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Lobo - Der Einzelgänger Band 6 - Episode 2: Der Galgenbruder

Lobo, der EinzelgängerLobo. Der Einzelgänger
Band 6 - Episode 2: Der Galgenbruder
von Dietmar Kuegler

Zwei Jahre nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkrieges vollstreckt der ehemalige Henker Jonathan Tatus Todesurteile, die gegen Soldaten im Krieg verhängt worden sind.
Ihm auf den Fersen sind seine Tochter, ein Kopfgeldjäger und Lobo Gates, der einmal mehr unverschuldet zwischen die Konfliktlinien gerät.

Jonathan Tatus ist Henker in einem Gefangenenlager der Südstaatenarmee. Seine Tätigkeit entwickelt sich zu einer Obsession und er perfektioniert den Hinrichtungsvorgang. Er schreckt auch nicht davor zurück, den eigenen Sohn am Galgen aufzuknöpfen, als dieser sich dem Militärdienst entziehen will.

Selbst als der Krieg beendet ist, geht er seiner Tätigkeit weiter nach und vollstreckt die Todesurteile an den zu Kriegszeiten verurteilten Deserteuren und Soldaten der Nordstaatenarmee. Ihm zur Seite stehen zwei Helfer, die sich gern am Nachlass der Hingerichteten bereichern. Aus Rache an der Ermordung ihres Bruders, nimmt Sharon Tatus die Verfolgung ihres Vaters auf.

Tatus findet sein nächstes Opfer auf einer Farm und bringt den Mann um. Lobo verdient sich ein paar Dollar auf dem Anwesen und wird von den Henkern niedergeschlagen. Sharon findet den verletzten Lobo und setzt die Jagd auf ihren Vater mit dem Halbblut fort.

Sie folgen der blutigen Spur ihres Vaters und gelangen an Crawford, der ebenfalls auf der Suche nach Tatus ist und auf das ihn ausgesetzte Kopfgeld aus ist. Der Kopfgeldjäger schlägt Lobo nieder und vergewaltigt zusammen mit seinem Begleiter Sharon. Sie lassen die beiden zurück und setzen die Verfolgung fort.

Alle Spuren führen schließlich in Roseville zusammen. Dort sollen vier Banditen gehängt werden und Tatus bietet dem Marshall seine Dienste bei der Hinrichtung an. Crawford erreicht die Stadt und schießt einen der Henker nieder. Tatus entkommt mit einem seiner Gehilfen. Lobo und Sharon haben Roseville ebenfalls erreicht und es gelingt Crawford, sie in seine Gewalt zu bringen.

Es kommt zum Showdown, in dem Crawford nicht wie erhofft Sharon als Druckmittel gegen ihren Vater einsetzen kann. Lobo gelingt es, den Kopfgeldjäger und die Henker zu erschießen, sehr zum Missfallen von Sharon. Sie fühlt sich um ihre Rache betrogen und hätte gern selbst den Abzug der Waffe gedrückt.

Fazit
Lobo ist äußerlich dem Schauspieler Charles Bronson nachempfunden. In der Eröffnungssequenz verdient er sich ein paar Dollar mit dem Hacken von Holz, als Tatus mit seinen Gehilfen die Farm erreicht. Da werden Erinnerungen an den Film „Die glohreichen Sieben“ wach, in dem Charles Bronson ebenfalls seinen ersten Auftritt beim Holz Hacken hat.

Nur wird Lobo in dieser Geschichte nicht angeworben, ein Dorf in Mexiko für 20$ zu verteidigen, sondern er wird erst einmal niedergeschossen. Daraufhin entbrennt eine Verfolgungsjagd auf den Galgenbruder und seine Gehilfen. Den Namen Galgenbruder hat Tatus in dem Gefangenenlager während des Bürgerkrieges erhalten, weil er sich dem Henkergeschäft mit Leidenschaft hingegeben hat.

Die Struktur des Handlungsverlaufes ähnelt der der vorangegangenen Beiträge Kueglers. Das Halbblut gerät eher beiläufig in den Strudel der Ereignisse und befindet sich dann in einer Art von Schnitzeljagd auf der Suche nach den Schurken, bis es zum finalen Showdown kommt.

Lobo muss in dieser Folge einiges einstecken. Er wird mehrmals niedergeschossen und niedergeschlagen. Langeweile kommt an keiner Stelle auf. Der Roman ist von Kuegler gewohnt flüssig und spannend geschrieben. Die häufigen Szenenwechsel sorgen für ein enormes Tempo und lassen den Leser kaum innehalten.

Dietmar Kuegler stellt dem Leser dieses Mal einen äußerst skurrilen Schurken hin, der mit zwei noch seltsameren Gehilfen unterwegs ist. Tatus ist im Bürgerkrieg Henker in einem Militärgefängnis der Südstaaten. Er perfektioniert das Geschäft mit den Hinrichtungen und scheint dabei den Verstand verloren zu haben. Nach der Kapitulation der Südstaaten fallen ihm die Todesurteile in die Hände, die über Deserteure und Soldaten beider Armeen verhängt worden sind.

Die Beendigung des Krieges und die Auflösung der Lager hindern ihn aber nicht daran, die Todesurteile weiter zu vollstrecken. Der hagere Tatus wirkt in seiner grauen Uniformhose wie ein Relikt aus alter Zeit. Brown ist ein dicklicher Mann im Frack, der die Todesurteile verkündet. Der dritte im Bunde ist der Zwerg Calico, der die Hinrichtungen lauthals mit seiner Trommel begleitet. Eine schön schräge Truppe, die allerdings kein bißchen Humor ausstrahlt. Leider nutzt Kuegler das Potential der schrägen Truppe nicht hinreichend aus. Sie haben nur einige wenige Auftritte und dann sind sie auch schon beseitigt.

Kuegler stellt die Brutalität der Schurken immer wieder in den Blickpunkt, dass er sie die weiblichen Akteure in den Geschichten vergewaltigen lässt. In der vorliegenden Ausgabe wird Sharon neben dem Kopfgeldjäger Crawford auch noch von dessen Kumpan misshandelt. Es scheint, dass hier nochmals die Brutalitätsskala nach oben verschoben werden soll.

Es wäre zu wünschen, dass dieses Stilmittel in den folgenden Ausgaben sparsamer eingesetzt wird, da in Hinsicht auf eine solch schlimme Tat ein Gewöhnungseffekt beim Leser einsetzen könnte. Überhaupt ist der Anteil an Sexszenen hoch in dieser Ausgabe. Lobo schläft vor der Vergewaltigung mit Sharon und direkt nach der Tat noch einmal. Sharon benötigt Sex mit Lobo, um sich wieder normal zu fühlen. Es ist fragwürdig, was den Autor dazu bewogen hat, diese verdrehten Männerfantasien in einen Heftroman einzubauen.

Die erste Episode in diesem sechsten Band der Blitz-Lobo-Serie ist die originale Nummer 3 der Heftromanserie. In dieser Ausgabe verdient Lobo 1.000$, indem er den Schurken umbringt. Die vorliegende zweite Episode ist die Nummer 21 der alten Serie. Es ist daher gut möglich, dass Lobo in 18 Ausgaben das Geld ausgegeben hat und nun Holz hacken muss, um sich ein paar Dollar zu verdienen.

Wiederum stellt sich ein Chronologie- oder Logikproblem, sollte die Blitz-Serie den Anspruch haben, Lobos Erlebnisse chronologisch zu schildern. Autoren und Herausgeber stünden damit vor einem großen Problem, dass vor allem die alte Leserschaft entzweien könnte. Die Herstellung korrekter chronologischer Abläufe ließe sich demzufolge nur durch Eingriffe in den Originaltext vornehmen. Das könnte wiederum einen Teil der Leser davon abhalten, die Bände zu kaufen. Das sollen dann auch die letzten Worte in dieser Artikelserie zum Thema Chronologie gewesen sein.

Ein Blick in die Vorschau für den Frühling 2024 zeigt, dass in Band 13 Romane von Werner Egli wiederveröffentlicht werden. Der Band trägt den Titel „Die Nacht des Bastards“ und ist deckungsgleich mit dem fünften Band der Originalserie. Damit dürfte klar sein, dass die Blitz-Serie nicht chronologisch erzählt, sondern eine Anthologie bester alter und neu geschriebener Romane ist. Der Spannung dürfte das keinen Abbruch tun, da die Geschichten in sich abgeschlossene Episoden sind.

Lobo. Der Einzelgänger
Band 6 - Episode 2: Der Galgenbruder
Erscheinungsdatum: Frühling 2022
Preis: 12,95€
Blitz Verlag

© Torsten Pech 10/2023

 

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