguren der Reihe belohnt.
Kommentare
Ich schätze mal Myers dürfte sich jetzt wirklich langsam totgelaufen haben, weil man im Grunde immer in der gleichen Suppe umrührt, was die grobe Handlung angeht.