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Sturm im Hirn – Freemind für Autoren

Das Romanheft, das Universum ... und die Dinge dazwischen - Die Multimedia-KolumneSturm im Hirn - Freemind für Autoren
eine Einführung 

Brainstorming und Mindmapping – neudeutsche Begriffe zur Ideenfindung – sind (viel­leicht nicht ganz zu Unrecht) als Nomenklatur wichtigtuerischer Manager und Dauer-Mee­ting-Hocker identifiziert und als nur fürs Bullshit-Bingo brauchbar abgestempelt. Das stimmt so nicht ganz, denn tatsächlich sind diese Techniken auch zur Unterstützung der Kreativität von Buch- oder Storyautoren (und noch viel mehr) prima nutzbar. 
Demonstrie­ren möchte ich das anhand der Software Freemind. Das kann übrigens jeder sofort nach­vollziehen, denn Freemind ist ein Open Source-Programm und kann somit kostenfrei her­untergeladen und installiert werden – und das auf vielen Betriebssystemen, nicht nur auf dem Primus Windows

Ich werde mich bemühen, nicht zu technisch zu werden – verspro­chen – aber man sollte schon wissen, wie herum man eine Maus halten muss.

freemindlogo.pngFreemind ist eine so genannte Mindmapping-Software. Sie erlaubt es dem Benutzer seine Gedanken und Ideen in ein übersichtliches Schema in einer baumartigen Struktur zu sor­tieren. Das Programm ist in einer Programmiersprache verfaßt, die es – vereinfacht ausge­drückt – ermöglicht, es auf vielen verschiedenen Rechnerplattformen ausführen zu kön­nen, nicht nur Windows, was die Benutzer von beispielsweise Linux und Mac OS freuen dürfte. Dennoch soll nicht verschwiegen werden, dass die Applikation nicht auf allen Platt­formen ohne weiteres in Deutsch zur Verfügung steht, das ist aber nur eine kleine Unbe­quemlichkeit. Weiterhin hatte die von mir für diesen Artikel (neben der Windows-Variante) getestete Linux-Version einige Features nicht, die unter Microsofts Betriebssystem vorhan­den waren.
 
Um Freemind ausführen zu können benötigt man zwingend die Java – Umgebung der Fir­ma Sun in einer Version größer 1.4.0 auf dem Rechner. Auf vielen sollte diese bereits vor­handen sein, für alle anderen füge ich am Ende des Artikels einen Link an.
 
Weniger versierte Windows-Benutzer sollten sich der Einfachheit halber die Installations­datei von Freemind herunterladen, denn dann kümmert sich die Routine in gewohnter Weise darum, das Programm auf die Festplatte zu schaufeln. Benutzer von Linux und Mac kennen sich ohnehin aus, deswegen schreibe ich zu diesen hier nichts. :o)

Ist Freemind installiert, startet man es je nach Gusto und Computer über das Menü, eine Verknüpfung auf dem Desktop oder per Kommandozeile. Es präsentiert sich eine weitest­gehend leere Fläche mit einem Oval in der Mitte. Dieses Oval ist beschriftet mit „New Mindmap“ und ist der zentrale Ausgangspunkt des „Ideenbaumes“ und für unsere weitere Vorgehensweise.
 
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Der Hintergrund ist klar: Am Anfang steht eine grundsätzliche Idee – in diesem Fall zu ei­ner Geschichte – die man mit Leben füllen möchte. Das Oval ist der Ausgangspunkt unse­rer Überlegungen- der zentrale Knoten, von dem der Rest ausgeht. Keine Sorge, das Kon­zept wird gleich klarer.
 
In meinem Beispiel will ich eine Steampunk-Story schreiben, deswegen ändere ich als ers­tes die Beschriftung des Ovals. Hierzu klicke ich es einfach einmal mit der linken Maustas­te an, aus der Ellipse wird ein Rechteck, es erscheint eine Schreibmarke (neudeutsch: Cur­sor) und ich kann die Beschriftung ändern. Da ich zwar eine Idee, aber noch keinen Titel habe, nenne ich die Ausgangsblase erst einmal „Steampunk-Story“.
 
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So, nachdem wir einen Ausgangspunkt geschaffen haben, kann das eigentliche Kartogra­phieren unserer Ideen losgehen. Der jeweils aktive Punkt (hier „Knoten“ genannt )ist grau hinterlegt. Ausgehend vom zentralen Knoten kann man jetzt einen neuen einfügen. Was benötigt man in einer Geschichte? Als grundlegende Versatzstücke könnte man nennen: Charaktere, Orte, Plots und Hintergründe. Wobei natürlich andere oder weitere Grund­punkte möglich sind, aber für unser Beispiel beschränken wir uns mal auf die vier.
 
Fangen wir mit den Charakteren an. Entweder klicken wir mit der rechten Maustaste auf den zentralen Knoten und wählen „Neuer Unterknoten“ oder wir drücken die Einfügen-Taste ([Einf] oder [Ins]). Daraufhin erscheint ein Ast mit einem neuen Subknoten, dem wir einen Namen geben können, in diesem Fall „Charaktere“.
 
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Wie man jetzt weiter vorgeht bleibt jedem selbst überlassen, entweder erstellt man Sub­knoten unter „Charaktere“ (nämlich Ideen für handelnde Figuren) oder man generiert Un­terpunkte für die restlichen Hauptkategorien.
 
Wir haben in aller Regel an dieser Stelle erst eine Grundidee und Freemind soll uns helfen, unsere Ideen zu erweitern und diese auf übersichtliche und inspirierende Art und Weise festzuhalten. Deswegen darf man auch ruhig seinen Ideen freien Lauf lassen; Knoten die sich später als überflüssig erweisen, kann man einfach wieder löschen. Dennoch – auch wenn wir jetzt im Brainstorming „nur“ ein Ideengerüst erstellen, können wir dieses auch später, wenn das Konzept klarer geworden ist, weiter als Übersicht verwenden – und man hat sogar noch ein paar Möglichkeiten mehr, aber dazu später.
 
2008-04-09_213949.jpg Meine Storyidee drehte sich um die Reise eines Ätherschiffes zum Mars. Da kann man erst einmal die handelnden Charaktere in zwei Klassen einteilen: Besatzung und Passagiere. Aus diesem Grund markiere ich den Knoten „Charaktere“ und erstelle einen neuen Sub­knoten namens „Besatzung“. Neue Knoten sind immer automatisch aktiv (grau hinterlegt), ich möchte aber einen weiteren Subknoten unter „Charaktere“ anlegen. Hierfür habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder klicke ich wieder mit rechts auf „Charaktere“ und erstelle über das Kontextmenü einen neuen Knoten, oder ich bewege meinen grauen Hintergrund (der das gerade aktive Element anzeigt) mit den Pfeiltasten durch meinen Baum und füge neue Subknoten mit der [Einf]-Taste ein. Alternativ erstelle ich einen Schwesterknoten (also auf derselben Ebene) mit der [EINGABE]-Taste. Die Vorgehensweise über die Pfeiltasten hat den unschätzbaren Vorteil, dass man ausschließlich mit der Tastatur arbeiten kann, was deutlich schneller vonstatten geht und den kreativen Prozess weniger bremst - zumindest bei mir, passionierte Mausschubser sehen das möglicherweise anders.
 
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Mit den soeben vorgestellten Vorgehensweisen kann man sich nun frisch von der Leber weg und ganz wie die Gedanken sprudeln einen Baum von Ideen erstellen. man geht hier gern nach der Prämisse „vom Groben ins Feine“ vor, muss man aber nicht. Wenn einem eine andere Strukturierung mehr liegt, verwendet man halt diese. Wir wollen schließlich, dass uns diese Technik in unserer Kreativität unterstützt und uns nicht durch enge Vorgaben bremst.
 
Unter Windows kann man die einzelnen Knoten verschieben, indem man den Mauszeiger zwischen Knotenende und „Ast“ platziert, es erscheint dort eine kleine Ellipse und der Mauszeiger verwandelt sich in ein Pfeilkreuz.
 
Ist man – vorerst – fertig, stellt man leicht fest, dass man eine übersichtliche Grundstruk­tur seiner Geschichte (oder seines Romans) vor sich hat, auf der man weitere Ideen auf­bauen kann.
 
Freemind gibt uns jetzt beispielsweise die Möglichkeit, diesen Ideenbaum auszudrucken oder abzuspeichern (wobei man sicherheitshalber ohnehin zwischendurch mal speichern sollte, man weiß ja nie...).
 
Wird einem der Ideenbaum zu unübersichtlich, weil er zu viele Äste entwickelt, dann gibt es dafür eine Lösung: Durch Linksklick auf „Astgabelungen“, also Knoten, hinter denen sich der Baum mehrfach verzweigt, kann man sämtliche Unterpunkte hinter dem an­geklickten Punkt ausblenden (oder „einklappen“).
 
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Ist das schon alles?
 
Nein. Die vollständigen Möglichkeiten dieses mächtigen Programms kann ich hier natürlich nicht vor dem geneigten Leser ausbreiten, das würde den Umfang des Artikels deutlich sprengen. Für eine detaillierte Auflistung der Möglichkeiten und für eine umfassende Anlei­tung sei auf die Webseite des Freemind-Projekts hingewiesen (die findet sich am Ende des Artikels). Auf zwei überaus nützliche Features möchte ich allerdings noch hinweisen:
 
* Icons: Man kann die einzelnen Punkte mit Symbolen versehen, Freemind bringt hierfür eine ganze Reihe davon bereits mit. Beispielsweise könnten in meinem Fall Figuren die man als handlungswichtig einstuft mit einem Ausrufezeichen versehen werden, oder Un­terpunkte, über die man sich noch nicht ganz sicher ist, mit einem Fragezeichen. Auf diese Art und Weise kann man verschiedene Hervorhebungen einrichten.
 
Um einem Knoten ein Symbol hinzuzufügen aktiviert man es (durch Mausklick oder indem man mit den Pfeiltasten hin navigiert) und klickt das gewünschte Icon an, woraufhin es platziert wird. Ganz einfach.
 
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* Verlinken: Mit dieser Funktion verläßt Freemind das reine Mindmapping und wird end­gültig zur Wissenssammlung. Man kann Knoten mit Links versehen. Ein Link ist ein Ver­weis, man kennt das aus dem WWW, in dem von einer Hypertextseite (Webseite) auf eine andere (oder auf eine Datei) „verlinkt“ wird. Nahezu identische Möglichkeiten bietet Free­mind.
 
Man hat nämlich entweder die Möglichkeit, einen Verweis auf eine Datei anzulegen, oder auf eine Seite im Web.
 
In erstem Fall klickt man wieder mit der rechten Maustaste auf einen Knoten, um das Kon­textmenü aufzurufen, wir wählen den Unterpunkt „Knoten“ und ein weiteres Untermenü klappt auf. Hier gibt es die beiden Einträge „Hyperlink (Dateiauswahl)“ und „Hyperlink (Texteingabe)“.
 
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Wählt man den ersten Punkt, öffnet sich ein Dateiauswahlfenster, in dem man – wie der Name schon sagt – eine Datei wählen kann.
 
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Man kann also beispielsweise für jeden Charakter eine Textdatei mit Informationen wie Hintergründen, Fertigkeiten oder Aussehen anlegen und erreicht diese Datei durch die Verlinkung aus Freemind heraus jederzeit mit einem Klick. Sind die Dateityp-Verknüpfun­gen des Betriebssystems korrekt angelegt, öffnet dieses die verlinkte Datei automatisch mit dem zugehörigen Programm; man könnte also auch beispielsweise auf ein Bild verwei­sen und ist durchaus nicht auf Texte beschränkt.
 
Die zweite Möglichkeit, einen Link anzulegen ist die über ein Textfeld.
 
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Diese kann man nutzen, wenn man den Ort an dem sich die zu verlinkende Datei befindet, manuell eingeben möchte (und kann). Das ist insbesondere nützlich, wenn man zum Bei­spiel auf eine Seite im Internet verweisen möchte. Gibt man eine Webadresse ein, wird bei einem Klick auf den Link der Browser geöffnet und diese Seite angezeigt. Das ist dann überaus nützlich, wenn man mit einem Wiki als Wissenssammlung für seine Geschichte(n) arbeitet, denn man kann auf diese Weise direkt auf einzelne Artikel darin linken. Wer nicht weiß, was ein Wiki ist, sollte sich nicht grämen und dem Link zur Erklärung in der Wikipe­dia folgen.
 
Weitere Details zu Wikis gebe ich an dieser Stelle nicht, aber das ist möglicherweise das Thema eines weiteren Artikels.
 
Wer die Kontextmenüs aufmerksam betrachtet, der wird leicht und schnell weitere Möglichkeiten zum Einfügen und Formatieren von Knoten und anderem finden, auf die ich hier nicht weiter eingehe, schließlich handelt es sich bei diesem Artikel ja nur um eine kurze Einführung.

 

Schlußwort
Damit möchte ich diese Betrachtung des und die kurze Einführung in das Open Source-Programms Freemind erst einmal beschließen und hoffe, den Leser auf den Geschmack gebracht zu haben, diese überaus nützliche Software mal auszuprobieren. Probieren kos­tet in diesem Fall nämlich nichts außer einigen Minuten Zeit zum Herunterladen und instal­lieren. Man wird leicht feststellen, dass sich Freemind außer für die beschriebene Anwen­dung auch noch für unzählige andere Einsatzgebiete eignet. Experimentieren erwünscht!
 
Sollten noch Fragen offen sein, so können diese von eingetragenen Benutzern gern über die Kommentarfunktion gestellt werden. Gäste fragen im Forum.

Link zur Freemind-Webseite:
http://freemind.sourceforge.net

Link zur Java VM:
http://www.java.com/de/download/manual.jsp

Diese Anleitung als PDF-Datei zum Herunterladen:
Freemind für Autoren

Die Anleitung hier und im PDF-Format habe ich unter die Creative Commons Lizenz (Version siehe unten) gestellt, sie kann unter Beachtung dieser Lizenz frei weitergegeben werden.


 

Creative Commons-Lizenz: Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Deutschland

Details zur Lizenz findet man, wenn man dem Link folgt. 

 

Kommentare  

#1 Thomas Tippner 2008-04-11 11:14
Danke für diese klasse Aufführung die super Beschreibung!
Ich als Computer"fachmann" habe jetzt nicht einmal Angst das neue System zu testen, da ich sonst immer befürchtet habe, meinen PC kaputt zu machen ,wenn etwas neues aufgespielt wird.
#2 DarkWriter 2008-04-12 18:14
Hallo,

also - Windows ist zwar weit verbreitet, aber Primus ... Da gibt es deutlich bessere Betriebssysteme. Aber gut ...
Freemind scheint in der Tat nicht schlecht zu sein, ich werde es mir mal anschauen. Bisher arbeite ich mit einem Flowchart-Programm, um Abläufe in meinen Romanen darzustellen (Kivio, in KOffice enthalten). Noch ein Tipp für Linux-Benutzer: Es kann sein, dass Freemind in den Paketquellen der jeweiligen Distri enthalten ist. Bei Debian ist dies der Fall, bei Derivaten scheinbar nicht. SuSE weiß ich nicht.

Grüße
#3 Stefan Holzhauer 2008-04-12 19:28
Du wirst nicht ernsthaft in Frage stellen wollen, dass Windows in Sachen Anzahl der Installationen im Heim- und Office-Bereich mit weitem Abstand der Primus ist, oder? Eine Bewertung welches Betriebssystem "besser" oder "schlechter" ist, habe ich damit an keiner Stelle vorgenommen, das erscheint mir auch ein wenig infantil und erinnert an weiland Amiga vs. Atari... :lol:

Auf Debian Etch war Freemind in den Distributionsquellen enthalten, allerdings nicht die aktuelle Version.
#4 DarkWriter 2008-04-15 02:39
Nun ja, in Sachen Masse mag Windows führend sein. Aber Primus wird ja meist "Der Beste" gleichgesetzt, etwa beim "Klassenprimus". Daher mein Einspruch, denn "das Beste" ist Windows nicht. Das meine ich nicht einmal im Sinne von "mein OS ist besser als dein OS", so wie du den Vergleich ziehst. In Punkte Sicherheit und Stabilität ist Windows deutlich anfälliger, das wurde wohl inzwischen hinlänglich bewiesen. :sigh:
Nun ja, das nur nebenbei.
#5 Stefan Holzhauer 2008-04-15 09:29
Du hast geschrieben "bessere Betriebssysteme", nicht ich. Primus heißt wörtlich und sinngemäß "der Erste". Was das mit Freemind zu tun hat, entgeht mir allerdings. :P

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