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Shalako

Shalako CoverShalako

Eine Reisegruppe aristokratischer Europäer unternimmt einen Jagdausflug ins Indianergebiet, in dem der Indianerführer Chato die Krieger verschiedener Stämme um sich sammelt. Die Gruppe unterschätzt die Kampfkraft der amerikanischen Ureinwohner und gerät in deren Visier. Der Satteltramp Shalako gerät in den Strudel der Ereignisse und verliebt sich in die Verlobte des Generals der Aristokraten.

Eine Jagdgesellschaft europäischer Aristokraten unternimmt in Montana einen unbekümmerten Ausflug in das Gebiet der Indianer. Geführt werden sie von dem Einheimischen Bosky Fulton.

Der Apachenführer Chato versucht die Krieger mehrerer Stämme zu vereinen, um gemeinsam gegen die Weißen vorzugehen. Eine Gruppe um den Krieger Tats-ah-das-ay-go wird auf die Gruppe aufmerksam und versucht ihnen die Pferde zu stehlen.

Der Satteltramp Shalako findet den ersten Toten der Reisegruppe und fordert sie auf, die Gegend zu verlassen. General von Hallstatt, ein preußischer Offizier, unterschätzt die Gefahr durch die Indianer und sieht einer Auseinandersetzung sogar freudig entgegen. Er glaubt nicht, dass die Indianer eine Gefahr für einen gut ausgebildeten Soldaten wie ihn darstellen. Shalako verlässt die Gruppe, um später wieder zurückzukehren, denn er hat sich in Irina, die angedachte Ehefrau des Generals, verliebt.

Bosky Fulton nutzt die Abwesenheit Shalakos und beraubt die Reisegruppe ihrer Habseligkeiten. Er und seine Männer reiten davon und lassen die Gruppe schutzlos zurück. Nach Shalakos Rückkehr erkennen die Europäer, dass sie den Indianern hoffnungslos unterlegen sind. Sie schließen sich dem Satteltramp an, um sich zum Schutz in den Bergen zu verstecken. Sogar Fulton kehrt zu der Gruppe zurück, denn er und seine Männer geraten in eine Auseinandersetzung mit den Indianern, die nur er überlebt.

Die Armee aus dem nahegelegenen Fort der Kavallerie will der Gruppe zu Hilfe eilen. In letzter Sekunde treffen die Soldaten ein, denn es kommt zum Gefecht zwischen den Indianern und der Reisegruppe. Der Dieb Fulton fällt den Indianern in die Hände und wird grausam getötet. Es gibt nur wenige Überlebende, unter ihnen Shalako, Irina und von Hatting. Irina geht mit Shalako und wird bei ihm bleiben.

Fazit

Louis L‘ Amour ist einer der meistgelesenen Westernautoren des 20. Jahrhunderts. Seine Romane erreichen bis heute eine Gesamtauflage von 230 Millionen verkauften Exemplaren. Er schrieb ungefähr 100 Western, von denen ein gutes Drittel verfilmt wurde. Darunter einige Titel, die Berühmtheit erlangten und erfolgreich im Kino liefen. Die Romanvorlage von „Man nennt mich Hondo“ mit John Wayne aus dem Jahr 1953 in der Hauptrolle stammt von dem vielbeschäftigten Autor sowie „Das war der wilde Westen“ aus dem Jahr 1962, in dem John Ford Regie führte. Die Hauptrollen waren prominent besetzt mit John Wayne, Henry Fonda, James Stewart und Gregory Peck.

Der vorliegende Roman Shalako wurde im Jahr 1968 unter dem Titel „Man nennt mich Shalako“ ebenfalls in die Kinos gebracht. Die Hauptrollen waren besetzt mit Sean Connery und Brigitte Bardot, zwei weiteren Filmgrößen dieser Zeit. Shalako war der einzige Western, in dem Sean Connery je mitgespielt hat.
Louis L’ Amour hat einen spannenden Western geschrieben, in dem er ein Bedrohungsszenario aufbaut. Der Leser erlebt die Ereignisse aus der Perspektive der bedrohten Weißen. In der ersten Hälfte des Romans verstecken sie sich auf einer verlassenen Ranch und leben mit der Angst, jeden Augenblick von den Indianern entdeckt zu werden. Nur an drei Stellen wechselt die Perspektive kurzfristig zu Tats-ah-das-ay-go, was das Gefühl der Bedrohung durch das Unbekannte aber nicht abmildert.

Man merkt dem Text an, dass er in einer anderen Zeit verfasst ist. Der Roman wurde 1962 in den USA veröffentlich und könnte auf den heutigen Leser an manchen Stellen etwas gemächlich wirken. Viele Romane der Neuzeit lehnen sich an der Ästhetik gegenwärtiger Kinofilme an und glänzen mit schnellen Szenenwechseln und starken Actioneinlagen. In der Finalphase finden sich in Shalako ebenfalls actionreiche Kampfszenen, in den ersten Kapiteln aber nimmt sich der Autor Zeit für seine Charaktere und versucht das Bedrohungsszenario aufrechtzuerhalten.

Shalako ist der archetypische Held, wie er in vielen Western anzutreffen ist. Er ist der einsame Satteltramp, von dem Niemand genau weiß, woher er kommt. Er kann gut mit der Waffe umgehen und mischt sich nicht in die Angelegenheiten anderer. Der Westen ist hart und es gilt das Gesetz des Stärkeren. Als die Reisegruppe zunächst die Entscheidung trifft, nicht mit ihm zu gehen, reitet er allein davon und lässt sie zurück. Sie haben eine Entscheidung getroffen, daher haben sie jetzt auch die Konsequenzen zu tragen.

Das Gegenstück zu Shalako ist der Anführer der aristokratischen Reisegruppe, General von Hallstatt. Von Hallstatt hat als Offizier in der preußischen Armee gedient. Er verachtet die Indianer und auch die amerikanische Armee wegen ihres ungeordneten Vorgehens. Er fühlt sich aufgrund seiner Erfahrungen im deutsch-französischen Krieg überlegen und sieht die Gefahren nicht kommen. Erst als die Reisegruppe erste Opfer zu beklagen hat, versteht er, dass er gegen die Guerilla-Taktik der Indianer chancenlos ist.

Viele Western müssen mit dem Vorwurf leben, dass sie ein amerikanisch-reaktionäres Weltbild vertreten. Auf den vorliegenden Roman trifft das voll zu. Shalako ist ein Draufgänger, der in einem brutalen Land eigenständige Entscheidungen trifft. Der Westen ist hart, also muss es der Mann auch sein, will in ihm überleben. Sogar die Indianer verfügen über diese Qualitäten, die Shalako dafür auch ein wenig bewundert. Nicht die Herkunft eines Mannes zählen, sondern seine Handlungen und so sind die amerikanischen Akteure, die bösen als auch die guten, durch einen außerordentlichen Tatendrang gekennzeichnet.

Dem entgegengesetzt ist der in seinen Hierarchien gefangene Preuße, der in geordneten Bahnen denkt und nicht zu individuellen Handlungen in der Lage ist. Zur Veröffentlichung 1962 mag der Autor den Zeitgeist getroffen haben, hatten doch viele amerikanische Leser noch die obrigkeitshörigen Deutschen aus dem 2. Weltkrieg in Erinnerung. Selbst bei damaliger Betrachtung erweist sich diese Theorie schnell als Trugschluss. Die Handlungen eines Menschen stehen immer im Zusammenhang mit der Persönlichkeit eines Menschen und die Persönlichkeit entwickelt sich eben auch in seinem Umfeld. Sicherlich mag es einigen Menschen gelingen, sich vom Tellerwäscher zum Millionär hochzuarbeiten, aber in den meisten Fällen werden Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten wohl auch dort verbleiben, sollten staatliche Strukturen nicht regulierend eingreifen.

Louis L’ Amour legt seinem Helden ein ausgesprochen antiquiertes Frauenbild in den Mund. Irina pariert zwar einige seiner Äußerungen, bleibt aber dem Beweis einer eigenständigen Frau schuldig. Sie verliebt sich in ihn und fühlt sich in seiner Umgebung geborgen. Sie trägt nichts Wesentliches zur weiteren Handlung bei und sucht den Schutz Shalakos. Die anderen Frauen in der Reisegruppe fallen ebenfalls durch ein ausgesprochen emotionalisiertes Verhalten auf. In den Kampfszenen beginnen sie mitunter hysterisch herumzuschreien, während die Männer ruhig und gelassen bleiben.

Nun lässt sich sagen, dass dieses Frauenbild in Filmen und Romanen der 50er und 60er Jahren recht verbreitet war. Einige dieser Äußerungen dürften selbst gegenwärtigen Konservativen ein mitleidiges Lächeln abringen und der Leser sollte diese Passagen in dem Kontext dieser Zeit sehen. Kann er über diese Zeilen hinweglesen, erhält er einen spannenden Western, der auch nach 60 Jahren noch lesenswert ist.


Shalako
Autor: Louis L`Amour
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Shalako

Verlag: Bantam Books 1962

Deutsche Ausgabe
Heyne Bücher Western 1981
Wilhelm Heyne Verlag München

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