AMANDO DE OSSORIO - Eine kleine Werkschau: Teil 4: LA NOCHE DE LOS BRUJOS

LA NOCHE DE LOS BRUJOS

Das Drehbuch de Ossorios macht es sich etwas einfach. Die Geschichte spielt in dem fiktiven afrikanischen Land Bumbasa. Um sich nicht mit afrikanischen Riten und Geheimbunden auseinander setzen zu müssen, was für einen solchen Film fraglos auch zu ambitioniert gewesen wäre, reduziert er diese auf den allgemein bekannten Begriff "Voodoo", womit man ja zu jener Zeit praktisch jeden Ritus der Farbigen dieser Welt bezeichnete.
1910 wird eben in diesem Bumbasa eine weisse Frau bei einem Voodoo-Ritual getötet. Dazu wird sie zunächst ausgepeitscht, dann vergewaltigt und schliesslich geköpft. Die Wilden trinken hernach ihr Blut und der Kopf der Hingerichteten erwacht samt Vampirgebiss zum Leben. Ein Trupp der Kolonialherren (Nationalität unbekannt) metzelt daraufhin den gesamten Stamm nieder.
In der Gegenwart macht sich eine Expedition, bestehend aus drei Frauen und zwei Männern, auf, um die Tiere in Bumbasa zu studieren. Mitten im Urwald geraten sie an einen geheimnisvollen weissen Mann namens Munga, der ihnen von bösen Riten der Eingeborenen erzählt. Es handelt sich um Yaru-Voodoo-Rituale, bei denen die weiblichen Opfer in Leopardenfrauen verwandelt werden.

Carol lockt dann Liz in den Dschungel, wo die Leopardenladys gemeinsam über sie herfallen. Unterdessen versucht Munga Tanika zu vergewaltigen, die ihn jedoch abwehren kann und ersticht. Sie flüchtet in das Zelt Grants, der als Zombie erwacht und auf sie los geht. Sie kann aber fliehen und verbrennt das Zelt samt dem Untoten. Dann flüchtet sie in den Dschungel.

Man muss einen Draht zum Trash haben, um Derartiges wirklich zu mögen. Dem Film sieht man jederzeit seinen Geld- und Zeitmangel an. Die meisten Aufnahmen entstanden in einem Studio in Madrid, die Aussenaufnahmen in einem Abenteuerpark am Stadtrand. So verbreitet er denn auch zu keiner Sekunde afrikanische Atmosphäre.
Wir brauchten drei Aufnahmen, aber wir hatten gerade einmal eine Stunde, um sie zu machen. Das ist nicht genug Zeit, aber wir mussten sie drehen. Das ist der Grund, warum der Film schlecht gemacht ist und auch einige Szenen fehlen. Der Film ist ein Desaster und schuld ist der Regisseur. Ich hatte einfach kein Geld. Ich drehte Filme innerhalb einer Woche und machte Sachen wie diese.
(Amando de Ossorio)

Zu keinem Zeitpunkt wird auf irgendwelche Hintergründe eingegangen. Scheinbar wird 1910 die erste Leopardenfrau geschaffen und ist bis zu den Ereignissen des Films auch die einzige, denn es tritt keine weitere auf. Warum das Ritual vollzogen wird, spielt keine Rolle. Gezeigt wird überdies eine tumbe Gemeinschaft von Tänzern (Studenten aus Ghana, die an der Universität von Madrid für den Film rekrutiert wurden), die sich an den stattfindenden Grausamkeiten ergötzen und mit Freuden die Opfer sozusagen ausweiden. Dem Film deshalb Rassismus vorzuwerfen, ein Gedanke, der einem durchaus kommen kann, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, würde aber zu weit führen. Noch in den 70'er Jahren waren Afrikaner einfach nur irgendwelche unterentwickelten Buschbewohner, die zu einem vernünftigen und zivilisierten Denken nicht fähig sein konnten. De Ossorio übernahm diese allgemeine Haltung in sein Drehbuch. Daraus könnte man Rückschlüsse auf seine menschliche oder politische Einstellung zu ziehen. Wenn man dann noch den Film LA ENDEMONIADA heran zieht, in dem er ein beinahe ärgerliches Bild der Zigeuner zeichnet... aber mehr dazu bei jenem Film.

Warum Jack Taylor als Einziger der Getöteten zum Zombie wird und Kali Hansa nachstellt, wird ebenfalls immer ein Geheimnis bleiben. Auch hier zitiert de Ossorio sich selbst, indem er einfach die Szene der Wiedergängerin aus LA NOCHE DEL TERROR CIEGO wiederholt. Schon da war es nicht sonderlich motiviert.
Es wäre jedoch unfair, dem Film nur Schlechtes nachzusagen. Er leidet enorm unter seinem ganz offensichtlich mickrigen Budget, sowie unter der Wahl des Drehortes, der eher zu einem sommerlichen Waldspaziergang einläd. Die Szenen mit den Zombies sind sehr gut gelungen, was ja auch in den Templerfilmen schon der Fall war. Besonders am Ende, wenn Simon Andreu und Kali Hansa mit ihrem Fluchtwagen ziellos hin und her fahren, weil überall diese schattenhaften Gestalten stehen.
Die Darsteller agieren weitestgehend im gewohnten Standard, also eher etwas emotionslos mit einer Neigung zum Overacting. Jack Taylor, wohl einer der besten Schauspieler in den spanischen Horrorfilmen, verkauft sich hier eindeutig unter Wert und spielt entsprechend lustlos.
Ein paar Worte noch zu der nachfolgenden Längenangabe, das gilt im Grunde für alle spanischen Horrorfilme bis Mitte der 70'er. Sie beruht auf der allgemeinen internationalen Fassung. Dieser Film, wie viele andere jener Zeit, lief jedoch in diversen Ländern in unterschiedlichen Versionen. Es gab Filme, die in manchen Ländern zusätzliche Szenen enthielten, in anderen wiederum auch einige Szenen bewusst nicht enthielten. Deshalb ist es immer sehr schwierig, von cut/uncut-Versionen zu sprechen. Zudem gibt es Unterschiede zwischen den original spanischen und den internationalen Versionen. Aufgrund der Zensur damals in Spanien durften keine Geschlechtsmerkmale der Frauen und Männer nackt gezeigt werden. So wurden manche Szenen doppelt gedreht, sozusagen in der "angezogenen" für den nationalen Markt und in der "nackten" Version für den internationalen (besonders für die notgeilen Deutschen. In Deutschland erschienen einige spanische Horrorfilme in den international längsten Versionen). Diese Szenen sind heutzutage ein willkommener Bonus auf den DVD's.
