Western Legenden 63: Die Kopfgeldjäger - Teil 1: Der letzte Ritt
Western Legenden 63: Die Kopfgeldjäger
Teil 1: Der letzte Ritt
Die junge Abigail lebt bei ihrem alkoholkranken Vater, der das Mädchen fortlaufend misshandelt. Er macht sie für den Tod der Mutter verantwortlich, die bei Abigails Geburt gestorben ist. Trost sucht sie bei ihrem Onkel, dem ehemaligen Kopfgeldjäger Billy.
Das junge Mädchen schaut zu Billy auf und will ihm nacheifern, denn auch sie will eine Kopfgeldjägerin werden. Billy versucht sie abzuschrecken, indem er sich scheinbar für ein ausgesetztes Kopfgeld interessiert. Jed Wallace ist der Sohn eines wohlhabenden Ranchers, der eine ansässige Indianerin tötet und deren weißer Ehemann ein Kopfgeld auf den Mörder aussetzt. Nachdem Billy Jeds Männer auf das Kopfgeld anspricht, eskalieren die Ereignisse. Jed und seine Männer töten Billy und dessen Frau. Abigail kann entkommen und begibt sich auf dem Weg zu Grant, dem sterbenskranken ehemaligen Partner von Billy.
Auf dem Weg zu Grant trifft sie auf August. Der ist gerade aus dem Waisenhaus entlassen und ist nun auf der Suche nach dem Mörder seiner Eltern. Abigail erzählt ihm von dem Kopfgeld und der der Junge schließt sich ihr an, denn er kann das Kopfgeld gut gebrauchen.
Grant schließt sich den beiden ebenfalls an, denn er ist in finanziellen Schwierigkeiten. Er kann die steuerliche Last nicht auftreiben und er droht seine Farm zu verlieren.
Die drei kehren nach Miles City, um Jed Wallace zu töten und das Kopfgeld zu kassieren. Die Dinge verlaufen nach Plan, bis sie erkennen, dass die drei eine unheilvolle Vergangenheit verbindet.
G. Michael Hopf dürfte den meisten Leser eher als Autor von Actionthrillern oder Endzeitromanen bekannt sein. Nun versucht sich der Autor an einem Western um eine Gruppe von Kopfgeldjägern, den er gleich als Trilogie auf den Markt bringen will. Die ersten beiden Romane sind bereits beim Blitz Verlag in der Anthologie Serie Western Legenden erschienen und der dritte Band ist angekündigt. Hopf ist nicht gerade dafür bekannt, seinen Charakteren eine Persönlichkeit mit mehreren Nuancen zu verpassen. Die Rollen der Guten und der Bösen sind klar verteilt und deuten sich früh an, was auch in der vorliegenden Geschichte der Fall ist.
Der flüssige Schreibstil, was auch an der Übersetzung von Dr. R.F. Winter liegen mag, sorgt für ein kurzweiliges Vergnügen und der Verlauf der Handlung erhält die Spannung, denn Hopf hat einen gut strukturierten Roman vorgelegt.
Im Kern handelt es sich um eine Rache-Geschichte, die so bestimmt schon etliche Male erzählt worden ist. Aber trotzdem kommt keine Langeweile auf. Die Geschichte baut sich langsam auf und mündet in ein Finale, das nicht alle Beteiligten überleben werden. Der Leser mag die Zusammenhänge recht schnell erahnen, wartet aber doch mit Spannung darauf, wie die Fäden dann endlich zusammenlaufen.
Mit Jed Wallace versucht Hopf einen Schurken zu etablieren, der nur bedingt funktioniert. Das liegt vor allem daran, dass die eigentliche Dynamik zwischen den drei Kopfgeldjägern abläuft. Das Gut-Böse-Schema wird ein wenig aufgebrochen und der ursächliche Konflikt zwischen den dreien bricht auf. Der Schwerpunkt der Charakterzeichnung liegt auf den Kopfgeldjägern, so dass die anderen Protagonisten dadurch etwas ins Hintertreffen geraten.
Da ist zum einen die junge Abigail, die ihrem Vorbild Onkel Billy nacheifern will und Kopfgeldjägerin werden will. Sie leidet unter den Misshandlungen ihres Vaters und ist völlig eingeschüchtert. Schließlich nimmt Billy Abigail bei sich auf und das junge Mädchen tötet ihren Vater. Nach der Ermordung Billys gelangt sie zu Grant und kehrt mit ihm und Augustus nach Miles City zurück. Im Saloon kommt es zu einem Zwischenfall, in dem Abigail den Barkeeper erschießt. Aus dem kleinen unterdrückten Mädchen ist eine Frau geworden, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und mit jedem Toten fällt ihr das Töten leichter.
Augustus hat seine Jugendjahre in einem Waisenhaus verbracht, nachdem seine Eltern ermordet worden sind. Er ist auf der Suche nach dem Mörder und schließt sich Abigail und Grant an. Er benötigt Geld und will am Kopfgeld beteiligt werden. Das Leben im Waisenhaus hat seine Spuren hinterlassen, denn er geht keinem Konflikt aus dem Weg und gerät laufend in körperliche Auseinandersetzungen.
Grant ist der ehemalige Partner von Billy und hat sich aus dem Kopfgeldjägergeschäft schon lange zurückgezogen. Der verwitwete Revolverheld hat zwei Kinder und eine Farm. Die Existenz der Farm ist bedroht, als er die anstehende Steuerschuld nicht bezahlen kann. Er schließt sich Abigail und Augustus an, um seinen Anteil am Kopfgeld zu bekommen. Eigentlich wollte er sein altes Leben als Kopfgeldjäger hinter sich lassen. Ein letztes Mal will er seiner alten Tätigkeit nachkommen, um seinen Kindern mit dem Erhalt der Farm ein geordnetes Leben zu ermöglichen. Er selbst weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat, denn er ist sterbenskrank.
07/2024
