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AMANDO DE OSSORIO - Eine kleine Werkschau: Teil 4: LA NOCHE DE LOS BRUJOS

Amando de Ossorio - Eine kleine WerkschauTeil 4:
LA NOCHE DE LOS BRUJOS

Zwischen den Erfolgen der Filme um die reitenden Leichen gönnte Amando de Ossorio sich die eine oder andere Auszeit und drehte Streifen wie diesen kleinen, in seiner Story haarsträubenden Film. Er ging völlig unter und schaffte es erst in den Achzigern durch diverse Videoveröffentlichungen, doch noch von einigen Zuschauern wahrgenommen zu werden. In Deutschland wurde er zunächst gar nicht herausgebracht und kam eben erst mit etwa zehn Jahren Verspätung verschämt und unbeworben auf Video heraus.

 

Deimos DVD-CoverDas Kuriosum am Rande ist die Tatsache, dass dieser der einzige Film de Ossorios ist, der es zu einer eigenen Website gebracht hat. Was auch immer der Grund sein mag, es gibt sie. LA NOCHE DE LOS BRUJOS ist zwar ein zuweilen schwerfälliger Film, doch er ist ob seiner kruden Machart und seiner sehr seltsamen Szenenabläufe ein meist kurzweiliger Streifen, wenn man es schafft, die billigen Sets, die hohle Story und die manchmal überdrehenden Darsteller zu akzeptieren.

Das Drehbuch de Ossorios macht es sich etwas einfach. Die Geschichte spielt in dem fiktiven afrikanischen Land Bumbasa. Um sich nicht mit afrikanischen Riten und Geheimbunden auseinander setzen zu müssen, was für einen solchen Film fraglos auch zu ambitioniert gewesen wäre, reduziert er diese auf den allgemein bekannten Begriff "Voodoo", womit man ja zu jener Zeit praktisch jeden Ritus der Farbigen dieser Welt bezeichnete.

1910 wird eben in diesem Bumbasa eine weisse Frau bei einem Voodoo-Ritual getötet. Dazu wird sie zunächst ausgepeitscht, dann vergewaltigt und schliesslich geköpft. Die Wilden trinken hernach ihr Blut und der Kopf der Hingerichteten erwacht samt Vampirgebiss zum Leben. Ein Trupp der Kolonialherren (Nationalität unbekannt) metzelt daraufhin den gesamten Stamm nieder.

In der Gegenwart macht sich eine Expedition, bestehend aus drei Frauen und zwei Männern, auf, um die Tiere in Bumbasa zu studieren. Mitten im Urwald geraten sie an einen geheimnisvollen weissen Mann namens Munga, der ihnen von bösen Riten der Eingeborenen erzählt. Es handelt sich um Yaru-Voodoo-Rituale, bei denen die weiblichen Opfer in Leopardenfrauen verwandelt werden.

Die LeopardenfrauBereits in der ersten Nacht verschwindet die Fotografin Carol. Sie wird von der vampirischen Leopardenfrau (das Opfer von 1910) zu Ihresgleichen gemacht. Auf der Suche nach ihr entdeckt man am nächsten Tag, dass der Opferstein, der sich in der Nähe befindet, blutig ist. Schon in der darauf folgenden Nacht wird Professor Grant von den beiden Leopardendamen getötet.

Carol lockt dann Liz in den Dschungel, wo die Leopardenladys gemeinsam über sie herfallen. Unterdessen versucht Munga Tanika zu vergewaltigen, die ihn jedoch abwehren kann und ersticht. Sie flüchtet in das Zelt Grants, der als Zombie erwacht und auf sie los geht. Sie kann aber fliehen und verbrennt das Zelt samt dem Untoten. Dann flüchtet sie in den Dschungel.

Ende des RitualsHier trifft sie auf die Leopardenfrauen, die inzwischen zu dritt sind. Hinzu kommen noch die zu untotem Leben erwachten Voodoo-Tänzer. Der Jäger Carter, der die Expedition als Sicherheitsmann begleitet, muss sich mit diesen Zombies auseinander setzen. Es gelingt ihm, Tanika zu befreien, bevor sie auf dem Altar geopfert wird. Die Beiden schnappen sich einen der Wagen und fliehen. Doch Tanika ist längst infiziert...

Man muss einen Draht zum Trash haben, um Derartiges wirklich zu mögen. Dem Film sieht man jederzeit seinen Geld- und Zeitmangel an. Die meisten Aufnahmen entstanden in einem Studio in Madrid, die Aussenaufnahmen in einem Abenteuerpark am Stadtrand. So verbreitet er denn auch zu keiner Sekunde afrikanische Atmosphäre.

Wir brauchten drei Aufnahmen, aber wir hatten gerade einmal eine Stunde, um sie zu machen. Das ist nicht genug Zeit, aber wir mussten sie drehen. Das ist der Grund, warum der Film schlecht gemacht ist und auch einige Szenen fehlen. Der Film ist ein Desaster und schuld ist der Regisseur. Ich hatte einfach kein Geld. Ich drehte Filme innerhalb einer Woche und machte Sachen wie diese.
(Amando de Ossorio)

Woodoo - Orgie des GrauensMit einem Schmunzeln könnte man sagen, dass nicht der Regisseur schuld ist, sondern der Drehbuchautor. Da diese ein und die selbe Person sind, bleibt nur ein Achselzucken. Die Story ist hanebüchen, ohne echte Inspiration geschrieben und verwirklicht. Schon das Ritual ist rein auf die Effekte hin entworfen. Warum sollten die Frauen erst ausgepeitscht und geköpft werden, wo sie doch hinterher als Ganzes zu Leopardenfrauen werden? Dass sie, um es kenntlich zu machen, lediglich ein Leopardenfell angezogen bekommen, liegt am mageren Budget und ist verzeihlich. Die dritte im Bunde wird dann nicht mehr durch das Ritual zur Leopardenfrau. Tanika schliesslich muss dazu nicht einmal sterben.

Zu keinem Zeitpunkt wird auf irgendwelche Hintergründe eingegangen. Scheinbar wird 1910 die erste Leopardenfrau geschaffen und ist bis zu den Ereignissen des Films auch die einzige, denn es tritt keine weitere auf. Warum das Ritual vollzogen wird, spielt keine Rolle. Gezeigt wird überdies eine tumbe Gemeinschaft von Tänzern (Studenten aus Ghana, die an der Universität von Madrid für den Film rekrutiert wurden), die sich an den stattfindenden Grausamkeiten ergötzen und mit Freuden die Opfer sozusagen ausweiden. Dem Film deshalb Rassismus vorzuwerfen, ein Gedanke, der einem durchaus kommen kann, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, würde aber zu weit führen. Noch in den 70'er Jahren waren Afrikaner einfach nur irgendwelche unterentwickelten Buschbewohner, die zu einem vernünftigen und zivilisierten Denken nicht fähig sein konnten. De Ossorio übernahm diese allgemeine Haltung in sein Drehbuch. Daraus könnte man Rückschlüsse auf seine menschliche oder politische Einstellung zu ziehen. Wenn man dann noch den Film LA ENDEMONIADA heran zieht, in dem er ein beinahe ärgerliches Bild der Zigeuner zeichnet... – aber mehr dazu bei jenem Film.

AushangfotoDem Film fehlt es an Eigenständigkeit. Er ist aus verschiedenen Versatzstücken anderer zusammen gebastelt, wobei de Ossorio sich sehr häufig auch selbst zitiert. Das Erwachen der Zombies etwa ist exakt so inszeniert wie jenes der untoten Templer. Natürlich gibt es auch wieder eine Vergewaltigungssequenz, wenn es auch nur beim Versuch bleibt (und wieder ist es José Thelman, der sich über die Frau hermachen darf – und auch wieder dafür stirbt). Das Herumlaufen der Leopardenfrauen wird fast nur in Zeitlupe gezeigt, wobei sich der Sinn dessen nicht erschliesst. Man könnte zu der Annahme kommen, dass er beeinflusst war von den Szenen in Leon Klimovskys LA NOCHE DE WALPURGIS (Nacht der Vampire, 1971), einem der erfolgreichsten Filme jener Zeit, denn die Szenen mit den Vampirinnen in Zeitlupe gleichen sich zu sehr. In beiden Filmen waren diese Szenen wenig spannungsfördernd. Die verlangsamten Bewegungen waren allerdings auch etwas, das er selbst erfolgreich bei den reitenden Templern verwand hatte, wo es jedoch deutlich zur Steigerung der Spannung beigetragen hatte.

Warum Jack Taylor als Einziger der Getöteten zum Zombie wird und Kali Hansa nachstellt, wird ebenfalls immer ein Geheimnis bleiben. Auch hier zitiert de Ossorio sich selbst, indem er einfach die Szene der Wiedergängerin aus LA NOCHE DEL TERROR CIEGO wiederholt. Schon da war es nicht sonderlich motiviert.

Es wäre jedoch unfair, dem Film nur Schlechtes nachzusagen. Er leidet enorm unter seinem ganz offensichtlich mickrigen Budget, sowie unter der Wahl des Drehortes, der eher zu einem sommerlichen Waldspaziergang einläd. Die Szenen mit den Zombies sind sehr gut gelungen, was ja auch in den Templerfilmen schon der Fall war. Besonders am Ende, wenn Simon Andreu und Kali Hansa mit ihrem Fluchtwagen ziellos hin und her fahren, weil überall diese schattenhaften Gestalten stehen.

Die Darsteller agieren weitestgehend im gewohnten Standard, also eher etwas emotionslos mit einer Neigung zum Overacting. Jack Taylor, wohl einer der besten Schauspieler in den spanischen Horrorfilmen, verkauft sich hier eindeutig unter Wert und spielt entsprechend lustlos.

Ein paar Worte noch zu der nachfolgenden Längenangabe, das gilt im Grunde für alle spanischen Horrorfilme bis Mitte der 70'er. Sie beruht auf der allgemeinen internationalen Fassung. Dieser Film, wie viele andere jener Zeit, lief jedoch in diversen Ländern in unterschiedlichen Versionen. Es gab Filme, die in manchen Ländern zusätzliche Szenen enthielten, in anderen wiederum auch einige Szenen bewusst nicht enthielten. Deshalb ist es immer sehr schwierig, von cut/uncut-Versionen zu sprechen. Zudem gibt es Unterschiede zwischen den original spanischen und den internationalen Versionen. Aufgrund der Zensur damals in Spanien durften keine Geschlechtsmerkmale der Frauen und Männer nackt gezeigt werden. So wurden manche Szenen doppelt gedreht, sozusagen in der "angezogenen" für den nationalen Markt und in der "nackten" Version für den internationalen (besonders für die notgeilen Deutschen. In Deutschland erschienen einige spanische Horrorfilme in den international längsten Versionen). Diese Szenen sind heutzutage ein willkommener Bonus auf den DVD's.


La Noche de Los BrujosLA NOCHE DE LOS BRUJOS
Profilmes/Hesperia Films 1973 – 85 Minuten
Regie und Drehbuch: Amando de Ossorio
Kamera: Francisco Sanchez
Schnitt: Antonio Ramirez
Spezialeffekte: Jesus Iglesias, Amando de Ossorio (uncredited)
Musik: Fernando G. Morcillo
mit Simon Andreu (Rod Carter), Kali Hansa (Tanika), Jack Taylor (Professor Jonathan Grant), Maria Kosti (Liz), Lorena Tower (=Loreta Tovar)(Carol Harris), Joseph Thelman (=José Thelman)(Munga), Barbara King (=Bárbara Rey)(Leopardenfrau).

Alternativtitel
:
NIGHT OF THE SORCERERS (International)
WOODOO – INFERNO DES GRAUENS (Deutschland)
WOODOO – ORGIE DES GRAUENS (Deutschland)
NIGHT OF THE WITCHES (Titel in der Wikipedia/englisch) http://en.wikipedia.org/wiki/The_Night_of_the_Witches

DVD-Veröffentlichungen:
NIGHT OF THE SORCERERS (Deimos Entertainment/USA)
Exzellente Version – Abtastung vom Originalnegativ (Open Matte Version/1,33:1) – Originalversion mit engl. Untertiteln sowie Englische Synchronversion – Trailer – "Clothed" Scenes – Szenen aus anderen Fassungen – Fotogalerien und Booklet. Diese Version wird sogar in Spanien vertrieben. Wird auch als Double Feature mit dem Film EXORCISMO (1975) angeboten.

NIGHT OF THE SORCERERS (Crash Cinema/USA)
1,33:1 - Englisch

NIGHT OF THE SORCERERS (Midnight Video/USA)
1,33:1  – Englisch mit festen holländischen Untertiteln (Übernahme des Sunrise-Tapes, NL).

In Deutschland ist der Film bisher auf DVD nicht erhältlich. Es gibt nur zwei VHS-Veröffentlichungen aus den 80'er Jahren von Zentaur Video (Titel siehe oben), die eine schlicht unterirdische Synchonversion und ein extrem dunkles Bild haben.

Offizielle Website des Films

 

Trailer (spanisch mit engl. UT)

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