Reeve, Philip - Lerchenlicht (Hardcover)

FotoLERCHENLICHT
(Larklight)
von Philip Reeve
Illustrationen: David Wyatt
Übersetzung Ulrike Nolte
423 Seiten (Hardcover) – 17,95 €
ISBN 978-3-8270-5199-8
Berlin Verlag GmbH/Bloomsbury

„Wie überaus lästig“, beschwerte sich Mutter und betrachtete die wabernden Tropfen aus Spinnenblut, die durch die Luft segelten, an der Decke zerplatzten und von dem teuren Läufer aufgesogen wurden. „Sobald wir mit der Rettung des Sonnensystems fertig sind, werden wir das Haus neu einrichten müssen.“

Im 17. Jahrhundert entdeckte Grossbritannien die Möglichkeit der Raumfahrt, ein Geheimnis, das das britische Empire mit keinem anderen Staat der Welt teilte.

Wir befinden uns in der Mitte des 19. Jahrhunderts und das Haus Lerchenlicht, idyllisch in der Nähe des Mondes gelegen, wird von einer Horde weißer Riesenspinnen überfallen. Die Geschwister Arthur und Myrtle Mumby können gerade noch rechtzeitig fliehen. Damit beginnt für die Beiden ein wirklich fantastisches Abenteuer.

Sie können zum Mond fliehen, wo sie die Bekanntschaft mit dem jugendlichen Weltraumpiraten Jack Havock und seiner Truppe machen, die mit dem Äthersegler (Raumschiff) Sophronia auf der Flucht vor den britischen Sicherheitskräften sind. Gezwungenermassen bleiben sie an Bord des Seglers, merken aber bald, dass Havock nicht der rüde Pirat ist, als der er in der Times und anderen Medien immer dargestellt wird. Auch seine Mannschaft schäumt vor sympathischem Charisma fast über. Nach einer Flucht zur Venus wird Myrtle von den Spinnen entführt. Während sie sich bald auf dem Mars wiederfindet, fliegen Arthur und die Piraten zum Jupiter, wo ihnen ein Teil des Geheimnisses offenbart wird. Die Spinnen suchen einen Schlüssel. Dieser befindet sich in einem Amulett, das Arthur in Verwahrung hat. Auch auf dem Jupiter werden sie angegriffen und so wagen sie die Flucht nach vorn – zum Saturn. Von dort ist noch nie jemand zurückgekehrt. Sie erfahren die ganze Geschichte, die so ungeheuerlich und fantastisch ist, dass ich sie hier nicht erzählen will.

Dieser Text ist nur der Versuch einer Rezension. Es fällt mir schwer auf dem Teppich zu bleiben, denn seit vielen Jahren habe ich kein solch wunderbares Buch mehr gelesen.

Schon rein optisch ist dieses Werk ein Traum. Das Artwork und die liebevolle Gestaltung sind allein schon den Kaufpreis wert.

Reeve arbeitet nicht mit den in Jugendbüchern sonst üblichen „Oh's“ und „Ah's“, wenn etwas anders als normal erscheint. Er hält sich exakt an die Geschichte (sogar die wichtigen geschichtlichen Personen sind real), fügt dem eben nur das Detail hinzu, dass die Briten die Raumfahrt beherrschen und solch netten Schnickschnack wie Roboter erfunden haben. Ansonsten bleibt er beim Zeitbild, die Raumschiffe sind wirklich klassische Segelschiffe mit besonderen Flügeln. Es gibt keine Laserwaffen, sondern typische Bordkanonen und Vorderlader.

Mehr als ein Mal wird deutlich, dass Reeve ein Verehrer der SF- und Abenteuerpioniere H.G. Wells und Jules Verne ist. Er verneigt sich sehr tief vor diesen Männern, weiß sie in einer intelligenten und niemals aufdringlichen Art zu zitieren. Insider finden hier noch viel mehr Anspielungen, die bis in die neuere Zeit der SF reichen (es gibt zum Beispiel eine entlegene Weltraumstadt namens Farpoo – Fans des STAR-TREK-Universums können es sofort identifizieren).

Reeve ist seines Zeitbildes absolut sicher. Auffällig sind auch seine wirklich individuellen und liebevollen Charakterzeichnungen. Wahrlich jede Figur wächst dem Leser schnell ans Herz.

Der Text ist britisch-stilvoll abgefasst. Obwohl ich das Original nicht kenne, erscheint es mir so, als sei die Übersetzung exzellent.

Ich möchte hier enden, bevor ich endgültig ins Schwärmen gerate. Aber so wie Reeve sich in Verehrung vor den grossen alten Meistern verneigt, so will ich mich ebenfalls vor ihm, dem Illustrator und auch der Übersetzerin verneigen, die mir viele wirklich schöne Lesestunden gegeben haben.

Wenn ich könnte, würde ich glatt jeden ZWINGEN, dieses Buch zu kaufen. Eine Empfehlung auszusprechen hieße, das Buch unter seinem Wert anzupreisen.

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2008-03-09 15:05
Danke für den Lesebefehl. :D Die Originalfassung (LARKLIGHT) steht schon lange auf meiner Liste unbedingt zu lesender Bücher, jetzt hat sie einen spontanen Sprung nach vorne gemacht. :-)
#2 Stefan Holzhauer 2008-03-25 23:00
Ich habs durch und bin schlichtweg, massiv und fast wortlos begeistert!!! :-) Ich werde dennoch auch noch eine Rezension dazu schreiben... Das ist um Längen kreativer und origineller als beispielsweise ein gewisser englischer Zauberlehrling!
#3 Bettina.v.A. 2008-03-26 00:03
Ich habe sowieso das Gefühl, dass es in großem Maß eine Überbewertung sehr schöner aber nicht schlichtweg genialer Bücher gibt (siehe auch Dark Materials oder Spiderwick). Ich habe beide gelesen und fand sie sehr nett und schön zu lesen, aber sie kommen (trotz des Hype, der über sie gemacht wird) nicht mit Geschichten wie Lerchenlicht etc mit.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.