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Das wahre Leben der Alice im Wunderland - Authentisches Vorbild

Das wahre Leben der Alice im Wunderland

Authentisches Vorbild

 

Kaum jemand dürfte heute noch wissen, dass das kleine Mädchen in Lewis Carrolls absurdem Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“ von einer real existierenden Person beeinflusst worden war. Im Jahr 1985 schrieb Dennis Potter ein Drehbuch zu den Hintergründen, das von Gavin Millar unter dem Titel „Das wahre Leben der Alice im Wunderland“ verfilmt wurde. Nun ist der hierzulande weitgehend unbekannte Film zum ersten Mal auf DVD zu haben.

„Alice im Wunderland“ hat auch in den 160 Jahren seit seinem ersten Erscheinen kaum etwas von seiner Faszination und Popularität eingebüßt. Lewis Carrolls (1832-1898) satirischer Fantasyroman war seiner Zeit weit voraus und hat immer wieder das Interesse der Kreativen geweckt, die die absurd-komische Geschichte des kleinen Mädchens, das in ein Kaninchenloch fällt und darauf in einer Parallelwelt die absonderlichsten Abenteuer erlebt, auf die unterschiedlichsten Weisen adaptiert haben. Erste Verfilmungen entstanden bereits in der Stummfilmzeit, eine stargespickte große Studioproduktion realisierte dann Norman Z. McLeod 1933 für Paramount Pictures. Zu den bekanntesten der zahlreichen anderen Verfilmungen gehören sicherlich Walt Disneys Zeichentrickversion aus dem Jahr 1951, die 26teilige japanische Zeichentrickserie der Nippon Animation aus den Jahren 1983/84 oder die kunterbunte und schräge Variante des Regie-Exzentrikers Tim Burton, die dieser 2010 mit Mia Wasikowska in der Titelrolle und Johnny Depp als verrückter Hutmacher realisierte und die sogar sechs Jahre später noch eine Fortsetzung nach sich zog. Nur wenige dürften allerdings wissen, dass der Mann hinter dem Pseudonym Lewis Carroll, Reverend Charles Dodgson, tatsächlich ein kleines Mädchen namens Alice kannte, das er als Vorbild für seine Romanheldin benutzte und der er seine Geschichten im Wunderland auch gewidmet hat.

Die fast 80jährige Britin Alice Hargreaves (Coral Browne) wird 1932 an eine US-Universität eingeladen, wo der 100. Geburtstag des Schriftstellers Lewis Carroll gefeiert werden soll. Als Alice noch ein kleines Mädchen (Amelia Shankley) war, verband sie eine Freundschaft mit Reverend Charles Dodgson (Sir Ian Holm), der ihr und ihren Schwestern bei Bootsfahrten oder Picknicks gerne Geschichten von einem Wunderland erzählte. Alice bat den Geistlichen, die fantastischen Abenteuer doch zu Papier zu bringen, was dieser unter dem Pseudonym Lewis Carroll schließlich mit selbst gezeichneten Grafiken auch tat. Als Mrs. Hargreaves in Begleitung ihrer unsicheren Gesellschafterin Lucy (Nicola Cowper) mit dem Schiff in New York ankommt, wird sie direkt von einer Schar Reportern belagert, die in der Geschichte der wahren Alice dicke Schlagzeilen wittern. Jack Dolan (Peter Gallagher) ist der forscheste unter ihnen, zumal er gerade keinen festen Auftraggeber mehr hat. Jack becirct die hübsche junge Lucy, um auf diese Weise in Kontakt mit Mrs. Hargreaves zu kommen. Dolan ist auch derjenige, der die finanziellen Möglichkeiten hinter der Geschichte wittert und sich Mrs. Hargreaves als Manager und Berater anbietet. Auf diese Weise gelingt es ihm, Radiowerbespots für die alte Dame an Land zu ziehen und mit den Paramount Pictures über eine aufwändige Realverfilmung der Geschichte zu verhandeln – und dabei gehörig Provision einzustreichen.

Gavin Millars Film wagt den Spagat zwischen einem hübsch eingefangenen Historiengemälde (angesiedelt in den 1860er und 1930er Jahren) und einer originellen Bebilderung der fantastischen Abenteuer aus dem Kinderbuchklassiker. Für letzteres hat der Jim Henson’s Creature Shop beeindruckende Fantasygeschöpfe kreiert, die auch heute noch für Staunen sorgen können. Beim ständigen Wechsel zwischen den Zeiten und den Erlebniswelten kommt es aber auch zu Redundanzen und Längen, die den Drive der Erzählung mitunter ausbremsen. Auch wenn der Film nicht durchweg gelungen ist, erzählt er dennoch eine spannende, ungewöhnliche und ein Stückweit in Vergessenheit geratene Geschichte. Die Bildqualität (im Widescreen-Format 1,85:1) ist okay, wenngleich es an Schärfe mangelt. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit englischen Untertiteln) ist stets gut zu verstehen und nicht weiter zu beanstanden. Das Bonusmaterial umfasst den englischen Trailer zum Film sowie eine kleine animierte Bildergalerie, die lediglich aus Schwarz-Weiß-Fotos besteht.

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