»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Die Dämonenfährte (Geister-Western 3)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Die Dämonenfährte«
Geister-Western 3 von Mark Denver (Walter Appel)
Während Monsieur U.H.Wilken ja ein stilistisch recht holpriges, aber atmosphärisch doch halbwegs eindringliches Präriewerk mit Geist ablieferte, hatte ich es hier mit dem gruseltechnisch gut eingelebten Walter Appel zu tun, der meiner Meinung nach ja wissen sollte, wie man ein horribles Romanheft strukturiert. Unter dem güldenen Pseudonym „Mark Denver“ (immerhin: nicht „Eugene Mississippi“!) veröffentlicht, liefert Appel dann auch tatsächlich ab und bringt das Zwitterdasein aus Horror und Western praktisch auf den Punkt: das Musterbeispiel eines Gruselromans mit „Kämpfer des Lichts“ und einer unheiligen Dreieinigkeit, ohne zu zögern auf einen stabilen Westernrächerplot drauf gepfropft. Ob man es glaubt oder nicht: das funktioniert.
Da ergeben sich wirklich nur wenige Stolpersteine, allerdings fällt das Ergebnis dann auch wenig originell aus, denn es handelt sich in beiden Genres lediglich um einen Standardplot, bei dem man die gängigen „europäischen“ Monster einfach in den Wilden Westen verlegt hat.
Dabei schnuppert es zwischendurch doch tatsächlich mal ganz aromatisch nach Graham Mastersons klassischem Indianerreißer „Der Manitou“ (bombig-trashig verfilmt mit Tony Curtis übrigens…) bzw. dessen unvermeidlicher Fortsetzung „Die Rückkehr des Manitou“, die aber erst 1975 verfasst wurde und deshalb nicht in Untersuchungshaft genommen werden kann.
Indianische Dämonengötter geben auf jeden Fall so einiges her, wenn man kreativ sein will – hier allerdings kommen sie nicht recht zu ihrem Recht, weil Manitous böser Bruder „Owaneeo“, der hier mit 19 Köpfen oder 19 Beinen oder so antritt, nur als Endgegner mal in den Ring steigt und sonst seine Standard-Finsterlinge losschickt.
Wie leicht man aus finsteren Western-Archetypen entsprechende Gruselmonstren machen kann, beweist Appel eindeutig, allerdings ging der kreative Weitwurf spätestens mit den Tode geritteten (no pun intended) Dämonentattoos auf der Brust der Helfer auf Talfahrt und später dann flöten.
Oder anders gesagt: Appel liefert genau das, was man vom Western- und vom Gruselroman wohl so erwarten konnte und deswegen ist das Ergebnis auch so langweilig; das ist kein schriftstellerischer Ritt auf der Rasierklinge mit viel Risiko, das ist ein vorformatiertes Pferdeschnitzel mit Apache rot-weiss.
»Jack Kane, Texas-Ranger!« - »Der Mann, den sie Tornado-Kane nennen?« - »Der bin ich. Du bist gut informiert, Caddo!«
This is the Story:
Wir sind...verdammt, wo spielt das denn...also mal Apachen googeln...in Santa Fe latschen sie auch noch rum...ah ja, Süden der USA...okay, wir sind irgendwo in Arizona oder New Mexico.
Dort haben drei Schlimmfinger der übelsten Sorte, die man schon am Namen und an ihrer Anatomie als Bösewichter erkennt, Dämonisches vor: Pride Oates (hinkt!), Concho Miller (einäugig, hager!) und der Wucherer Enderson (Blatternnarben, zu geizig für einen Vornamen) opfern in einem zyklopischen Pueblo aus finsterer Vorzeit gemäß eines uralten Rituals ein unschuldiges Indianermädchen (Kehle durch und los…), um den Dämonengott Owaneeo zu beschwören. Das klappt mit dem Blute dann auch und der fiese Möpp erscheint: 19 Arme, 19 Beine, 7 Köpfe (da hab ich mich vorhin verzählt gehabt) und ganz viel schlechte Laune. Die Drei möchten also Meister des Grauens werden und der Dämonengott ist jetzt schon gelangweilt, spielt aber dennoch mit (warum die immer so abfällig sein müssen, gibt es nicht mal Dämonen Marke „Kumpel Jesus“ oder so was, irgendwas Optimistisches?). Alle kriegen ein Teufelssignum in die Brust gebrannt und fühlen sich ab sofort wie Gott persönlich. Oates ist schon ganz heiß darauf, seinem Texas-Rangers-Verfolger Jack Kane die Hosen lang zu ziehen.
Besagter Kane ist dann auch unser eisenharter und staubtrockener Protagonist, der dann einige Wochen später auch in die Kleinstadt Grand Junction einreitet, wo Pride Oates seinen Lebensmittelladen hat. Er will ihn als Mörder verhaften, doch leider ist der Chef außer Haus. Zu erfahren ist nur, dass Oates vor einigen Tagen sechs Kerle im Saloon umgelegt und dabei selbst ein Dutzend Kugeln ohne Wimpernzucken geschluckt hat.
Anwesend sind nur Oates‘ Männer Alvarado und Shayne, die auf die unfreundliche Anfrage Kanes hin, natürlich sofort zur Waffe greifen. Erst als Alvarado tot und Shayne halbtot ist, bekommt er die nötige Info, doch mal auf der Hiller-Farm nachzusehen.
Vor Ort ist nicht viel los, aber Kane trifft immerhin auf einen gewissen Jake Death (muharhar…), der sofort ankündigt, Kane unter die Erde zu bringen. Und die Chancen stehen nicht schlecht, denn trotz 16 lustiger Winchester- und Revolverkugeln fällt Death nicht und verweigert auch jegliche Blutung, wird aber hübsch durchventiliert. Danach wird er fröhlich mit einem Bowiemesser bearbeitet, weil Kane de facto noch nie von Vampiren gehört hat, aber schließlich kommt eine abgebrochene Latte vom Corralzaun Kane zu Hilfe.
Als das geschafft ist, geht sogar Kane die Muffe, doch er dringt tapfer ins verwaiste Farmhaus ein, wo er schließlich einen Falltürzugang zum Keller findet. Dort ist Pride Oates, seines Zeichens Neu-Vampir gerade dabei, drei mexikanische Mädchen an- und abzuzapfen. Unwillig, gestört zu werden, hantiert er eine Schrotflinte hervor, woraufhin Kane ihm die Schultergelenke zerschießt, um ihn dann unter Schreien und Brüllen schließlich die Holzlatte genau durch das Dämonensignum auf der Brust zu treiben, woraufhin Oates sich in eine Schrumpelmumie verwandelt – allerdings steckt noch etwas Leben in ihm.
Consuela, Conchita und Annunciata sind natürlich happy und sakrosant (da alle noch minderjährig oder knapp an der Grenze), doch Annunciata ist schon zu oft angesaugt worden und entwickelt nun selbst spontan spitze Zähne. Also muss Kane auch sie pfählen. Zwecks finaler Beseitigung des Vampirs plant Kane nun ein konstruktives Abfackeln, doch als er mit Brennstoff zurückkehrt, kann er den Kellerraum nicht mehr wiederfinden. Consuela vermutet (richtig), dass es sich um schwarze Magie handelt und empfiehlt Pater Eusebio aus der Missionskirche.
Der ist nach ausgiebiger Information sofort Feuer und Flamme und bricht mit Weib und Ranger sofort noch einmal zur Farm auf, das John-Sinclair-Party-Paket mit Knoblauch, Weihwasser, Silberkreuz, Pfählen und Petroleumkannen in der Satteltasche.
Die Versuche, mit christlichem Glauben dem Indianerzauber beizukommen misslingt jedoch komplett, dafür erscheint eine Dämonenfratze als Mond am Himmel. Und da kommt auch schon die Mumie von Pride Oates aus dem Keller, der sich langsam aber sicher in ein haariges Monstrum verwandelt.
Es gibt eine riesige Bambule, in deren Verlauf Kane reichlich und Eusebio schließlich letal einsteckt, Letzterer kann Kane aber noch einen Tipp für gutes Gelingen geben: der Ranger möge sich an den Apachenhäuptling Caddo, einen Renegaten, wenden. Kane schleift das Monstrum noch etwas mit dem Lasso mit, dann aber müssen er und das Mädchen fliehen.
Wieder in der Stadt macht Kane das, was jeder aufrechte Held nicht tun sollte, wenn er ein Monster auf einer Farm zurück gelassen hat: er informiert nicht die Behörden, sondern jagt stattdessen Consuela einmal durch die Betten. Prompt steht zum Frühstück Monster Oates auf der Main Street.
Weil auch hundert Kugeln nichts bringen, kann Oates den wehrhaften Teil der Stadtbevölkerung in der Folge in kleine Fetzchen reißen, bis es Kane endlich schafft, das Vieh mit Petroleum zu übergießen und anzuzünden. Pride Oates geht in Rauch auf.
Nach den üblichen Lobestiraden (?!?) reitet Kane alsbald in die San Juan Mountains, um den besagten Caddo auszugraben. Dort verteilt er per Rauchzeichen Gesprächsbereitschaftsbotschaften, die jedoch mit einem halben Dutzend rothäutiger Meuchelmörder beantwortet werden, von denen er fünf im Nahkampf umbringen muss, damit er den Sechsten fragen kann, ob er mit dem Kennwort Owaneeo was anfangen und ergo endlich mal zuhören könnte. Kann er.
Nach allerlei Abtasten und Misstrauen rund um das Treffen, hat er den gut gebildeten und sehr intelligenten Renegaten endlich vor sich, der tief ergriffen von Eusebios Tod ist. Er klärt den ungläubigen Kane über die Geschichte Owaneeos auf, der vor Urzeiten über die Erde wandelte, ehe ihn der Prophet Manitous, Mani, in die Dämonendimensionen verbannte (so entstand auch der Grand Canyon!!!). Caddo ist sogar bereit, bei dieser Gefahr Kane zu helfen, die anderen Meister des Grauens aufzustöbern, aber für genauere Hinweise ist eine Beschwörung notwendig.
Caddo, der auch noch Medizinmann ist, wirft also den großen Kupferkessel an und beschwört über Manitou-Online den „Bruder Büffel“ (dessen Schädel aus dem Kessel schwebt), der dem Apachen Auskünfte über die zu Suchenden geben kann. Concho Miller soll jetzt als Werwolf in Santa Fe arbeiten, während Emerson ein Dämon geworden ist, so viel ist zu erfahren, dazu Infos über die nötigen Waffen, um die Bösen zu vernichten. Am Ende gibts noch ein Motivationssprüchlein: „Stark sei der Geist des Kämpfers, und unerschrocken sein Wille, sagt Mani. Dann schlägt die bloße Hand mit dem Stein Wunden, wo alle Waffen versagen.“ Das soll noch wichtig werden.
Daraufhin reisen Kane und Caddo (incognito) per Kutsche nach Santa Fe und legen sich notwendigerweise mit zwei rassistischen Säcken namens Bronco und Miles an, die sie schließlich aus der Kutsche schmeißen (nachdem einer seinen Tabaksbeutel essen musste).
In Santa Fe ist schon Stimmung, weil ständig Leute nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße zerfleischt werden, weswegen schon eine Bürgerwehr gebildet wurde. Während man Silberkugeln gießen lässt und Caddo schon mal Pfeile aus einem besonderen Holz schnitzen will, überzeugt Kane den Sheriff Black Hand Bartlett von der Dringlichkeit und der Existenz von Werwölfen, nachdem dieser von der schöne Rio Jayne Mannard zusammen geschissen wurde.
Caddo wird beim Holzholen dann von Bronco und Miles angegriffen, die aber beide den Kürzeren ziehen, was wiederum von einem Werwolf beobachtet wird. Abends dann werden sieben saufwillige Ranchleute von einer Fünfergruppe Werwölfe zerfleischt, nur einer kann entkommen, um die Stadt zu warnen.
Dort ist alles bereit und Kane präsentiert sich selbst als mustergültiges Opfer, bis er angegriffen wird. Bei dem Gefecht kann er den Sheriff von der Notwendigkeit der Silberkugeln überzeugen, drei Werwölfe beißen ins Gras.
Um die übrigen Bestien aufzustöbern, verfällt Caddo auf einen Plan rund um einen magischen Trank, den er brauen kann, nach dessen Genuss man auf magische Weise hypnotisiert den Aufenthaltsort aufstöbern kann. Allerdings: nur eine Frau kann das bewerkstelligen!
Das ist natürlich ein Fall für Rio Jayne und zwei Tage später ist das Gebräu dann fertig (man findet die Idee auch in „Harry Potter“ übrigens…). Die Rothaarige schnubbelt die Brühe weg wie nichts und macht sich dann als magischer Kompass daran, die Männer zu führen.
Die Spur führt schließlich zu einem Sackcanyon in den Sangre-Christo-Bergen, wo die Werwölfe ein Ritual abhalten. Man killt die Wachen und attackiert die Dämonisierten dann mit einem ungeheuren Arsenal an Silberkugeln, als diese gerade mittels vier unschuldiger Opfer den Dämonengott beschworen haben. Mittels seiner magischen Pfeile sorgt Caddo dafür, dass Owaneeo zurückgeschlagen wird und dann hebt ein großes Massaker unter den Wölfen an.
Kane stellt Concho Miller schließlich in einer Höhle, besiegt ihn in einem Duell mit seinen Kugeln und Caddo sorgt dafür, dass mit einem Pfeil auch noch Owaneeos losgelöste Dämonenfratze zerstört wird.
Bleibt noch Dämon Emerson: der hat inzwischen in Oklahoma ein Grüppchen toter Deserteure wieder zum Leben erweckt, die von dem Dutzend Kavalleriesoldaten Master-Sergeant Hannaways am Vortag aufgehängt worden waren. In der Wüste werden die Pferdesoldaten angegriffen, just als Kane, Caddo und Rio Jayne sie erreichen. Mit Hilfe von gezielten Kopfzerstörungen werden die Untoten gestoppt.
Hannaway erkennt zwar Caddo sofort unter seinem Alibi, ist aber bereit, das Thema so lange zu vergessen, bis ihm der Spuk erklärt worden ist. Kane erklärt, dass sie einer weiteren Büffel-Beschwörung zufolge in diese Gegend gereist wurden und erklärt Emerson zur Ursache – ein Übeltäter, den Hannaway nur zu gut kennt.
Emerson will offenbar zum Cimarron, wo es eine große Schlacht zwischen Kiowas und Weißen gegeben hatte und dort alle toten Kämpfer wieder auferstehen lassen. Hannaway und seine Männer schließen sich dem Trio an.
Am Cimarron angekommen, schafft es jedoch Emerson, mittels Hypnose Rio Jayne in seine Gewalt zu bringen. In scharfem Ritt nimmt man die Verfolgung auf, doch Emerson hat mit Rio und zwei weiteren Indianermädchen die nötigen Opfer für die finale Beschwörung zusammen. Die Toten stehen auf, Emerson verwandelt sich in ein riesiges Monstrum.
Es bleibt den Kavalleristen nichts anderes übrig, als sich durch die fast 400 Untoten zu schlagen, um bis zu dem Beschwörungshügel vorzudringen. Dabei fallen fast alle, bis auf Caddo, Kane und Hannaway, doch bis auf Rio sind die Opfer dann bereits getötet. Im letzten Moment kann Emerson mit Kugel, Pfeil und Schwert niedergemacht werden, aber Owaneeo ist dennoch schon beschworen und betritt die Bühne.
Weil alle Waffen versagen, erinnern sich die Kämpfer an die besagte Schlussprophezeiung Manis, woraufhin sie fest im Glauben und ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben den Dämonengott mit Steinen attackieren und nach und nach zerschmettern. Hannaway fällt noch, aber Kane und Caddo zerstören die Existenz des dämonischen Gottes.
»Wer mit dem Teufel speisen will, braucht einen langen Löffel!«
Und dann ist auch sofort Schluss. Kein Ausblick auf kommende Attraktionen mehr, kein Happy End für Kane und Rio, keine Ahnung, was aus Conchita wird (die hatte aber vorher noch ein Geschenk bekommen und damit meine ich nicht den Beischlaf mit Kane), keine weiteren Abenteuer von Caddo auf der Rückreise durch drei Bundesstaaten.
Alles hier ist sehr funktionell und wie es in einem Gruselroman zu erwarten wäre: Info-Suche, Waffenschmieden und ein Gefecht nach dem anderen. Charakterisierung gibt es zwar zwischendurch, wenn eine Figur über die jeweils Andere berichtet oder ihre Gedanken verraten werden, aber ansonsten kaum ein Hauch an Persönlichkeit - Tornado-Kane und Caddo, der Apache sind reine Aktionspüppchen, wie sie im Buche stehen. Was nützen Tiefe und gut umschriebene Charakterzüge, wenn die Not unsere Helden einfach solide zusammen schweißt, weil ja sonst die Welt am Arsch wäre. Da vergisst man schon mal die weiterführenden Facetten einer Persönlichkeit und handelt einfach staubtrocken. Sonst wäre der Westen ja nie erobert worden.
So schizophren wirkt dann auch der Umgang mit manchen Gesetzmäßigkeiten und historischen Anklängen. Da mögen Einflüsse tatsächlicher Begebenheiten wie Indianerkriege, Schlachtfelder oder die nie zufriedenstellend geklärte Reservatsfrage in einem Plot vorkommen, doch auch nur zärtlich angeschnitten wird nichts davon.
Sobald die Dämonengötter drohen, vergisst Caddo jeden hasserfüllten Groll gegen die Weißen und reitet dann mal doch Seite an Seite, kocht magische Brühe und schnitzt Pfeile am Wegesrand. Vorab hetzt er einem einsamen Reiter wie Kane sechs indianische Halsabschneider auf denselben, obwohl der lautstark nur mal schnacken wollte. Notgedrungen bringt Kane 83,3 Prozent davon um, bis sich endlich ein Gespräch ergibt – kein Wunder, dass bei so einer Kriegsstrategie die Indianer den Kürzeren gezogen haben. Dass es fünf Opfer gab, ist dann später geschenkt – die haben ja schließlich angegriffen, also ist die Sache wohl auch für Caddo erledigt.
Ohne den üblichen Indianer-Antisemitismus kommt man aber auch bei Appel nicht weg, da dürfen sich zwei Kutschpassagiere schon mal von Anfang an wie die Axt im Walde benehmen und bekommen dann natürlich die Rechnung präsentiert. Weil das nicht weitreichend wirkt, werden sie danach auch noch in Notwehr erschossen, denn sie hatten ja Mordabsichten. War wirklich ein rauhes Land, aber das ist natürlich eine leicht pervertierte Form von Revanchismus.
Ansonsten arbeitet man sich fröhlich an den drei Gegnerepisoden ab, die mit den Standards „Vampir“; „Werwolf“ und „Dämon“ geradezu monumental unoriginell umschrieben sind und natürlich alle in einem Roman abgefrühstückt werden müssen (normalerweise wären das Themen für drei Romane).
Wie üblich stimmt dabei die Gewichtung natürlich auch nicht: die Vampir-Episode leidet unter Kanes kurzsichtigem Ritt auf der schönen Conchita oder Consuela, während er lieber eine Stadt in Alarmbereitschaft versetzen sollte. Also werden die Stadtbewohner im Dutzend gemeuchelt.
Dagegen ist die Werwolfepisode überlang geraten, wie schon gewohnt im Mittelteil um einige überflüssige Einschübe erweitert und von einem extra langen Showdown gekrönt.
Das führt – auch das ist fast schon Standard – dazu, dass das große Finale mit einer Untotenarmee, einem Monumentalgefecht mit reichlich Gekröse und dem Auftritt eines chimärenhaften Dämonengotts (der übrigens auch „pretty much standard“ gebaut ist, anstatt ein wenig was von Lovecraft bspw zu haben) ziemlich gehetzt und gedrängt ausfällt.
Für die Massenszene fehlten wohl entweder Geld oder man hatte Angst vor der Zensur, auf jeden Fall fällt sie enorm sparsam aus: das ganze Massaker gegen 400 Untote, welches am Ende nur die Protagonisten durchkommen lässt (klar!), kommt auf spezialeffektintensive VIEREINHALB Zeilen. Das grenzt fast an Betrug. (Ja, ich hab gerade gezwinkert!)
Und weil nicht rechtzeitig für eine Überwaffe gesorgt wurde und der Autor wohl nicht noch einen Protagonisten meucheln wollte, müssen unsere Jungs prophetisch die Kain-und-Abel-Nummer reißen, die ich mir bei einem gigantischen Dämonengott mit 19 Armen, 19 Beinen und 7 Köpfen nicht wirklich realistisch vorstellen kann.
Aber das sind natürlich Probleme in der Konstruktion, viel schwerer wiegt bei aller guten, schreiberischen Kompetenz, dass alles ziemlich egal wirkt. Wenn ich für die Figuren nichts empfinde, weil sie keine Tiefe haben, dann wird mir auch egal sein, ob sie es wirklich schaffen.
Es ist eine Höllenaufgabe gewesen, Western und Horror unter einen Hut zu bringen, aber das Aneinandernähen der typischen Versatzstücke kann nicht des Rätsels Lösung gewesen sein, eher die Dämmerung des Scheiterns der ganzen Serienidee. Sinnvoller, wenn auch experimenteller wäre es gewesen, von einem der Genres auszugehen und da dann Elemente des anderen Genres einzuweben, ein Ungleichgewicht zu riskieren – einen typischen Geisterjägerfall einfach im Wilden Westen stattfinden zu lassen, wo sich dann zwangsweise jedermann sofort von den dämonischen Begebenheiten leicht und locker überzeugen lässt, ist jedenfalls keine lebensfähige Lösung gewesen.
Ich werde wohl noch ein paarmal in die Serie reinschnuppern, um zu sehen, ob es jemanden noch gelungen ist, da einen kreativen Stich zu machen und dann werde ich auch berichten, aber als Nächstes muss ich mal wieder in anderen verstaubten Ecken stöbern...