Better Man - Die Robbie Williams Story - Superstar mit Selbstzweifeln
Better Man – Die Robbie Williams Story
Superstar mit Selbstzweifeln
Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Robbie Williams in „Better Man – Die Robbie Williams Story“ niemals selbst vor der Kamera zu sehen ist, die das Publikum daran zweifeln ließ, ob sich hier ein Kinobesuch überhaupt lohnen wird. Den ungewöhnlichen und ziemlich schrägen Ansatz, den Protagonisten durch einen computeranimierten Affen darstellen zu lassen, hat der exaltierte Sänger gemeinsam mit seinem Regisseur Michael Gracey („The Greatest Showman“) ausgeheckt, der in der Filmbranche zuvor auch bereits Erfahrungen im Bereich visuelle Effekte gesammelt hatte (u.a. bei „Ned Kelly“ mit Heath Ledger und Orlando Bloom). Williams selbst konnte sich schnell mit diesem Stilmittel anfreunden, da er sich nach eigener Aussage im Laufe seiner Karriere sehr oft zum Affen gemacht habe und in seiner Entwicklung noch recht unreif sei. Zum anderen hätte man sich wahrscheinlich ohnehin der digitalen Tricktechnik bedienen müssen, um Robbie Williams im Laufe der Jahrzehnte vor der Kamera darzustellen. So seltsam diese Idee auf den ersten Blick anmuten mag – im Laufe dieses gut zweistündigen Biopics verliert man die Tatsache irgendwann aus den Augen. Die Animationen sind nämlich erstaunlich überzeugend geraten (man denke auch an die vergleichbaren Tricks aus den aktuellen „Planet der Affen“-Filmen), und die Geschichte selbst ist aufregend und spannend genug und durchweg mit etlichen weiteren visuellen Kabinettstückchen inszeniert, dass man das alles irgendwann gar nicht mehr so ungewöhnlich findet.
Seine Begeisterung für die Musik und das Singen hat der junge Robbie Williams von seinem Vater Peter (Steve Pemberton) vererbt bekommen, der sich selbst mehr schlecht als recht als Alleinunterhalter und Barsänger über Wasser hält. Er trennt sich schon früh von seiner Frau Janet (Kate Mulvany), weswegen Robbie bei ihr und seiner Großmutter Betty (Alison Steadman) aufwächst. Die beiden geben dem jungen Außenseiter das nötige Vertrauen und die Unterstützung, an dem es ihm in der Schule und unter den Kindern in der Nachbarschaft mangelt. Mit viel Glück gelingt es Robbie als Teenager, beim Casting für die neue Boyband „Take That“ als eines der Mitglieder ausgewählt zu werden. Aber Manager Nigel Martin Smith (Damon Herriman) hat klare Vorstellungen, wie diese Gruppe auszusehen hat und wer ihre künstlerische Entwicklung bestimmt. Denn außer Gary Barlow (Jake Simmance), der für die meisten Songs als Leadsänger fungiert, hat auch keines der Bandmitglieder ein Anrecht darauf, die Lieder zu schreiben oder sich kreativ einzubringen. Robbie Williams hingegen ist schon seit Kindertagen ein leidenschaftlicher Songwriter und würde auch seine eigenen Ideen liebend gerne bei „Take That“ umgesetzt sehen. Aufgrund dieser Diskrepanz versinkt der labile junge Mann wieder stärker in Selbstzweifeln und sucht Trost im Alkohol und in Drogen.
Es ist erstaunlich mutig von Robbie Williams, sein Leben auf diese Weise in einem Biopic darstellen zu lassen. Seine eigenen Fehler und charakterlichen Mankos werden an keiner Stelle des Films ausgespart, sondern vielmehr als Teil des Abwärtsstrudels dargestellt, der die Laufbahn des Sängers auf nicht unerhebliche Weise prägte. „Better Man“ macht aber auch deutlich, mit wie vielen Formen der Abhängigkeit und Abweisung Williams immer wieder zurechtkommen musste. Es ist sehr ungewöhnlich, dass trotz dieser zahlreichen herzergreifenden Momente auch der Humor nie zu kurz kommt, da Robbie Williams hier auch jede Menge Selbstironie an den Tag legt. Wer Williams‘ Musik mag, kommt ohnehin auf seine Kosten, weil zahlreiche seiner großen Hits in mitunter sagenhaften Choreografien und in spannenden Neuinterpretationen an den passenden Stellen der Handlung effektvoll eingearbeitet worden sind. Ein höchst originelles und mitreißendes Biopic, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Die 4KUHD-Erstveröffentlichung von Tobis weist ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 2,40:1) auf, das keine Wünsche mehr offenlässt. Auch der Ton ist im Vergleich zu Veröffentlichungen von internationalen Majors-Labels exzellent umgesetzt, da er sowohl auf Deutsch wie auch im englischen Original in Dolby Atmos 11.1 vorliegt, optional sind deutsche Untertitel und englische Untertitel für Hörgeschädigte einblendbar. Die Extras umfassen den englischen und deutschen Trailer, die Featurettes „Robbies Story“ (2 Minuten), „Wieso der Affe“ (2 Minuten), „Behind the Scenes“ (2 Minuten), „Creating the Vision“ (2 Minuten) und „Better Man Goes TIFF“ (1 Minute) sowie eine kleine animierte Bildergalerie von der Deutschland-Premiere des Films.
Kommentare
Eigentlich - eigentlich - ist "Better Man" eine ziemlich 08/15 Musikerbiografie: Arme Verhältnisse, Aufstieg, Absturz, Comeback, Erfolg.
Aber der Affe hat es dann doch ganz anders gemacht, den ich tatsächlich nach schon 5 Minuten nicht mehr als solchen wahrgenommen habe.
Meines Erachtens stellen hier die visuellen Effekte mit Motion Capture die "Planet der Affen"-Reihe sogar weit hinter. Allein der gemeinsame Tanz auf dem Boot...
Ich bedauere diejenigen, die diesen beeindruckenden Film auf der großen Leinwand verpasst haben.
Ach ja, und die Regent-Street Tanzsequenz... : )
Ich sehe das ähnlich wie Torsten, wobei ich zudem wenig Bezug zu Robbie Williams habe. Aber vielleicht ist der Affe ja sogar der Kniff, um die Sache interessanter zu machen. Mal sehen. Kommt auf die Liste der Filme, die ich mir doch noch irgendwann ansehen werde.