Ronco Tagebücher 50: Der Tod des Häuptlings
Ronco Tagebücher 50
Der Tod des Häuptlings
Der Regierungsbeamte Vance arbeitet mit den Waffenhändlern zusammen, die seit einiger Zeit versuchen, einen Indianerkrieg zu entfachen. Vance will die Apachen aus ihrem Reservat vertreiben, um Siedlungsraum für die weiße Bevölkerung zu schaffen.
Ein Aufstand der amerikanischen Ureinwohner käme ihm gerade recht. Daher unterbricht er die durch die Regierung veranlasste Lebensmittelversorgung des Reservates und treibt die Apachen in eine Hungersnot.
Ronco kann den Häuptling Taglio dazu überreden, den Weg aus der Misere mit Verhandlungen zu suchen. Jüngere Krieger des Stammes verlassen entgegen vertraglicher Bestimmungen das Reservat und gehen auf die Jagd, um das Verhungern ihres Stammes zu verhindern. Ronco kann die Krieger zwar zur Rückkehr in das Reservat bewegen, trotzdem nehmen die Regierungsbeamten um Vance dies zum Anlass, die Lebensmittelversorgung weiter zu unterbinden.
Vance facht den Konflikt weiter an, indem er eine Farm überfallen lässt und Hinweise zurück lässt, die auf die Apachen als Täter rückschließen lassen. Ronco erkennt den Bluff und versucht Vance festzunehmen. Der widersetzt sich und wird von Jicarilla erschossen.
Taglio reitet nach Fort Calhoun, um den Konflikt nicht zu einem Krieg ausarten zu lassen. Die Regierungsbeamten weisen ihn jedoch wirsch zurück. Auf dem Rückweg ins Reservat wird der Häuptling hinterrücks erschossen. Die Apachen schwören auf Rache und auch Ronco kann die Krieger nicht mehr umstimmen.
Dietmar Kuegler setzt die Ereignisse um den jungen Scout Ronco spannungsgeladen fort. Die vielen Szenenwechsel und die auf den Punkt gebrachten Beschreibungen lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Das Tempo ist hoch und der Roman ist in einem Stück gut durchgelesen.
Dietmar Kuegler hat seine alten Romane zwar überarbeitet, ein Abgleich mit den Originaltexten zeigt hingegen, das die Eingriffe nur behutsam vorgenommen worden sind. Der sprachliche Ausdruck und die Struktur der Geschichte wirken zu keinem Zeitpunkt aus der Zeit gefahren und dürfte auch Leser heute noch begeistern. Der Leser wird sich beim Lesen der Tagebücher mehr als einmal fragen, warum Ronco und Lobo nicht den Weg in eine Neuauflage als Heftromanserie finden. Ein Blick in die eine oder andere Neuauflage gegenwärtiger Westernserien zeigt, dass Kueglers Arbeiten weit über deren Niveau liegen dürften.
Die Tagebücher sind nun endgültig auf in einer zyklischen Struktur angekommen. Die geheime Organisation im Hintergrund zieht weiter die Fäden und lässt mit den Regierungsbeamten eine weitere Fraktion auftreten. Neben dem florierenden Waffenhandel scheint es eine weitere Interessengruppe zu geben, die es auf das Land des Reservates abgesehen hat. Durch die Kürzung der Lebensmittelrationen werden die Indianer dazu angehalten, das Land entgegen der beschlossenen Verträge zu verlassen und auf die Jagd zu gehen. Das wird als Anlass genutzt, um einen Indianerkrieg vom Zaun zu brechen und sich das Land der Apachen anzueignen.
Ronco scheint die Bemühungen der Waffenhändler zu stören, denn die Situation eskaliert weiter, als eine Farm überfallen wird und die Verantwortung dafür den Indianern in die Schuhe geschoben wird. Darüber hinaus wird Taglio ermordet, als er sich allein zu Verhandlungen nach Fort Calhoun begibt.
Die Apachen sind durch die Ermordung ihres Häuptlings stark getroffen. Sie sind nicht mehr zu Verhandlungen bereit und selbst Ronco kann sie nicht mehr umstimmen. Er verlässt das Reservat zum Schluss der Geschichte mit düsteren Vorahnungen.
Der Tod des Häuptlings Taglio ist ein wichtiger Katalysator, der den Konflikt zwischen Weißen und Roten weiter antreibt. Leider nimmt der Titel des Romans diese Entwicklung vorweg, sodass der Leser nicht überrascht ist, sondern auf das unvermeidliche Ende hinliest.
Jicarilla gerät weiter in Verdacht, der geheime Verbindungsmann der Waffenhändler zu sein. In der letzten Ausgabe war es Jicarilla, der Snakeman niederschoss, bevor dieser nach den Hintermännern befragt werden konnte. Nun ist es wieder der indianische Scout, der Vance niederschießt, bevor er verhört werden kann. Ronco kommt nicht auf die Idee, dass sein Freund der Verräter sein könnte, der Leser aber schon. Kuegler beabsichtigte mit diesem Schachzug wahrscheinlich, dass der Leser sich schlau fühlen darf.
08/2024