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Alfred Wallons Rio Concho - Teil 6 Der letzte Mountain Man

Al wallons Rio ConchoAlfred Wallons Rio Concho
Eine historische Western-Serie
(Teil 6: Der letzte Mountain Man)

6.1 Der letzte Mountain Man
„Der einsame Reiter zügelte sein Pferd auf einer Anhöhe und blickte hinaus auf die weite Ebene, die sich vor seinen Augen erstreckte. Fast endlos erschien ihm das Grasmeer, das vom Wind bewegt wurde. Es kam ihm vor, als sei er wirklich der letzte Mensch auf Gottes Erdboden, denn die weiße Zivilisation- die lag irgendwo weit jenseits des Horizonts im Süden hinter ihm zurück ...“ (1)

Der letzte Mountain ManDer alternde Ezekiel Calhoun, der letzte der Mountain Men, kommt in den frühen 1860er-Jahren zurück in die Black Hills, die heiligen Berge und Land der Lakota, um seinen Lebensabend an dem Ort zu verbringen, den er Heimat nennt.

Auf dem Weg zum Sommerlager des Stammes findet er den jungen Lakota Hunts-the-Bear, der von weißen Büffeljägern niedergeschossen und für tot gehalten wurde. Er versorgt den Verletzten und bringt ihn zurück zu seinem Stamm.

Die Krieger der Lakota empfangen Calhoun mit Hass und Zorn, denn auch für sie hatte längst der Überlebenskampf gegen den weißen Mann begonnen. Doch der Schamane Buffalo Dancer erinnert sich an seinen alten Freund aus früheren besseren Zeiten. Der Mountain Man bittet ihn, sich auf dem Land der Lakota ein Plätzchen suchen zu dürfen, auf dem er eine Hütte bauen und jagen kann.

Nachdem sich die Stammesältesten beraten haben, gewähren sie Calhoun seinen Wunsch.

IllustrationAls er nun aufbrechen will, kommt Unruhe im Lager auf. Eine Gruppe Weißer nähert sich den Black Hills. Die Dog Soldiers, Elitekrieger der Lakota, wollen die Männer töten. Ezekiel kann jedoch erreichen, dass er mit ihnen reden und sie zur Umkehr bewegen darf. Hunts-the-Bear schließt sich dem Trapper an, da er glaubt, im Traum diesen Weg vorgezeichnet bekommen zu haben.

Einige Stunden später erreichen Calhoun und der Lakota die kleine Gruppe. Es handelt sich um Ingenieure, die Vermessungsarbeiten für die Transkontinentaleisenbahn durchführen. Unter ihnen ist auch ein junger naiver Mann aus Boston, Andy Newman, der von den Indianern fasziniert ist und an ein friedliches Zusammenleben von Roten und Weißen glaubt.

Die Ingenieure beherzigen die Warnung des Mountain Man. Sie brechen noch am gleichen Tag ihr Lager ab. Nur Andy Newman möchte bleiben und die Lakota kennenlernen. Er trennt sich von den anderen, um weiter in die Black Hills hineinzureiten.

IllustrationDoch schon bald spüren ihn Dog Soldiers auf, die entschlossen sind, ihn zu töten, um ihre heiligen Berge zu schützen. Im letzten Augenblick können ihn Calhoun und Hunts-the-Bear retten. Er schließt sich den beiden an. Nun endlich kann der alte Mountain Man sich auf den Weg machen.

Schon bald hat er den Ort gefunden, an dem er sich niederlassen möchte: ein kleines bewaldetes Tal, durch das sich ein schmaler Bach schlängelt.

Aber noch kommt Calhoun nicht zur Ruhe. Denn die weißen Büffeljäger, die Hunts-the-Bear fast getötet hätten, tauchen in den Black Hills auf. Und ihr eigentliches Ziel ist der Ort, an dem die toten Lakota ihre letzte Ruhe finden. Kein Weißer aber darf seinen Fuß auf diesen heiligen Boden setzen ...
„Ich hatte einen Traum, fuhr Buffalo Dancer nun fort. Einen Traum von der großen Prärie, in dem ich nur noch die verwesenden Kadaver der großen Büffelherden fand- und mein Volk hungerte. Ich weiß nicht, ob ich selbst das noch erleben werde- aber dieser Tag wird kommen ...“ (2)
„Der letzte Mountain Man“ ist ein wunderschöner, in sich stimmiger Trapperroman. Die Handlung nimmt den Leser von Anfang an gefangen. Die Charaktere sind glaubwürdig und überzeugend dargestellt.

Wallons Western kommt hier ganz ohne erklärendes Vor- und Nachwort aus. Dennoch fühlt der Leser in jeder Zeile historische Authentizität. Auch konkrete Jahreszahlen werden diesmal vom Autor nicht genannt. Aber es gibt genügend Hinweise im Text, die eine zeitliche Einordnung möglich machen.

„Der letzte Mountain Man“ ist ein spannender und melancholischer Western, der mich völlig begeistern konnte.

Die Quellenm des Yellowstone6.2 Die Quellen des Yellowstone
„Ich war nach St. Louis gekommen, um meine Pelze zu verkaufen, endlich wieder einmal andere Weiße zu sehen und mich dann anschließend in einer der zahlreichen Spelunken am Hafen zu betrinken. Wenn man so viele Wochen und Monate allein in der Wildnis am oberen Flusslauf des Missouri verbringt, dann sehnt man sich nach einigen Annehmlichkeiten der Zivilisation. Und das hieß für mich ein gutes Essen, mal wieder ein Dach über dem Kopf und ein heißes Bad in einem der Badehäuser, wo man zahlende Kunden nach allen Mitteln der Kunst so richtig verwöhnte ...“ (3)
Ein Jahr ist vergangen, seit sich Ezekiel Calhoun mit Andy Newman auf dem Gebiet der Lakota niedergelassen hat. Dem jungen Ingenieur gefällt sein neues Leben. Er findet sich schnell zurecht und hat den alten Mountain Man als seinen Lehrer anerkannt. Das Verhältnis zu den Lakota ist sehr gut. Zwischen Hunts-the-Bear und Andy hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt, wenn auch die Sprache der Indianer Newman noch Probleme macht. Er wird sogar zur Büffeljagd eingeladen und macht sich einen Namen als Jäger. Die junge Lakota Morning Sky zeigt Interesse an Andy.

Als alle Feuer fast heruntergebrannt sind und die meisten bereits schlafen, erzählt Calhoun seinem jungen Freund von früher.

IllustrationSeine Gedanken treiben zurück in das Jahr 1822, in den April und nach St. Louis. Dort begann die gefährliche Expedition der Rocky Mountain Fur Company zu den Quellen des Yellowstone, einem noch unerschlossenen Gebiet, reich an Bibern, deren Felle ein Vermögen einbringen konnten.

Er erzählt vom Kampf mit den Assiniboin- und den Arikaree-Indianern, von der Freundschaft mit den Crow und dem täglichen Überleben in der wunderschönen Wildnis. Der Weg zum Yellowstone-Quellgebiet kostet die Mountain Men Jahre. Aber als sie das Gebiet schließlich erreichen, werden sie für alle Strapazen reich belohnt ...
„Bevor wir uns schließlich auf den Rückweg machten, begutachteten wir ein letztes Mal unser Werk und waren zufrieden damit. Schon morgen früh würden wir herausfinden, ob alle Fallen zugeschnappt hatten. Die Jagd hatte begonnen ...“ (4)
Illustration„Die Quellen des Yellowstone“ spiegelt alle Vor- und Nachteile eines historischen Trapperromans wieder. Der Western ist genau auf der historischen Landkarte Nordamerikas und in der Geschichte des Landes verankert. Hinzu kommt ein erklärendes Nachwort. Da bleiben wirklich keine Wünsche offen.

Aber die eigentliche Erzählung ist nur leidlich spannend und wirkt sehr zerstückelt. Die Charaktere, und der Leser begegnet vielen historischen Persönlichkeiten, sind wenig überzeugend und wollen nicht wirklich in Erinnerung bleiben. Selbst Ezekiel Calhoun bleibt eher blass und will nicht recht in den Reigen der anderen Personen passen.

„Die Quellen des Yellowstone“ ist ein zerfaserter Roman, der selten Atmosphäre aufbauen kann. Dazu kommt noch die unsägliche Rahmenhandlung, die sicherlich nachträglich vom Autor in den Western eingefügt wurde und welche die Verbindung zu „Der letzte Mountain Man“ herstellen soll. Die Beschreibungen in diesem Teil des Westerns beschwören, gewollt oder nicht, eine Flut von Bildern aus dem Film „Der mit dem Wolf tanzt“ herauf, die ich hier nur als unpassend empfinde. In meinen Augen hat Alfred Wallon das auch gar nicht nötig. Er ist ein wunderbarer Schriftsteller, dessen Western mich immer wieder begeistern können.

Der letzte Mountain Man„Die Quellen des Yellowstone“ konnte mich nicht überzeugen. Aber der erste Western dieses Doppelbandes „Der letzte Mountain Man“, der auch titelgebend ist, hebt das Buch hervor. Seine Bilder wirken noch lange nach. Auch während des Lesens des zweiten Romans. Und ich freue mich auf weitere Abenteuer des alten Trappers Ezekiel Calhoun, die hoffentlich in dieser Reihe bald folgen werden.

Bibliografie:
Alfred Wallon: Der letzte Mountain Man (Rio Concho 6), historischer Western
Mohlberg Verlag, ISBN: 978-3-942079-16-7, Preis: 14,90€


Quellen:
(1)    Wallon: Der letzte Mountain Man Seite 13
(2)    ebenda Seite 103 / 104
(3)    ebenda Seite 119
(4)    ebenda Seite 180

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