Susanne Gerdom erzählt Petra etwas über das Schreiben
: Ich schreibe so gut wie alles an meinem Schreibtisch, auf meinem Sitzpilz. Links von mir steht das Drucker-Scanner-Fax-Katzenbett-Kombigerät (Das geht so: Katze vorsichtig hochheben, Abdeckung öffnen, Papier einlegen, Abdeckung schließen, Katze vorsichtig wieder ablegen.)
Über mir auf dem Regalbrett schwebt Piggasus, mein Schreibschwein, und passt auf, dass ich arbeite und hält die Bücher aufrecht, die da stehen: meine aktuelle Handbibliothek. (Dornseiff, The Steampunk Bible, Kleines Lexikon untergegangener Wörter, Fernkurs in Böhmisch, Ganz Wien in 7 Tagen, Von Erlaucht bis Spektabilis)
Rechterhand ist mein Chaosstapel (Briefe, Ausdrucke, Zeitschriften, Prospekte), daneben stehen meine Notizbücher und Hustentropfen. Vor mir und der Tastatur mein Normseiten-Frühstücksbrettchen, ein USB-Hub, eine Kaffeetasse (im Moment die Love my Companion Cube-Tasse) und eine Flasche Wasser. Ab Nachmittags kommt eine Tüte Studentenfutter dazu oder etwas rohes Gemüse zum Knabbern. So in etwa ist die Grundausstattung. So schreibe ich am liebsten.
: Ich arbeite in einem gut frequentierten gemeinsamen Arbeitszimmer. Hier ist immer was los. Und soll ich was sagen? Das ist kein Problem. Ich kann mich in der Regel gut konzentrieren.
: Beides. Ich führe wie wahrscheinlich jede/r meiner KollegInnen ein bzw. mehrere Notizbücher mit durch mein Leben - Moleskine, was sonst (grinst) -, in die ich alles notiere, was mir auf- und einfällt. Zum laufenden Projekt, zum in Planung befindlichen nächsten Projekt und Ideensplitter für irgendwann mal oder nie.
Aber da ich in der Regel im Auftrag schreibe, ist der Verlag mit seinen Wünschen natürlich zuerst an der Reihe. Das geht von sehr freier Hand für Ueberreuter bis zu sehr genauen Vorstellungen bei ArsEdition und Piper. Ich mag beides. Wenn ich Stichworte oder Themen bekomme, dann ist das eben der Funke, an dem sich die Inspiration entzündet. Und je abwegiger ein Thema für mich ist, desto mehr Reibung entsteht. Das ist reizvoll und daraus entstehen unter Umständen nachher die dichtesten und spannendsten Projekte.
: Ich plotte mal mehr mal weniger meistens weniger. Da ich beinahe immer ein Exposé für ein geplantes Projekt erstellen muss, habe ich notgedrungen vorab eine Storyline ausgedacht, an die ich mich aber sehr, sehr selten halte. Meine Geschichten entstehen ausschließlich aus den Figuren und ändern sich mit ihnen.
Ich schreibe linear: Fange am Anfang an und ende mit dem Schluss. Keine Karteikarten, die hin- und hergeschoben werden. Meine Erfahrung: Wenn ich eine Szene außerhalb der Reihe schreibe, kann ich sie nachher nicht mehr verwenden, weil sich alles anders entwickelt hat. Also lasse ich das.
: Keine Intention, außer der, eine Geschichte zu erzählen, die man (hoffentlich) lesen mag. Der Drang, Geschichten zu erzählen, ist aber sehr stark und ich werde unruhig und unleidlich, wenn ich einmal nicht zum Schreiben komme.
Susanne Gerdom: Beeinflusst hat mich alles, was ich in meinem Leben gelesen habe, und das ist viel. Aber nicht nur jedes Buch, auch jeder Film, jede Reportage alles, was Eindruck hinterlässt. Ich kann nicht sagen, dass es einen Autor, eine Autorin gibt, die mich besonders beeinflusst hätte. Die Stars animieren mich dazu, mich noch mehr anzustrengen, der Durchschnitt zeigt mir, dass ich es auch kann und die anderen lese ich nicht mehr. (lächelt)
: Was mich animiert hat? Ich habe mir mein ganzes Leben lang Geschichten erzählt, schon als Kind. Auf die Idee, sie aufzuschreiben, bin ich aber erst sehr spät gekommen, so rund um mein 30. Jahr. Deutschunterrichtgeschädigt, wie so viele.
: Immer das in Planung. Es gibt nichts Schöneres, als eine frische, junge Liebe. Die ersten hundert Seiten sind die besten. Danach wird es Arbeit und man liebäugelt schon mit der nächsten großen Liebe
Aber ich habe tatsächlich ein Manuskript, an dem mein Herz ein bisschen mehr hängt. Das ist einmal ganz und gar mein Buch, ohne Blick auf Verlage, Käufer, Leser entstanden. Wahrscheinlich werde ich es nie verkauft bekommen und es am Ende selbst herausgeben müssen: Projekt Armageddon. (Meine TestleserInnen lieben es auch aber es passt einfach in keine der üblichen Genre-Schubladen und das macht den Verkauf schwierig.)
Bild: Susanne Gerdom von Klarissa Klein
Bild: Petra E. Jörns von Kristian Jörns
Bild: Petra E. Jörns von Kristian Jörns