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Der tödliche Freund - Der Leichenroboter

Der tödliche Freund

Der Leichenroboter

 

Mit dem Horrorfilm „Nightmare – Mörderische Träume“ hatte Wes Craven (1939-2015) gerade einen internationalen Sensationserfolg verbucht. Dementsprechend hoch waren die Erwartungshaltungen an seinen nächsten Kinofilm, „Der tödliche Freund“, der knapp zwei Jahre später seine Uraufführung erlebte. Zunächst kein sonderlich großer Erfolg, genießt er unter Fans mittlerweile Kultstatus. Jetzt ist er erstmals auf BluRay erschienen, enthalten in einem Mediabook von Plaion Pictures.

Den meisten heutigen Kinogängern dürfte Wes Craven vermutlich durch sein filmisches Vermächtnis „Scream“ bekannt sein, denn der selbstironische Horrorfilm, der 1996 für einen neuen Boom unter Teen-Horrorfilmen sorgte, zog zu Cravens Lebzeiten drei Fortsetzungen nach sich, die der Altmeister bis ins Jahr 2011 allesamt noch selbst inszenierte. Aber auch danach war noch nicht Schluss, denn ab 2015 gingen die Metzeleien in einer aus insgesamt drei Staffeln bestehenden Fernsehserie weiter. Und auch im Kino startete man ab 2022 in eine neue Runde, die von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett inszenierten fünften und sechsten Teile der Reihe waren erfolgreich genug, um ebenfalls wieder gehörig die Kassen klingeln zu lassen. Vor „Scream – Schrei!“ war Wes Craven indes am ehesten aufgrund des Films „Nightmare – Mörderische Träume“ bekannt, der 1984 für Gänsehaut sorgte und einen neuen, ikonografischen Mörder etablierte, der seitdem aus der Horrorhistorie nicht mehr wegzudenken ist: Freddy Krueger, dargestellt von Robert Englund unter einer fiesen Verbrennungsnarbenmaske. Auch hier gab es noch zu Wes Cravens Lebzeiten sechs Kinofortsetzungen, die aber nicht alle von ihm selbst inszeniert wurden. Nach dem 1984er Hit inszenierte Craven zwei weniger bedeutsame Arbeiten fürs Fernsehen, bevor er sich 1986 dem Roman „Friend“ von Diana Henstell annahm, und diesen von Bruce Joel Rubin für die Leinwand adaptieren ließ. Nach einigen Änderungen, über die man auch etwas im Bonusmaterial des Mediabooks erfährt, wurde daraus schließlich „Deadly Friend“ bzw. „Der tödliche Freund“, wie der Film in Deutschland betitelt wurde.

Paul Conway (Matthew Labyorteaux) ist ein äußerst cleverer Teenager, dem es im Alleingang gelungen ist, einen Roboter zu konstruieren, der mit einem lernfähigen Computergehirn ausgestattet ist. Diese Vorform der heutzutage schlagzeilenträchtigen Künstlichen Intelligenz hat Paul einen Platz an einem von Dr. Johanson (Russ Marin) geleiteten Lehrstuhl eingebracht. Seine alleinerziehende Mutter Jeannie (Anne Twomey) ist ebenfalls am Institut angestellt. In der neuen Nachbarschaft schließt Paul schnell mit Tom (Michael Sharrett) und Sam (Kristy Swanson) Freundschaft. Letztere leidet unter den Gewaltausbrüchen ihres alkoholkranken Vaters Harry (Richard Marcus). Als Sam nach einer neuerlichen Auseinandersetzung mit ihrem Vater die Treppen hinunterfällt, verletzt sie sich so stark, dass sie kurz darauf für hirntot erklärt wird. Paul möchte das nicht ohne weiteres hinnehmen, zumal er sich wegen seines Roboters eingehend mit dem menschlichen Gehirn auseinandergesetzt hat. Er kommt auf die Idee, den Gehirnchip seines Roboters in Sams Gehirn einzupflanzen, um sie damit wieder ins Leben zurückzuholen. Ein Plan, der leider nicht so abläuft, wie er sollte…

Die ziemlich naive Ausgangsidee, die der Romanvorlage „Das unheimliche Wunderkind“ von Diana Henstell geschuldet ist, muss man erst einmal schlucken, um sich auf „Der tödliche Freund“ einlassen zu können. Wes Craven hat daraus eine durchaus auch ironisch angelegte Mischung aus dem „Frankenstein“-Mythos und einer Teenagerromanze im Computerzeitalter gemacht. Sobald aus dem liebenswerten Mädchen der blutrünstige Leichenroboter geworden ist, wird es zunehmend lächerlich, was Craven dadurch kompensiert, dass er auch die Gewaltexzesse und deren visuelle Umsetzung zunehmend ins grotesk Überzogene steigert. Da kommen dann zumindest die Splatterfans auf ihre Kosten. Sicherlich nicht Cravens gelungenste Arbeit, aber dennoch ein zumindest kurzweilig unterhaltender Genrefilm, den man sich durchaus mal anschauen kann. Die im Mediabook enthaltene BluRay (die ebenfalls enthaltene DVD stand genau wie das Booklet zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung) überzeugt mit einem Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), bei dem das Filmkorn mitunter zwar noch zu sehen ist, das aber durch seine Schärfe in den hellen Passagen und durch seine kräftigen Farben zu gefallen weiß. Am Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist ebenfalls nichts auszusetzen. Die Extras umfassen eine alternative Restaurierungsversion, Interviews aus dem Jahr 2021 mit Kristy Swanson (9 Minuten), dem Drehbuchautor Bruce Joel Rubin (8 Minuten), dem Effektmaskenbildner Lance Anderson (5 Minuten) und dem Komponisten Charles Bernstein (8 Minuten), diverse deutsche, englische und spanische Trailer und TV-Spots sowie eine große animierte Bildergalerie (mit mehr als 100 Motiven).

Kommentare  

#1 Des Romero 2024-03-28 19:30
Wenn man bedenkt, was es bei der Produktion für Streitigkeiten und künstlerische Differenzen gegeben hat, wundert man sich, dass überhaupt noch ein halbwegs anschaubarer Film entstanden ist.
Ich habe den allerdings seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht ist er ja doch schlechter, als ich ihn in Erinnerung habe.
#2 Ringo Hienstorfer 2024-03-29 15:04
@ Des Romero:
Ich habe Dir eine PN geschickt ;)

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