Zwei Kanonen für Seth Grande - »Die Hölle von Manitoba«
Zwei Kanonen für Seth Grande
»Die Hölle von Manitoba«
Produziert wurde die deutsch-spanische Koproduktion 1965 von Artur Brauner, der auch bei den Karl-May-Verfilmungen (wie zuvor schon bei den Edgar-Wallace-Adaptionen) versuchte, Horst Wendlandt nicht allein das Feld zu überlassen. Im Jahr zuvor hatte er deswegen mit „Old Shatterhand“ einen Western mit den Figuren Karl Mays in der vom Publikum liebgewonnenen Besetzung produziert, der allerdings nicht auf einem der Romane Mays basierte. Im Jahr 1968 sollte mit „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ ein weiterer Brauner-Ableger folgen, der dann auch den Endpunkt einer rund zehnjährigen Erfolgsgeschichte markierte. Dazwischen war für das Dreier-Team noch Zeit, mit „Die Hölle von Manitoba“ einen Western zu drehen, der ausnahmsweise mal auf der Vorlage eines anderen Autoren basierte. Jerold Hayden Boyd hatte die zugrundeliegende Novelle verfasst und anschließend auch an der Drehbuchadaption für den Film von Sheldon Reynolds („Sein gefährlichster Auftrag“) mitgewirkt. Rund vier Jahrzehnte später sollte Boyd, der auch als Stierkämpfer und Boxer gearbeitet hatte, mit der Vorlage zu Clint Eastwoods Kritiker- und Publikumserfolg „Million Dollar Baby“ unter dem Pseudonym F.X. Toole noch einmal posthum einem breiteren Publikum bekannt werden.
Zum Jahrestag der Gründung von Glory City soll – wie es die Tradition verlangt – ein Revolverduell in der Stadt ausgetragen werden. Wenige Tage vor dem wichtigen Ereignis werden die Honoratioren der Stadt von Reese (Pierre Brice) auf die Tatsache hingewiesen, dass einer der Teilnehmer gerade erschossen worden ist. Um die angestrebten Feierlichkeiten nicht zu gefährden, bietet sich Reese nun selbst als Kontrahent für den Favoriten an. Er kommt in einem kleinen Hotel unter und merkt schon bald, dass das Städtchen unter der Knute des despotischen Ranchers Jack Villaine (Gérard Tichy) steht. Jade Grande (Marianne Koch) hat sich nur deshalb auf eine Beziehung mit Villaine eingelassen, weil sie damit hofft, ihren Vater Seth Grande (Jorge Rigaud) zu schützen, auf den es Villaine und seine Männer abgesehen haben. Auch Clint Brenner (Lex Barker) ist wegen des anstehenden Revolverduells in die Stadt zurückgekehrt, die er vor acht Jahren als gebrochener Mann verlassen hatte. Genau wie Reese stoßen ihm die unsauberen Methoden Villaines sauer auf, weswegen beide Männer sich auf die Seite Seth Grandes schlagen und im Laufe der Woche zu guten Freunden werden. Keiner der beiden weiß, dass er am Gründungstag mit dem jeweils anderen ein tödliches Duell austragen soll…
Der Zuschauer hingegen weiß schon von Anfang an, dass es am Ende auf dieses Duell zwischen Freunden hinauslaufen wird. Sheldon Reynolds‘ Film gewinnt durch diese Tatsache fraglos seinen größten Reiz und seine größte Spannung. Denn ansonsten schleichen sich im Laufe der Handlung immer mal wieder Längen ein, zumal der Film auf Actionszenen weitgehend verzichtet und außer ein paar Faustkämpfen und kleineren Schießereien in dieser Hinsicht kaum etwas zu bieten hat. Stattdessen versucht Reynolds, seine Figuren tiefer auszuloten, was ihm mit Abstrichen auch gelingt. Für Karl-May-Fans sicherlich von einigem Interesse, zumal die beliebten Darsteller hier gegen ihr sonst übliches Image besetzt sind. Die BluRay-Erstveröffentlichung kann sich aufgrund einer neuen HD-Abtastung wirklich sehen lassen. Die Farben sind kräftig, das Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) scharf und schmutzfrei, sieht man von einigen wenigen nicht entfernten Laufstreifen ab. Der Ton (Deutsch im DTS HD-Master Audio 2.0 und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden. Als Extra hat man lediglich den US-amerikanischen Trailer mit aufgespielt.
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